Das Überleben auf großem Fuß - Zwischen Insolvenz und Erfolgsdruck

Kritik zur 3. Liga

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Die 3. Liga, sie ist seit 2009 der Vorhof des deutschen Profifußballs. Es läuft die elfte Saison in der Geschichte ihres Bestehens. Nach außen hin wirkt die 3. Liga, wenn man sie als Ganzes betrachtet, wie eine Erfolgsgeschichte. Ein Zuschauerzuspruch, von dem man in den drittklassigen Divisionen anderer Fußballnationen nur träumen kann, steigende Gelder und ein Deal mit der Telekom.

Ist doch alles prima! Oder etwa nicht? Schaut man sich bei den Vereinen um, dann stellt sich die Sache etwas anders dar. Denn die 3. Liga hat ein Problem: Wer zu lange dort ist, dem steht rasch das Wasser bis zum Hals!

3. Liga so populär wie nationale Topligen im Handball, Basketball oder im Eishockey

Der Werdegang und Status der noch jungen 3. Liga liest sich wie eine Erfolgsgeschichte. So ist der durchschnittliche Zuschauerzuspruch tendenziell gestiegen, hatte seine Höchstmarke jedoch 2015/2016, der bislang einzigen Saison mit im Schnitt knapp über 7.000 Zuschauern. Insgesamt liegt er (so auch gegenwärtig) bei um die 6.000 Zuschauer pro Spiel.

Dass die 3. Liga auf der kommerziellen Vermarktungsebene ein voller Erfolg ist, das lässt sich kaum leugnen. Möchte man meinen. So werden die Verantwortlichen nicht müde, vorteilhafte Vergleiche zu ziehen. Man bekommt verlässlich zu hören, die 3. Liga sei erfolgreicher als die 1. Ligen in jedem anderen Mannschaftsport hierzulande. Aber wie viel man sich darauf einbilden kann, eingedenk der Situation anderer Mannschaftssportarten in Deutschland (die schon immer turmhoch vom Fußball überschattet wurden), sei dahingestellt.

Zumal dieser Vergleich auch eine Schattenseite birgt. Nämlich das ungleich steilere Gefälle, was die Kostenstruktur angeht. Was in der 3. Liga als durchschnittliches Gehalt gilt (derzeit rund 116.000 Euro), könnte auch durchaus im Handball oder im Eishockey für viele Erstligisten rumkommen. Nur mit dem Unterschied, dass diese die Leistungsspitze (und somit die Verdienstspitze) darstellen und diesbezüglich keinen strukturellen Druck von oben kriegen. Demgegenüber hat die 3. Liga die beiden Bundesligen über sich, wo die Pfründe und die Gehälter weit saftiger sind. So ist das Durchschnittsgehalt in der 2. Bundesliga bereits annähernd viermal so hoch (450.000 Euro) und in der 1. Bundesliga ist die Millionenmarke mit durchschnittlich 1,34 Millionen längst geknackt.

Das schafft Begehrlichkeiten bei den Spielern und folglich sportliche Tatsachen bei den Vereinen. Insofern ist der Vergleich mit den Spitzenligen anderer Sportarten zwar für das Produkt “3.Liga“ ein schmeichelhafter Maßstab. Die wirtschaftliche Realität der Vereine, die sich mit der 3. Liga arrangieren müssen, ist jedoch eine gänzlich andere.

Die 3. Liga kann ihren wirtschaftlichen Erfolg nicht an die Vereine weitergeben

Dass ein verlängerter Aufenthalt in der 3. Liga der wirtschaftlichen Gesundheit wenig zuträglich ist, das konnte man insbesondere letzthin bestaunen. So hat die 3. Liga in den zehn Jahren ihres Bestehens schon so einige wirtschaftliche Abstürze (zehn an der Zahl), von Insolvenzen bis hin zum freiwilligen Verzicht auf die Lizenz, bezeugen können. Vier davon allein in den letzten beiden Spielzeiten (VFR Aalen, FSV Frankfurt, Chemnitzer FC und Rot-Weiß Erfurt). Mit den Letztgenannten, Rot-Weiß Erfurt, stieg übrigens der letzte Verein ab, der seit der Gründung der 3. Liga unterbrechungsfrei dabei war. Ein Zeugnis davon, wie schwer die Existenz in der 3. Liga zu konsolidieren ist.

Dies hat im Wesentlichen fünf Gründe:

  • Massive Einschnitte für Absteiger
  • Übertriebene Anforderungen an Aufsteiger
  • Es gibt keine solidarischen Sicherungen, wie sie in den (ohnehin viel rentableren) Bundesligen existieren
  • Wettbewerblicher Druck von oben auf Transferebene
  • Ein Insolvenzverfahren, das in diesem Kontext sehr bedenkliche Anreize setzt

Absteiger und Aufsteiger vor erheblichen strukturellen Herausforderungen

Überleben in der 3. Liga

Bildquelle: www.thai-fussball.com [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Der Abstieg in die 3. Liga ist, insbesondere für langjährige Erst- und Zweitligisten, eine brutale wirtschaftliche Zäsur. Vor allem was die Fernsehgelder anbelangt. So gab es bereits Absteiger, bei denen die Einnahmen aus den Töpfen der Fernsehgelder um über 90% einbrachen! Und das allein bei einem Abstieg von der 2. in die 3. Liga! Denn nicht nur sind die Fernsehgelder in der 3. Liga ein feuchter Kehricht verglichen zu jenen der 2. Bundesliga. Sie müssen von den Vereinen auch noch solidarisch mit den Regionalligisten geteilt werden. Wer hier als Absteiger und gar noch als langjähriger Zweitligist mit entsprechend gefestigten Kostenstrukturen landet, der kann nur wirtschaftlich bluten. Es geht überhaupt nicht anders! Das sind die klaren Realitäten, die bis zu über 90% Malus bei den Fernsehgeldern und ein durchschnittlich dreifach niedrigerer Zuschauerzuspruch an der Stadionkasse (verglichen zur 2. Bundesliga) mit sich bringen.

Aufsteiger müssen zum Teil abenteuerliche Anforderungen erfüllen. Besonders prekär: Sie brauchen ein Stadion, das 10.000 Zuschauer fasst. Gegebenenfalls haben sie ein Jahr Zeit, dieses zu erreichen. Und wenn sie zwischendrin absteigen, dann ist das eben so. Zumal der Zuschauerschnitt in der 3. Liga rund 40% niedriger, also bei rund 6.000 Zuschauern, liegt. Und das ist nur der Durchschnitt. Es gibt Teams, wie Großaspach, da kommen pro Spiel im Schnitt nur rund 2.000 Fans. Wozu brauchen sie dann ein 10.000 Menschen fassendes Stadion? Weil Profifußball! Zumindest dem Anspruch nach.

Auf Biegen und Brechen ….. oder halt Insolvenz

Die 3. Liga ist aus Vereinssicht einfach zu unrentabel, als dass man lange dort festsitzen will. Wer aber nicht alles aggressiv auf die Karte “Aufstieg oder Tod“ setzt, um an das rettende Ufer der Bundesligen zu kommen, der muss notgedrungen das Tafelsilber verschleudern und droht zum Satellitenverein für alle mit tieferen Taschen zu werden. Solidarzahlungen von oben gibt es keine. Nur wettbewerblichen Druck. Eingedenk der knickerigen Einnahmen sind Drittligisten zum Sparen verdammt. Dies tun sie insbesondere über die Transferpolitik.

Demgegenüber steht seit 2016 ein Insolvenzverfahren, das selbst ein peinlicher Offenbarungseid ist. War es bis 2015 noch so, dass die Insolvenz den Zwangsabstieg bedeutet hat, so wird Insolenz jetzt nur noch mit neun Punkten Abzug geahndet. Das ist sowohl symbolisch als auch strategisch längst nicht so schmerzhaft wie ein kategorischer Zwangsabstieg. Eingedenk des erheblichen Drucks, der finanziell wenig lukrativen und kostenintensiven 3. Liga schnell den Rücken zu kehren, sendet dieses “Insolvenzverfahren Light“ ein extrem bedenkliches Signal. Es schafft ein malades Anreizsystem! Wenn man anderen Vereinen dabei zusehen muss, wie sie mit Fremdkapital durch Mäzen und Brausegetränk-Hersteller Weltmeister und Talente locken, die man sich selbst nicht leisten könnte, dann wird die Verlockung Geld auszugeben, das man eigentlich gar nicht hat, sehr viel nachvollziehbarer. Was soll schon schlimmstenfalls passieren? Wenn es schief geht, was kostet die Welt? Ich würde sagen: neun Punkte!

Eine kommerzielle Standortbestimmung, die in der 3. Liga, so wie überall im Fußballgeschäft, Tatsachen schafft.


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