Dominic Bösel und Nina Meinke feiern nach Siegen ihre EBU-Titelverteidigungen

Bösel und Meinke siegen bei EBU-Titelverteidigung in Halle

Bildquelle: Sport Events Steinfort GmbH CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Boxen heute im Fernsehen ist ein seltenes Gut geworden. Doch zum Glück gibt es ja noch das gallische Dorf “Sport im Osten“ im MDR, das diesem Missstand trotzig die Stirn bietet. Eigentlich sollte in der Erdgas Arena in Halle an der Saale ein Kampf um die EM (nach EBU) im Halb-Schwergewicht geboten werden: Lokalmatador und MDR-Darling Dominic Bösel (28-1) gegen Orial Kolaj (19-5). Um jenen Titel sollte es auch nach wie vor gehen, doch der Gegner wurde kurzerhand ein anderer. Kolaj musste mit einer Vorlaufzeit von rund 24 Stunden passen. Eine Erkrankung kam in die Quere.

Aber blaumachen ist nicht. Daher fand sich mit Timy Shala (23-2-1) ein Blitz-Export aus dem Kosovo, der in die Bresche sprang. Das Ganze im Übrigen ein Rückkampf.

 

2015 waren sich die beiden schon einmal begegnet. Damals ging der Kampf über zehn Runden und endete in einem Punkturteil zugunsten von Dominic Bösel.

Timy Shala gibt sich angriffslustig

Timy Shala war auf die Revanche aus und machte daraus im Ring keinen Hehl. Er nahm die Mitte und ging nach vorne. Bösel allerdings direkt mit gutem Timing. Er traf klarer, auch wenn Shala der Aggressor war. Dies wurde vor allem unterstrichen, als es einen frühen Niederschlag setzte. Shala monierte einen Treffer am Hinterkopf. Das Problem bestand jedoch eher darin, dass er seinen Kopf nicht von der Linie nahm, wann immer er nach vorne ging. Bösel konnte dadurch effektiv mit seinen Führhänden kontern. Shala zwar mit guter Physis, aber er schlitterte in seinen häufigen Vorwärtsgängen jedoch über sehr dünnes Eis, da er seinen Kopf immer für Kontertreffer auf dem Silbertablett servierte.

Shala blieb jedoch weiterhin im Vorwärtsgang und kam über die Nehmerqualitäten. Allerdings nur genug, um im Kampf zu bleiben. Dominic Bösel wesentlich effizienter. Die Dritte ebenso bei ihm. Das Timing, das Handspeed und die Deckung bei Bösel wesentlich solider, auch wenn der Kosovo-Albaner über das Arbeitspensum immer noch viel Aufmerksamkeit abverlangte. In der Vierten zeigte das hohe Volumen von Shala erstmalig Wirkung. Bösel mit ersten Unachtsamkeiten, was Shala einige Wirkungstreffer gestattete. Er konnte diese vierte Runde für sich erobern. In Runde fünf schwand das Tempo bei beiden ein wenig. Beide belauerten sich mehr, was aber dem technisch augenscheinlich beschlageneren Dominic Bösel eher zupassekam.

Bösel macht Titelverteidigung in der Achten fest

Runde sechs war ebenfalls davon geprägt, dass beide vom Tempo der ersten vier Runden eingeholt wurden. Doch Bösel konnte mit einigen Wirkungstreffern und Kombinationen in der Mitte der Runde diese Sechste für sich beanspruchen. Die Hälfte des Kampfes um. Shala war unter Zugzwang. Er war hier klar hinten und ließ in den letzten beiden Runden das Tempo missen, mit dem er Bösel zuvor beschäftigt gehalten hatte. Immer wieder mal wurde Shala klar getroffen und zeigte kurzzeitig leichte Unsicherheiten, erholte sich aber auch wieder schnell. Dominic Bösel konnte dadurch mehr seinerseits nach vorne gehen.

In Runde sieben resultierte ein weiterer Niederschlag für Bösel. Shala konnte sich noch in die Pause retten. Doch das Blut war im Wasser. Bösel ging in der Achten direkt zu Werke, um hier den finalen Sargnagel einzuschlagen. Und ebenso tat er es! Shala in der Ecke als stehend KO befunden. Er verteidigte sich nicht mehr intelligent und der Ringrichter schritt ein. Kein wirklich klarer KO, aber eingedenk der zwei Niederschläge und dem Ende der Siebten war diese Entscheidung vertretbar.

Meinke verteidigt ihre EBU-Krone souverän über zehn Runden

Als Nachschlag gab es einen Kampf im EBU-Federgewicht der Frauen. Nina Meinke (8-2) gegen Frankreichs Hélène Lascombe (5-0). Meinke die Titelverteidigerin und ihres Zeichens erste deutsche Europameisterin. Der Kampf auf zehn Runden á zehn Minuten angesetzt. Nina Meinke als Rechtsauslegerin mit dem möglichen Vorteil. Sogleich ein munterer Start. Leichte Vorteile für Meinke. Die Französin jedoch ihrerseits auch gut dabei. Beide noch bemüht, ihre Distanz zu finden, doch das Arbeitspensum bei beiden engagiert. Aus der Zweiten konnte man nicht viel lesen, da die deutlichen Akzente fehlten, auch wenn das Tempo ungebrochen hoch war. Beide Kontrahentinnen auf der Suche nach dem klaren Treffer. In der Dritten übernahm Meinke vermehrt die Ringmitte, was sie in einigen guten Treffern ummünzen konnte. Diese die bislang klarste Runde für die Europameisterin aus Spandau.

In der Vierten verfestigte sich der Eindruck. Meinke fand die Distanz etwas besser und landete klarer. Keine deutliche Überlegenheit, aber genug um ihr auch diese Runde zuzugestehen. Von Lascombe kamen eher Streifschüsse. In der Fünften fand Meinke ihren Groove. Lascombe traf fast immer nur ganz am Ende ihrer Schläge, wenn die Schlagwirkung längst vergangen war. Meinke hingegen fand das Kinn der Herausforderin. Auch in der folgenden Runde blieb Meinke im Fahrersitz und bestimmte, wohin die Reise ging. Lascombe immer zu nah dran oder zu weit weg, um echte Schlagwirkung ihrerseits zu entfalten. Und wann immer sie mal in der Distanz war, tauchte Meinke ab oder machte den Schritt nach hinten, um diese Angriffe zu entschärfen. Eine technisch saubere Vorstellung der deutschen Europameisterin! Ihre Überlegenheit wurde von Runde zu Runde deutlicher. Einzig und allein die Zehnte wurde noch einmal etwas enger, aber dies zu wenig und zu spät um dem Kampf noch eine aus deutscher Sicht bedauerliche Wendung zu geben. Das sahen auch die Punktrichter so.

Peter Kadiru landet seinen ersten Profi-KO

Zu guter Letzt setzte es einen weiteren Aufbaukampf für Peter Kadiru (1-0), die Nachwuchshoffnung im deutschen Boxen Schwergewicht. Er traf auf den Deutsch-Italiener Vincenco Arangio Febbo (3-0). Der Kampf auf sechs Runden angesetzt. Kadiru seines Zeichens ein ehemaliger Jugend-Champion bei der Olympiade. Er hatte die bessere Athletik für sich und landete klarer, schlug aber auch mitunter wilde Heumacher zum Körper, bei denen er aufpassen musste, dass es nicht mal einen Konter setzte. Das Timing noch nicht so ganz da. Febbo immer wieder mit Händen im Clinch. In der Zweiten konnte Kadiru vermehrt die Ringmitte für sich beanspruchen, was ihm erlaubte, diesen Kampf zu gestalten. Febbo nun im Rückwärtsgang.

Von der Zweiten an landete Kadiru auch vermehrt zum Körper. Er alternierte gut zwischen den Zielen und traf zunehmend nach Belieben. In der Dritten wurde Febbos Unterlegenheit immer deutlicher. Zum Ende der Dritten war Febbo nur noch auf Rollschuhen unterwegs und schlurfte am Ende der Runde in die Ecke. Hier schien alles abgefrühstückt. Dieser Eindruck täuschte nicht. Kadiru navigierte sich seinen Mann in die Ecke und fällte Febbo mit einer Rechten, die ihn erwischte, als er eben zu jener Seite ausweichen wollte. Febbo ging nieder wie ein vom Sturm entwurzelter Baum! Zweiter Profikampf, zweiter Sieg für Peter Kadiru!


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