Was macht Alundra Blayze heute?

Was macht Alundra Blayze heute?

Bildquelle: Miguel Discart from Bruxelles, Belgique [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Geht es um Frauen, die das Frauen-Wrestling in Nordamerika symbolisch sowie sportlich vorangetrieben haben, fallen häufig Namen wie Trish Stratus, Lita, Becky Lynch, Charlotte Flair, Wendi Richter oder Fabulous Moolah. Eine Frau, die historisch etwas zwischen den Epochen zu stehen scheint, ist Debra Ann Miceli, besser bekannt als Alundra Blayze bzw. Madusa. Dabei war gerade sie ein Abbild dessen, was erst rund zwei Jahrzehnte nach ihrer Glanzzeit in der WWF Realität werden sollte: eine ernst zu nehmende Wrestlerin, die im Ring durchaus zu glänzen wusste.

Eine kontroverse Geste, als sie von der WWF zur WCW wechselte, sorgte dafür, dass Alundra Blayze bzw. Madusa rund zwei Jahrzehnte vom Marktführer gebannt wurde. Heute sieht man sie hingegen wieder sporadisch zu nostalgischen Anlässen in der WWE.

Das ist zwar schön, doch nötig hätte Debra Ann Miceli das sicher nicht. Denn sie ist eine viel beschäftigte Frau, wie wir sehen werden.

Fünf Dollar pro Match

Schon früh musste die im italienischen Mailand geborene Debra Ann Miceli auf eigenen Beinen stehen, da sie in unterschiedlichen Waisenheimen in Minneapolis aufwuchs. Sportlich betätigte sie sich in der Gymnastik sowie in der Leichtathletik und begann mit 14, sich ihr erstes Geld in einem Fast-Food-Restaurant zu verdienen, wo sie als Bedienung arbeitete. Als sie 1984 im Alter von 20 Jahren ihre Wrestling-Karriere in Angriff nahm, arbeitet sie zunächst auch noch als Krankenschwester. Das war auch bitter nötig, denn bei ihren ersten Wrestling-Matches kamen gerade einmal fünf Dollar pro Match herum. Und das war auch schon damals nicht viel.

Aufwärts ging es, als sie zwei Jahre später in der AWA (American Wrestling Association) unterkam. Dort avancierte sie gar zur ersten Wrestlerin, die jemals von der Pro Wrestling Illustrated als Rookie (Newcomer) des Jahres geehrt wurde. In einem Turnier gewann sie die AWA World Women's Championship und profilierte sich sowohl als Wrestlerin wie auch als Managerin einiger bekannter Herren wie Curt Henning. Sie und Henning taten sich später mit dem Tag Team Badd Company unter Diamond Dallas Page zusammen, um dessen Diamond Exchange Heel Stable beizutreten.

Fortbildung in Japan und erfolgreicher WWF-Run

1989 Ging es dann nach Japan, wo Miceli zur Ersten jemals unter Vertrag genommene Ausländerin bei All Japan Women's Pro-Wrestling wurde. Was zunächst nur auf sechs Wochen angesetzt gewesen war, wurde so zu einem dreijährigen Run in Japan. Dort lernte Miceli japanisch, eignete sich Aspekte des japanischen Wrestlings an und lernte außerdem Muay Thai, Kickboxen und Boxen. In Japan wurde das Wrestling der Frauen, wie auch bei den Männern, stets als valider sportlicher Wettstreit präsentiert, wodurch die Gangart im Ring härter war und auf viele Nonsens Moves verzichtete. Die Zeit in Japan war dadurch nicht zuletzt eine der Phasen, in denen Madusa Miceli (wie sie dort genannt wurde) technisch ernsthaft zulegte.

Dies kam ihr in den USA zugute. Nach einem Run in der WCW, wo sie meist als Valet außerhalb des Rings zum Einsatz kam, schlug ihre Stunde in der WWF. Sie debütierte dort 1993 als Alundra Blayze, um der wiedereingeführten WWF Women‘s Championship neues Leben einzuhauchen. In einem Ausscheidungsturnier setzte sie sich durch und sollte das Gold insgesamt noch zwei weitere Male halten. Rivalitäten mit Bertha Faye (auch bekannt als Rhonda Sing) und vor allem mit Bull Nakano sowie die Einsatzbereitschaft aller drei Beteiligten im Ring sorgten dafür, dass die ehemals obskure WWF Women‘s Championship es gar wieder auf PPV Cards schaffte.

 

 

Unrühmlicher Abgang und Abkehr vom Wrestling

Was Alundra Blayze im Ring mit den richtigen Gegnerinnen anfangen konnte, brauchte sich kein Stück vor dem zu verstecken, was einige der besten WWE Wrestlerinnen heute im Ring fabrizieren. Allerdings war Alundra Blayze eher eine Attraktion. Denn eine wirkliche Frauen-Division, wie heute, gab es damals schlicht und ergreifend nicht. Dadurch waren die prominenten Auftritte von Alundra Blayze recht sporadisch. 1995 ging es finanziell in schwieriges Fahrwasser für die WWF. Alundra Blayze fiel einem Roster-Cut zum Opfer und wurde entlassen. Die WWF Women‘s Championship wurde bis 1998 ausgesetzt.

Allerdings war Alundra Blayze immer noch im Besitz des Titels. Als sie plötzlich mit diesem Gürtel bei WCW Monday Nitro erschien und ihn öffentlichkeitswirksam in der Mülltonne versenkte, brachte ihr das einen Bann vonseiten der WWE ein, der 20 Jahre lang bestand behalten sollte! In der WCW wrestelte sie wieder als Madusa (was für Made in USA stand). Ferner machte sie sich hinter den Kulissen als Trainerin für aufstrebende Wrestlerinnen verdient. Allerdings missfiel ihr die Richtung, in die sich das Frauen-Wrestling zu jener Zeit entwickelte. So traten die Damen immer freizügiger auf und es erinnerte eher an spärlich bekleidete Zicken-Kämpfe. Eine Richtung, die Madusa irgendwann nicht mehr gewillt war mitzugehen. Sie wandte sich nach dem Niedergang der WCW vom Wrestling ab.

Von der Wrestlerin zur Monster Truck Fahrerin

Miceli ging die Arbeit jedoch nicht aus. 2004 war sie Kommentatorin bei Bootsrennen. Außerdem besitzt sie bis heute einen Laden für Haustierbedarf in Florida namens Koolkats and Hotdogs. Am bemerkenswertesten war aber wohl ihre Karriere als Monster Truck Fahrerin. 2001 begann sie, in Freistil-Wettbewerben im Monster Truck zu gewinnen. Als Madusa gewann sie 2004 und 2005 die Monster Jam World Finals, den höchsten Wettbewerb im Monster Truck! Sie war die erste Frau, der dies je gelang! Auch hier war sie also eine Pionierin. 2005 war sie außerdem die einzige weibliche Teilnehmerin im “Super Bowl des Motorsports“. Seit 2008 ist sie Vize-Präsidentin der Major League of Monster Trucks.

Alundra Blayze war zwischen zwei sehr unterschiedlichen Phasen des Frauen-Wrestlings Mitte der 90er die wohl einzige wirkliche Fackelträgerin des Frauen-Wrestlings in den USA. Ihre Arbeit im Ring wirkte dabei fast wie ein Blick in die Zukunft. Eine der bedeutendsten Frauen des Wrestlings, was mit ihrer Einführung in die WWE Hall of Fame 2015 auch endlich gewürdigt wurde. Seither lässt sich Miceli auch wieder öfters im Ring blicken. Wenn auch eher als Gast oder aber auch als On-Air Autoritätsfigur der japanischen Frauenliga Stardom.


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