Boxen Schwergewicht: Deontay Wilder mit zehnter Titelverteidigung - Sieg über Ortiz

Deontay Wilder verteidigt Titel gegen Luis Ortiz

Bildquelle: Zach Catanzareti Photo CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Flickr.com (Bild bearbeitet)

Aus dem MGM Grand in Las Vegas gab es Boxen heute Nacht im DAZN Livestream. Deontay Wilder im Rückkampf gegen Luis Ortiz. Das Ganze ein Kampf um Wilders WBC-Krone im Boxen Schwergewicht. Und auch davor sollte es um zwei weitere Boxweltmeisterschaften gehen. Es stand also reichlich Lametta auf dem Spiel.

Los ging es im Boxen Superfedergewicht: Kubas Leduan Barthelemy (15-0-1) gegen Mexikos Eduardo Ramirez (22-2-3). Auch dies ein Rückkampf. Die erste Begegnung zwischen den Beiden war unentschieden geendet. Diesmal sollte eine Entscheidung her. Die erste Runde war sehr von beidseitiger Anspannung geprägt. Beide Boxer wussten natürlich, dass sie es hier jeweils mit einem Gegenüber zu tun hatten, das ihnen schon einmal ein gutes Stück Arbeit abgetrotzt hatte. Die erste Runde dadurch eng mit keinen klaren Vorteilen.

Erst zum Ende der Zweiten gelang es Barthelemy, seine Reichweite geltend zu machen und mehrere gute Treffer über seinen Jab zu realisieren. Die Zweite dadurch wohl eher beim Mann aus Kuba. Doch in der Dritten kam Ramirez über hohes Arbeitspensum zurück. Barthelemy war in der Defensive zu statisch und wahrte nicht seine Distanz, was dem Mexikaner die Mehrzahl der Treffer bescherte.

In der Vierten blieb Eduardo Ramirez mit dem Fuß auf dem Gaspedal und rückte Leduan Barthelemy weiter auf die Pelle. Barthelemy nicht mehr fähig, den Kampf auf Distanz zu halten. Er ließ sich viel zu bereitwillig auf ein Match im Nahbereich ein, was Ramirez eher entgegenkam. Er landete mehrere gute Treffer, die klar einschlugen. Ein rechter Haken und eine linke Gerade resultierten schließlich in einem Niederschlag. Barthelemy stand zwar wieder auf, aber er war sichtbar auf wackeligen Beinen. Der Ringrichter schaute genau hin und befand den Kubaner als nicht mehr fähig, hier sicher weiterzukämpfen. Absolut vertretbar, denn Barthelemy war immer noch klar im Ungleichgewicht und schien nicht mehr adäquat orientiert. Hier hätte er nur weitere Prügel bezogen.

Figueroa mit Start nach Maß

Weiter ging es mit dem Ersten von drei Weltmeisterschaftskämpfen. Es sollte um die WBA-Krone im Boxen Superbantamgewicht: Champion Brandon Figueroa (20-0) musste gegen Julio Ceja (32-4) seinen WBA-Titel verteidigen. Figueroa ein 22-jähriger Wunderknabe, ungeschlagen, mit seiner ersten Titelverteidigung – zumindest theoretisch. Denn Ceja kam übergewichtig in diesen Boxkampf. Doch Figueroa entschied sich im Vorfeld, den Kampf dennoch anzunehmen. Und er zeigte gleich eine gute erste Runde, die er stark beenden konnte. Figueroa arbeitete sogleich viel zum Körper, wechselte häufig die Auslage und machte seinem Gegner es schwer, sich defensiv einzustellen. Dies resultierte gerade zum Ende der Ersten in einigen klaren Treffern, die Ceja fast schon überrumpelt an den Seilen zurückließen. In der Zweiten zeigte sich Ceja zwar erholt, hatte hier aber weiterhin nicht viel anzumelden. Figueroa sowohl offensiv als auch defensiv mit sensationeller Technik im In-Fight, wo dieser Boxkampf überwiegend stattfand. Ceja bis jetzt ohne probates Mittel.

Auch in der Dritten konnte Ceja Figueroa nicht Herr werden. Das junge, ungeschlagene Talent blieb hier quasi auf allen Distanzen überlegen. Sowohl in der Distanz, wo Figueroa den Reichweitenvorteil hatte, als auch im In-Fight, wo er einfach beweglicher und vorausschauender war, zeigte er durchgehende Überlegenheit. Ceja hielten hier allein die Nehmerqualitäten im Kampf. Die vierte Runde spielte sich nahezu komplett im In-Fight ab. Ceja zwar auch mit gelegentlichen Treffern, aber Figueroa blieb hier klar in Front, landete mehr und besser. Doch in der Fünften landete Ceja früh im In-Fight eine steife Linke und plötzlich bekam er Oberwasser. Auch diese Runde komplett im In-Fight. Klassischer mexikanischer Stil – doch Figueroa schien nun etwas überheblich und unterschätzte möglicherweise die Zähigkeit seines Gegners, der in der Fünften mehr als nur Lebenszeichen zeigte und diese fünfte Runde nehmen konnte!

Ceja dreht den Kampf

In der Sechsten wurde Ceja weiterhin wieder frisch. Vor allem weil Figueroa sich zu sehr auf einen kontinuierlichen Schlagabtausch Stirn an Stirn einließ, an dem Ceja mittlerweile Geschmack fand. Auch in der Siebten blieb es ein reiner In-Fight, jedoch wieder enger, da Figueroa wieder mehr schlug. Ceja kam jedoch weiterhin über sein Kinn in Situationen, wo er die Schläge einfach annahm, um dann selber schwer gegen zu feuern. Auch Runde acht wieder eng und abermals eine reine In-Fight-Geschichte. Ceja schien jedoch kraftvoller. Figueroa ließ mittlerweile die Finesse, zumindest auf dem Niveau der frühen Runden, vermissen. Ceja schien diese intensive Abnutzungsschlacht etwas eher entgegenzukommen. Runde neun verfestigte endgültig den Eindruck, dass Figueroa hier doch gewisse Grenzen aufgezeigt wurden. Nicht insofern, dass er hier unbedingt verlor. Aber von seiner Dominanz aus den ersten paar Runden war hier nichts mehr geblieben und Ceja schien körperlich präsenter. Figueroa ließ hier schon seit ein paar Runden eine taktische Adaption missen, da er den Kampf von Runde fünf an ohne Not wieder eng werden ließ!

In der Zehnten schlug Figueroa zwar immer noch viel mit, war aber viel unpräziser als Ceja, der immer wieder gut mit Haken zum Kopf durchkam. Figueroa wirkte überfordert. Auch in dieser Hinsicht ein krasser Gegensatz zu den ersten Runden, in denen Figueroa fast nach Belieben dominiert hatte. Die Elfte wurde eng, da auch Ceja nun eingedenk des hohen Tempos und des kontinuierlichen Schlagabtauschs im Nahbereich konditionell zu knabbern hatte. In puncto Volumen trennte die beiden nicht viel. Ceja landete aber immer noch die Mehrzahl der augenscheinlichen Treffer.

Die letzte Runde konnte Figueroa dann noch mal mit starkem Volumen für sich verbuchen, als er deutlich mehr schlug als Ceja. Das Punkturteil lief letztlich auf ein Unentschieden aus! Durchaus vertretbar und wohl eine wichtige Lernerfahrung für Figueroa, der hoffentlich viel aus diesem Boxkampf mitnehmen kann. Klasse Leistung auch von Ceja, der nach schwierigem Beginn zurück in diesen Kampf gefunden hatte.

Santa Cruz mit Titelgewinn in vierter Gewichtsklasse

Es folgte der Co-Main Event im Boxen Superfedergewicht: Leo Santa Cruz (36-1-1) gegen Miguel Flores (24-2) um den vakanten WBA-Titel (niedergelegt von Geronta Davis). Körperlich zwei sehr vergleichbare Kämpfer. Leo Santa Cruz galt, eingedenk seiner Erfahrung an der Weltspitze, jedoch als Favorit. Und das sollte sich stringent durch den Kampfverlauf hinweg bewahrheiten. In den ersten beiden Runden ging es recht eng zur Sache. Auch Flores durchaus mit Treffern. Doch Santa Cruz etwas effektiver und mit mehr Kontrolle. Ab Runde drei erhöhte Santa Cruz dann das Tempo und verdeutlichte dadurch seine Kontrolle. Flores war von da an für die nächsten paar Runden nur noch im Rückwärtsgang. Santa Cruz sowohl in puncto Output als auch bezüglich der klaren Treffer definitiv überlegen.

 

 

Erst in der siebten Runde gelang es Miguel Flores, mal selber eine Runde zu nehmen. Er hatte hier bislang zwar wacker mitgekämpft, sodass er in diesem Kampf bleiben konnte. Doch hatte er bis dahin Runde um Runde abgegeben. In Runde sieben schien es jedoch, dass Santa Cruz eine kleine Schonfrist einlegte. Möglicherweise auch, weil seine linke Hand scheinbar verletzt war. Doch sobald Santa Cruz in der nächsten Runde wieder die Schlagzahl erhöhte, war Flores abermals im Hintertreffen. Und die Power, um das anderweitig zu lösen als über die Punktzettel, strahlte Flores zu keiner Sekunde aus. So plätscherte der Boxkampf dahin. Gleichwohl keineswegs langsam geführt, merkte man hier einfach, dass Flores im Grunde nur ein besserer Sparrings-Partner für Santa Cruz war. Ernsthaft gefährden konnte er ihn nie, auch wenn Flores sich teilweise intelligent bewegte. Als ihm dann auch noch wegen Halten und Schlagens ein Punkt abgenommen wurde, rückten die Punktzettel in noch weitere Ferne. Letztlich wurde es ein Punkturteil für Santa Cruz, der nun in einer vierten Boxen Gewichtsklasse Weltmeister wurde.

Deontay Wilder – das One Hit Wonder

Zeit für den Hauptkampf im Boxen Schwergewicht: Deontay Wilder (41-0-1) gegen Luis Ortiz (31-1) mit dem Versuch seine zehnte Titelverteidigung des WBC-Gürtels im Schwergewicht festzumachen. Das Ganze ein Rematch für Wilder, der schon einmal gegen Ortiz geboxt hatte und diesen dabei via KO besiegen konnte – nicht jedoch ohne vorher selber am Rande des KOs zu sein. Ortiz war indes bestrebt, auf seine alten Tage der erste kubanische Boxweltmeister im Schwergewicht zu werden und seine bislang einzige Niederlage zu rächen. Der Kampf startete extrem verhalten. Beide wussten um und respektierten die Power des Gegenübers. Ortiz dabei jedoch etwas aktiver und taktisch klüger mit dem besseren Timing. Wilder brachte seine Führhand nicht so wirklich, sondern saß ständig auf seiner Rechten, die natürlich zweifelsohne Power hatte. Doch solange sie nicht kam, punktete ein Fuchs wie Ortiz natürlich. Und genau das tat er in den ersten beiden Runden. Durchaus auch mit kräftigen Linken seinerseits.

Die Dritte war dann etwas enger, blieb jedoch auch danach die einzige Runde, die man Deontay Wilder geben konnte. Es schien, als ob dieser auf Gedeih und Verderb auf seine Rechte lauerte. Ortiz dadurch selbst mit vergleichsweise wenig Output und Aufwand auf den Punktzetteln überlegen und abermals mit Linken zu Kopf und Körper nicht ungefährlich. Alles in allem dennoch ein Boxkampf, der mehr von der Spannung als der ganz großen Klasse lebte.

Dafür machte Wilder, der auf den Blitzeinschlag hoffte, einfach viel zu wenig. Das Ganze zwar nachvollziehbar, gemessen daran, wie viele Kämpfe er derart beenden konnte. Doch gleichzeitig auch eine Erinnerung daran, wie enorm limitiert Wilder für ein Schwergewicht auf diesem Niveau ist. Die Runden vier bis sechs gab er ebenfalls alle ab, da sein Lauern auf die Rechte vom umsichtig und smart agierenden Ortiz bestraft wurde. Wilder musste seine Rechte bald aus dem Hut ziehen.

Und eben das tat er in der Siebten! Gerade als Ortiz selber ein paar gute Konter setzte und munterer wurde, landete Wilder eine krachende Rechte, nachdem er Ortiz zuvor mit einem gestocherten Jab die Sicht genommen hatte. Dieser starrte anschließend nur noch ziemlich benebelt in Richtung Decken-Scheinwerfer. KO-Sieg für Wilder! Unglaublich. Der Typ ist das One Hit Wonder des Boxens! Und zwar im doppelten Wortsinn. Ja, er ist extrem limitiert. Aber er schlägt auch so verdammt fest zu, dass er damit davonkommen kann!


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