Ist das Pay-per-View-Modell bald am Ende? - Streaminganbieter DAZN immer beliebter

Ist das PPV-Modell am Ende?

Bildquelle: Gavin St. Ours from San Francisco, USA CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Für die letzten circa drei Jahrzehnte galten Pay-per-Views (PPV abgekürzt) als der Gold-Standard, wenn es um die Vermarktung von Pro-Wrestling und Box-Events ging. Auch andere Kampfsport-Disziplinen, wie das seither aufgekommene MMA, orientierten sich an diesem Vertriebsmodell.

Dieses ist relativ schnell erklärt. Events (in dem Fall ganze Kampfabende) werden zu einem Preis angeboten. Man muss sozusagen eine mediale Eintrittskarte erwerben, um sich das Event anschauen zu dürfen. Wer das Event sehen will, wird zur Kasse gebeten – sei es zu Hause oder vor Ort. Und das zu saftigen Preisen, die auch gerne mal 60 Dollar und mehr betragen können. Erstmalig wurden PPVs in den frühen 60ern umgesetzt. Allerdings nur unregelmäßig. Auch Muhammad Ali hatte einige PPV-Kämpfe. Unter anderem seinen Thrilla in Manila gegen Joe Frazier.

Doch der Begriff „PPV“ und das Aufkommen als standardisiertes Vertriebsmodell für Boxen und Wrestling sollte erst ab Mitte der 80er aufkommen. Besonders prägend für diese Entwicklung war die Box-Ära um Thomas Hearns, Sugar Ray Leonard, Marvin Hagler und Roberto Duran – die goldene Ära im und ums Weltergewicht. Und natürlich war da noch ein gewisser Vince McMahon mit seiner World Wrestling Federation. Das PPV-Modell war von elementarer Bedeutung für den Erfolg der WWF (heute WWE), als sie ab den 80ern die gesamte US-Wrestling Landschaft nach und nach in ihrem Sinne konsolidierte. Und auch die UFC war (zunächst als Untergrundspektakel) schon früh auf PPV-Verkäufe angewiesen, als sie einen neuen Sport aus der Taufe hob.

Doch letzthin mehrten sich die Hinweise, dass das PPV-Modell seinem Ende entgegengeht. Dabei hofft dieser Autor hier, dass es sich doch bitte beeilen möge. Reisende soll man nicht aufhalten.

Was einst die größte Stärke der PPVs war, wendet sich nun gegen sie

Was die PPVs so attraktiv für Promoter machte, war ihr erheblicher Grad an Monetarisierung. Als man erst einmal merkte, dass etliche Fans bereit waren, durchaus nicht wenig Geld für einzelne Events zu zahlen, melkte man diesen Markt nach allen Regeln der Kunst. Doch das fußte vor allem darauf, dass es keine alternativen Vertriebsformen gab. Wenn etwas als PPV angeboten wurde, dann konnte man es kaum anderweitig beziehen. Heute hat sich das grundsätzlich gewandelt. Der gesamte Medienkonsum ist heute ein anderer und hat sich letzthin massiv ins Internet verlagert. Tendenz steigend! In Zeiten, in denen man riesige Pakete an Inhalten für einen Zehner im Monat sowohl live als auch “on demand“ genießen kann, lässt sich ein Geschäftsmodell wie PPV immer schwerer aufrechterhalten. Einerseits hat man mit Netz-Piraterie zu kämpfen. Und zum Anderen, weil es mittlerweile besagte Streaming-Dienste auch im Sportbereich gibt. Da erscheint es immer weniger einleuchtend, warum man mal eben 60 Dollar oder mitunter sogar deutlich mehr lockermachen soll, um ein einziges Event zu kaufen.

Zumal das PPV-Modell mit einem gewaltigen Nachteil behaftet ist: Es ist unfassbar exklusiv! Jeder, der nicht diese Art Geld ausgeben kann oder will, fällt als Zuschauer weg. Die Tatsache, dass man mal nicht eben beim Durchzappen auf einen Boxkampf stoßen konnte und dort hängen blieb, hatte (und hat) zweifelsohne großen Anteil daran, dass Boxen als Sport in den USA erheblich marginalisiert wurde. In Kombination mit dem neuen Medienverhalten und der Erwartungshaltung, die daraus resultiert, macht das PPVs zunehmend uninteressant. Einfach weil sich aus Sicht der Kundschaft mittlerweile viel attraktivere Modelle etabliert haben. PPVs erzielen zwar Rekordsummen, wenn wirklich große Kämpfe anstehen, die viel öffentliches Interesse generieren. Doch abseits von solchen Kassenschlagern, werden die Zahlen immer schlechter. Das sieht man insbesondere bei der UFC. Sobald Conor McGregor nicht kämpft, kann man froh sein, wenn man mehr als 300.000 Verkäufe zusammenbekommt. Oftmals sind es sogar deutlich weniger.

PPVs sind ein Auslaufmodell

Der Aufstieg des Streamings hat bereits die wegweisenden Präzedenzfälle geschaffen, die anzeigen, wohin die Reise mittelfristig geht und wie die richtungsweisende Vermarktung auszusehen hat. So hat DAZN, von vielen als das Netflix des Sports betrachtet, einen Deal mit Eddie Hearns Matchroom Boxing, der momentan wohl heißesten Box-Promotion auf dem Planeten. Und auch Saul Alvarez hat einen Deal über elf Kämpfe mit DAZN abgeschlossen, der ihm über 360 Millionen bringt! Einer der größten Vermarktungsdeals aller Zeiten für einen einzelnen Athleten! Das sind Zeichen der Zeit, die unmöglich zu ignorieren sind. DAZN kostet gerade einmal einen Zehner im Monat und beinhaltet Etliches an Sportarten, die man auf diesem Wege verfolgen kann. Da kann das Geschäftsmodell des PPV niemals konkurrieren!

Eine nicht minder signifikante Standortbestimmung ist, dass die WWE sich quasi von ihrem PPV-Modell zugunsten des WWE Networks verabschiedet hat. Ausrechnet jene Wrestling-Promotion, die mit Fug und Recht als Poster-Boy des PPV-Business-Modells gelten könnte, hat eben diesem schon vor Jahren den Rücken gekehrt. Und auch im MMA gehen einige der bedeutsamsten Promotions hinter der UFC, allem voran KSW aus Polen, Bellator und ONE Championship nun andere Wege. KSW kann man sich beispielsweise über Ran Fighting anschauen, was nur eine geringe monatliche Gebühr kostet und im Paket mit einigen anderen Kampfveranstaltungen (unter anderem Deutschlands GMC) kommt. Bellator ist bei DAZN im Angebotsumfang enthalten und ONE Championship ist in einigen Regionen der Welt vollkommen kostenlos über YouTube und Facebook zu verfolgen. Und das gilt nicht etwa nur jeweils für die Vorkämpfe, sondern für die kompletten Shows! ONE bietet überdies eine kostenlose Mobile App an, auf der die Shows ebenfalls vollkommen für lau zu sehen sind. Etliche der direkten Mitbewerber der UFC sind also schon klar auf Distanz zum PPV-Modell! Macht das die UFC nun zum Kanarienvogel im Minenschacht? Möglicherweise. Schon jetzt geht die UFC einen dreigliedrigen Vertriebsweg bestehend aus PPVs, Fernsehübertragungen und Online-Streaming mit dem UFC Fight Pass. Es würde mich nicht wundern, wenn in den kommenden Jahren die PPVs dabei immer weniger Anteil haben werden. Und das ist eine verflucht begrüßenswerte Entwicklung! Sei es im Wrestling, MMA, Boxen oder Kickboxen. Denn PPVs sind (zumindest in der Breite) Gift für einen Sport. Denn abseits von großen Publikumsmagneten distanzieren sie die Öffentlichkeit von diesen Sportarten.


UFC, WWE

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