Die Super-Slowenen! Roglic und Pogacar räumen bei der Vuelta a España 2019 ab

Primoz Roglic gewinnt Vuelta 2019

Bildquelle: Peter Edmondson from uk CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die 17. Etappe der Vuelta a España 2019 war in der Theorie eigentlich nur eine flache Überführungsetappe. Doch eine gewaltige Ausreißergruppe, in der sich prominente Namen einfanden, sorgte an diesem sehr windigen Renntag für einige interessante Entwicklungen. Mit vorne dabei waren zum Beispiel Nairo Quintana, James Knox und Nicolas Edet, die im Gesamt-Klassement alle noch eine Rolle spielen konnten.

Für Bora-Hansgrohe war nur einer dabei – aber das war glücklicherweise Sam Bennett, der sich hier seine Siegchancen und somit im weiteren Sinne seine Chancen auf das grüne Trikot bewahren wollte. Außerdem waren mit Phillipe Gilbert, dem deutschen Radrennfahrer Nikias Arndt und Dylan Theuns noch drei weitere Fahrer dabei, die bereits Etappen bei der Vuelta a España 2019 gewonnen hatten.

60 Kilometer vor dem Ziel lag die Führungsgruppe knapp sechs Minuten in Front. Das Tempo war in beiden Gruppen sehr hoch, da man dahinter, auch mit Blick auf das Gesamt-Klassement, auf Schadensbegrenzung aus war. Dabei fühlten vor allem die Teams Astana und Movistar Team Jumbo-Visma auf den Zahn. So sah sich Primoz Roglic nach mehreren Tempoverschärfungen ohne Helfer in der Hauptgruppe. Beide Gruppen schmolzen eingedenk des Tempos zusammen. Ein wirkliches Fahrerfeld war hier nicht mehr erkennbar. Sam Bennett blieb vorne jedoch mit dabei. Zwar konnte die Gruppe um das rote Trikot, den Vorsprung phasenweise noch auf rund viereinhalb Minuten drücken. Doch letzten Endes kam die verbliebene Ausreißergruppe fünfeinhalb Minuten vor der Gruppe Roglic an, wodurch Nairo Quintana auf Rang zwei im Gesamt-Klassement sprang. Auch James Knox, Dylan Theuns und Wilco Keldermann konnten ihre Platzierungen verbessern.

Sam Bennett verpasst den dritten Etappensieg

Der Etappensieg ging letztlich an Philippe Gilbert. Deceuninck Quick-Step, die in dieser Ausreißergruppe nahezu mit ihrer vollständigen Mannschaft vertreten waren, spielten hier alle Karten richtig aus. In den letzten beiden Kilometern schickten sie Zdenek Stybar zu einer späten Attacke. Sam Bennett blieb zwar vorne mit dabei, trat aber dann zu früh seinen Sprint an. Er ging an Stybar vorbei, musste sich aber Phillipe Gilbert geschlagen geben, der sich an sein Hinterrad gehängt hatte. Dennoch konnte Bennett einen großen Sprung in der Punktewertung machen und hatte hier noch nur Primoz Roglic vor sich. Nun galt es für ihn, sicher über die Berge zu kommen und zu hoffen, dass die beiden restlichen Bergetappen eher von den Ausreißern gestaltet würden, sodass Roglic punktetechnisch in Schlagweite blieb.

Die 18. Etappe brachte noch einmal vier Bergwertungen der ersten Kategorie aufs Tableau, allerdings lag das Ziel hinter einer Abfahrt. Eine Bergankunft würde es also nicht geben. Geprägt wurde die Etappe natürlich von Versuchen, Druck auf Team Jumbo-Visma und somit auf das rote Trikot von Primoz Roglic auszuüben. Ferner gab es Punkte für das nach wie vor umkämpfte Bergtrikot zu holen. Nach einigem Hin und Her fand sich eine größere Ausreißergruppe zusammen. Darunter der deutsche Radrennfahrer Jonas Koch (CCC), der schon tags zuvor in der erfolgreichen Ausreißergruppe gewesen war. Die Ausreißer fuhren um die fünf Minuten Führung heraus, was über die ersten beiden Anstiege Bestand behielt. Diese waren vor allem von der Jagd nach Punkten in der Bergwertung geprägt, wobei Madrazo nicht mit in der Fluchtgruppe dabei war. Er musste also im Kampf um die Bergwertung aufstecken.

Bouchard übernimmt endgültig das Bergtrikot

Derweil konnte sich der in der Bergwertung Führende, Geoffrey Bouchard (Ag2r) bei zwei der drei Bergwertungen die maximale Punktzahl sichern und seine Führung vermutlich vorentscheidend festigen. Am dritten Aufstieg wurde es dann sowohl in der Ausreißergruppe als auch im Feld dahinter hektisch. Team Astana fuhr in Front und erhöhte die Wattzahl. Folglich knallte das Feld am dritten Aufstieg auseinander. Das Ganze in Vorbereitung einer Attacke von Miguel Ángel López, der sich das weiße Trikot von Tadej Pogacar zurückholen wollte und noch einen Podiumsplatz in Aussicht hatte. Diese Attacke kam dann auch und keiner konnte oder wollte folgen. López hatte vorne noch mit Omar Fraile einen Mann in der Ausreißergruppe, der seine Attacke später unterstützen konnte.

 

 

Die Ausreißergruppe dünnte sich vorne weiter aus. Dort wurden mehrere Attacken gefahren. Auch getrieben dadurch, dass hinten Ernst gemacht wurde. In mehreren Grüppchen ging es über die Kuppe. In der Abfahrt setzte sich Sergio Higuita (EF Education First) ab, dahinter eine Gruppe um das gepunktet Trikot und den Österreicher Herman Pernsteiner, dahinter Miguel Ángel López mit Omar Fraile und Tao Geoghegan Hart (INEOS). Anschließend die Gruppe um Primoz Roglic, der zwar keine Teamkameraden mehr hatte, aber sich mit seinem Landsmann Tadej Pogacar zusammentat. Geoffrey Bouchard konnte jedoch zuvor wie gesagt als Erster die dritte Kuppe am Tag überfahren, was seine Führung in der Bergwertung doch schon in sehr trockene Tücher wickelte.

Higuita siegt als letzter noch stehender Ausreißer

Im Vorfeld des letzten Anstiegs fuhren die drei Grüppchen in Front wieder alle zusammen. Roglic nun auch wieder mit Mannschaftskameraden an seiner Seite, da auch Neilson Powless zuvor bei den Ausreißern gewesen war und sich zurückfallen gelassen hatte. Lediglich Sergio Higuita fuhr im Vorfeld des letzten, knapp 14 Kilometer langen Anstiegs noch allein in Front, etwas mehr als eine Minute vor der zusammengefahrenen Gruppe hinter ihm. Als am letzten Berg die verbliebenen Klassementfahrer das Zepter in die Hand nahmen, wobei López abermals als Aggressor auftrat, flogen die ehemaligen Ausreißer rasch alle hinten raus. Allerdings das Ganze mehr geprägt vom Kampf um die Podiumsplätze, denn Roglic musste nur mitgehen – und tat dies auch. Auch Bora-Hansgrohes Klassementfahrer, Rafal Majka, blieb am Ball. Klasse Verfassung vom Polen, die er hier im Vuelta-Verlauf nachwies!

Sergio Higuita behauptete indes vorne eindrucksvoll seinen Abstand. Derweil bekamen Quintana und Pogacar in der Favoriten-Gruppe Probleme und ließen abreißen. Diese bestand nun aus einem Quartett (López, Valverde, Roglic und Majka). Derweil fuhr Higuita mit 45 Sekunden Führung über die Kuppe. Das besagte Quartett hinter ihm. Danach Pogacar, der nun bemüht war, in der Abfahrt wieder Zeit auf López gut zu machen, um sein weißes Trikot und seinen Platz im Gesamt-Klassement zu behaupten. Berge sollten nicht mehr kommen, aber es waren noch über 20 Kilometer zu fahren. Derweil schlossen in der Abfahrt Quintana und zwei ehemalige Ausreißer (Hagen und Meintjes) zu Pogacar auf.

Doch die Abstände behielten bis zum Ziel Bestand. Sergio Higuita fuhr mit 22 Jahren seinen ersten Profisieg ein und López holte sich das weiße Trikot für den besten Jungfahrer von Pogacars Schultern zurück. Auf Rang zwei und drei im Gesamt-Klassement tauschten die Movistar Teamkollegen Valverde und Quintana die Plätze. Die Führung von Primoz Roglic verblieb derweil unbedrängt. Nun würde er nur noch eine Bergetappe am übernächsten Tag überstehen müssen. Dies war allerdings eine Bergetappe, die die meisten zu überwältigenden Höhenmeter bei dieser Vuelta 2019 beinhalten würde. Doch die Verfassung des ehemaligen Skispringers aus Slowenien deutete auch an diesem Tag nicht daraufhin, dass hier jemand noch seinen Gesamtsieg gefährden könnte.

Tony Martin scheidet nach Sturz aus

Die 19. Etappe der Vuelta a España 2019 war noch einmal eine flache Überführungsetappe, hin auf dem Weg zur letzten Bergetappe. Das Ganze jedoch durch eine regennasse Straße etwas verkompliziert. Es war gar die Gefahr eines Unwetters prognostiziert. Elf Fahrer setzten sich erfolgreich als Ausreißer ab. Darunter abermals Nikias Arndt (Sunweb) sowie Remi Cavagna (Deceuninck Quick-Step). Im Feld dahinter leisteten vor allem jene Teams Nachführarbeit, die bei dieser Vuelta noch nichts gewinnen konnten und es verpasst hatten, sich mit einem Fahrer in der Ausreißergruppe zu platzieren. Der Vorsprung der Ausreißer blieb dadurch sehr überschaubar. Derweil nahm der Regen zu. Dies könnte mit Blick auf die technisch anspruchsvolle Zieleinfahrt in Toledo noch zu einem Finale mit Nerven werden. Doch noch waren es über 80 Kilometer bis dorthin.

66 Kilometer vor dem Ziel gab es dann plötzlich eine pikante Situation. Ein Sturz inmitten de Pelotons räumte in einer Kurve viele Fahrer ab. Darunter auch Primoz Roglic. Dieser kam zwar ohne augenscheinliche Blessuren davon. Dafür schied jedoch der deutsche Radrennfahrer Tony Martin aus, ein wichtiger Pacemaker für Roglic. Vor allem nahm sich Team Movistar die Freiheit, hier für einige Minuten Tempo zu machen, sodass Roglic und Team Astana hier gehetzt nachführen mussten. Nicht die feine englische Art, denn eigentlich wird ein Gesamtführender am Boden nicht angegriffen. Jedoch besann sich Movistar in Form von Alejandro Valverde, der ein Machtwort sprach und die Tempoarbeit wurde eingestellt, sodass alles wieder zusammenfahren konnte.

Remi Cavagna fährt solo zum Sieg

Im weiteren Verlauf wurde es sehr flach und kahl, sodass der Wind, wie schon zwei Tage zuvor, wieder zum Tragen kam. Es taten sich abermals Risse im Feld auf, da einige Teams vorne offensiv auf Windkante fuhren. Darunter ein kurzer Schreckmoment für Primoz Roglic, der sich in einer zweiten Staffel wiederfand. Doch die Lücke konnte wieder zugefahren werden. Derweil setzte sich 25 Kilometer vor dem Ziel Remi Cavagna aus der Spitzengruppe mit einer starken Attacke ab. In einer leichten Steigung verabschiedete er sich und warf alles, was er hatte, in diese letzten 25 Kilometer hinein.

Und weder seine Verfolger, die alsbald vom Feld geschluckt wurden, noch das Feld selber, vermochten es, ihn vor der Ziellinie zu stellen. Auch wenn es zum Ende hin knapp wurde. Den zweiten Platz sicherte sich aber wieder Sam Bennett, der sich abermals 24 Punkte verdiente. Allerdings fuhr Primoz Roglic selber als Zehnter über die Ziellinie, sodass er ebenfalls noch in die Punkte fuhr. Und auch am Vortag hatte er die Ziellinie als Zweiter überquert. Somit war Primoz Roglic in der Punktewertung nun außer Schlagweite für Sam Bennett. Neben dem roten war dem Slowenen als auch das grüne Trikot nahezu sicher. Bitter für Bennett, der sich mit zu diesem Zeitpunkt zwei Etappensiegen und drei zweiten Plätzen ganz sicher nicht vorwerfen konnte, hier zu wenig getan zu haben.

Tadej Pogacar nutzt letzte Bergetappe, um aufs Podium zu springen

In der Favoriten-Gruppe kam in der letzten Bergetappe die zu erwartende Attacke von Miguel Ángel López. Quintana, Valverde, Roglic und Pogacar waren hinter ihm. Als López die Tempoverschärfung zurücknahm, fanden sich wieder einige Fahrer vorne ein. Derweil wurden die Ausreißer geschluckt. Die nächste Tempoverschärfung kam von Jakob Fuglsang, der damit einen weiteren Angriff von Miguel Ángel López vorbereitete. Doch außer einige Helfer zu verschleißen, wurde bislang nicht viel bewirkt. Alle großen Namen im Gesamt-Klassement waren noch bei ihm.

 

 

Die nächste Attacke folgte durch Tadej Pogacar, der 32 Sekunden gegenüber Miguel Ángel López brauchte, um wieder in Weiß und auf Rang vier zu fahren. Und seine Attacke sah gut aus! Er schloss zu den letzten beiden Ausreißern an der Spitze auf, die aber nicht mithalten konnten. Tatsächlich konnte Pogacar sich weit genug absetzen, um auch noch den dritten Platz von Nairo Quintana zu übernehmen. Entsprechend klemmte sich Movistar dahinter, die Nachführarbeit zu leisten. So weit war es eine geglückte Attacke vom jungen Slowenen. Doch zu welchem Preis? Denn auch, als er mit deutlich über eine Minute Vorsprung über die Kuppe fuhr, waren noch über 32 Kilometer zu fahren. Und es war sehr windig.

Doch konnte der 20-jährige Pogacar, seines Zeichens jüngster Teilnehmer bei dieser Vuelta, diese Attacke zu Ende vortragen und seine dritte Bergetappe bei dieser Vuelta gewinnen! Sensationell! Ferner belohnte er sich mit dem dritten Platz im Gesamt-Klassement sowie mit dem weißen Trikot des besten Jungfahrers. Dahinter war der Österreicher Hermann Pernsteiner, der mehrfach attackierte und Unruhe in den Haufen brachte. López und Quintana schienen erledigt. Nur Valverde, Roglic und Rafal Majka gingen mit Pernsteiner mit. Eindrucksvoll, wie Pogacar trotz dieser Geplänkel den Abstand von über 90 Sekunden halten konnte und sicher ins Ziel brachte. Im Sprint des Quartetts bei dieser letzten Bergankunft setzte sich Valverde durch.

Sam Bennett auch in Madrid wieder Zweiter

Die letzte Etappe nach Madrid war standesüblich ein gemütliches Radeln, in dem keine Platzierungen mehr angegriffen wurden. Lediglich die Punktewertung war naturgemäß nicht Teil dieses Gentleman Agreements. Doch sie war ohnehin bereits völlig klar. Primoz Roglic war hier uneinholbar. Erst als es auf den Rundkurs in Madrid ging, flogen Attacken, wobei sich zwei Fahrer, Martinez und Rubio, absetzen konnten. Doch Attacken auf diesen Schlussetappen sind meist vergeblich. Da geben sich Paris und Madrid nicht viel.

So wurde es auch hier ein Massensprint, den Fabio Jacobsen ganz knapp vor Sam Bennett gewinnen konnte. Bitter für Bennett! Mit zwei Etappensiegen und vier zweiten Plätzen hätte er wahrscheinlich bei nahezu jeder anderen Rundfahrt die Punktewertung gewonnen. Nicht jedoch bei dieser Vuelta, die so aggressiv von den Klassementfahrern bestritten wurde. Dies war jedoch auch dem Streckenprofil geschuldet gewesen, das reinen Sprintern nur wenige Gefallen getan hatte.

Primoz Roglic gewann als erster Slowene überhaupt die Gesamtwertung der Vuelta und sackte auch gleich noch die Punktewertung ein. Sein junger Landsmann Tadej Pogacar wurde Dritter und somit bester Jungfahrer. Podiumsplatz Nummer zwei ging an den noch amtierenden Weltmeister Valverde. Die Bergwertung wurde recht souverän von Geoffrey Bouchard gewinnen. Die Teamwertung ging an Team Movistar.



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