Was macht Bull Nakano heute?

Was macht Bull Nakano heute?

Bildquelle: 2for6 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die WWE brüstet sich heute gerne damit, den WWE Wrestlerinnen vor Kurzem avantgardistisch eine Chance auf den Main Event gegeben zu haben. Mit Blick auf den amerikanischen Mainstream Wrestling Markt, mag das so sein. Doch in Japan war man der WWE da um über 30 Jahre voraus. Denn dort füllten die Frauen als aktive Wrestlerinnen schon inmitten der 80er Jahre Arenen. Mittendrin: eine talentierte, junge Debütantin, die als Bull Nakano Geschichte schreiben sollte. Als Heel und Schülerin von Dump Matsumuto wurde Bull Nakano in eine Fehde verwickelt, die in Japan Riesenquoten brachte.

In unserer westlichen Hemisphäre ist Bull Nakano vor allem durch ihre Fehde mit Alundra Blayze in der WWF in Erinnerung geblieben. Lange bevor Frauen eine prominente Rolle in der WWE spielen sollten, brannten diese beiden dort bereits Feuerwerke ab. Wobei insbesondere Bull Nakano so hart zulangte, wie sonst die Kerle und einen beeindruckenden, einprägsamen Look mitbrachte. Die Tatsache, dass sie überall auf der Welt Titelerfolge feiern konnte, machte sie zur Pionierin sowie zur Legende gleichermaßen.

Debüt mit 15 - erster Titel mit 16

Im zarten Alter von gerade einmal 15 Jahren debütierte Bull Nakano in der AJW. Die AJW war die bislang wohl weltweit dominanteste reine Frauen Wrestling Promotion, die es jemals gegeben hat! Dort avancierte Bull Nakano rasch zu einer Heel-Wrestlerin und tat sich mit Dump Matsumuto zusammen. Ihren ersten Titel erstritt Bull Nakano nur ein Jahr später, als sie sich die AJW Junior Championship sicherte. Gemeinsam mit Dump Matsumuto sicherte sie sich 1986 außerdem die Tag Team Gürtel der Promotion, die sie noch zwei weitere Male mit unterschiedlichen Partnerinnen gewinnen sollte.

Mit Dump Matsumuto formte Bull Nakano die Heel Fraktion Gokuaku Domei. Ihre Fehde mit den immens populären Crush Gals (Chigusa Nagayo und Lioness Asuka) gehörte zum erfolgreichsten Wrestling-Programm der 80er Jahre und toppte in Japan alle Quoten der Männer! Und das wohlgemerkt zu einer Zeit, als mit Jumbo Tsuruta, Tiger Mask, Riki Choshu, Tatsumi Fujinami und Genichiro Tenryu genug männlich Stars unterwegs waren. Und auch die beiden zuvor prägenden Ikonen, Antonio Inoki und Giant Baba gehörten noch nicht ganz zum alten Eisen. Es war durchaus eine goldene Zeit für das japanische Wrestling (Puroresu). Und doch war es eine Wrestling-Fehde rein unter Frauen, in einer Frauen-Promotion, die das größte Publikum an die Bildschirme band. So kam AJW zu einem Primetime Spot im japanischen Fernsehen! Etwas, was zuvor nicht denkbar gewesen wäre!

Bull Nakano macht sich international einen Namen

Bull Nakano avancierte nach dem Karriereende von Dump Matsumuto zum Bösewicht Nummer eins in der AJW und sicherte sich dort Titel und Turniersiege. Zeit ihrer Karriere blieb sie eine der bekanntesten Wrestlerinnen in Japan und lieferte sich Matches und Fehden mit anderen Stars ihrer Zeit. Darunter vor allem Manami Toyota und Aja Kong. Unvergessen ist bis heute, wie Bull Nakano in einem Käfig-Match gegen Aja Kong die Kante des sehr hohen Käfigs erklomm und von dort aus einen Diving Leg Drop gegen die am Boden liegende Aja Kong zeigte!

Doch auch international machte Bull Nakano Wellen. So wurde sie in einem Battle Royal mit zwölf Teilnehmerinnen zur ersten Frauen-Championesse der mexikanischen Traditionsliga CMLL. Vor allem startete sie 1994 eine Fehde gegen Alundra Blayze in der WWF, die dort zwar eine durchaus fähige Wrestlerin war, aber selten Gegnerinnen hatte, mit denen sie auf prominenter Bühne arbeiten konnte. Das änderte sich, als Bull Nakano rüberkam. Noch heute preist Alundra Blayze ihre Matches mit Bull Nakano als einige ihrer besten an. Mit Blick auf das, was anschließend in der WWF kommen sollte, waren die beiden der Zeit dort definitiv um Jahrzehnte voraus!

 

 

Auftritt vor Rekord-Publikum

Im Rahmen dieser Fehde konnte sich Bull Nakano auch den WWF Women‘s Titel sichern. Und zwar bei einer großen Co-Promotion in Japan, bei der etliche japanische Frauen-Ligen mitwirkten: Dem “Big Egg Wrestling Universe“ im Tokio Dome. Eine Show, die laut einigen Beobachtern bis zu über 40.000 Live-Zuschauer zog. Es war dies jedoch eines der letzten großen Hurras für das Frauen-Wrestling in Japan. Anschließend ging es dort mit Wrestling insgesamt bergab. Dies hatte mehrere Gründe, die zu beschreiben an dieser Stelle zu weit führen würden.

Bull Nakano verlor den Titel später bei einer RAW-Ausgabe an Alundra Blayze. Zwar hatte die WWF noch weitere Pläne für sie, wurden jedoch prompt gestrichen, als Bull Nakano der Besitz von Kokain nachgewiesen wurde. Anschließend ging Bull Nakano nach Japan zurück und wurde dort im Rahmen einer NJPW-Show abermals Bestandteil der Wrestling-Geschichte. Denn New Japan veranstaltete 1995 in Pjöngjang, Nordkorea die Wrestling-Show mit dem bis heute größten Live-Publikum überhaupt: 150.000 Zuschauer waren vor Ort! Auch Bull Nakano war mit einem siegreichen Match dabei.

Ruhestand und anschließende Aktivitäten

Später kehrte Bull Nakano noch einmal kurz zur WCW zurück, wo sie es abermals mit Alundra Blayze, die nun als Madusa unterwegs war, zu tun bekam. 1997 beendete sie jedoch ihre aktive Karriere aufgrund der zahlreichen Verletzungen, die ihren Tribut forderten. Allerdings verbrachte sie die Zeit seither keineswegs inaktiv. So baute sie gezielt viel der Masse ab, die sie sich kalkuliert als Wrestlerin zugezogen hatte (um ihre finstere Rolle besser spielen zu können) und verkaufte ihre erfolgreiche Diät in Buchform äußerst erfolgreich an die japanische Öffentlichkeit. Ferner versuchte sie sich als professionelle Golferin und eröffnete ein Restaurant. Ab 2012 kehrte sie sporadisch in den Ring zurück, aber eher für Nostalgie-Auftritte.

Bull Nakano gilt unter Fans von Frauen Wrestling heute nach wie vor als eine der einprägsamsten Erscheinungen im Ring. Ein Brett von einer knallharten Wrestlerin, doch durchaus technisch begabt war und mit einer Präsenz, die man so schnell nicht vergisst. Selbst Y-Chromosom Loyalisten, die mit Frauen-Wrestling nichts am Hut haben, haben nichts wirklich Schlechtes über Bull Nakano zu sagen.


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