Denis Lebedev besiegt Mike Wilson in Monaco - Ergebnisse der Undercard

Boxen in Monaco - Lebedev siegt über Wilson

Bildquelle: Martin Furtschegger CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

In Monacos Casino de Monte Carlo fuhr Matchroom Boxing wieder eine Fight Card auf. Dies nicht der erste Ausflug von Eddie Hearns Box-Promotion in die noble Spielhölle. Dem gut betuchten Publikum wurde sanktionierte Gewalt dargeboten, garniert mit zwei WBA-Weltmeisterschaften (eine im Super Fliegengewicht, eine im Cruisergewicht). Das Ganze abgeschmeckt mit latent korrumpierten Punktrichtern und zwei Nonsense-Titeln, die keinen Menschen interessieren.

Boxerisch wurde es ein durchwachsener Abend. Insbesondere die beiden letzten Kämpfe stellten sich doch recht zäh dar. Und der wohl unterhaltsamste Kampf (um den WBA-Titel im Super Fliegengewicht) wurde leider von einem abenteuerlichen Punkturteil überschattet.

Meng und Yeleussinov siegen vorzeitig

Den Anfang machten Frank Bugglioni (22-3-1) und Fanlong Meng (13-0) über zehn Runden um den IBF Intercontinental Titel im Halbschwergewicht. Sehr strategische erste Runde. Bugglioni überwiegend in der Mitte. Er machte den Druck. Meng verlegte sich aufs Kontern und genoss einen Reichweitenvorteil. Leichte Vorteile für Meng beim Volumen, doch der Vorwärtsdrang bei Bugglioni. In der Zweiten fand Meng seine Distanz. Bugglioni zwar immer noch der Mann in der Mitte. Allerdings kam wenig Zählbares dabei herum. Nahezu alle klaren Treffer in dieser Runde bei Meng. Er konnte seine Führhand gut etablieren. In Runde drei reagierte Bugglioni gut und erhöhte den Druck. Meng zwar immer noch mit mehr Präzision. Doch jetzt musste er sich auch um seine Defensive mehr Gedanken machen.

Die Runde dadurch wieder enger. Die Vierte war wieder besser für Meng, der nun seinerseits nach vorne ging und die Mitte nicht kampflos hergeben wollte. Gute, schnelle Hände von Meng, der vor allem mit dem linken Aufwärtshaken einige gute Wirkungstreffer landen konnte. Seine Führhand benutzte Meng meist nur als Fühler für die Reichweite. Bugglioni immer dann am besten, wenn er selber angriff, was er in dieser Runde vier aber zu selten tat. In Runde fünf musste der bis dahin recht nette Kampf leider abgebrochen werden, da Bugglioni einen fiesen Cut unterhalb der rechten Augenbraue hatte, der bei der zweiten Inspektion binnen der Runde als Grund für einen Kampfabbruch gewertet wurde. TKO Sieg für Meng! Eine gute, technische Vorstellung vom Mann aus China, der einfach die besseren Hände zeigte und mit gutem Timing immer wieder seine Linke an den Kopf des Gegners bringen konnte.

Es folgte Marcos Mojica (16-2-2) aus Nicaragua gegen den Kasachen Daniyar Yeleussinov (4-0) über acht Runden im Weltergewicht. Yeleussinov seines Zeichens ein Goldmedaillen-Gewinner bei den olympischen Spielen von 2016 und ein hoch dekorierter Amateur. Der Kasache vom Start weg klar überlegen. Er nahm die Mitte und landete von dort aus Konter sowie auch eigene Offensive nahezu nach Belieben. Mojica praktisch ohne Zugriff. In der Zweiten setzte es direkt zwei Niederschläge. Den Letzten davon erst am Ende der Runde, was wohl der einzige Grund dafür war, dass es eine dritte Runde geben würde. Kurioserweise vergaß die Ecke von Mojica es gleich zweimal, ihm seinen Mundschutz zu geben. In Runde drei dauerte es nicht lange, bis der Referee das besorgte, was eigentlich schon Mojicas inkompetente Ecke hätte tun sollen. Er brach den offensichtlich ungleichen Kampf ab. TKO Sieg für Yeleussinov.

Punkturteil trübt guten Kampf zwischen Gonzales vs. Yafai

Dann kam es zum Kampf Israel Gonzalez (23-2) gegen Khalid Yafai (24-0) über zwölf Runden um die WBA-Weltmeisterschaft im Super Fliegengewicht. Gonzalez verkaufte sich gut in Runde eins. Der Herausforderer aus Mexiko bewegte sich um den Champion, der die Mitte nahm. Volumen leicht bei Gonzalez, der immer wieder viel zum Körper arbeitete. Auch in der Zweiten gab Gonzalez freiwillig die Mitte ab. Eine enge Runde, in der beide viel arbeiteten. Der Champion wirkte nicht wirklich bedrängt, doch Gonzalez landete so einiges. Yafai scheinbar bestrebt, den Herausforderer erst mal machen zu lassen, um sein Timing zu entschlüsseln. In der Dritten konnte sich dann Yafai empfehlen, der seine Führhand schön zwischen einem Jab und einem linken Haken alternierte. Gonzalez immer noch mit guten Bewegungen aber mit spürbar weniger Volumen in Runde drei. In der Vierten drehte Gonzalez wieder das Volumen auf. Durchaus auch schnelle Hände dabei. Ihm fehlte ein wenig die Power, um Yafai den Schneid abzukaufen. Doch alles Andere passte und dieser Kampf war bis hier hin definitiv ausgeglichen. Gonzalez außerdem immer wieder mit Körpertreffern, die in späteren Runden noch eine Dividende auszahlen konnten. In der Fünften schlug fast wieder ein Cut zu. Gonzalez mit einem Cut, nicht unähnlich jenem, der im ersten übertragenen Kampf des Abends zum Abbruch geführt hatte. Allerdings dieser Cut nicht ganz so lang. Brisant dabei: Er war das Ergebnis eines unbeabsichtigten Kopfstoßes! Somit hätte bei Kampfabbruch kein TKO resultiert, sondern es wäre zu den Punktrichtern gegangen. Und das in einem bis dahin sehr engen Titelkampf! Yafai entsprechend mit viel Dringlichkeit, denn momentan war es knapp. Der Champ machte Druck.

Auch Runde sechs bei Yafai, der die Mehrzahl der klaren Treffer landete. Aber Gonzalez immer noch in diesem Kampf. Der Cut war soweit nicht schlimmer geworden und behinderte ihn nicht. Gonzalez gab wieder zu Beginn der Siebten mehr Gas. Der Mexikaner immer dann lebhaft, wenn Yafai zu zögerlich agierte. Yafai zwar auch mit guten Treffern, aber die Arbeitsrate lag bei Gonzalez. In der Achten blieb Gonzalez am Ball. Immer wieder ging er mit Geraden zum Körper. Diese wohl der prominenteste Schlag von Gonzalez in diesem Match. Er verstand es nun auch besser, Yafai einzuschnüren, wenn dieser ihm an den Seilen zu nahe rückte, was relativ häufig passierte, da die Vorwärtsbewegung nahezu ungebrochen von Yafai ausging. Die Neunte konnte sich Yafai sichern, der wieder den Druck erhöhte. Der Cut schien soweit erfreulicherweise, kein Faktor zu werden. Da hatte die Ecke von Gonzalez gute Arbeit geleistet. In der Zehnten waren beide bestrebt, ihren Stempel aufzudrücken. Yafai wirkte dabei aber etwas stärker. Was sich noch für Gonzalez rächen konnte: Er startete die Runden meistens stark, war aber zum Rundendende meist derjenige mit weniger Anteilen. Und Runden stark zu beenden, war schon immer ein probates Mittel, um die Kampfrichter (auf die es hier hinauslief) auf die eigene Seite zu ziehen. Dies verstand Yafai soweit besser. Gonzalez allerdings mit einer starken Elften, über die er mit Kombinationen aktiv blieb. Beide brauchten am Ende ein Ausrufezeichen, um hier zu gewinnen! Und das ließ sich Gonzalez nicht nehmen. Er machte in dieser Runde kontinuierlich die Mitte streitig und landete abermals mehr. Auch die bessere Körpersprache von ihm.

Ein wirklich enger Kampf! Aber der Herausforderer könnte den Titel hier gestohlen haben. Was sagen die Kampfrichter? 117:111, 116:112, 116:112. Alle zugunsten von Yafai. Das war arg großzügig und dem Kampfverlauf überhaupt nicht angemessen! Eine hässliche und unverhohlene Hometown Decision! Gonzalez verließ zu Recht prompt nach der Verlesung dieses Unsinns den Ring. Eine Schande!

Hunter siegt über Ustinov

Im vorletzten Kampf des Abends traf Michael Hunter (15-1) auf Alexander Ustinov (34-2). Ein Kampf über zwölf Runden um den vakanten WBA International Schwergewichtstitel. Der Weißrusse Ustinov gegenüber dem Amerikaner Hunter mit einem signifikanten Größen- und Gewichtsvorteil. Hunter war eigentlich ein Cruisergewicht, wohingegen Ustinov ein großes Schwergewicht im Walujew Format war. Dafür Ustinov aber mit 41 Jahren nicht mehr der Jüngste. Hunter startete besser. Er war schneller und schaffte es immer wieder, ohne Schaden zu nehmen die Distanz zu schließen und einige klare Treffer anzubringen. Ustinovs Match-Plan nicht wirklich erkennbar. Obwohl man davon ausgehen musste, dass Ustinov den Ring kleinmachen wollte, um seine physischen Vorteile geltend zu machen. Allerdings fehlte ihm die Schnelligkeit, um seine Führhand zu etablieren. Hunter dadurch immer wieder mit überfallartigen Angriffen, die er direkt mit einem Clinch beendete, um nicht für Konterschläge im Nahbereich da zu sein. Das nutze Ustinov wiederum, um sich schwer auf seinen Gegner zu lehnen.

Wohl in der Hoffnung, Hunter zu zermürben. Hunter jedoch immer wieder mit vereinzelten Überhand-Rechten erfolgreich. Nach dem schnellen Kampf im Super Fliegengewicht war das hier nach drei Runden bereits eine ganz zähe Nummer. Ustinov musste immer wieder klare Treffer hinnehmen, wenn Hunter die Distanz überbrückte. Kaum Output von Ustinov, der noch nicht mal versuchte zu kontern, sondern sich ganz auf seine Physis im Clinch verließ. Hunter gewann quasi jede Runde, weil Ustinov offensiv nicht stattfand. Allerdings musste sich Hunter auf kurze Ausfälle begrenzen, weil es danach zuverlässig in den Clinch ging. Ein grausiger Kampf, was aber allem voran an Ustinov lag.

Erst ab der Sechsten fing Ustinov an, etwas offensiver zu boxen. Aber er musste zu diesem Zeitpunkt weiß Gott weit auf den Punktzetteln abgeschlagen sein. In der Siebten landete Hunter den bis dahin klarsten Treffer des Kampfes, ein rechter Konter-Haken, der den Riesen Ustinov erzittern ließ. Der Kampf nun gottlob etwas unterhaltsamer, aber immer noch extrem einseitig. Sicher hatte Ustinov die Chance, den einen Schlag zu landen. Man mochte aber nicht so recht daran glauben, weil er einfach viel zu langsam war. In der Achten schepperte es dann richtig, als wieder eine Rechte von Hunter einschlug. Ustinov klar auf wackeligen Beinen! Doch der Ringrichter ließ ihn noch einmal gewähren, da die Runde fast vorbei war. Als Ustinov zum Stuhl in die Pause ging, war er immer noch angeklingelt. In der Neunten flog dann das Handtuch, als Ustinov abermals nach zwei Minuten in die Knie ging. Gute Vorstellung von Hunter gegen einen zähen Gegner, der weit größer war als er. Auch wenn der Kampf über weite Strecken echt langweilig war.

Lebedev gewinnt Sparrings-Kampf gegen Wilson

Es stand nun der Hauptkampf an: Mike Wilson (19-0/USA) gegen Denis Lebedev (31-2/Russland) um dessen WBA-Weltmeistertitel im Cruisergewicht. In der Ersten versuchte Wilson seinen Jab zu etablieren, was ihm noch nicht so recht gelingen wollte. Lebedev schien etwa schärfer, auch wenn er sich seine Zeit nahm. Eine uneindeutige Runde, die von gegenseitigem Abtasten geprägt war. Wilson, in der Zweiten mit viel Output, konnte ein Ziel für seinen Jab finden und einen Cut im Gesicht von Lebedev öffnen. Allerdings ging der Amerikaner ein hohes Tempo. Es war fraglich, ob er dieses die ganze Zeit über aufrechterhalten könnte. In der Dritten drückte nun Lebedev aufs Gaspedal.

Insbesondere zum Körper des etwas größeren Amerikaners konnte er immer wieder Schläge unterbringen. Die Vierte gewann Lebedev noch klarer. Lebedev technisch wesentlich geschulter und variantenreicher. Gegen Ende der Runde hatte Lebedev Wilson in argen Problemen, als er ihn mehrfach im Oberstübchen traf. In der Fünften baute Lebedev seinen Vorsprung weiter aus. Wilson mit einer verletzten Nase, was ihm sicher nicht weiterhalf. Der Kampf fing an, sehr einfach für Lebedev auszusehen. In der Sechsten erhärtete sich dieser Eindruck. Man hatte das Gefühl, dass Lebedev nur darauf wartete, bis er das hier gefahrlos beenden konnte. In der Siebten drehte Wilson nochmals das Tempo auf. Doch Lebedev konterte oft und hatte einfach die Nummer von Wilson. Die Ecke des Amerikaners vor der Achten nur noch bestrebt, Wilson heißzumachen.

In dieser Runde kam Wilson dann auch mit etwas mehr Output, etwas mehr Wucht. Möglicherweise seine beste Runde seit der Zweiten. In der Neunten und Zehnten stellte sich aber wieder das Muster ein, das diesen Kampf geprägt hatte. Lebedev einfach technisch ein oder zwei Klassen besser. Wilson musste nun in den Championship-Runden auf den Knockout hinarbeiten. Aber hatte er noch die Energie für ein letztes Hurra? Nicht wirklich. Zwar hielt Wilson durch und ging die Distanz. Doch was auch immer er noch an Tempo drauflegte, konnte Lebedev mit besserem Timing und weit besserer Vielseitigkeit egalisieren. Die Punktrichter sahen Lebedev einstimmig vorne. Zu Recht, denn mehr als zwei oder drei Runden konnte man Wilson hier wahrlich nicht geben.


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