Tyson Fury vs. Tom Schwarz - Der Gipsy King wird Schwarz nicht unterschätzen

Tyson Fury im Interview mit CNN World Sport

Bildquelle: CNN World Sport via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Im Interview mit CNN gab Tyson Fury einige interessante Einblicke über seinen nächsten Gegner im Boxen Schwergewicht, Tom Schwarz. Für deutsche Boxfans wird es der erste Kampf an der kommerziellen Leistungsspitze im Boxen Schwergewicht seit gefühlten Ewigkeiten sein, bei dem ein deutscher Boxer teilnimmt. Wenn auch, so das scheinbar einhellige Urteil, als klarer Außenseiter.

Ferner adressierte Tyson Fury den Umgang mit seinen psychischen Problemen, die ihn phasenweise vom Boxsport weggeführt hatten. Außerdem wurde nicht nur die nun kommende Aufgabe sowie auch die Risiken beleuchtet, die ein Kampf gegen einen internationalen No-Name wie Tom Schwarz mit sich bringen.

 

Das Ganze natürlich frisch im Lichte von Anthony Joshuas Niederlage gegen den Ersatzgegner Andy Ruiz Jr., der nun als erster mexikanisch stämmiger Schwergewichts Champion im Boxen mit gleich drei Gürteln in die Geschichte eingegangen ist und zum neuen Wildcard Faktor im Schwergewicht wurde.

Ein nächster Gegner, wie jeder andere auch

Tyson Fury stellte klar, dass seine volle Aufmerksamkeit immer seinem nächsten Gegner gehöre und dass er nicht an Tom Schwarz vorbeischauen würde. Böse Zungen könnten dies als kleinen Seitenhieb auf seinen Landsmann Anthony Joshua verstehen, der nach seiner klaren Niederlage im Madison Square Garden kritisiert worden war, Ruiz Jr. nur als weitere Treppenstufe auf dem Weg nach oben gesehen zu haben.

So hatte Joshua in seinem Kampf behäbig gewirkt und die Hände von Ruiz nicht respektiert, als er sich in der Dritten verhängnisvoll auf einen Schlagabtausch mit dem Mexikaner eingelassen hatte. Überdies hatte Ruiz pikanterweise im Vorfeld selbst gesagt, dass er von allen amtierenden Schwergewichts-Champions am liebsten gegen Joshua kämpfen würde. Ein Signal, das von Joshua scheinbar nicht ernst genommen wurde.

Fury hingegen will einen solchen Fehler nicht machen. Für ihn sei Tom Schwarz der nächste Gegner und somit das Zentrum seiner Vorbereitungen. Fury dazu: „Trainiere hart, esse gut, kämpfe gut. Wir können nur als Menschen unser Bestes geben. Es gibt nicht viel, was wir sonst tun können. Wenn wir eines Nachts auf einen besseren Mann treffen, dann alle Hochachtung und schüttel ihm die Hand." Erstaunlich handzahme Worte von einem Mann, der unter den momentanen Königen im Boxen Schwergewicht für seine Schlagfertigkeit außerhalb des Rings bekannter ist als für jene zwischen den Seilen. Auch für ihn war der überraschende Sieg von Andy Ruiz Jr. wohl eine Erinnerung daran, dass man sich im Boxen (insbesondere bei den schweren Jungs) seiner Sache nicht zu sicher sein darf.

Rematch, Rematch, Rematch

Es ist eine sonderbare Melange aus Risikofreude und Schadensbegrenzung, die derzeit die großen Kassenschlager im Boxen umzutreiben scheint. So erhofft man sich wahlweise die besten Zahltage oder taktisch sinnvollsten Kämpfe in Form von Rückkämpfen. Gennady Golovkin will ein drittes Mal gegen Canelo Alvarez ran. Anthony Joshua soll gerüchteweise im Winter 2019 sein Rematch gegen Andy Ruiz Jr. bekommen. Dass es einen Rückkampf zwischen Fury und Wilder geben wird, gilt quasi als sicher. Doch würden auch beide gerne gegen Joshua kämpfen – auch wenn dessen Marktwert letzthin ein wenig gelitten hat. Und dann wollen wir nicht vergessen, dass auch Dillian Whyte mittlerweile wieder zu einem Faktor wird.

 

 

Wie passt Tom Schwarz da rein? Im Grunde genommen ist er, so wie der Deutsch-Italiener Francesco Pianeta vor ihm, wenig mehr als ein Aufwärmgegner für Fury, ehe es wieder an den nächsten Zahltag geht. Ein Gegner mit einer imposanten Kampfbilanz, den man mühelos präsentieren kann. Ungeschlagen, jung und mit anständiger KO-Rate (67 %). Allerdings hat Schwarz noch nicht einmal annähernd auf dem Level gekämpft, auf dem Fury seit Jahren unterwegs ist. Da darf es überhaupt kein Vertun geben!

Schwarz ist ein klarer Aufbaugegner

Das hier ist keine Ruiz-Joshua-Situation. Ruiz hatte vorher schon auf einem hohen Level gekämpft und brachte überdies einige stilistische Eigenheiten mit, die für Joshua durchaus nicht unbedenklich waren. Im Vorfeld des Kampfes hatten sogar schon einige Stimmen gesagt, dass Ruiz Jr. (als Ersatz für Darrell Miller) eigentlich der undankbarere Gegner war. Eine solche Konstellation ist hier nicht gegeben! Gerade gegen einen so taktischen Boxer wie Tyson Fury, dem es nichts ausmacht, seine Kämpfe ungleich langweiliger als seine Pressekonferenzen zu gestalten, steht Tom schwarz stilistisch eher schlecht dar.

Ganz ehrlich .... hier sehe ich einfach nur schwarz für Schwarz. Er ist ganz klar ein handverlesener Gegner für Fury. Fury versteht es, Kämpfe langweilig zu machen, das Ganze mit selbstbewussten Meidbewegungen zu übertünchen und dann mit seinem Jab Runden zu klauen. Bei dem, was ich bisher von Schwarz gesehen habe, glaube ich nicht, dass er den Ring-IQ hat, um solchen Taktiken das Wasser abzugraben.

Insbesondere weil er dazu neigt, seinen Gegnern im Ring zu folgen. Eine Angewohnheit wie gemacht für einen effektiven Jabber wie Fury. Selbst der Trainer von Tom Schwarz ging im MDR Interview davon aus, dass nur ein Sieg via KO realistisch wäre. Aber den hat auch ein zweifelsohne schlagfertiger Deontay Wilder nicht auf die Kette bekommen.


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