Vasiliy Lomachenko knackt Luke Campell - Punktsieg und Weltmeister dreier Verbände

Luke Campbell unterliegt Vasiliy Lomachenko

Bildquelle: ale CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Zum Abschluss des Box-Monats August gab es noch einmal einen dicken Kampfabend aus England. Kein Geringerer als Vasiliy Lomachenko reiste an, um sich hier mit einem von Englands Besten, Luke Campbell, zu messen. In Nebenrollen gab es außerdem Alexander Povetkin und den englischen WBC-Boxweltmeister im Fliegengewicht, Charlie Edwards, zu sehen.

Die Veranstaltung ging wieder einmal im Box-Mekka der Neuzeit, der O2 Arena in London, über die Bühne. Wie komisch das jedoch klingt? Vermisst sonst noch jemand die Zeiten, als Orte noch nach ihrer Lokalität und nicht nach Telefonanbietern benannt waren? Ach ja, dieser Bericht wird Ihnen übrigens von Sport-90 präsentiert!

Kampf um WBC-Krone endet im No Contest

Auf der Undercard gab es unter anderem Charlie Edwards (15-1) gegen Julio Martinez (14-1) zu sehen. Ein Kampf um die WBC-Boxweltmeisterschaft im Fliegengewicht. Er endete kontrovers in der Dritten. Ehedem verwaltete der längere Edwards seinen Reichweitenvorteil und arbeitete viel von außen mit dem Jab. Allerdings fand der Mexikaner immer wieder Gelegenheiten, nach vorne zu stürmen und wilde Kombinationen zu schlagen. Wohl aber zu sporadisch, um wirklich die Punktrichter in der Fremde für sich zu gewinnen. Dennoch verlangte er dem Titelverteidiger aus England hier genug ab, dass dieser aufmerksam bleiben musste. Das wurde in der dritten Runde grausige Gewissheit, als ein wütender Ansturm des Mexikaners, der sich eben nicht dauerhaft vom Jab beeindrucken ließ, den Champion zu Boden schickte. Oder genauer gesagt aufs Knie. Denn nach einigen Körpertreffern inmitten dieser Kombination musste Edwards aufs Knie gehen.

Allerdings feuerte Martinez noch einen weiteren Schlag in die Flanke ab, als Edwards bereits kniete. Eben dieser Treffer war jener, von dem Edwards sich nicht mehr erholen konnte. Nach einigem Hin und Her wurde Kampf als No Contest (keine Wertung) beurteilt. Diese Entscheidung war völlig vertretbar. Martinez schlug hier viel zu spät und dieser abermalige Körpertreffer machte es Edwards unmöglich, sich binnen der knappen Frist zu erholen. Somit war dieser illegale Schlag kampfentscheidend gewesen. Dumm von Martinez! Er hatte seinen Mann hier klar in ärgster Bedrängnis und sich somit letztlich selbst um den wahrscheinlichen Sieg gebracht.

Glanzloser Auftritt vom kleinen Fury

Ebenfalls auf dem Menü stand ein Kampf im Boxen Schwergewicht: Hughie Fury (23-2) gegen den ehemaligen Boxweltmeister Alexander Povetkin (34-2). Ein Kampf angesetzt auf zwölf Runden. Hughie Fury seines Zeichens der Cousin von Tyson Fury. Povetkin zweifelsohne der namhafteste Gegner, auf den er bis hier hin je getroffen war. Seinem berühmteren Cousin nicht unähnlich, setzte auch Hughie Fury auf rastlose Oberkörper-Finten und viel Bewegung auf der Außenbahn. Povetkin setzte darauf, schnell zu überbrücken und mit weiten Haken den Kopf des Gegners zu suchen. Zunächst gelang es Fury, diese Anstürme zu vermeiden, indem er Povetkin einschnürte, sobald er ihm zu nahe kam. Allerdings war der Jab von Hughie Fury nicht sehr effektiv, auch wenn er ihn oft abfeuerte. Überdies hatte Fury die Neigung, sich bisweilen überstürzt in die Seile zurückzuziehen.

Die augenscheinlicheren Treffer waren quasi über den gesamten Kampfverlauf bei Povetkin. Fury hatte zwar zunächst das Volumen auf seiner Seite, aber es schien wenig zwingend. Ab Mitte des Kampfes nahm dann auch die Frequenz ab, mit der Hughie Fury seinen ohnehin nicht sonderlich wirkungsvollen Jab abfeuerte. Povetkin war, trotz eines Altersvorsprungs von 14 Lenzen hier über die gesamte Distanz der Aggressor. An der Konstellation, dass die Bootleg Version aus dem Hause Fury sich im Wesentlichen aufs Klammern oder aufs Weit-Wegstehen beschränkte, änderte sich im gesamten Kampfverlauf nichts. Das folgerichtige Punkturteil sah Povetkin zu Recht einstimmig vorne.

Zwei Olympioniken unter sich

Zu guter Letzt kam natürlich der große Kampf im Boxen Leichtgewicht: Vasiliy Lomachenko (13-1) gegen Luke Campbell (20-2). Lomachenko nach Auffassung einiger Experten der wohl derzeit Beste über alle Boxen Gewichtsklassen hinweg. So hatte er nicht nur eine glänzende Amateurkarriere, gekrönt Olympia-Gold. Lomachenko hatte auch nur zwölf Profikämpfe gebraucht, um in drei unterschiedlichen Gewichtsklassen Boxweltmeister zu werden! Doch mit Luke Campbell stand ihm ein Mann gegenüber, der selber auch ein hochdekorierter Amateur von olympischem Kaliber war – einschließlich Goldmedaille.

 

 

Lomachenko trat als Verteidiger der WBA- und WBO-Titel im Boxen Leichtgewicht auf. Campbell schmiss seinen entsprechenden WBC-Titel in den Pot. Eine Gelegenheit, die sich auch ein gewisser Vladimir Klitschko nicht als Zuschauer beim Boxen Live vor Ort entgehen lassen wollte! Auch er sah eine extrem verhaltene erste Runde. Campbell hatte sich augenscheinlich aufs Kontern eingestellt. Doch Lomachenko trat hier zunächst nur taktierend auf und nahm sich seine liebe Zeit, die Reichweite zu ertasten. Dementsprechend Campbell in dieser verhaltenen Runde mit mehr Anteilen. Die nächste Runde dann mit Vorteilen für Lomachenko, der den Vorwärtsgang einlegte, ohne jedoch zu dominieren. Technisch war es bis dahin der zu erwartende Leckerbissen!

Lomachenko mit souveräner Vorstellung gegen einen schweren Gegner

In Runde drei landete "Loma" seine bis dahin klarsten Treffer, die bei Campbell temporär Wirkung zeigten. Er übte wahnsinnigen Druck aus, indem er vor seinem Mann hin und her pendelte und abwinkelte. Campbell kämpfte zwar nicht schlecht mit, musste aber aufpassen, Lomachenko hier nicht ungestraft und somit munter werden zu lassen. In Runde vier legten beide noch einmal einen Zahn zu. Jedoch blieb die offensive Initiative eher bei Lomachenko. Allerdings zeigte auch Campbell hier seine klasse, indem er nur wenig ungesühnt ließ. Doch die deutlicheren, augenscheinlich härteren Treffer waren weiterhin bei Lomachenko.

Je länger der Kampf ging, umso mehr traten die Vorteile von Lomachenko zutage. Campbell hatte ständig den Finger am Abzug und schlug dadurch viele Luftlöcher. Lomachenko blieb stets in alle Richtungen ein bewegliches Ziel. Allerdings wurde es in Runde sieben laut, als Lomachenko in einen linken Konter-Haken von Campbell lief. Sein deutlichster Treffer bis dahin. Lomachenko war jedoch sofort beschäftigt, sich dies zurückzuholen und zwang Campbell an die Seile, wo er ihm schwer zusetzte! Die Fans voll dabei! Eine Stimmung, die nun vollends in den Ring überschwappte! Denn Runde acht gestaltete sich als die wohl intensivste Runde bis dahin. Beide mit guten Treffern! Campbell stellte hier ein klasse Kinn unter Beweis, traf nun aber bei Kontern auch häufiger. Lomachenko hielt dem seine blitzschnelle Führhand und seinen unermüdlichen, offensiven Bewegungsdrang entgegen.

Scheinbar hatte Campbell diese intensive Runde besser weggesteckt. Er erstmals mit mehr Output in dieser Runde. Ferner blieb er den Körpertreffern treu, die er auch zuvor schon immer wieder mal unterbringen konnte. Zahlten sie etwa langsam Dividende aus? In Runde zehn kam Lomachenko jedoch wieder vermehrt nach vorne und sicherte sich die Mehrzahl der Treffer. Wie Ebbe und Flut, gaben sich die beiden die Klinke in die Hand, attackierten und verteidigten im Wechsel. Ein klasse Kampf! Allerdings war Lomachenko hier nach Punkten wohl deutlich vorne. Campbell in den letzten beiden Runden in der Pflicht! Allerdings war es Campbell, der in der Elften aufs Knie musste, als ihn eine weiter wütende Kombination von Lomachenko nahe des Seils herunter zwang. Nun hieß es: „Alles oder Nichts!“ aus Sicht des Engländers. Doch hatte er nicht mehr die Tinte im Füller. Er überlebt Runde zwölf noch in ärgster Bedrängnis, musste dann aber ein klares Punkturteil gegen sich hinnehmen.


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