Spence Jr. siegt über Porter in einem möglichen Match des Jahres!

Errol Spence Jr. besiegt Shawn Porter im wohl besten Boxkampf des Jahres

Bildquelle: Texas A&M University-Commerce Marketing Communications Photography CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Eine nächtliche Boxen Übertragung aus dem Staples Center in Los Angeles bot sogleich drei WM-Kämpfe. Als Headliner diente dabei der Kampf um zwei Titel im Weltergewicht. Errol Spence Jr., der in der Boxen Weltrangliste im Weltergewicht nur hinter Terrence Crawford (35-0) steht, traf auf Shawn Porter! Der Gewinner mit einer möglichen Chance, anschließend auf WBA-Boxweltmeister Manny Pacquiao (62-7-2) zu treffen!

Los ging das WM Triple im Boxen Superleichtgewicht: Mario Barrios (24-0) gegen Usbekistans Batyr Akhmedov (7-0). Das Ganze ein Kampf um die vakante WBA-Boxweltmeisterschaft. Akhmedov ein ehemaliger Olympiateilnehmer. Aus der ersten Runde konnte man noch nicht sehr viel lesen. Beide waren früh bemüht, ihren Jab zu etablieren, was Barrios ein wenig besser gelang. Akhmedov allerdings mit einigen guten Kombinationen im Nahbereich. Der Rechtsausleger aus Usbekistan agierte von der Ringmitte aus, kam allerdings nicht so oft in den Innenbereich, wie er es wohl gerne gehabt hätte. Auch in Runde zwei machte Akhmedov der Reichweitenvorteil von Barrios ein wenig zu schaffen. Allerdings trennten die beiden, was die Wirkungstreffer anbelangte, nicht viel. Eine sehr taktisch ausgefochtene Angelegenheit, was soweit dem Amerikaner jedoch eher entgegenkam.

Barrios dominiert zunächst, droht dann überwältigt zu werden

In Runde drei fand Mario Barrios sein Timing bzw. das von Akhmedov. Trotz eines nach wie vor hohen Outputs von Akhmedov, konnte der Usbeke nicht viel unterbringen. Barrios konnte nun gute Meidbewegungen zeigen und stark kontern. Vermehrt ging er zum Körper. Früh in der Vierten landete Barrios dann einen doppelten linken Haken, der Akhmedov auf die Matte schickte. Dieser konnte sich im Laufe der Runde zwar erholen, musste jedoch weiter Treffer hinnehmen, ehe er sich entschlossen in diesen Kampf zurückbeißen konnte. Akhmedov dadurch auf den Punktzetteln wohl klar abgeschlagen. Doch in Runde fünf hörte Akhmedov auf, sich übermäßig taktisch nach innen wieseln zu wollen. Er nahm Treffer hin, um selber zu landen und war fortan mit dem Bleifuß im Vorwärtsgang. Dadurch erreichte er seine bislang beste Runde, da er Barrios sehr klar mit Haken im Nahbereich treffen konnte. Allerdings musste er dafür ein extremes Tempo gehen und sich exponieren.

Doch auch in den nächsten zwei Runden konnte sich Akhmedov auf diese Weise Anteile zurückerobern. Er fand in diesen Kampf zurück, indem er den Kampf im Nahbereich forcierte und seinem Mann kontinuierlich auf die Pelle rückte. In der Siebten handelte sich Barrios einen Cut über dem linken Auge ein. Auch die Achte wohl eher bei Akhmedov. Barrios mit dem Kopf zu erhoben im Nahbereich, wodurch er immer wieder getroffen wurde. Insbesondere im Break und am Ende von Akhmedovs Kombinationen. Barrios schlug auch nur noch viele vereinzelte Hände und brachte nicht mehr die Kombinationen seinerseits, die er zu Beginn des Kampfes zeigen konnte. Zwar verstand Barrios es nach wie vor gut, sich rauszudrehen und so niemals lange an den Seilen zu oder in der Ecke zu stehen. Doch Batyr Akhmedov riss diesen Kampf an sich. In der Neunten wurde die Körpersprache von Barrios fahriger. Er schien hier langsam aber sicher einzubrechen.

Die Textur des Kampfes änderte sich auch in den letzten drei Runden nicht wesentlich und der Kampf ging über die vollen zwölf Runden. Akhmedov blieb im Fahrersitz und konnte fast alle Schlagabtausche zu seinen Gunsten beenden. Barrios blieb kontinuierlich im Rückwärtsgang. Doch kurz vor Schluss gelang Barrios noch ein Niederschlag im Konter, der Akhmedov auf die Matte straucheln ließ. Dieser berappelte sich zwar schnell. Doch eingedenk dessen, dass dies bereits der zweite Niederschlag war und die erste Hälfte des Kampfes überwiegend Barrios gehört hatte, war es nun wirklich spannend, wie die Punktrichter entscheiden würden. Punktsieg für Barrios! Diesen hatte er jedoch nur den Niederschlägen zu verdanken. Ansonsten wäre das hier wahrscheinlich anders ausgegangen. Beide nahmen die Entscheidung sportsmännisch hin.

Benavidez mit unablässigem Druck

Weiter ging es mit einem Kampf im Boxen Supermittelgewicht: Anthony Dirrell (33-1-1) gegen David Benavidez (21-0) um die WBC-Boxweltmeisterschaft. Dirrell ging als der amtierende WBC-Boxweltmeister in den Kampf und hielt bereits zum zweiten Male den Titel des WBC im Supermittelgewicht. Ein Titel, den sein heutiger Gegner auch bereits einmal trotz seiner jungen Jahre innegehabt hatte. Benavidez zwölf Jahre jünger als der 34-jährige Dirrell! Die erste Runde verlief ohne bemerkenswerte Highlights. Benavidez stalkte Dirrell im Ring. Dieser war kontinuierlich im Rückwärtsgang und suchte Konter. Die klaren Treffer konnte jedoch keiner von beiden landen, wodurch Benavidez Vorwärtsbewegung durchaus ausreichte, sodass man ihm diese Runde zugestehen konnte.

 

 

Auch in Runde zwei blieb Benavidez der Jäger und Dirrell der Gejagte in diesem Boxkampf. Der Boxring wurde für Dirrell sehr klein, da er Benavidez kontinuierlich vor sich hatte. Der Output war dabei nicht wesentlich höher als in Runde eins und beide schmissen viele vereinzelte Hände. Die besseren Treffer dabei jedoch bei Benavidez, der Dirrell zum Ende der Runde straucheln ließ. In Runde drei wurde deutlich, dass Dirrell sich etwas einfallen lassen musste. Benavidez verstand es immer besser, den Ring entzweizuschneiden und Dirrell in schlechte Situationen zu manövrieren. Solange der amtierende Boxweltmeister hier im Rückwärtsgang blieb, würde er weiterhin Probleme bekommen. Dies wurde dadurch unterstreichen, dass er seine besten Momente bei beherzten aber viel zu spärlichen Ausfällen hatte. Dirrell musste die Flucht nach vorne antreten, denn soweit nahm Benavidez hier alle drei Runden.

In Runde vier fand Anthony Dirrell dann seinen Moment, als er nach vorne ging und Benavidez zum Ende der Runde mit dem Rücken an den Seilen hatte. Allerdings ging er zu nah ran, wodurch Benavidez leicht klammern konnte. In der Fünften war Benavidez wieder augenscheinlich dominanter, doch Dirrell schien so langsam den Respekt vor der Reichweite und dem Vorwärtsgang des Gegners abzulegen. Allerdings musste er dies unbedingt in mehr Offensive ummünzen. Denn soweit konnte Benavidez diesen Kampf gewinnen, indem er kontinuierlich nach vorne ging.

Ein Cut besiegelt den Kampf

In der Sechsten prägte abermals der unablässige Vorwärtsdrang von Benavidez die Action. Er blieb in Front mit den signifikanten Treffern und konnte Dirrell auch noch einen Cut auf dem rechten Augenlid verpassen, was dessen Aktien hier gewiss nicht weiterhalf. In der Siebten wurde der Cut nicht besser und überdeckte nahezu die Länge des Augenlids. Dies ein wiederkehrendes Thema für Dirrell, der bereits in seinen vorherigen Kämpfen mit ungünstigen Cuts zu kämpfen hatte, diese Kämpfe aber dennoch gewinnen konnte. Womöglich ließ man ihn hier deswegen trotz mehrfacher Kontrollen des Auges dennoch weiterkämpfen.

Mit dem Mut der Verzweiflung ging Dirrell phasenweise nach vorne, was durchaus auch in Treffern resultierte. Doch das fand nach wie vor nur zu punktuell statt. Im Wesentlichen trieb Benavidez ihn weiter vor sich her und brachte Dirrell auch immer öfter an die Seile. Dass Dirrell quasi einäugig war, half hierbei nicht weiter. Spätestens zu Beginn der Neunten offenbarte sich, dass ein TKO wegen des Cuts angemessen wäre. Und der TKO kam, als Dirrell an den Seilen wankend von den Offiziellen gerettet wurde. Dirrell war hier nie am Boden gewesen, beklagte aber auch nicht das Resultat.

Showdown im Weltergewicht!

Zeit für den heiß ersehnten Boxkampf im Boxen Weltergewicht: Errol Spence Jr. (25-0) gegen Shawn Porter (30-2-1). Beide Boxweltmeister setzten ihre jeweiligen Titel aufs Spiel. Errol Spence Jr. warf seinen IBF-Titel in den Pot, Shawn Porter steuerte den WBC-Titel bei. Spence Jr. mit dem Reichweitenvorteil. Der Gewinner dieses Kampfes könnte auf Manny Pacquiao treffen. Shawn Porter wurde beim Einmarsch übrigens von einem bekannten WWE Wrestler, Big E von The New Day, angesagt. Vor dem Kampf gab noch eine weitere Sportgröße aus Los Angeles ihre Einschätzung ab: die Basketball Legende Magic Johnson!

Beide Boxer waren Rechtsausleger. Sofort war der große Respekt im Boxring spürbar. Kein Dutzend an klaren Treffern war nach Runde eins zu verzeichnen, da beide sehr bedacht waren, sich hier gezielt heranzuarbeiten. Shawn Porter übernahm dabei die Außenbahn und versuchte schnell rein- und wieder rauszugehen. Kein eindeutiger Vorteil für irgendeinen dieser beiden Boxweltmeister in Runde eins. Auch in Runde zwei wurde der Kampf eher technisch anspruchsvoll über die Bewegungen beider Akteure als über die Schlagabtausche gestaltet. Beide rangen hier mit viel Aufwand um vorteilhafte Positionen, wobei Spence Jr. einmal stolperte. Allerdings verstand er es gut, sich in wichtigen Momenten auf seinen Mann zu lehnen und ließ auch nur wenige Körpertreffer zu, die Porter sofort in den Clinch-Situationen suchte. Wieder eine enge Runde!

Präzision gegen Volumen

Die Dritte war dann die erste Runde, die man doch recht klar Errol Spence Jr. zugestehen musste, da er mehr Wirkungstreffer landete. Zwar war Porter der augenscheinlichere Aggressor. Doch verstand Spence Jr. es sehr gut, dessen Attacken durch starke Positionierung und Meidbewegungen im Nahbereich abzuwürgen, gleichwohl Porter wirklich Gas gab! Spence Jr. mit guten Treffern zum Körper, auch wenn einige davon etwas tief waren. In der Vierten kam jedoch die Antwort von Porter, der Spence Jr. im Boxring vor sich hertrieb und einige gute Haken zum Kopf landete, die definitiv die Aufmerksamkeit der Punktrichter und von Spence Jr. erregten. Ein wahnsinnig spannender Kampf!

 

 

Porter musste man diese Runde geben. Allerdings musste er aufpassen, nicht weiterhin zu viele Körpertreffer zu nehmen. Runde fünf war dann wieder enger. Spence Jr. war zwar effektiver, was seine Trefferquote anbelangte. Doch Porter war ohne Unterlass im Vorwärtsgang. Ein sehr ausgeglichener Kampf. Spence Jr. allerdings mit guter Arbeit, wann immer es Stirn an Stirn ging. Eine ähnliche Konstellation bewahrte sich auch in der sechsten Runde. Porter machte den Druck, aber Spence Jr. traf einfach mehr. Vor allem an Körpertreffern war er Porter rund drei zu eins enteilt. Gemessen daran, dass Porter hier sehr viel investierte, konnte sich diese Verwundbarkeit am Rumpf später noch rächen.

In der Siebten ließ Spence Jr. Porter arbeiten, wodurch er die Runde abgab. Allerdings tat Spence Jr. alles Mögliche, um den Gastank von Porter zu testen, indem er weiter im Nahbereich zum Körper arbeitete und schwer auf seinem Gegner lehnte. Spence Jr. versuchte hier im Marathon zu gewinnen und ermunterte seinen Gegner zum Sprint. Die Achte wieder sehr eng, doch Porter wohl mit den besseren Schlussakzenten in dieser Runde, wodurch er sie gestohlen haben könnte. Insbesondere in der Halbdistanz konnte Porter immer wieder mit seinem aggressiven Output Gefahr ausstrahlen. Doch wann immer es in den Clinch ging, verlor Spence Jr. keine Zeit, zum Körper zu gehen. Das Ganze ermöglicht durch die starke Kopfpositionierung von Spence Jr.

Ein später Niederschlag sichert Spence Jr. den Sieg im Topkampf!

Die neunte Runde war wieder sehr eng und in Teilen ein offener Schlagabtausch. Dies war bislang definitiv einer der besten Boxkämpfe des Jahres! Schwer zu sagen, wer diese neunte Runde nehmen konnte. Auch die Zehnte wieder wahnsinnig eng und quasi eine Quintessenz dieses Kampfes. Spence Jr. war präziser und landete mehr. Doch der Output und die unermüdliche Vorwärtsbewegung waren klar bei Shawn Porter. Hier waren die Punktrichter nicht zu beneiden! Die Elfte ging dann an Spence Jr., der nicht nur einige klare Treffer mit seiner rechten Führhand anbringen konnte, sondern mit einer Linken einen Niederschlag landete. Porter umgehend wieder auf den Beinen und danach mit viel Vorwärtsdrang. Doch zu wenig und zu spät, um Spence Jr. diese wichtige 10-8 Runde noch zu nehmen.

Letzte Runde in diesem super Boxkampf zwischen zwei Boxweltmeistern! Spence Jr. testete sogleich das Wasser, da er seinen Gegner noch angeschlagen wähnte. Er machte ordentlich Druck und brachte einiges unter. Doch Porter antworte mit guten Treffern seinerseits. Danach wurde es ein verbissener In-Fight, in dem sich beide nichts schenkten! Wieder eine enge Runde, wenn auch möglicherweise mit Vorteilen für Spence Jr. Nun galt es, das Punkturteil abzuwarten, wobei der Niederschlag sowie die bessere Effizienz von Spence Jr. wohl das Zünglein an der Waage sein würden. Und so kam es! Er gewann die Split-Decision und sicherte sich einen zweiten Titel im Weltergewicht. Er wird als Nächstes voraussichtlich auf Manny Pacquiao treffen, um sich noch den WBA-Titel im Weltergewicht zu holen. Zumindest wenn Spence Jr. seinen Willen bekommt. Allerdings wurde er danach im Ring auch von Danny Garcia (35-2) herausgefordert.


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