Gennady Golovkin is back - Erneut Weltmeister nach Sieg über Derevyanchenko

Gennady Golovkin erneut Weltmeister im Mittelgewicht

Bildquelle: Box Azteca CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Es gab heute Nacht via DAZN Livestream Boxen live aus dem Madison Square Garden in New York zu sehen. „GGG“ Gennady Golovkin wollte noch einmal Boxweltmeister werden und musste dazu einen durchaus nicht zu verachtenden Prüfstein in Person von Sergiy Derevyanchenko überwinden. Es standen die beiden vakanten Weltmeistergürtel von IBF und IBO im Boxen Mittelgewicht auf dem Spiel.

Los ging es im Boxen Superleichtgewicht: Heim-Darling Gabriel Bracero (25-3-1) gegen Russlands Ivan Baranchyk (19-1). Eine etwas sonderbare erste Runde sah Baranchyk, den Favoriten in dieser Ansetzung, wild und ungestüm nach vorne gehen. Dabei verstand er es zwar gut, vor Bracero zu bleiben und den Boxring für diesen klein zu machen. Doch die vorgetragenen Attacken von Baranchyk waren fast allesamt wilde Haken. Nach seiner Niederlage gegen Josh Taylor war Baranchyk hier scheinbar davon besessen, möglichst schnell zu gewinnen. Mehrfach brachte er sich selbst und seinen Gegner aus dem Gleichgewicht, weil er so wild nach vorne ging. Das Ganze zwar vehement genug, um Bracero zu fordern. Jedoch auch extrem krude. So schlug Baranchyk hier keine Kombinationen, sondern immer nur wilde einzelne Schwinger.

Baranchyks aggressive Taktiken zahlen sich aus

Auch in der Zweiten blieb Baranchyk seiner Linie treu. Viele schnelle, harte Haken mit bösen Absichten. Allerdings immer noch phasenweise zu unkontrolliert. Zwar wirkte Bracero etwas eingeschüchtert und wurde zwei- oder dreimal gefährlich an den Seilen gestellt. Insbesondere am Ende seiner eigenen Kombinationen und beim Herausdrehen war Bracero zu offen. Etwas, was er schnellstmöglich abstellen musste, wenn er hier alt werden wollte! Führhände waren in diesem Kampf bislang Mangelware. Auch Runde drei ging an den aggressiven Russen. Dieser profitierte allerdings immer offensichtlicher davon, dass Bracero nicht so wirklich die adäquaten Mittel fand, sich die Treffer zurückzuholen, die Baranchyk mit seinen wilden Attacken realisierte. Bracero, der zuletzt 2018 gekämpft hatte, wirkte eingerostet. Denn was Baranchyk tat, war zwar sehr vehement, bot aber eigentlich auch viel Angriffsfläche, da er seine wilden Anstürme nicht im Geringsten vorbereitete.

In Runde vier kam dann der mittlerweile zu erwartende KO. Bracero ließ sich zu häufig und knochentrocken Treffern. Auch nahm er im Verlauf bis hierhin schlechte Positionen an den Seilen immer mehr hin, was nun endlich die heiß ersehnte Dividende für Baranchyk auszahlte, der auf Gedeih und Verderb den Knockout gesucht und gefunden hatte. So sorgte der wilde Russe wenig elegant für den ersten KO von Bracero. Doch wenn dieser mit so kruden Taktiken mittlerweile so deutlich zu stellen ist, wird das nicht der letzte KO bleiben.

Barrera chancenlos gegen Madrimov

Weiter ging es im Boxen Superweltergewicht: Mexikos Alejandro Barrera (29-5) gegen den Usbeken Israil Madrimov (3-0) Madrimov ein Ausnahmetalent im Amateurbereich, dessen vermeintlich kleine 3-0 Kampfbilanz bei den Profis daher nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war. Er war hier der Favorit. Das stellte er auch prompt in Runde eins unter Beweis, als er einen Niederschlag landete. Madrimov hier von Anfang an glasklar überlegen. Er war zu variabel für Barrera, der hier zwar beherzt dagegenhielt und selber auch nicht wenig schlug. Doch Madrimov konnte mühelose die Auslage wechseln und mit Winkeln alternieren, was das den Mexikaner sichtbar vor Probleme stellte. Auch viele Körpertreffer von weit außen konnte Madrimov immer wieder unterbringen.

In der Zweiten blieb die klare Überlegenheit von Madrimov offensichtlich. Allerdings musste man Barrera, der hier technisch deklassiert wurde, zugutehalten, dass er nicht einfach aufgab und beherzt dagegenhielt. Klasse Mentalität vom Mexikaner, der hier seinen technisch stärkeren Gegner durch Volumen und ungebrochenen Kampfesmut zur Disziplin mahnte. Eben jene ließ Madrimov ein wenig missen, der sich zwar nach wie vor klasse bewegte und Winkel kreierte, die den Mexikaner sichtbar forderten. Jedoch war auch viel eitles Rumgetänzel dabei, für welches Madrimov in der Ecke vor Runde drei zur Ordnung gerufen wurde. So bewundernswert die Attitüde von Barrera auch in Runde drei blieb, so klar blieb auch die Dominanz von Madrimov. Immer wieder Körpertreffer, die langsam Effekt zeigten.

In der Vierten versuchte Barrera dann, die Offensive seines technisch klar überlegenen Gegners mit dem Clinch abzufangen und den Boxkampf so ein wenig zu entschleunigen und dergestalt ruppiger zu machen. Doch spätestens in der Fünften war es um den bis hierhin beherzten Barrera geschehen. Die zahlreichen blitzschnell angebrachten Körpertreffer trieben dessen Deckung immer weiter nach unten. Entsprechend dauerte es nicht lange, bis es im Oberstübchen schepperte. Die Beine bei Barrera schwanden sichtbar und er wurde nur noch von Madrimov durch den Boxring getrieben. Zwar ging Barrera nicht zu Boden, doch alsbald hatte der Ringrichter genug gesehen und brach diesen ungleichen Kampf vollkommen korrekt ab.

Besserer Start für Gennady Golovkin

Zeit für den Hauptkampf! Ein Boxkampf im Boxen Mittelgewicht. Es ging um gleich zwei vakante Boxweltmeisterschaften in dieser Boxen Gewichtsklasse: die Titel der IBO und IBF! Sergiy Derevyanchenko (13-1) traf auf Kasachstans Gennady Golovkin (39-1-1). Die große Frage war natürlich, ob GGG mit seinen 37 Lenzen und in seinem 391. Kampf (einschließlich seines eminenten Amateurhintergrunds) noch einmal die Weltspitze in Angriff nehmen konnte, denn sein Gegner Derevyanchenko, der ebenfalls ein klasse Amateur gewesen war, reiste hier gewiss nicht als handverlesenes Fallobst an. Zunächst tasteten beide einander ab und konnten einige Führhände in Form von Jabs unterbringen. Derevyanchenko dabei zunächst ein wenig erfolgreicher. Doch just, als es in den Nahbereich ging, führte eine Reihe von Haken zu einem Niederschlag gegen Sergiy Derevyanchenko, wenn auch keinem besonders wuchtigen. Doch genug für GGG, um hier sogleich 10-8 zu punkten.

 

 

Die Zweite war dann recht eng, da Derevyanchenko zunächst durchaus einige gute Führhände unterbringen konnte. Doch wann immer Gennady Golovkin ihn traf, versteifte Derevyanchenko sichtbar. Er schien hier nicht besonders locker und verkrampfte ein wenig. Die Schlagwirkung von GGG schien dadurch immer evidenter als jene von Derevyanchenko, der selber durchaus traf, aber sich auf keine offenen Schlagabtausche einlassen konnte. In dieser Runde zog sich Derevyanchenko einen recht tiefen Cut über dem rechten Auge zu. Kein guter Start für ihn!

Derevyanchenko beißt sich zurück

In der Dritten zeigte Derevyanchenko dann eine gute Reaktion, als er den Vorwärtsgang forcierte und GGG in die Defensive zwang. Zwar konnte GGG zwei, drei gute Rechte landen, doch das Volumen und die Gestaltung der Runde waren klar bei Derevyanchenko. Auch in der Vierten schien Derevyanchenko präsenter. Phasenweise tauchte er gut ab und landete mit guten Haken zum Körper und mit guten Kopftreffern im Break. Insbesondere die Arbeit zum Körper gefiel der Ecke von Derevyanchenko, die folgerichtig mehr davon einforderte.

Zu Beginn der Fünften wurde der Cut von Derevyanchenko noch einmal überprüft, jedoch nicht als kampfgefährdend befunden. Derevyanchenko weiterhin mit mehr Output. Zwar schlug Golovkin immer noch härter und landete einen netten Aufwärtshaken, doch Derevyanchenko brachte mehr Volumen an und bleib den Körpertreffern treu. Diese zeigten gerade zum Ende der Fünften Wirkung, als GGG nach einem erneuten Körpertreffer sichtbar zusammenzuckte und nach hinten wich. Dadurch dürfte Derevyanchenko, der sich nach schlechtem Start in diesen Kampf zurück gearbeitet hatte, auf den Punktzetteln wieder auf Augenhöhe angekommen sein. Die Sechste etwas enger, da Derevyanchenko den Fuß scheinbar kalkuliert vom Gas nahm. GGG jedoch anteilig nicht mehr so präzise wie in den Runden zuvor, dafür aber am Ende der Runde stärker.

Ein verbissenes Gefecht

Runde Nummer sieben war dann wieder eng, da sie phasenweise vom Volumen von Derevyanchenko und von einigen Körpertreffern geprägt war, die er immer wieder mal unterbringen konnte. Demgegenüber Gennady Golovkin jedoch mit den etwas härteren Treffern und wieder den besseren Szenen am Ende der Runde. Zu Beginn der Achten wurde der Cut von Derevyanchenko abermals gecheckt, war jedoch nach wie vor okay. Die Achte musste man an Golovkin geben.

Zwar kam Derevyanchenko in der ersten Hälfte der achten Runde wieder gut über das Volumen, doch in der zweiten Hälfte zwang Golovkin Derevyanchenko in den Rückwärtsgang und landete mit guten Treffern. Durchaus auch zum Körper. Vor allem über die Führhand konnte er vieles etablieren. Runde neun in diesem hart ausgefochtenen Boxkampf ging an Derevyanchenko. Die Runde phasenweise mit dem Appeal einer klassischen Rocky-Choreografie, als beide klare Treffer miteinander tauschten. Doch Derevyanchenko wieder mit Qualitätsarbeit in puncto Volumen.

Knapper aber vertretbarer Punktsieg für Golovkin

Runde zehn brachte dann das Publikum auf die Beine und Derevyanchenko sicherte sich nach motivierender Ansprache aus seiner Ecke immer mehr Sympathien, als er bärenstark über smartes Volumen kam. Oben wie unten klopfte er an, musste aber phasenweise aufpassen, nicht zu überpacen, da Golovkin, dessen legendäres Kinn in diesem zunehmend dramatischen Boxkampf nun wirklich getestet wurde, immer noch sichtbare Gefahr über seine Power ausstrahlte. Doch Derevyanchenko nahm diese Runde mit Willenskraft und guter Offensive.

Die elfte Runde war dann eine echte Abnutzungsschlacht, in der es Auslegungssache war, ob man das Volumen von Derevyanchenko oder die besseren Power-Punches von Golovkin höher würdigte. Zu Beginn von Runde zwölf erhoben sich die Fans in diesem vielleicht nicht immer hochklassig aber durchaus mitreißend geführten Gefecht. Es wurde ein verbissener In-Fight, in dem Golovkin sich etwas smarter anstellte und akzentuierter traf. Beide hauten noch einmal alles raus! Doch es schien, als könnte es noch knapp für GGG reichen. Und das tat es! Knappe, einhellige Punktentscheidung zu seinen Gunsten. Doch Derevyanchenko konnte sich hier gut verkaufen und könnte mit ein, zwei guten Siegen durchaus wieder als WM-Herausforderer anklopfen.


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