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Vincent Feigenbutz feiert in Karlsruhe KO-Sieg über Przemyslaw Opalach
Bekanntlich ist eine der letzten fernsehtechnischen Bastionen im deutschen Boxen Sport 1. Abseits des Sportsenders kommt da nur noch gelegentlich der MDR dazu und ansonsten war es das erst einmal abseits der Regionalsender. Entsprechend langsam kam hier das Box-Jahr aus den Pötten. Erst jetzt, Ende Januar, gab es den ersten etwas prominenteren Boxabend hier in Deutschland. Aufgebaut um einen Hauptkampf, der Vincent Feigenbutz in den Ring zurückkehren sah. Dabei sollte es um den vakanten GBU-Titel im Super-Mittelgewicht gehen.
Auch abseits davon wurde einiges an Lametta ausgefochten. Darunter das Finale von “The Next Rocky“. Eine Show nebst Ausscheidungsturnier, die einen Newcomer etwas prominenter positionieren sollte. Sport-90 mit der Zusammenfassung der Boxen Übertragung aus der Ufgauhalle in Karlsruhe.
Marutjan und Ali siegreich
Los ging das Boxen gestern Abend mit einem Kampf über acht Runden im Mittelgewicht: Tunesiens Islam Teffahi (21-6-2) gegen Araik Marutjan (7-0). Marutjan ein Mann mit gutem Amateurhintergrund und neuerdings ein Schützling von Uli Wegner, der mit seiner Reibeisenstimme Instruktionen aus der Ecke erteilte. Ein nicht langweiliger wenn auch etwas holpriger Eröffnungskampf. Trotz weit mehr Profi-Erfahrung war Teffahi technisch und in puncto Geschwindigkeit klar unterlegen. Auch sah die Physis bei Marutjan besser aus. Allerdings agierte Marutjan insgesamt sehr einseitig, wodurch Teffahi wieder in den mittleren Runden in den Kampf fand.
Insbesondere eine ruppige Runde fünf sah Marutjan mit mehr Schwierigkeiten, als es die sichtbare, technische Diskrepanz zwischen den Beiden abverlangt hätte. Kaum Arbeit zum Körper von beiden. Zwar entschlossenes aber auch extrem durchsichtiges Boxen von Marutjan. Nach Punkten nahm er quasi jede Runde, doch konnte er seinen Gegner kaum wirkungsvoll in der Ecke stellen, gleichwohl sich Teffahi immer wieder dort hin manövrierte. Am Ende siegte Marutjan mit einem späten Knockout in der Achten, als er einen rechten Überhand-Haken an den Kopf von Teffahi brachte.
Danach folgten zwölf Runden im Super-Weltergewicht um den entsprechenden vakanten GBU-Titel. Denis Krieger (14-7-2) traf auf Ahmad Ali (13-0-1). Es entbrannte zunächst ein munterer Kampf, der die Aufmerksamkeit der Halle auf sich zog. Technisch war er schon eine ganze Klasse reifer als der vorherige Kampf. Ali offenbarte sich eher als der Distanzkämpfer, der mit einer scharfen Führhand und guten Kombinationen punktete. Doch Krieger immer auf der Lauer nach Lücken. Er schmiss quasi alles mit richtig Dampf dahinter. Im Output jedoch weit sparsamer als Ali, weswegen die ersten drei Runden alle fraglos an diesen gingen. Dennoch war es für die ersten paar Runden ein spannender Kampf, da Krieger im In-Fight immer wieder etwas Boden gut machen konnte und hier möglicherweise bewusst lauerte in diesem auf zwölf Runden angesetzten Kampf.
Doch mit Blick auf die Punktzettel ist eine solche Strategie immer extrem riskant und auch psychologisch ungünstig, da der Druck hinten raus immer größer wird. Und gerade so sollte es auch kommen. Ab der Achten rannte Krieger nur noch hinterher. Ali hatte reichlich Zeit gehabt, sich einzuschießen, sein Timing zu finden und seine Beinarbeit aufzubauen. Und so verstand Ali es gut, immer zu fern oder zu nah zu sein, um wirkungsvoll von Krieger getroffen zu werden. Dieser verlor nach Punkten quasi jede Runde. Souveräne und technisch saubere Vorstellung von Ali, der einzig und allein daran arbeiten sollte, seine Hände nicht so niedrig zu lassen. Denn nicht jeder Gegner lässt sich mit Distanz-Management abfrühstücken.
Agushi wird Next Rocky und Feigenbutz siegt vorzeitig
Das Finale der Show "The Next Rocky" sah Serdar Kurun gegen Enis Agushi. Ein auf nur vier Runden angesetzter Kampf. Agushi mit Profi-Erfahrung (sechs Kämpfe). Kurun hingegen aus dem Amateur-Bereich. Es war sofort viel Hektik im Kampf. Bei nur vier Runden war natürlich nicht viel mit Taktieren. Kurun war der sichtbar Kleinere der beiden. Er suchte sein Heil im In-Fight. Dabei war der Kampf schon Ende der Ersten fast vorbei, als Kurun schwer angeklingelt wirkte, nachdem Agushi in mehrfach klar getroffen hatte. In Runde zwei ließ sich Enis Agushi nicht länger bitten und es setzte drei Niederschläge gegen den overmatched wirkenden Serdar Kurun. Danach hatte der Referee genug gesehen. Enis Agushi wurde somit "Next Rocky". Eine peinliche Abmoderation mit Fremdschäm-Faktor 100 informierte uns darüber, dass Agushi auch in Zukunft wohl noch bei Sport1 Boxen zu sehen sein wird.
Es folgte nun der Hauptkampf: Polens Przemyslaw Opalach (27-2) gegen Vincent Feigenbutz (29-2) um den vakanten GBU-Weltmeistertitel im Super-Mittelgewicht. Beide mit hoher KO-Rate. Feigenbutz mit 26 KOs und Opalach mit 22 KOs. Gar zu lange sollte das hier auch nicht gehen. Aus der Ersten ließ sich noch nicht viel lesen. Eine klassische Abtastphase. Beide wussten natürlich um die Power des Anderen. Es gab noch keine wirklichen Kombinationen zu sehen. Feigenbutz agierte von der Ringmitte aus. Runde zwei dann etwas munterer. Beide wagten mehr. Dem sichtbar längeren Opalach gelang es nicht so recht, seinen Reichweitenvorteil in die Waagschale zu schmeißen. Die Führhand war stattdessen eher da für Feigenbutz, der guten Gebrauch von ihr machte. Die dritte Runde war dann die bisher klarste für Feigenbutz, der einige Wirkungstreffer landen konnte, die nicht spurlos an Opalach vorbeigingen.
Nach Sieg über Opalach Fight gegen Abraham?
Allerdings blieb dieser mit gelegentlichen Ausfällen immer noch gefährlich genug, um Feigenbutz etwas Vorsicht abzunötigen. In der Vierten beschleunigte sich die Talfahrt für den Polen. Feigenbutz mit weiteren klaren Treffern, die den Polen phasenweise auf Storchenbeinen zurückließen. Feigenbutz agierte jedoch überlegt und brachte seine Attacken in diesen Situationen an, ohne für die verzweifelten aber durchaus auch wuchtvollen Gegenattacken von Opalach da zu sein. Auch viele und gute Hände zum Körper durch Feigenbutz. Immer wieder zwang er Opalach, die Ohrschützer anzuziehen, was er umgehend mit Händen zum Körper bestrafte. Das Finish kam dann spät in der Fünften, als der Pole stehend TKO ging. Zwar protestierte er noch etwas zaghaft, doch diese Entscheidung des Ringrichters ging vollkommen in Ordnung. Opalach hätte hier nur noch mehr Prügel bezogen.
Feigenbutz präsentierte sich abermals physisch stark und mit guter Varianz in seinen Attacken. Auch waren seine Anstürme diesmal sehr gut und mit Übersicht vorgetragen. Seine Defensive, so weit sie vom Polen getestet wurde, war in Ordnung. Moderatorin und ehemalige Weltmeisterin Regina Halmich meinte anschließend, dass nun ein Kampf gegen Artur Abraham für Feigenbutz Sinn machen könnte. Das wäre doch was! Denn einen Journeyman nach dem anderen umzuklatschen, bringt einen Boxer auch nur so und so weit.
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