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Saison 1972/73: Trainerentlassung von Dietrich Weise beim 1. FC Kaiserslautern
Dietrich Weise legte eine außergewöhnliche wie erfolgreiche Trainerkarriere hin. In dieser spielt auch der 1. FC Kaiserslautern eine große Rolle. Schließlich begann am Betzenberg die Laufbahn der Trainer-Ikone. Doch kurz vor dem Ende der Saison 1972/73 wurde Weise beim 1. FCK suspendiert. Warum? Sport-90 blickt zurück und erinnert an die Trainerentlassung von Dietrich Weise beim 1. FC Kaiserslautern 1973.
Mit Eintracht Frankfurt wurde Dietrich Weise zweimal Pokalsieger (1974, 1975), räumte mit der deutschen U18-Nationalmannschaft 1981 den EM-Titel ab und triumphierte im gleichen Jahr bei der Junioren-WM. Auch in Ägypten gewann Weise als Trainer von al Ahly Kairo Silberware und schaffte 1989 das Double aus Meisterschaft und Pokal. Zudem war er als Nationaltrainer der Nordafrikaner und von Liechtenstein tätig. Doch seine allerersten Meriten im Trainer-Geschäft verdiente sich Dietrich Weise beim 1. FC Kaiserslautern.
„Feuerwehrmann“ Dietrich Weise rettete 1. FCK zweimal vor Abstieg
Bei den Roten Teufeln wurde der gebürtige Sachse 1969 im zarten Trainer-Alter von 34 ins kalte Wasser geworfen. Nach der Trainerentlassung von Egon Piechaczek fungierte der Trainer-Jüngling für die letzten vier Spieltage der Bundesliga-Saison 1969/70 als Interimscoach und konnte den 1. FCK erfolgreich zum Klassenerhalt führen.
Danach ging es für Dietrich Weise als Assistenztrainer zurück ins zweite Glied. Doch im März 1971 sollte erneut die Stunde von Weise schlagen. Der 1. FC Kaiserlautern setzte diesmal Gyula Lorant vor die Tür, da man erneut im Tabellenkeller steckte. Weise wurde zum zweiten Mal als Interimstrainer mit der Mission Klassenerhalt betraut. Und wieder lieferte der damals 37-jährige Fußballlehrer ab. In den letzten elf Ligaspielen führte Weise Lautern noch auf Rang acht. Die bis dato zweitbeste Platzierung der Roten Teufel in der Bundesliga.
Kein Diktator, kein Schleifer: 1. FC K‘lautern macht Dietrich Weise zum Cheftrainer
Als Lohn seiner guten Arbeit wurde Dietrich Weise zum neuen Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern befördert. Auch sehr zur Freude der Mannschaft. Denn Weise war nicht nur ein absoluter und akribisch arbeitender Fachmann. Er wurde auch wegen seines ruhigen, empathischen Führungsstils sehr geschätzt. Dietrich Weise war das komplette Kontrastprogramm zu den strengen, Disziplin-fanatischen Schleifern, die das Trainerbild in der Bundesliga während der 1970er Jahre prägten.
Weise ließ Nähe zu und führte beim 1. FC Kaiserslautern sogar eine freie Aussprache ein. Jeden Montag traf man sich und tauschte sich während einer Kaffeerunde aus. Auch auf dem Platz ließ Dietrich Weise die Leine locker. Er gewährte seiner Mannschaft viele Freiheiten und legte viel Wert auf spielerische Elemente. Mit Erfolg.
1971/72: Dietrich Weise erreicht mit FCK Pokalfinale & Uefa-Cup
Unter Dietrich Weise wurde der 1. FC Kaiserslautern in der Saison 1971/72 am Ende Tabellensiebter. Keine Spur von Abstiegssorgen, zumal der FCK in der gesamten Spielzeit in der oberen Hälfte der Bundesliga Tabelle anzutreffen war und sich überdies erstmals für den Uefa-Cup (heutige Europa League) qualifizieren konnte.
Für Furore sollte der 1. FCK um Spieler wie Wolfgang Seel, Ernst Diehl oder Josef Pirrung vor allem im DFB-Pokal sorgen. Zum zweiten Mal der Vereinsgeschichte stürmten die Pfälzer ins Pokalfinale. Doch wie schon beim Endspiel-Debüt 1961, als man Werder Bremen 0:2 unterlegen war, verlor der 1. FC Kaiserslautern. Die Weise-Elf kam gegen Vizemeister FC Schalke 04 mit 0:5 unter die Räder. Bis heute (Stand 2022) hat keine Mannschaft im DFB-Pokalfinale höher verloren. 2011 fegten erneut die Knappen den MSV Duisburg mit dem gleichen Ergebnis vom Platz.
1972/73: Weise erreicht mit Roten Teufeln Viertelfinale im Uefa-Cup
Trotz der heftigen Final-Schlappe saß Dietrich Weise im Betzenbergstadion (dem heutigen Fritz-Walter-Stadion) weiter fest im Sattel. Auch seine zweite Saison als hauptverantwortlicher FCK-Cheftrainer verlief grundsolide. Außerdem wusste der 1. FCK bei seiner ersten Europapokal-Teilnahme vollauf zu überzeugen.
Zwar setzte es für den 1. FCK im ersten Europapokalspiel am 13. September 1972 beim englischen Vertreter Stoke City eine 1:3-Niederlage. Doch im Rückspiel konnten die heimstarken Lauterer einen 4:0-Erfolg bejubeln und sollte bis ins Viertelfinale des Uefa-Cups vordringen. Hier erwies sich jedoch Ligarivale Borussia Mönchengladbach als zu hohe Hürde und Kaiserslautern schied nach Hin- und Rückspiel sang- und klanglos aus (1:2, 1:7).
1. FC Kaiserslautern: Weise-Entlassung kurz vor Saisonschluss
In der Bundesliga lief es derweil für den 1. FC Kaiserslautern unter Dietrich Weise in der Spielzeit 1972/73 nach Plan. Zwar war der Saisonstart mit nur zwei Siegen aus den ersten sieben Partien (2 Unentschieden, 3 Niederlagen) nicht optimal. Doch FCK-Trainer Weise konnte seine Mannschaft anschließend zurück in die Erfolgsspur und ins sichere Tabellen-Mittelfeld führen.
Dennoch sollte Weise das Ende der Saison 1972/73 nicht auf der Trainerbank der Roten Teufel erleben. Nach dem vorletzten Spieltag - einem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig - kam es zur Trainerentlassung. Am letzten Spieltag betreute der bisherige Amateurtrainer Gerhard Schneider interimsmäßig die Pfälzer, die im Berliner Olympiastadion 1:4 gegen Hertha BSC verloren.
Vor-Vertrag bei Eintracht Frankfurt: Darum wurde Weise beim FCK suspendiert
Sportliche Gründe waren jedoch nicht die Ursache für den Weise-Rauswurf, lag er doch mit seiner Mannschaft auf Rang neun. Allerdings hatte Dietrich Weise schon vor dem Saisonende einen Vertrag bei Eintracht Frankfurt unterzeichnet, wo er am 1. Juli 1973 die Nachfolge von Erich Ribbeck antrat. Ribbeck wiederum wurde neuer Trainer beim 1. FC Kaiserslautern. Es war also ein waschechter Trainer-Tausch zwischen Frankfurt und Lautern.
Ribbeck hatte bei der Eintracht schon in der Winterpause öffentlich gemacht, dass er die SGE nach der Saison 1972/73 verlassen wird. Dass er beim 1. FCK den Trainerposten übernehmen wird, war damals aber noch unklar (hier alles über die Trainerentlassung von Erich Ribbeck bei Eintracht Frankfurt). Dietrich Weise, der am 20. Dezember 2020 im Alter von 86 Jahren verstarb, trainierte die Eintracht drei Jahre bis 1976. Danach ging es für ihn in der Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf weiter.
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