Bildquelle: Stadtarchiv Linz am Rhein CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Saison 1972/73: Trainerentlassung von Erich Ribbeck bei Eintracht Frankfurt
Bis heute ist Erich Ribbeck Bundesliga-Rekordtrainer von Eintracht Frankfurt. Keiner saß länger bei den Adlern auf der Bank als Ribbeck. Im Sommer 1973 gingen Frankfurt und Ribbeck nach fünf gemeinsamen Jahren getrennte Wege. Doch wie kam es nach so langer Zeit zur Trainerentlassung von Erich Ribbeck bei der Eintracht?
Stolze 1.826 Tage (es ist auch von 1.825 Tagen zu lesen) konnte sich Erich Ribbeck bei Eintracht Frankfurt im Sattel halten. Damit ist „Sir Erich“, den Spitznamen verdankte er seinem gepflegten Erscheinungsbild und höflichen Umgangsformen, der Trainer mit der längsten Amtszeit bei den Hessen. Wenngleich ihm Friedhelm Funkel mit 1.825 Tagen als SGE-Trainer extrem dicht auf die Pelle rückte. Fakt ist, dass bis heute kein Fußballlehrer länger in der Mainmetropole ausgehalten hat.
1968: Eintracht holte Erich Ribbeck als Schwartz-Nachfolger
Bemerkenswert: Als Erich Ribbeck den Trainerrekord bei Eintracht Frankfurt aufstellte, war er noch blutjung, unerfahren und unbekannt. Ribbeck wurde im Sommer 1968 nach der Trainerentlassung von Elek Schwartz im zarten Trainer-Alter von 31 Jahren als neuer Übungsleiter der Frankfurter verpflichtet.
Nach Rot-Weiss Essen war Eintracht Frankfurt die zweite Station als Cheftrainer für Ribbeck, die erste in der Bundesliga. Seine Tätigkeit als Sportlehrer, er unterrichtete zu jener Zeit vormittags an einem Gymnasium in Remscheid, ließ er ruhen und sich vom Schuldienst aber beurlauben. Schließlich war das Trainer-Dasein bei der Eintracht schon damals ein Full-Time-Job.
Top-Platzierung: Ribbeck wurde mit SGE 1972 Fünfter
Insgesamt sollte es für Erich Ribbeck, der zwischen 1998 bis 2000 als Bundestrainer die deutsche Nationalmannschaft betreute, in Frankfurt weitestgehend ruhig verlaufen. Aber auch die ganz großen sportlichen Erfolge sollte Eintracht Frankfurt in der Ribbeck-Ära nicht verbuchen. Mit einer Ausnahme.
In der Saison 1971/72 landeten die Adler, deren Team zu jener Zeit von Eintracht Frankfurt Fußballlegenden wie Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein geprägt war, in der Bundesliga Tabelle auf einem starken 5. Platz. Gleichbedeutend mit der Qualifikation für den UEFA-Cup, der in jener Saison erstmals ausgetragen wurde und der Vorgängerwettbewerb der heutigen Europa League.
Frühes Europapokal-Aus - Abnutzungserscheinungen zwischen Ribbeck & Eintracht
Allerdings hatten die Hessen etwas Lospech. Denn in der 1. Runde des UEFA-Cups 1972/73 bekam es Frankfurt direkt mit dem englischen Schwergewicht FC Liverpool zu tun und schieden nach Hin- und Rückspiel (0:2, 0:0). Kleiner Trost: Die Reds, mit Star-Stürmer Kevin Keegan in ihren Reihen, gewannen den Wettbewerb und konnten sich in der Liste aller UEFA-Cup-Sieger verewigen.
Es sollte zugleich die letzte Saison von Erich Ribbeck als Frankfurt-Trainer werden. In seiner fünften Spielzeit im Waldstadion, dem heutigen Deutsche Bank Park, kam es zunehmend zu „Abnutzungserscheinungen“. Ribbeck vermochte seine Mannschaft nach gutem Saisonstart, der sie zwischenzeitlich auf den 3. Rang führte, nicht mehr weiterzuentwickeln.
Gegen Absprache: Erich Ribbeck macht Frankfurt-Abschied öffentlich
Die Hinrunde 1972/73 beendete Eintracht Frankfurt als Zehnter im grauen Mittelfeld. Doch da stand der Ribbeck-Abschied schon bereits fest. Erich Ribbeck verkündete Anfang Dezember 1972 im Alleingang und ohne Absprache, dass er sich mit den Klubverantwortlichen der SGE auf eine „Trennung im besten Einvernehmen“ verständigt ab. Der Schlussstrich sollte allerdings erst zum Saisonende erfolgen.
Das Vorpreschen von Ribbeck stieß der Eintracht-Führung übel auf. Schließlich war vereinbart, die Trennung am Ende der Saison im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz kundzutun. Doch so lange wollte der 36-jährige Übungsleiter nicht warten. Sein voreiliges Handeln blieb allerdings ohne Konsequenz für Erich Ribbeck.
Ribbeck & SGE-Bosse schlichten Streit mit „kräftigem Schluck“
In einem „Gespräch unter Männern“, wie es im Eintracht-Archiv heißt, konnten Ribbeck sowie SGE-Präsident Albert Zellekens und auch der Verwaltungsratsvorsitzende Achaz von Thümen die Wogen glätten die Verstimmungen mit einem „kräftigen Schluck hinunterspülen“.
Später betonte Ribbeck in einem Interview, dass „wir uns wirklich in beiderseitigem Einvernehmen getrennt“ haben. Die Trainerentlassungvon Erich Ribbeck bei Eintracht Frankfurt 1973 war also nicht der zumeist branchenüblichen sportlichen Erfolglosigkeit geschuldet und damit auch keine klassische Trainerentlassung.
Stolz & amtsmüde: 5 Jahre Eintracht Frankfurt für Ribbeck genug
Ribbeck machte auch keinen Hehl daraus, dass er von Amtsmüdigkeit in der Mainmetropole geplagt wurde. „Schließlich sind fünf Jahre genug“, ließ Eintrachts Rekordtrainer wissen. „Es ist auch für mich besser, zu wechseln. Schließlich bin ich ja noch jung.“ Und auf das, was er bei Eintracht Frankfurt während seiner Amtszeit geschaffen hat, „darf ich ein klein wenig stolz sein.“
Durchaus. Dreimal kam Ribbeck mit Frankfurt als Tabellenachter durchs Ziel. Zunächst in seinen ersten beiden Spielzeiten 1968/69 und 1969/70 und dann passenderweise auch in seiner letzten (1972/73). Dem enttäuschenden Abschneiden in der Saison 1970/71, als die Eintracht nur haarscharf als Tabellen-15. am Abstieg vorbeischlitterte, ließ die Elf von Ribbeck im Folgejahr den bereits erwähnten starken 5. Platz folgen.
Ribbeck und Weise: Trainertausch zwischen Frankfurt & FCK
Am 30. Juni 1978 endete die Ribbeck-Ära bei Eintracht Frankfurt, in denen er die SGE insgesamt in 197 Pflichtspielen betreute und es dabei auf eine ausgeglichene Bilanz von je 78 Siegen und Niederlagen (bei 41 Unentschieden) sowie 314:309 Toren brachte.
Im Sommer kam es in der Bundesliga dann zum Trainertausch zwischen der Eintracht und dem 1. FC Kaiserslautern. Ribbeck zog es zum FCK auf den Betzenberg, wo er sich direkt wieder als Langzeitlösung erwies und erneut fünf Jahre das Trainings-Zepter bei den Roten Teufel schwang. Ribbeck-Nachfolger in Frankfurt wurde hingegen Dietrich Weise.
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