Erik Zabel – Einer der Top-Sprinter aller Zeiten

Blick auf die Karriere von Erik Zabel

Bildquelle: Berndt Fernow [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Jan Ullrich mag der eine prägende Fahrer gewesen sein, der den Radsport-Boom in Deutschland befeuerte. Doch die andere tragende Säule dieser Entwicklung war definitiv Erik Zabel, der insbesondere um die Jahrtausendwende als Sprinter das Maß aller Dinge war. Seine sechs aufeinanderfolgenden grünen Trikots bei der Tour de France sowie insgesamt neun siegreiche Punktewertungen bei Grand Tours (Tour de France und Vuelta a España) sind bis heute Rekord. Auch wenn Peter Sagan mittlerweile sieben Punktewertungen bei der Tour de France gewinnen konnte (jedoch nicht hintereinander).

Spätestens, wenn man als interessierter Radsportfan nicht allein die Tour de France als einziges großes Radsport-Ereignis begreift, wird auch recht schnell deutlich, dass Erik Zabel weit erfolgreicher war als irgendein anderer deutscher Radrennfahrer. Denn auch abseits seiner beständigen Punktewertungen bei Grand Tours begeisterte er mit herausragenden Leistungen. Insbesondere weil er ein recht bergfester Sprinter war, der nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen musste, sobald es längere Zeit bergauf ging. Neben seinen Rekorden bezüglich der Punktewertungen beeindrucken vor allem Erik Zabels vier Siege beim Radsport Monument Milan-San Remo. Nur Constante Giradengo und Eddy Merckx konnten diesen Wettbewerb noch häufiger gewinnen, was Zabel zum erfolgreichsten Gewinner der Moderne macht, wenn es um Milan-San Remo geht.

Auch Zabel ging durch die Sportförderung im Osten

Geboren und aufgewachsen in Berlin Marzahn war Erik Zabel, wie so viele starke deutsche Radsportler jener Zeit, ein Talent aus dem Osten. Auch sein Vater, Detlev Zabel, war Radsportler gewesen. Erik Zabel war zunächst für den TSC Berlin unterwegs und tat sich als starke Nachwuchshoffnung im Bahnfahren hervor, wo er 1989 ostdeutscher Meister in der Einer-Verfolgung wurde. Nach dem Mauerfall zog er nach Dortmund, wo er als Amateur nun mehr in Straßenrennen starke Platzierungen einfuhr. Allem voran ein grünes Trikot bei der internationalen Friedensfahrt 1992 (einschließlich mehrerer Etappensiege ebendort) sowie ein vierter Platz bei Olympia in Barcelona (ebenfalls 1992) zeigten seine Stärke als Sprinter.

Seine Profikarriere startete Erik Zabel beim Team Telekom, wo er sich als Sprinter weiterentwickeln konnte und ab 1996 unaufhaltbar in den Rang eines der elitärsten Sprinters aufstieg, den der Radsport bis dahin gesehen hatte! Und das, obwohl es keineswegs an starken Konkurrenten fehlen sollte. Im Gegenteil! Die Neunziger bis über die Jahrtausendwende hinaus brachten einige der besten Sprinter überhaupt hervor: Mario Cipollini, Robbie McEwen, Stuart O‘Grady, Tom Boonen, Jaan Kirsipuu, Thor Hushovd, Oscar Freire und Alessandro Petacchi! Alles schnelle Männer, deren Karrieren sich verschiedentlich mit jener von Erik Zabel überschnitten. Die Konkurrenz war also durchaus hart.

Steckbrief zu Erik Zabel

Nationalität: Deutschland

Spitzname: Ete

Teams

TSC Berlin (als Amateur)

RC Olympia Dortmund (als Amateur)

1993–2005 Team Telekom

2006–2008 Team Milram

 

 

Die größten Erfolge von Erik Zabel

 

  • 6 aufeinanderfolgende Punktewertungen bei der Tour de France (1996–2001)
  • 12 Tour de France Etappensiege
  • 3 aufeinanderfolgende Punktewertungen bei der Vuelta a España (2002–2004)
  • 8 Etappensiege bei der Vuelta a España
  • Deutscher Meister im Straßenrennen (1998, 2003)
  • Milan–San Remo (1997, 1998, 2000, 2001)
  • Paris–Tours (1994, 2003, 2005)
  • Amstel Gold Race (2000)
  • Hamburg Cyclassics (2001)
  • Eschborn–Frankfurt (1999, 2002, 2005)
  • UCI Weltmeisterschaft (2000)
  • Zweimal Silber (2004, 2006) und einmal Bronze (2002) bei weiteren UCI-Weltmeisterschaften

 

 

Des Dopings langer Schatten

Diese Leistungsexplosion unter den Sprintern war natürlich in den 90ern vor allem den Doping-Praktiken geschuldet, die den Radsport auch anderweitig in puncto Performance nach oben katapultierten. EPO war jahrelang überhaupt nicht nachweisbar gewesen und war quasi eine Lachgas-Einspritzung für den Sport. Auch Erik Zabel gestand später, dass er 1996 mit EPO experimentiert, aber dieses nicht vertragen habe. Allerdings war dies eine reine Schutzbehauptung, da im Vorfeld durch Spiegel-Recherchen und geständige Teamkameraden systematisches Doping, auch im Team Telekom, enthüllt wurde (was den Ausschlag über den Rückzug des Sponsors geben sollte).

Als Dopingproben von der Tour de France 1998 mit moderneren Testmethoden 2013 erneut evaluiert wurden, wurde auch Erik Zabel des Dopings überführt. Erst daraufhin gestand er den vollen Umfang seines Dopings, das (laut ihm) von 1996 bis 2004 Bestand gehabt hatte – pikanterweise jene Jahre, in welche die absolute Mehrzahl seiner Erfolge (einschließlich aller grünen Trikots bei der Tour de France) fällt. Allerdings kann man getrost davon ausgehen, dass der Großteil (wenn nicht gar alle) seiner unmittelbaren und aussichtsreichsten Konkurrenten ebenfalls nicht mit Wasser und Brot unterwegs gewesen war.

Dennoch ziehen diese Enthüllungen und Erik Zabels Bereitschaft, zunächst scheinbar nur so viel zuzugeben, wie er musste, doch einiges in Zweifel. Ein Gefühl, mit dem man als Radsportfan leider leben muss. Zumindest, sofern sich die Doping-Kultur, die auch heute (Stand 2019) ohne jeden Zweifel noch fest im Sattel sitzt, immer noch in den Reihen des Pelotons sowie der administrativen Körperschaften des Radsports verkriechen kann.


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