Fritz Schär – Der erste Mann in Grün

Fritz Schaer im Porträt

Bildquelle: Harry Pot / Anefo / CC0 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

1953 wurde erstmals die Punktewertung bei der Tour de France eingeführt, repräsentiert durch das grüne Trikot. Die zugrundeliegenden Punkte wurden und werden für Etappenplatzierungen sowie Platzierungen bei Zwischensprints vergeben. Das grüne Trikot wurde damals eingeführt, um auch den typischerweise eher bulligen Sprintern im Rahmen einer Grand Tour eine Trophäe bieten zu können – auch wenn nicht notwendigerweise immer Sprinter das grüne Trikot gewinnen sollten.

So war der erste Gewinner des grünen Trikots bei der Tour de France keineswegs ein Sprinter, sondern eher ein Bergfahrer. Der Schweizer Fritz Schär konnte 1953, im selben Jahr, in dem er Schweizer Meister im Straßenrennen wurde, die Punktewertung als erster Radrennfahrer für sich entscheiden. Er war damals Teil einer Generation von Schweizer Radrennfahrern, der mit Hugo Koblet und Ferdy Kübler zwei Tour de France Gewinner angehörten und die eine Radsport-Euphorie in der Schweiz entfachen konnte.

Edelhelfer in der wohl stärksten Schweizer Renntruppe

Fritz Schär fungierte bei Grand Tours als wichtiger Helfer für die Schweizer Stars, Hugo Koblet und Ferdy Kübler, konnte durchaus aber auch selbst Akzente setzen. So gelangen ihm nicht nur einig Etappenerfolge, sondern er konnte sowohl bei der Tour de France als auch beim Giro d'Italia jeweils das Trikot des Führenden selbst für einige Tage tragen (das gelbe Trikot bei der Tour de France sowie das rosa Trikot beim Giro d‘Italia).

Da bei der Tour de France in jener Zeit (von 1930 bis 1961) Nationalmannschaften antraten und keine gesponserten Teams, war das nationale Interesse am Wettbewerb natürlich relativ groß, da so ein internationaler Vergleich aus der bestrenommierten Grand Tour wurde. Die Schweizer Nationalmannschaft galt damals (Ende der 40er und Anfang der 50er) als absolute Macht. 1950 und 1951 dominierte sie bei Grand Tours in einem mit legendären Radrennfahrern gespickten Fahrerfeld.

Steckbrief zu Fritz Schär

Nationalität: Schweiz

Spitzname: Pillenfritz

Teams

Schweizer Nationalauswahl (bei Grand Tours)

 

 

Die größten Erfolge von Fritz Schär

 

  • Punktewertung bei der Tour de France (1953)
  • 3 Etappensiege bei der Tour de France (1953, 1954)
  • Dritter bei der Tour de France (1954)
  • Ein Etappensieg beim Giro d‘Italia (1950)
  • 2x Zürich-Metzgete (1949, 1950)
  • Schweizer Nationalmeister im Straßenrennen (1953)
  • Silber bei der Radsport WM im Straßenrennen (1954)

 

Ein wenig schmeichelhafter, jedoch harmloser Spitzname

Wie einige andere Radrennfahrer seiner Zeit (so unter anderen auch Jacques Anquetil), machte sich Fritz Schär nicht die Mühe, seinen Gebrauch leistungssteigernder Mittel zu verhehlen. Was aus heutiger Sicht sonderbar wirken mag, war damals jedoch verständlich. Denn Doping wurde zu jener Zeit bestenfalls marginal verfolgt und es war öffentlich auch nicht besonders verpönt, da nicht großartig zwischen legalen und illegalen Methoden unterschieden wurde. Im Grunde genommen brachte erst der Tod von Tom Simpson 1967 das Doping verschärft in den öffentlichen Fokus.

Doch dabei mögen die Doping-Methoden im Radsport schon früher Opfer gefordert haben. Nur ist es da eben nicht während des laufenden Rennens passiert. So muss man davon ausgehen, dass die Schweizer Nationalmannschaft in dieser Zeit intensiv dopte. Hugo Koblet selbst berichtete davon, dass er einmal während einer Tour unwissend und gegen seinen Willen gesund gespritzt worden wäre. Spätere Herzprobleme, die Koblet zu schaffen machen sollten, wurden verdachtsweise mit Amphetamin-Missbrauch (einem kruden, damals gängigen Dopingmittel, das zum Tod von Tom Simpson beitragen sollte) in Verbindung gebracht. Auch Ferdy Kübler machte sich später des Dopings verdächtig, als er bei der Tour de France 1955 Verhaltensauffälligkeiten zeigte.

Fritz Schär hingen druckste kein Bisschen herum, sondern gestand ganz offen, dass er sich diverser Mittel behalf. Dies brachte ihm den Spitznamen „Pillenfritz“ ein. Scheinbar nichts allzu Ungewöhnliches. Immerhin sollte auch Rudi Altig wenig später als „radelnde Apotheke“ deutsche Radsport-Geschichte schreiben.


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