Saison 1974/75: Trainerentlassung von Georg Gawliczek bei Tennis Borussia Berlin

Entlassung von Georg Gawliczek bei Tennis Borussia

Bildquelle: Muns CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

In der ersten von insgesamt zwei Spielzeiten, die Tennis Borussia Berlin in der Bundesliga spielte, saß Georg Gawliczek bei den Lila-Weißen auf der Trainerbank. Den sofortigen Abstieg in der Saison 1974/75 konnte der Aufstiegstrainer nicht vermeiden. Und obwohl sein Abschied von TeBe frühzeitig feststand und die Nachfolge geklärt wurde, hielt er bis zum Saisonende das Zepter in den Händen. Sport-90 schildert die Trainerentlassung von Georg Gawliczek bei TeBe Berlin.

Sportlich ist Tennis Borussia Berlin mittlerweile in den Niederungen des deutschen Fußballs verschwunden. Seit Jahren dümpelt der Klub aus dem Stadtteil Charlottenburg zwischen Oberliga und Regionalliga. Doch Mitte der 1970er mischte Tennis Borussia zweimal in der Bundesliga mit. Der erstmalige Aufstieg in die Beletage glückte dem Verein 1974.

1974: Georg Gawliczek führt TeBe überraschend in Bundesliga

Zu jener Zeit war Georg Gawliczek Cheftrainer der Lila-Weißen. Im Januar 1973 übernahm er den Posten im Mommsenstadion. Zuvor ereilte Gawliczek beim zweitklassigen SV Südwest Ludwigshafen die Trainerentlassung, dafür könnte der Fußballlehrer bei seinen vorherigen Tätigkeiten beim FC Schalke (1963/64, Trainerentlassung Gawliczek bei Schalke 04), Hamburger SV (1964 bis 66, Gawliczek Entlassung beim HSV) oder dem Karlsruher SC (1967/68, Entlassung von Gawliczek beim KSC) Bundesliga-Erfahrungen sammeln.

Dass Gawliczek Tennis Borussia Berlin jedoch in der Saison 1973/74 zum Aufstieg führte, war völlig unerwartet und überraschend. Doch TeBe setzte sich in der Aufstiegsrunde durch und verwies die Konkurrenz um den FC Augsburg oder Rot-Weiß Oberhausen auf die Plätze.

Schnellinger verpflichtet! TeBe glückt Transfercoup nach Aufstieg

Auch die Klubverantwortlichen wurden vom unerwarteten Bundesliga-Aufstieg förmlich überrumpelt. So mussten alle Spielerverträge umgeschrieben werden, da diese ursprünglich nur für die 2. Liga Gültigkeit besaßen. Doch dafür glückte Tennis Borussia Berlin auf dem Transfermarkt ein echter Coup. Obwohl der Klub Schulden in Höhe von einer halben Million DM hatte, bewahrheiteten sich die Bundesliga Transfergerüchte und Trainer Gawliczek wurde mit Karl-Heinz Schnellinger eine prominente Verstärkung zur Verfügung gestellt.

Wenngleich Fußballlegende Schnellinger, der zuvor als einer der ersten deutschen Fußballlegionäre in Italien u.a. für den AC Mailand oder die AS Rom auflief, bei seinem TeBe-Wechsel bereits 35 Jahre alt war und sich seine Karriere dem Ende neigte.

1974/75: TeBe als Punktelieferant - Trainer Gawliczek hat wenig zu lachen

Doch für TeBe Berlin und dessen Trainer Georg Gawliczek war der Sprung in die Bundesliga eine gewaltige Herausforderung, die man auch nicht zu meistern vermochte. Die Berliner, damals hinter Hertha BSC zweite Kraft in der Spreemetropole, fungierten in der Saison 1974/75 primär als Punktelieferant.

Die 0:5-Auftaktklatsche bei Eintracht Braunschweig machte deutlich, dass es für den Bundesliga-Neuling extrem schwer werden würde. Zwar sorgte die Gawliczek-Elf am 2. Spieltag mit einem 4:0-Erfolg gegen Werder Bremen für Furore und konnte Anfang November dem großen FC Bayern im eigenen Stadion sogar ein 2:2 abringen.

TeBe mit Horror-Hinrunde: Gawliczek erlebt 14 Pleiten in 17 Spielen

Doch ansonsten erlebte der krasse Außenseiter über weite Strecken eine Horror-Hinrunde, die man als Tabellenletzter abschloss. Nur fünf Pluspunkte standen zu Buche, 14 der 17 Ligaspiele gingen verloren. Dennoch musste TeBe-Coach Georg Gawliczek sich wegen einer drohenden Trainerentlassung keine Sorgen machen.

 

 

Die Verantwortlichen der Berliner wussten realistisch einzuschätzen, dass der Mannschaft schlicht die Bundesliga-Tauglichkeit fehlte. Jedes noch so kleine Fünkchen Hoffnung auf den Klassenerhalt sollte schnell verfliegen. Die Verpflichtung von Karl-Heinz Schnellinger änderte daran nichts. Im Gegenteil. Der spektakuläre Neuzugang und Alt-Internationale konnte sich nie in die TeBe-Mannschaft integrieren und kehrte dem Klub bereits Ende Februar 1975 nach gerade einmal 19 Spieleinätzen schon wieder den Rücken.

Nur kurzer Hoffnungsschimmer! Hertha besiegelt TeBe-Abstieg

In der Rückrunde 1974/75 sollte es für TeBe Berlin dann aber besser laufen. Kurzfristig zumindest. Besonders im März schnupperten Gawliczek und die Lila-Weißen mit drei Siegen in Folge gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:2), MSV Duisburg (3:2) und Rot-Weiss Essen (1:0) Höhenluft. Doch selbst mit dieser Erfolgsserie konnte Tennis Borussia die Abstiegsplätze nicht verlassen.

Am 10. Mai 1975 wurde der Bundesliga-Abstieg vom Aufsteiger dann vorzeitig besiegelt. Ausgerechnet im Berlin-Derby gegen Hertha BSC. Im Olympiastadion verlor TeBe die Partie des 30. Spieltags mit 1:2, der Klassenerhalt war dadurch auch rechnerisch nicht mehr möglich.

Nach 23. Spieltag! Trainer Gawliczek verkündet frühzeitigen TeBe-Abschied

Bei TeBe waren die Planungen zur kommenden Zweitliga-Saison zu diesem Zeitpunkt schon längst heiß gelaufen. Das beinhaltete auch die Neubesetzung des Trainerposten. Denn Georg Gawliczek, der zu Beginn seiner Trainerlaufbahn sechs Jahre als Assistenztrainer von Bundestrainer Sepp Herberger tätig war, hatte schon längst (zwei Monate früher) seinen Abschied von Tennis Borussia Berlin zum Saisonende verkündet.

Und zwar nach dem 3:2-Erfolg gegen Lautern am 8. März 1975 teilte Gawliczek mit, dass er TeBe zum Saisonende verlassen wird. Es handelte sich demnach nicht um eine klassische Trainerentlassung. Der scheidende Trainer Gawliczek brachte die Debütsaison von TeBe in der Bundesliga auch noch zu Ende.

Tennis Borussia: Helmut Johannsen wird Gawliczek-Nachfolger

Und immerhin: Dank 11 Punkten in der Rückrunde verbesserte sich seine Mannschaft in der Bundesliga Abschlusstabelle 1974/75 auf den vorletzten Platz und übergab die Rote Laterne an den Wuppertaler SV, bei denen zuvor Trainer Horst Buhtz der Rauswurf ereilte. Am Ende hatte Georg Gawliczek mit Tennis Borussia eine Bilanz von fünf Siegen, sechs Unentschieden und 23 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 16:52 und neun Punkten Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze.

Nach seiner TeBe-Zeit blieb Gawliczek in Berlin und übernahm den Zweitligisten Wacker 04. Es folgten Engagements beim Freiburger FC, Waldhof Mannheim und Hertha BSC, mit denen Gawliczek in der Saison 82/83 noch einmal erstklassig unterwegs war. Tennis Borussia Berlin hatte hingegen Übungsleiter Helmuth Johannsen als Gawliczek-Nachfolger verpflichtet.



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