Beschiss beim Fight GGG vs. Saul Canelo Alvarez in Las Vegas?

Saul Alvarez neuer Champ nach Sieg über GGG

Bildquelle: TheDailySportsHerald CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

In Las Vegas kam es in der T-Mobile Arena zum heiß ersehnten Rückkampf zwischen Gennady Golovkin und Saul "Canelo" Alvarez. Bereits 2017 war es zu einem Aufeinandertreffen gekommen, das jedoch mit einem Unentschieden endete. Ein Punkturteil, das von so ziemlich allen Beobachtern als sehr schmeichelhaft für Alvarez gedeutet wurde. Der Rückkampf, der für Golovkin abermals einen dicken Zahltag bedeutete, war somit nur eine Frage der Zeit.

Saul Canelo Alvarez war nicht der einzige umjubelte Mexikaner auf dieser Matchcard. Pünktlich zum mexikanischen Unabhängigkeitstag wurden neben ihm noch andere Mexikaner aufgeboten. Darunter auch Jaime Munguia, Canelos Nachfolger im Geiste, wenn man dem Hype Glauben schenken darf.

Starke Undercard

Gemessen an der Größe des Kampfes, wurde auch eine sehr starke Undercard aufgefahren. Tatsächlich war niemand mit mehr als fünf Niederlagen auf der Card. Und alle hatten erfolgreiche Kampfbilanzen. Dass man das noch im Boxen erleben darf! Auch wenn Bilanzen natürlich nicht immer die ganze Geschichte erzählen.

Eins der Highlights der Undercard war vor allem die Rückkehr von Nicaraguas Roman Gonzalez (46-2). Der ehemalige Klassenprimus im Super Fliegengewicht wurde 2017 von Wisaksil Wangek entthront. Er traf nun auf Moises Fuentes (25-5-1), den er in der fünften Runde durch KO besiegen konnte. Doch so ganz wollte die alte Klasse noch nicht aufblitzen. Ist mit nunmehr knapp 50 Kämpfen und 31 Jahren der Zenit im Super Fliegengewicht für Gonzalez erreicht?

Im Mittelgewicht traf außerdem Gary O'Sullivan (28-2) auf David Lemieux (39-4). Für den 34-jährigen Iren wurde es jedoch ein kurzer Abend. Er gab sich etwas zu verhalten und zu pomadig gegen einen so gefährlichen Power Puncher wie Lemieux, der immer mit sehr viel Dampf in den Händen startet. Nach mehreren Körpertreffern hatte sich O‘Sullivan wohl beeindrucken lassen und war zu konservativ, aber gleichzeitig nicht beweglich genug. Er wurde schließlich ausgekontert und ging nach einem klaren Knock-out zu Boden wie ein Baum. Keine Chance für O‘Sullivan! Und für David Lemieux ein Sieg auf großer Bühne, der ihn wohl einen Schritt weiter in Richtung eines Main Events führt.

Munguia mit einem weiteren Knock-out-Sieg

Im Co-Main Event trat Brandon Cook (20-1) gegen Jaime Munguia (30-0) im Super-Weltergewicht an. Von Anfang an war klar, dass Cook hier allenfalls Außenseiterchancen hatte. Munguia, der als starker Weight-Cutter sehr groß für die Gewichtsklasse ist, war mit viel Power bei der Sache. Es war bereits sein 31. Profikampf – und das im zarten Alter von 21 Jahren!

Trotz großem Reichweitenvorteil war Munguia eher bestrebt reinzugehen und das schnelle Ende zu suchen. Dementsprechend hatte Cook am Ende der Runde echte Probleme, als er einem Ansturm von Jaime Munguia an den Seilen nur noch durch Einigeln begegnen konnte. Doch der zähe Cook erholte sich gut, hatte nun jedoch sichtbare Achtung vor Munguias Schlagkraft. Immer wieder hatte Cook Probleme an den Seilen, hielt jedoch wacker dagegen und konnte auch offensive Momente zeigen. Doch früh in der Dritten kam es zum Niederschlag durch Jaime Munguia. Wenig später wurde Brandon Cook an den Seilen gestellt und es resultierte ein TKO.

Munguia kämpfte recht unorthodox, da er seinen Reichweitenvorteil nicht wirklich ausgenutzt hat, sondern im Nahbereich mit Haken aus betonter Körperdrehung echte Power generierte. Ein Mann, der sich wohl ganz dem mexikanischen Stil verbunden fühlt. Cook gab sich zwar wacker, aber hatte nichts entgegenzusetzen.

Wieder eine Kontroverse bei Golovkin vs. Alvarez?

Ausstragungsort T-Mobile Arena in Las Vegas

Bildquelle: Tomás Del Coro [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Zunächst war es ein Abtasten in der Ringmitte. Beide versuchten, ihre Führhand zu etablieren. Die Schnelligkeit von Saul "Canelo" Alvarez stand gegen das Timing von GGG. Eine sehr enge, verhaltene erste Runde, die noch nicht viel verriet. Da hatte die zweite Runde bereits wesentlich mehr Esprit. Alvarez mit den augenscheinlicheren Treffern, seine Schnelligkeit machte sich bezahlt. Auch wenn Gennady Golovkin selber ebenfalls landen konnte. Jedoch Alvarez mit mehr Anteilen und Treffern; alles in allem ein Stand-off in der Ringmitte. Keiner bewegte sich dauerhaft rückwärts oder agierte an den Seilen, was sich auch im gesamten Kampfverlauf dieses erstklassigen Boxkampfs nicht wirklich ändern sollte.

Die dritte Runde war wieder knapper, aber wahrscheinlich erneut bei Alvarez, der mehr landete und auch mehr Vorwärtsdrang ausstrahlte. Beide Kontrahenten teilweise mit guten Kontern. In der vierten Runde tat Golovkin dann den Fuß aufs Gaspedal. Er fand langsam einen Winkel für seine Rechte und landete zunehmend mit seiner Führhand. Ebenso mit Haken im Nahbereich. Diese Runde ging klar an Golovkin. In der Fünften wieder mehr Aggression und Vorwärtsdrang durch Alvarez, doch GGG präziser und mit besserem Timing. Alvarez nun mit einem Cut, der im Laufe dieser Runde größer wurde. Alvarez überdies mit mehreren Powershots, die fehlgingen. Langsam aber sich krallte sich der Kasache in diesen Kampf zurück, der nun wieder nach Runden ausgeglichen war.

Erste Spuren des Fights bei Golovkin zu erkennen

In der Sechsten beide mit ähnlich hohem Arbeitspensum. Auch Golovkin zeigte nun erste Spuren vom Kampf. Wieder eine recht knappe Runde, doch GGG technisch etwas sauberer. Alvarez meldete sich mit erhöhtem Arbeitspensum in der Siebten zurück und ging auch mehr zum Körper, zeigte insgesamt mehr Varianz in seinen Schlägen als zuvor. Es zeichnete sich ein Kampf ab, in dem die bessere Kondition entscheidend sein dürfte. Die achte Runde dann mit intensiver Geschwindigkeit, vor allem vorgegeben durch Alvarez. Doch die letzte Minute war dann GGG stark mit klaren Wirkungstreffern. Golovkins Coach verlangte in der Pause mehr Einsatz. Dem kam GGG in der neunten Runde nach. Alvarez dafür mit einigen guten Treffern. Er trug seine schnellen Hände tief in den Kampf. Wieder eine enge Runde!

Die Zehnte war dann eine echte super Runde! Wieder sehr eng, beide nun mit mehr Dringlichkeit. Golovkin landete einen klaren Treffer! Doch Saul „Canelo“ Alvarez, selbst direkt nach diesem Treffer, der viele ins Land der Träume geschickt hätte, mit guten Meidbewegungen. Das war echter Kampfinstinkt! Doch GGG beendete die Runde stark und konnte die Zehnte wohl für sich verbuchen. Auch in der Elften erschien Golovkin der wachere, technisch versiertere zu sein, da er mit minimalistischen Bewegungen wirkungsvoll aus einer super Defensive agierte und einfach die besseren Treffer anbringen konnte. Er boxte Canelo in dieser Runde, der seinerseits wieder eine bemerkenswerte Toughness zeigte. In der Zwölften legte Alvarez dann noch mal los wie die Feuerwehr. Mit Willen, überragender Konstitution und bockstarker Kondition gewann er die letzte Runde. Beide Kämpfer präsentierten sich ungemein zäh, doch Alvarez war der jüngere Mann mit super Kondition und Kämpferherz, wohingegen GGG der technisch Ausgefuchstere war. Letztlich wurde es eine knappe Mehrheitsentscheidung zugunsten von Alvarez.

Beschiss oder ging alles mit rechten Dingen in Las Vegas zu?

Gennady Golovkin verliert Fight gegen Saul

Bildquelle: TheDailySportsHerald [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Das Haus hat also gewonnen (Las Vegas hat mehr von einem siegreichen Canelo). Aber ist das der große Beschiss, den jetzt einige wittern? Ich würde sagen: Nein! GGG hätte schon nach dem dubiosen Unentschieden im Vorjahr (was in der Tat unsinnig war) klar gewesen sein müssen, dass ein Sieg über die Distanz extrem viel Überzeugungsarbeit brauchen würde. Und dafür war dieser Kampf jetzt einfach viel zu knapp. Definitiv knapper als der Erste. Von all den Runden, die man recht deutlich dem jeweils einen oder anderen zusprechen konnte, hatte Gennady Golovkin vielleicht eine eindeutige Runde mehr. Doch dazwischen lagen noch gut und gerne vier, fünf Runden, die wirklich knapp waren. Und mehr Vorwand brauchen die Punktrichter nicht, um den eigenen Mann gewinnen zu lassen. Das muss auch einem routinierten Profi wie GGG klar sein.

Doch ich bin mir sicher, dass GGG unter den rund 4 Millionen Dollar, die ihm dieser Kampf eingebracht hat, vielleicht auch sogar ein paar gute Gründe für einen dritten Kampf finden könnte. Und da hilft ein bisschen Kontroverse (echte sowie vermeintliche) immer weiter. Ich würde es mir auf jeden Fall wieder anschauen – denn ein super Kampf war es alle Male! Wenn auch natürlich total enttäuschend für alle Fans von Golovkin.


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