Bericht und Zusammenfassung der UCI-Weltmeisterschaften in Österreich

Ergebnisse und Bericht zu den UCI-Weltmeisterschaften in Österreich

Bildquelle: By Granada CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Von 22. bis 30. September gastierten die UCI-Weltmeisterschaften im Straßenrennen in Österreich. Drei Disziplinen (Mannschaftszeitfahren, Einzelzeitfahren sowie Straßenrennen) waren auf die acht Wettkampftage verteilt. Unterschiedliche Alters- und Geschlechterklassen – von Junioren und Juniorinnen bis hin zu den Eliteklassen der Damen und Herren – traten an, um die besten in ihren Reihen zu ermitteln. Das Streckenprofil war von den Tiroler Anstiegen sowie von den gut besuchten Zieleinfahrten in Innsbruck, der Landeshauptstadt Österreichs, geprägt.

Los ging es am 23.09. mit dem Mannschaftszeitfahren der Damen. Hierbei setzte sich mit Canyon/SRAM Racing ein deutsches Team durch! Sie fuhren als Einzige mit all ihren sechs Fahrerinnen (Alena Amialiusik, Alice and Hannah Barnes, Elena Cecchini, Lisa Klein und Trixi Worrack) über die Ziellinie.

Deutsche Teams würdig bei letztem Mannschaftszeitfahren vertreten

Dabei distanzierten sie die zweitplatzierten Damen vom Boels Dolmans Cyclingteam auf knapp 22 Sekunden. Auf Rang drei endete das Siegerteam des Vorjahres - Sunweb (ebenfalls ein deutscher Rennstall). Ebenso fand am selben Tag das Mannschaftszeitfahren der Herren statt. Hierbei unterstrich wiederum Team Quick Step seine Dominanz und fügte einem starken Jahr mit dem Gewinn des Mannschaftszeitfahrens einen weiteren Erfolg hinzu. Zweiter wurde, rund 18,5 Sekunden dahinter, wiederum der Vorjahresgewinner: Team Sunweb. Und gerade mal eine Sekunde dahinter folgten mit dem amerikanischen Team BMC die Drittplatzierten.

Dies war übrigens das letzte Mannschaftszeitfahren bei der UCI WM, das von gesponserten Profiteams ausgetragen wurde. Ab kommendem Jahr sollen auch im Mannschaftszeitfahren, so wie in den Straßenrennen bereits üblich, Nationalteams aufgeboten werden.

Leider keine Podiumsplätze für Deutschland im Einzelzeitfahren

Der 24.09. sah das Einzelzeitfahren der Juniorinnen sowie das Einzelzeitfahren der U-23 Herren. Bei den Juniorinnen setzte sich im eng umkämpften Zeitfahren die junge Niederländerin Rozemarijn Ammerlaan durch. Außerdem auf dem Podium: Die Italienerin Camilla Alessio (knapp sieben Sekunden dahinter) auf Rang zwei und die Britin Elynor Backstedt auf Rang drei (knapp 18 Sekunden dahinter). Bestplatzierte Deutsche war Hannah Ludwig auf Rang 10. Bei den U-23 Herren feierte Dänemarks Mikkel Bjerg einen recht eindeutigen Sieg. Er war über 33 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte: Belgiens Brent van Moer. Dritter wurde Bjergs dänischer Landsmann Mathias Norsgaard Jorgensen. Die besten Deutschen waren Lennard Kamna und Max Kanter (Rang 14 und Rang 15).

Am 25.09. standen das Einzelzeitfahren der Junioren und das Einzelzeitfahren der Damen-Elite auf dem Plan. Bei den Junioren tat sich wiederum Remco Evenepoel als eines der beeindruckendsten Talente unter den jungen Radfahrern hervor. Er distanzierte selbst den Zweitplatzierten (Australiens Lucas Plapp) auf über 1 Minute und 23 Sekunden! Eine Machtdemonstration! Dritter wurde Italiens Andrea Piccolo. Und auf Rang vier stand mit Michel Hessmann der beste deutsche Zeitfahrer bei den Junioren, der einen Podiumsplatz um rund 10 Sekunden verpasste. Bei den Vollprofis der Damen war das Podium fest in holländischer Hand. Von Bronze bis Gold ging alles an die Damen in orange! Annemiek van Vleuten wurde Erste. Etwas über eine halbe Minute (und somit recht deutlich) hinter ihr war Anna van, der Breggen und Rang drei ging an Ellen van Dijk, die wiederum fast eine Minute hinter Rang zwei lag. Bitter war es für Kanadas Leah Kirchmann, die keine zwei Sekunden am Podiumsplatz vorbeifuhr und somit fast dem orangen Reigen auf dem Siegertreppchen etwas Abwechslung hinzugefügt hätte. Die besten deutschen Fahrerinnen beim Einzelzeitfahren der Damen-Elite waren Lisa Brennauer und Trixi Worrack, die aber auf Rang 14 und 15 doch schon recht deutlich distanziert waren.

Einzelzeitfahren der Herren bleibt 2018 eine Rohan Dennis Show!

Dennis Rohan gewinnt bei den UCI-Weltmeisterschaften 2018

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Der 26.09. war der Termin für das Einzelzeitfahren der Herren-Elite, ehe es vom nächsten Tag an zu den Straßenrennen in den unterschiedlichen Klassen überging. Hier war der Gewinner wieder einmal Australiens Rohan Dennis, der seinen absoluten Ausnahmestatus als einer der besten Zeitfahrer aller Zeiten erneut unterstrich. Knapp über eine Minute und 21 Sekunden hielt er den Zweitplatzierten auf Abstand. Dieser war kein Anderer als Hollands Tom Dumoulin, der 2018 auch schon bei der Tour de France und dem Giro jeweils Zweitplatzierter im Gesamt-Klassement war und im Vorjahr selbst noch Weltmeister im Einzelzeitfahren geworden war. Gerade mal eine halbe Sekunde hinter ihm fuhr Belgiens Victor Campenaerts in Bronze! Bester Deutscher war Tony Martin, der die siebtbeste Zeit einfuhr (etwas über 2 Minuten und 25 Sekunden hinter Rang 1).

Rohan Dennis bleibt somit auch weiterhin das Maß aller Dinge im Einzelzeitfahren der Herren und ist wohl als einer der größten Spezialisten in dieser Disziplin anzusehen. Ob er sich aber jemals zu dem Grand Tour Fahrer entwickeln wird, der er laut eigener Aussage gerne wäre, darf bezweifelt werden. Dazu müsste er entschieden besser über die Berge kommen.

Wieder Evenepoel, der alle in Staunen versetzt

Am 27.09. waren die Straßenrennen der Juniorinnen sowie der Junioren anberaumt. Bei den Juniorinnen sorgte Österreichs Laura Stigger für eine umjubelte Goldmedaille – und das in ihrem gerade mal zweiten Straßenrennen, denn eigentlich ist ihre Paradedisziplin das Mountain Biking! Das Team der Russinnen machte an den Aufstiegen den meisten Betrieb, doch Laura Stigger wartete geduldig ab, ehe sie selber in der Spätphase des Rennens am Berg attackierte. Hier kamen ihre die Attribute als Mountain Bikerin wohl zu passe. Um sie herum formte sich eine Gruppe von insgesamt vier Fahrerinnen. Sie mussten die Zieleinfahrt unter sich ausmachen. Hier setzte sich Stigger durch. Silber ging an Marie Le Net und Bronze an Simone Boilard (Kanada). Italiens Barbara Malcotti hatte nicht mehr genügend Saft, um am Ende mitzuhalten und musste mit dem ungeliebten vierten Platz vorlieb nehmen. Stärkste Deutsche war Hannah Ludwig auf Rang 19, knapp zwei Minuten dahinter.

Bei den Junioren war es wieder Belgiens Remco Evenepoel, der sich nach seinem Triumph im Zeitfahren nun auch noch die Goldmedaille für das Straßenrennen sicherte. Und wie! Sensationell kam er von einem Unfall zurück. Nach einsamer Aufholjagd setzte er an den Aufstiegen eine Attacke nach der anderen, sodass er die letzten 19 Kilometer wiederum alleine in Gold fuhr. Mit 01:25 auf Platz zwei distanzierte er alles und jeden überdeutlich. Ein echtes Ausnahmetalent! Zweiter wurde mit Marius Mayrhofer ein Deutscher. Ebenfalls auf dem Treppchen: Italiens Alessandro Fancelli in Bronze, der 13 Sekunden hinter Mayrhofer eintraf und sich mit Alexandre Balmer (Schweiz) um den dritten Podiumsplatz duellieren musste.

Anna van der Breggen mit dominantem Sieg

Anna van Breggen dominiert bei UCI-Weltmeisterschaften 2018

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Zum Straßenrennen der U-23 Herren kam es am 28.09. Hier stahl Marc Hirschi (Schweiz) die Show, als er hinten raus attackierte und mit 15 Sekunden Vorsprung dem zuvor hochgehandelten Bjorg Lambrecht (Belgien), der schließlich Zweiter wurde, in die Parade fuhr. Dritter wurde Jaakko Hanninen (Finnland). Im Wesentlichen war es ein Rennverlauf, wie man ihn auch bei den Vollprofis kennt. Früh formte sich eine Ausreißergruppe, die aber 90 km vor dem Ziel wieder gestellt werden konnte. Doch in den Anstiegen kamen dann immer wieder Attacken, sodass sich zwischenzeitlich immer wieder unterschiedliche Ausreißer-Konstellationen bilden konnten. Doch am Ende war Bjorg Lambrecht da, wo er zu sein hatte und schien eigentlich alles richtig zu machen, wenn nicht ein Marc Hirschi noch Tinte im Füller gehabt hätte. Hirschi sichert sich nach seiner Europameisterschaft somit auch noch den Sieg bei einer Weltmeisterschaft!

Die Damen-Elite trat am 29.09. zum Straßenrennen an. Hier beeindruckte Anna van der Breggen (Niederlande) mit einem absoluten Kantersieg. Coryn Rivera (USA) startete die Action, als die Fahrerinnen zum ersten Mal den Anstieg von Igls erreichten. Ihr überraschender Angriff provozierte die Bildung einer starken Gruppe einschließlich Amanda Spratt (Australien) und Emilia Fahlin (Schweden). Das Ganze noch 50 km vor dem Ziel.

Van der Breggen konterte jedoch im Feld mit einem Angriff von Teamkollegin Annemiek van Vleuten und konnte schnell zu den Führenden aufrücken. In der Mitte des vorletzten Anstiegs des Tages ließen die Holländerin und Spratt die Gruppen hinter sich. Wobei van der Breggen alleine vorneweg fuhr. Van der Breggen fuhr mit mächtigen drei Minuten und 42 Sekunden Vorsprung vor Amanda Spratt alleine ins Ziel! Die Olympiasiegerin konnte so ihren Erfolgen anno 2018 (Flandern Rundfahrt und mehrere Eintagesklassiker) das Weltmeistertrikot hinzufügen. Spratt wurde Zweite. Auch sie fuhr alleine übers Ziel. Dritte wurde Tatiana Guderzo (Italien), die ebenfalls alleine über das Ziel fuhr. Beste Deutsche war Clara Koppenburg auf Rang 18.

Valverde wird zweitältester Weltmeister aller Zeiten

Den sportlichen Abschluss der UCI Road World Championships lieferte am 30.09. die Herren-Elite mit ihrem Straßenrennen. Es war der härteste Kurs seit Jahren! Mit neun Anstiegen auf der Speisekarte, einschließlich der brutalen “Höttinger Hölle“. Dabei handelte es sich um einen 3 km langen Anstieg, 10 km vor dem Ziel mit durchschnittlich 11,5% Steigung und Spitzen von 28%! Nur 10 km vom Ziel entfernt, war klar, dass dieser kleine Drecksack von einem Hügel das Rennen entscheiden würde. Michael Valgreen (Dänemark) nahm als einsamer Ausreißer eine 30-Sekunden-Führung mit in den Anstieg, aber Frankreich hatte andere Pläne. Sie trennten sich mit Julian Alaphilippe, Thibaut Pinot und Romain Bardet von der Spitze des Pelotons und nahmen Michael Woods (Kanda), Alejandro Valverde (Spanien) und Gianni Moscon (Italien) in ihrem Windschatten mit. Valgreen wurde geschluckt.

Valverde krönt sich zum Weltmeister

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Nachdem der Kanadier, Michael Woods, an den steilsten Hängen angegriffen hatte, waren nur noch er, Bardet und Valverde vorne. Tom Dumoulin (Niederlande) kurz dahinter. Es ging in einer technisch schwierigen Abfahrt auf das Ziel zu. Das Dreiergespann kam geschlossen die Abfahrt herunter. Noch drei Kilometer zu fahren! Dumoulin jedoch direkt im Nacken. Als guter Zeitfahrer konnte er hier nochmal Betrieb machen. Er hatte die Drei schon in Sichtweite und schloss kurz nach der Abfahrt zu ihnen auf. Der Kampf um die Podiumsplätze sollte von diesen Vieren ausgetragen werden! Einer zu viel, wie uns die höhere Mathematik verrät. Valverde, der wohl stärkste Sprinter im Quartett, das nun zusammengefahren war. Es war nun klar, dass der Weltmeister aus diesem Viergespann stammen müsste! Doch dann ging das Taktieren los: Wer fährt vorneweg und riskiert Windschatten zu geben? Valverde zog dann, rund 300 Meter vor dem Ziel, zuerst an. Woods und Bardet kamen aus dem Windschatten! Doch Valverde fuhr das konsequent zu und war nicht mehr zu stoppen! Alejandro Valverde wurde mit 38,5 Jahren zum ersten Mal Weltmeister! Überglücklich im Ziel und in Tränen! Er wurde somit zweitältester Weltmeister aller Zeiten hinter Joop Zoetemelk! Romain Bardet Zweiter. Dritter wurde Woods, den so keiner auf dem Zettel hatte.


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