Cadel Evans – Australiens großer Radsportheld

Ein Porträt über Cadel Evans

Bildquelle: Matthieu Riegler [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Cadel Evans war nicht nur der erste Australier, der eine Tour de France gewinnen konnte. Er war überhaupt der erst zweite Tour de France Gewinner (von mittlerweile dreien, nach Aberkennung der Siege von Lance Armstrong und Floyd Landis), der nicht aus Europa kam. Die anderen beiden sind Greg LeMond und der 2019 siegreiche Kolumbianer Egan Bernal.

Australiens Cadel Evans war dabei ein herausragender Klassement-Fahrer von äußerster Beständigkeit. An 18 Grand Tours nahm er insgesamt teil und fuhr bis auf eine Ausnahme alle zu Ende! Stets endete er in den Top 60, elfmal in den Top 10 und stand bei jeder der drei Grand Tours jeweils mindestens einmal auf dem Podium! Wäre nicht das Verletzungspech bei der einen oder anderen Grand Tour mitgefahren, wären seine Platzierungen wohl noch ein wenig besser gewesen. Doch die große Krönung sollte sein Tour de France Sieg 2011 werden, der ihm einen Empfang mit Pauken und Trompeten in Australien bescherte, wo sich die Radsport-Fans der Nation in Gelb auf den Straßen einfanden.

Aufgewachsen bei den Aborigines - angefangen auf dem Mountainbike

Cadel Evans lebte mit seinen Eltern die ersten Jahre seines Lebens in einer Kommune der Aborigines. Ein prägender Werdegang, denn später solidarisierte Cadel Evans sich offen mit den Aborigines sowie mit Tibet. Ferner adoptierte er mit seiner ersten Ehefrau einen Jungen aus Äthiopien. Des Weiteren trat Evans mit zunehmendem sportlichem Erfolg auch als regelmäßiger Spender für diverse Zwecke in Erscheinung.

Sportlich begann die Laufbahn von Cadel Evans auf dem Mountainbike, wo er außerordentlich erfolgreich sein sollte und ein Sport-Stipendium innehatte. Bei Untersuchungen erwies sich dabei, dass Evans eine außerordentlich gute Physiologie für Ausdauersport hatte. So hatte er eine bemerkenswert große Lungenkapazität und eine Rate an Sauerstoff-Aufnahme, die höher lag als bei 99,9% der Bevölkerung. Auf dem Mountainbike konnte er bei Weltmeisterschaften fünfmal Silber und einmal Bronze einfahren. Doch bei seinen außerordentlichen Anlagen in puncto Kondition war eigentlich vorgezeichnet, dass ihn sein Weg zu den großen Straßenrennen führen würde. 1999 hatte Evans dann seinen ersten Erfolg bei der Tasmanien-Rundfahrt. Kommentator Phil Liggett prophezeite damals schon euphorisch, dass man in Evans einen kommenden Tour de France Gewinner haben würde.

Steckbrief zu Cadel Evans

Nationalität: Australien

Spitzname: The Lung ("Die Lunge")

Teams

1999 Volvo-Cannondale (MTB)

2001 Saeco Macchine per Caffè

2002 Mapei–Quick-Step

2003–2004 Team Telekom

2005–2009 Davitamon–Lotto

2010–2015 BMC Racing Team

 

 

Die größten Erfolge von Cadel Evans

 

  • Gesamtwertung bei der Tour de France (2011)
  • 2 Etappen bei der Tour de France (2007, 2011)
  • Punktewertung beim Giro d'Italia (2010)
  • Eine Etappe beim Giro d'Italia (2010)
  • 2x Tour de Romandie (2006, 2011)
  • Tirreno–Adriatico (2011)
  • 2x Österreich-Rundfahrt (2001, 2004)
  • Critérium International (2012)
  • Giro del Trentino (2014)
  • Settimana Coppi e Bartali (2008)
  • UCI Weltmeister im Straßenrennen (2009)
  • La Flèche Wallonne (2010)
  • Gewinner der UCI ProTour 2007

 

Mit Beständigkeit und Zeitfahrer Qualitäten zum Tour Sieg

2001 folgte dann der logische Sprung nach Europa, wo sich Evans bei unterschiedlichen Teams die Hörner abstieß. Nachdem er bei Saeco und anschließend bei QuickStep unterwegs war, landete er von 2003 bis 2004 beim Team Telekom, wo er zum zweiten Mal die Österreich-Rundfahrt gewinnen konnte. Überhaupt mauserte sich Evans während seiner weiteren Karriere zu einem Gewinner mehrerer der kleineren Rundfahrten sowie zu einem sukzessive stärker werdenden Klassement-Fahrer. Bereits 2008 wurde Evans als wahrscheinlicher Tour de France Sieger gehandelt, wurde jedoch von Carlos Sastre, einem ähnlich erfahrenen und beständigen Klassement-Fahrer, auf Rang zwei verwiesen. Auch im Jahr davor, 2007, war Evans bereits Zweiter gewesen.

2009 und 2010 markierten dagegen ernüchternde Tour de France Teilnahmen, da Evans (aufgrund von Verletzungen und teils schlechter Team-Abstimmung) nur die Ränge 30 und 26 erreichen konnte – auch wenn es in der Vuelta sowie im Giro d‘Italia besser lief. 2011 gelang dann der große Wurf. Nachdem sein Landsmann, Phil Anderson, 1981 der erste Nicht-Europäer gewesen war, der überhaupt jemals das gelbe Trikot während einer Tour de France tragen konnte, erfüllte Cadel Evans nun die in ihn gesetzten Hoffnungen der Aussies und gewann das gelbe Trikot. 2015 beendete Cadel Evans seine Karriere mit der Teilnahme am zu seinen Ehren benannten Cadel Evans Great Ocean Race. Ein Eintagesrennen, das heute Bestandteil der UCI World Tour ist.


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