Bildquelle: Bryan Horowitz CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Humberto Soto mit Sieg über Brandon Rios - Ergebnisse der Undercard
Aus der Rubrik Boxen News: Wieder einmal zeigte sich Eddie Hearn als umtriebiger Box-Promoter und Globetrotter. So veranstaltete er dieses Mal (gemeinsam mit Golden Boy) in Mexiko. Und zwar im Auditorio Municipal de Tijuana, Tijuana, Mexiko, um genau zu sein. Viele mexikanische Kämpfer fanden ihren Weg auf die Match Card, sodass es in einigen Kämpfen erwartungsgemäß wild wurde.
Auch die Kampfarena war diesem Rahmen angemessen. Ein Hexenkessel, bei dem Fans nah am Ring waren. So war das Boxen mexikanischer Mentalität auch mit Blick auf die Zuschauer und die resultierende Atmosphäre bestens repräsentiert. Das Ganze war heute Nacht im Boxen Livestream auf DAZN zu verfolgen.
Nachwuchsförderung für Espino und Pacheco
Los ging es im Super-Mittelgewicht mit Alexis Espino gegen Victor Manuel Abrigo. Beides Kämpfer mit ihrem professionellen Debüt. Espino wurde mit gerade einmal 19 Jahren als großes Talent gehandelt. Er kam von einem dekorierten Amateurhintergrund. Der Kampf auf vier Runden angesetzt. Doch waren die nicht nötig, da bereits in der Zweiten Schluss sein sollte. Espino zeigte sich von Anfang an wesentlich dynamischer und besser geschult. Er fand mehr oder minder prompt seine Distanz und klopfte auch schon früh unten mit Körpertreffern an, um den Kopf zu öffnen. Abrigo zwar nach einigen Treffern willens, nach vorne zu marschieren und den Kampf zu Espino zu bringen. Jedoch dieser mit den weit besseren Bewegungen. Espino, der in allen Belangen überlegen schien, diktierte das Geschehen hier souverän. In der Zweiten landete er einen Haken gegen den Kopf, als Abrigo auf dem Weg nach innen und gerade am Abtauchen war. Das war genug, um den Kampfgeist endgültig aus ihm zu prügeln.
Auch der zweite Kampf war eine Angelegenheit über vier Runden im Super-Mittelgewicht. Alberto Aguilar (1-0) traf auf Diego Pacheco (1-0). Pacheco gerade einmal 17 Jahre alt und ein Boxer, seit er 10 war. Ähnlich offensichtlich wie Espino im Kampf vor ihm, war Pacheco hier klar die A-Seite. Und zunächst dominierte er Aguilar, der einen betonten Reichweitennachteil hatte. Pacheco konnte hier die Distanz kontrollieren und bekam in der Ersten quasi gar nichts ab. Auch die Zweite gewann er deutlich. Erst ab der Dritten erwachte Aguilar zum Leben. Denn endlich konnte er Pacheco stellen, auch wenn er dazu auf dem Weg nach innen öfters Schläge einstecken musste. Doch Aguilar über die letzten beiden Runden mit einem guten Herz. Er machte einen Kampf daraus! Am Ende wurde Pacheco eine vertretbare, doch sehr schmeichelhaft eindeutige Punktentscheidung zugestanden, mit der auch die Halle in der Form so nicht einverstanden war. Die Punktrichter gestanden Pacheco alle Runden zu, was des Ruhmes etwas zu viel war.
Velasquez bleibt ungeschlagen, Cordova gewinnt Rückkampf
Der nächste Kampf führte ins Super-Fliegengewicht. Joselito Velasquez (7-0) gegen Kevin Villanueva (10-1-3). Ein ungleicher Kampf. Auf acht Runden angesetzt, brachte er es nur bis zur Fünften, ehe Schluss war. Velasquez in nahezu allen Belangen überlegen. Schnellere Hände, besseres Timing, bessere Bewegungen, mehr Volumen etc. Er bearbeitete, den zugegebenermaßen zähen Villanueva, nach allen Regeln der Kunst. In der Dritten setzte es dabei einen Niederschlag, doch Kevin Villanueva konnte noch im Kampf bleiben. In der Fünften hatte die Ecke von Villanueva jedoch genug gesehen. Als dieser abermals in arge Bedrängnis kam und schwere Haken gegen den Kopf hinnahm. Die Ecke signalisierte Kampfabbruch, um den nur 18 Jahre jungen Villanueva vor seiner eigenen Zähigkeit zu bewahren, die ihm hier außer Schlägen ins Gesicht (und auch sonst überallhin) nichts einbrachte. Er diente hier nur noch als williger Boxsack. Velasquez, der in diesem Kampf wirklich gut, unfassbar schnell und kompakt aussah, blieb ungeschlagen!
Es folgte ein Kampf im Bantamgewicht. Jose Quirino (20-2-3) traf auf Joel Cordova (7-4-2). Dies war ein Rückkampf. Beide Kämpfer hatten sich vergangenen Dezember Unentschieden getrennt, wobei Cordova jedoch zwei Punkte Abzug nach Fouls hinnehmen musste. Andernfalls hätte er gewonnen! Der Kampf, wie auch schon die erste Begegnung zwischen den Beiden, auf zehn Runden angesetzt. Auch diesmal ging der Kampf über die Distanz. Allerdings mit Happy End für Cordova, der eine knappe aber sauer verdiente (nach 20 Runden, wenn man so will) Split Decision feiern konnte. Der Kampf vom Verlauf her ähnlich wie das erste Aufeinandertreffen. Quirino mit dem besseren Start und mehr Wirkungstreffern, gleichwohl das Tempo von Anfang an hoch war. Cordova als Stalker im Ring unterwegs. Immer ging es für ihn nach vorne. Und wie schon im ersten Kampf ermüdete Quirino zusehends, sodass Cordova diesen Kampf langsam aber sicher an sich reißen konnte. Insbesondere weil er es verstand, die Runden ab der Mitte des Kampfes überwiegend stark zu beenden. So konnte er den Sieg nachholen, um den er sich zuletzt selbst betrogen hatte. Hocherfreut feierte er seinen Triumph!
Tanajara wieselt sich zu frühem Punktsieg, Urbina gewinnt erneut
Weiter ging es mit dem Co-Main Event im Leichtgewicht, mit Hector Tanajara Jr. (16-0) gegen Ivan Delgado (13-1-2). Beide Kämpfer aus den USA – jedoch mit mexikanischen Wurzeln. Dieser Kampf auf zehn Runden angesetzt. Es stand eine vakante, kontinentale Meisterschaft der WBC auf dem Spiel. Ein wichtiger Kampf für beide, um die Rangliste zu erklimmen. Tanajara mit dem Reichweitenvorteil. Er konnte den Kampf von außen dominieren. Insbesondere weil er seine Führhand etablierte und so boxerisch viele Punkte verbuchen konnte. Doch schien ihm die Power zu fehlen, um Delgado wirklich Respekt abzunötigen. Der ging weiter nach vorne und versuchte, einen Kampf daraus zu machen. Insbesondere mit Linken zum Körper und zunehmend auch mit gelegentlichen Kopftreffern konnte er dabei landen. Doch wann immer der Kampf lang war, war Delgado klar im Hintertreffen.
In der Dritten kam es dann zu einem Kopfstoß von Delgado, als er wieder einmal voranstürmte. Daraus resultierten ein Cut über dem Auge für Tanajara sowie ein Punktabzug für Delgado. Danach entschied sich die Ecke von Tanajara scheinbar taktisch noch bis zur einschließlich Vierten weiterzukämpfen, da erst dann ein Punkturteil (und kein No Contest) zu erwarten war. Eingedenk des Fouls und des Volumens war klar, dass Tanajara hier führte. So bekam er nach nur vier Runden den Punktsieg zugesprochen. Es war zwar sein gutes Recht, aufzuhören. Doch war die Blutung eigentlich prompt gestillt und es schien nicht so, als ob er wirklich behindert wurde. Dadurch wirkte das Ganze eher taktisch, da man hier den einfachen Sieg über einen Delgado wählte, der ein wenig frisch zu werden drohte.
Aufgrund des unverhofft schnellen Co-Mainers wurde noch ein Swing Bout im Fliegengewicht der Frauen eingeführt. Und so kamen Sulem Urbina (8-0) und Judith Rodriguez (8-8) noch mal an prominenter Stelle auf die Match Card – direkt vor dem Hauptkampf! Sie durften sich also vor gut gefüllter Hütte präsentieren. Der Kampf auf sechs Runden á zwei Minuten angesetzt. Dieser Kampf startete sogleich munter und ging über die Distanz. Beide gingen ein gutes Tempo. Doch Urbina war wesentlich kompakter und akkurater, wohingegen Rodriguez sehr viele Heumacher schmiss, von denen nicht viele sauber landeten. Ein spaßiger Kampf für die Fans – doch knapp war er wahrlich nicht. Klarer Punktsieg für Urbina.
Humberto Soto gewinnt mit Defensive und Pacing gegen Brandon Rios
Zeit für den Hauptkampf im Weltergewicht! Mit Brandon Rios (35-4-1) und Humberto Soto (68-9-2) trafen hier zwei ehemalige Champions aufeinander. Beide bestrebt, noch mal dahin zurückzukehren. Soto mit 38 Jahren jedoch der um sechs Jahre ältere Kämpfer. Allerdings hatte Soto die Sympathien des Publikums im Rücken. Dem Volumen von Soto hatte sein Alter jedoch keinen Abbruch getan. In der Ersten war er zwar nahezu kontinuierlich im Rückwärtsgang, schmiss und landete jedoch mehr. Beide Kämpfer zunächst eher offensiv ausgerichtet. Viel defensives Taktieren sah man hier nicht! Bereits in der Zweiten feuerten beide Kämpfer auf allen Zylindern! Doch abermals war Soto dabei etwas geschickter. Er bekam aufgrund gescheiterer Positionierung mehr Dunst hinter seine Schläge, wohingegen er Rios oftmals mit großer Nähe die Kante von dessen Schlägen hobelte. Würde diese Abnutzungsschlacht so weiter gehen, würde Soto hier wohl gewinnen.
Auch von den Seilen kämpfte Humberto Soto gut, der mit Meidbewegungen einigen Kombinationen entgehen konnte. Zudem verstand er es, in einem ansonsten knappen Kampf besser, die Runden deutlich zu beenden. Rios kam über starke Physis und ein unfassbares Volumen an Power-Schlägen. Soto jedoch ein taktischer Fuchs, der dazwischen immer wieder klare Treffer setzen konnte. Die klareren Treffer, um genau zu sein. Rios hatte wahnsinnigen Output, aber Soto war klar effektiver und ließ Brandon Rios für jeden Treffer fünf und mehr Hände fehlschlagen. Und immer wieder verstand es Soto, die Runden stark zu beenden. Allerdings wurde Rios auch nicht langsamer! Der Kampf nahezu ausschließlich an den Ringseilen geführt, wo Soto die defensive Position hinnahm, aber auch durchaus effektiv kontern konnte. Jedoch offenbarten sich konditionelle Vorteile für Rios ab Runde sieben und acht.
In dieser Phase wurde Soto etwas langsamer, tat aber immer noch genug, um noch wenigstens die Runden sieben, neun und zehn knappzuhalten, wohingegen er die ersten sechs Runden so ziemlich alle mit seinen Taktiken gewonnen hatte. Ihm wurde letztlich ein etwas zu deutlicher Punktsieg zugestanden, der jedoch grundsätzlich vertretbar war. Smarter Kampf von Soto, der die Angriffslust seines konditionell starken Gegners weitgehend in seinem Sinne nutzen konnte! Klasse Vorstellung vom 38-jährigen Veteranen – aber auch von Rios, der quasi zwölf Runden mit dem Fuß auf dem Gaspedal gekämpft hat!
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