Trish Stratus – Verkörperung einer Evolution

Was macht Trish Stratus heute?

Bildquelle: Supercon Conventions [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Um die Jahrtausendwende herum war die WWF (heute WWE) in der tiefsten Attitude Ära, was die kommerziell wohl erfolgreichste Phase der Promotion (neben den goldenen 80ern) darstellte. Während dieser Zeit wurden etliche Entwicklungen vollzogen bzw. eingeleitet, die das Wrestling heute noch prägen. Seien es diverse Gimmick-Matches, Anspielungen auf das Geschehen hinter den Kulissen, der monatliche PPV-Plan, Hardcore-Matches und vieles mehr.

Das Frauen-Wrestling stagnierte demgegenüber eher. Waren mit Damen wie Alundra Blayze, Bull Nakano und Bertha Faye (auch bekannt als Rhonda Sing) bereits Lichtblicke in den 90ern zustande gekommen, die zeigten, dass auch gut trainierte Frauen im Ring liefern konnten, so stellte die Attitude Ära zunächst eine volle Kehrtwende dar. So wurden Frauen nicht wieder nur im Wesentlichen zu Valets (im Grunde genommen Managerinnen) reduziert.

Gemäß der pubertierenden Zielgruppe wurde das Ganze auch noch maximal sexualisiert. So waren die meisten Damen nichts weiter als schmückendes Beiwerk, das gut auszusehen und mit dem Hintern oder den Brüsten zu wackeln hatte. Auseinandersetzungen im Ring wurden meist in „Bra- and Panty-Matches“ oder buchstäblich beim Schlamm-Catchen geregelt. Ein absoluter Schlag ins Gesicht für Pionierinnen wie Alundra Blayze. Doch dann kam eine Trish Stratus daher, die es nicht bei dieser ihr zugewiesenen Rolle belassen wollte. Sie vollzog sinnbildlich einen Wandel, der das Frauen-Wrestling insgesamt gehörig umstülpen und wieder auf Kurs bringen sollte.

Anfänge als Valet

Patricia Anne Stratigeas ist eine Kanadierin mit griechischen Wurzeln. Sie studierte zunächst Biologie und Kinesiologie an der York Universität in Toronto, wo sie sich auch sportlich als Fußballerin und im Feldhockey betätigte. Ein Streik der Fakultät sorgte dafür, dass sie sich umorientieren musste. Sie jobbte zunächst in einem Gym, wo Fotografen für ein Fitnessmagazin auf sie aufmerksam wurden. Dies legte den Grundstein für eine Karriere als Fitness-Model, was wiederum die Augen der WWF auf sie zog, die ihr 1999 einen mehrjährigen Vertrag anbot. Da Patricia seit Kindertagen ein Fan von Hulk Hogan und Co. gewesen war, unterschrieb sie.

Von Anfang an erhielt sie den Namen Trish Stratus. Ganz im Sinne der damaligen Zeit debütierte sie als Valet für das Tag Team T&A (bestehend aus Test und Albert). Eine Doppeldeutigkeit, die auf den amerikanischen Slang „Titten und Arsch“ andeutete. Entsprechend gab sich Trish Stratus auch. Allerdings zeigte sie vom Start weg an eine klare Bereitschaft, auch Bumps hinzunehmen, die so manche Kollegin aus der damaligen Zeit wohl eher abgelehnt hätte. So ließ sie sich unter anderem von den Dudleys beispielsweise bereits früh in ihrer Karriere mittels 3-D Tag Team Manöver durch einen Tisch donnern.

Degradierende Storyline wird zur Basis für den Faceturn

Trish Stratus war zunächst ein Heel und trat in erster Linie als Managerin für diverse Midcarder wie T&A sowie Val Venis auf. Auftritte im Ring kamen zwar vor, waren aber selten. Meist waren diese eher als „sexy“ Attraktionen angelegt, bei denen es weniger um technische Schauwerte ging. Trish Stratus wurde schließlich gar zur Liebschaft von Vince McMahon selbst gebucht. Dieser drohte seiner Frau, Linda McMahon, mit der Scheidung und begann eine Kayfabe-Affäre mit Trish Stratus. Diese zog wiederum den Zorn der Tochter Stephanie McMahon auf sich.

 

 

Allerdings erwies sich im Laufe der Fehde, dass Vince McMahon nur mit Trish herumgespielt hatte. Bei einem Mixed Tag Team Match hinterging er sie und sie wurde fortan nur noch von ihm gedemütigt, indem er sie bellen ließ wie einen Hund und sie auch sonst instruierte, sich zu entwürdigen. Dies rächte sich bei WrestleMania 17, wo Trish Stratus Vince McMahon während dessen Match gegen Sohn Shane eine verpasste und somit zum Babyface wurde.

Entwicklung im Ring bringt Sympathien der Fans

Von da an trat Trish Stratus regelmäßig als einer der zunehmend beliebtesten WWE Wrestlerinnen auf. Immer mehr streifte sie die Rolle des Valets ab und wurde zur ernst zu nehmenden Wrestlerin. Und das, lange bevor Frauen wie Charlotte Flair, Becky Lynch oder Paige WWE-Verantwortliche dazu bewogen, dem Frauen-Wrestling mehr Raum zu geben. Trish Stratus kämpfte an der Seite von und gegen einige bedeutende Weggefährtinnen, von denen nicht wenige selber neue Maßstäbe im Ring setzten und dem Bra- & Panties-Unsinn zunehmend den Rücken kehrten.

Lita, Victoria, Gail Kim, Molly Holly und Mickie James sollten zu den definierenden Rivalinnen von Trish Stratus werden. Dabei gilt insbesondere das WrestleMania 22 Match gegen Mickie James als einer der Klassiker des Frauen-Wrestlings (auch wenn ein vermasseltes Finish das bis dahin sehr gute Match ein wenig herunterzog). Es war auch die bis dahin wohl relevanteste Fehde im Frauen-Wrestling der WWE, da diese sich für den Aufbau der Fehde neun Monate Zeit nahm. Mickie James war zunächst als fanatischer Fan an der Seite von Trish Stratus gewesen und hatte sich mit ihr zusammengetan. Jedoch wurde sie dabei immer debiler und zeigte Zuneigungen, die schon obsessiv waren, woraufhin Trish Stratus sich distanzierte. Mickie James nahm dies nicht hin und wurde schließlich zur gemeingefährlichen Stalkerin. Dies mündete im besagten Referenz-Match bei WrestleMania 22.

Eine der erfolgreichsten Frauen in der WWE

Trish Stratus Vollzeit-Karriere bei der WWF bzw. WWE währte letztlich nur sieben Jahre. Doch in dieser Zeit bewegte sie viel. Ihre Bereitschaft, auch den wildesten Schmarrn mitzumachen und sich durch Tische zimmern zu lassen, brachte ihr früh den Respekt der Fans ein. Vor allem aber war es ihr Wille, sich im Ring konsequent weiterzuentwickeln und mehr sein zu wollen als nur schmückendes Beiwerk. Zwar war sie nicht die einzige WWE Diva jener Zeit, die sich als Wrestlerin profilieren konnte. Jedoch startete sie als absolute Nicht-Wrestlerin und war in eine entsprechende Ecke gedrängt. Gemessen daran nahm sie eine unglaubliche Entwicklung.

Die WWE ernannte sie später zur Diva des Jahrzehnts, was vor allem an ihrem Rekord von sieben WWE Women‘s Championship (alter Titel) Regentschaften lag. 2013 kam Trish Stratus in die WWE Hall of Fame und stellte abermals einen Rekord als das jüngste Mitglied dieser virtuellen Ruhmeshalle auf. Heute betreibt Trish Stratus ein Yoga-Studio, ist des Öfteren im kanadischen Fernsehen zu sehen, wo sie eigene Show-Formate pflegte und lässt sich gelegentlich zu Teilzeit-Auftritten bei der WWE hinreißen.


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