Saison 1974/75: Trainerentlassung von Diethelm Ferner bei Rot-Weiss Essen

RW Essen entlässt Diethelm Ferner 1975

Bildquelle: 'ElLo57 (Elmar J. Lordemann) CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Als Spieler und Trainer war Diethelm Ferner insgesamt sieben Jahre für Rot-Weiss Essen während der erfolgreichen 1970er tätig. Nach dem Bundesliga-Aufstieg 1973 wechselte der bisherige Mittelfeldspieler nach acht Spieltagen vom Rasen auf die Trainerbank und konnte die Trendwende einleiten. Doch am Ende der Spielzeit 1974/75 trennten sich die Wege. Sport-90 blickt auf die Trainerentlassung von Diethelm Ferner bei RW Essen 1975 zurück.

Als Rot-Weiss Essen 1973 zum bereits dritten Mal innerhalb von sieben Jahren in die Bundesliga aufstieg, war die Euphorie an der Hafenstraße groß. Doch diese sollte schnell verfliegen. Unter Trainer Horst Witzler holte der Traditionsklub aus den ersten acht Spieltagen nur 4:12 Punkte und verlor dabei auch die ersten drei Heimspiele deutlich gegen Borussia Mönchengladbach (2:6), Fortuna Köln (0:2) und Fortuna Düsseldorf (1:4).

Nach Witzler-Aus: Stammspieler Diethelm Ferner wird neuer RWE-Trainer

Nachdem verkorksten Saisonstart kam es beim Aufsteiger zur Meuterei der Mannschaft gegen den Trainer. Das RWE-Präsidium gab nach und im September 1973 wurde Aufstiegstrainer Horst Witzler in Essen entlassen. Neuer Trainer beim Revierklub wurde Diethelm Ferner. Das Besondere: Bis dahin war der damals 32-Jährige eine wichtige wie zuverlässige Stütze der Mannschaft im Mittelfeld und hatte die ersten acht Spieltage auf dem Platz gestanden.

Doch da Diethelm „Didi“ Ferner, der 1969 von Werder Bremen nach Essen gewechselt war, auch im Besitz der Trainer-A-Lizenz war, schenkten die RWE-Verantwortlichen ihm das Vertrauen. Und der Trainer-Neuling sollte die Rot-Weissen postwendend in die Erfolgsspur zurückführen.

1973: Diethelm „Didi“ Ferner schafft Trendwende bei Rot-Weiss Essen

Gleich im ersten Bundesligaspiel gegen Ferners Ex-Klub Bremen glückte ein 3:1-Erfolg. Es folgten Siege bei Hannover 96 (2:1) und ein denkwürdiger 6:3-Triumph gegen Eintracht Frankfurt am 16. Oktober 1973. Bis heute genießt diese Partie Legendstatus im Stadion an der Hafenstraße.

Aber auch nach den drei Startsiegen konnte Didi Ferner Rot-Weiss Essen weiter in sichere Bahnen führen. In den neun Ligapartien bis zur Winterpause kassierte der Aufsteiger nur eine einzige Pleite (2:3 beim 1. FC Köln) und überwinterte mit einem ausgeglichenen Punktekonto von 17:17 im Mittelfeld der Bundesliga Tabelle. Bemerkenswert, zumal RW Essen bei der Inthronisierung von Didi Ferner noch Liga-Schlusslicht war.

Trainer Ferner führt RW Essen dank Auswärtsstärke zum Klassenerhalt

In der Rückrunde der Saison 1973/74 wechselten sich beim Aufsteiger dann aber Licht und Schatten ab. Zwar rutschte das Ferner-Team im Klassement etwas ab und kam phasenweise der Abstiegsregion bedrohlich nahe - nur 4 Punkte Vorsprung auf die rote Zone nach dem 30. Spieltag. Aber dennoch konnte Rot-Weiss Essen unter seinem ehemaligen Spieler Diethelm Ferner die Klasse letztlich souverän halten.

Auch, weil die Westdeutschen eine Auswärtsstärke entwickelten. Die letzten beiden Gastspiele der Saison beim VfB Stuttgart (3:0) und dem HSV im Volksparkstadion (3:2) wurden siegreich gestaltet. Nur Meister Bayern München, Vizemeister Borussia Mönchengladbach und der Tabellensechste 1. FC Kaiserslautern verbuchten mehr Punkte in fremden Stadien als Rot-Weiss Essen.

Nach bestandener Feuertaufe: Diethelm Ferner bleibt RWE-Trainer

Als gänzlich unerfahrener Trainer hatte Diethelm „Didi“ Ferner die Feuertaufe in Essen mit Bravour gemeistert. Dass der Aufsteiger die Spielzeit auf einem beachtlichen 13. Rang beendete, musste Ferner, der mit Werder Bremen 1965 Deutscher Meister wurde, hoch angerechnet werden. Entsprechend durfte der junge Übungsleiter die Rot-Weissen auch in der Folgesaison hauptverantwortlich betreuen.

 

 

In diese startete RW Essen mit zwei Siegen gegen den 1. FC Köln (1:0) und Wuppertaler SV (2:0), anschließend ging es jedoch eher durchwachsen weiter. In der Hinrunde 1974/75 zählten etwa ein starkes 2:2-Remis beim Meister FC Bayern oder ein 5:1-Kantersieg über die Kickers Offenbach zu den Highlights. Allerdings kassierte Rot-Weiss Essen im Oktober 1974 unter Trainer Ferner mit der 1:9-Klatsche bei Eintracht Frankfurt aber auch die höchste Niederlage der Vereinshistorie in der Bundesliga. In die Winterpause verabschiedete sich das Team von der Hafenstraße als Tabellen-13. mit 16:18 Punkten.

1974/75: RW Essen ohne Abstiegssorgen & Furore im DFB-Pokal

In der Rückrunde 1974/75 dümpelte RW Essen weiter in der unteren Tabellenhälfte herum, blieb dabei aber von größeren Abstiegssorgen verschont. Höhepunkt der zweiten Saisonhälfte auf Ligaebene sollte ein spektakuläres 4:4 Mitte Februar gegen den FC Schalke werden, in dem Essen erst kurz vor Abpfiff den Ausgleich durch Fußballlegende Klaus Fischer kassierte. Die Saison beendete die Truppe von Diethelm Ferner auf einem grundsoliden 12. Platz.

Für Aufsehen konnte RW Essen im DFB-Pokal sorgen. Nachdem der Traditionsklub sechs Jahre in Folge in der 1. Runde scheiterte, stürmte das Ferner-Team 1975 überraschend bis ins Halbfinale. Dort gastierte RWE bei Eintracht Frankfurt, mit denen man sich einen typischen Pokalfight lieferte. Nachdem Manfred Burgsmüller die Führung der SGE ausglich, ließ Essen beste Gelegenheiten für einen zweiten Treffer ungenutzt. Das wurde bestraft. Die Eintracht siegte 3:1 n.V. und gewann anschließend auch das Pokalfinale gegen den MSV Duisburg (1:0).

Rot-Weiss Essen: Lattek-Wirrwarr nach Ferner-Abgang

Trotz passabler Erfolge sollten sich nach der Saison 1974/75 die Wege von Rot-Weiss Essen und Coach Didi Ferner trennen. Ob es sich dabei um eine klassische Trainerentlassung handelte, ist nicht überliefert. Ferner setzte seine junge Trainerkarriere beim Absteiger Wuppertaler SV fort, kehrte aber nach einer weiteren Station beim FC St. Pauli 1978 für eine zweite Amtszeit an die Hafenstraße zurück.

RW Essen glückte derweil bei der Suche nach einem Ferner-Nachfolger ein Coup. Denn kein Geringerer als Udo Lattek, der im Frühjahr 1975 beim FC Bayern entlassen wurde, unterzeichnete einen Vertrag in Essen. Allerdings nahm Lattek nie Platz auf der rot-weißen Trainerbank. Denn als Hennes Weisweiler seinen Abschied von Gladbach Richtung FC Barcelona verkündete, heuerte Lattek kurzerhand bei der Borussia vom Bökelberg an. RWE wurde mit einer Zahlung von angeblich 25.000 Mark entschädigt und statt Udo Lattek wurde Ivica Horvat neuer Essen-Trainer. Horvat kam vom Revierrivalen FC Schalke 04, wo er nach vier Jahren seinen Hut nehmen musste.



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