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Saison 1968/69: Trainerentlassung von Egon Piechaczek beim 1. FC Kaiserslautern
Ähnlich wie sein Vorgänger Otto Knefler konnte sich auch Egon Piechaczek nicht lange als Trainer des 1. FC Kaiserlautern halten. Nach etwas mehr als einem Jahr war Schluss und Piechaczek wurde nach einer sehr wechselhaften Saison Anfang Mai 1969 entlassen. Durchaus nachvollziehbar, da zu dieser Zeit das Abstiegsgespenst um den Betzenberg spukte.
Als Egon Piechaczek den Trainerposten beim 1. FC Kaiserslautern im März 1968 übernahm, war es schlecht um die „Roten Teufel“ bestellt. Die Pfälzer steckten tief im Abstiegssumpf, konnten aber unter dem neuen Trainer, der zuvor als Trainer-Assistent in Lautern arbeitete, den Abstand zu den Abstiegsrängen zumindest wieder vergrößern. Auch wenn der 1. FCK die Saison 1967/68 auf den 16. Platz beendete, wurde immerhin der Klassenerhalt gesichert und Piechaczek hatte die Feuertaufe bestanden. Schließlich war der 1. FC Kaiserslautern die erste Trainerstation des damals 37-jährigen Polen, der als Nationalspieler eine gute Karriere hinter sich hatte.
Piechaczek als FCK-Trainer ein „großer Fehler“
Piechaczek genoss in der Branche durchaus einen guten Ruf, galt als vielversprechender, gewiefter Jung-Trainer und wurde auch als „Zauberlehrling“ bezeichnet. Aber rückblickend bezeichnete Kaiserslauterns Klubpräsident Willi Müller die Verpflichtung von Piechaczek als einen „großen Fehler“.
Denn zum einen ging es mit den Teufeln in der Saison 1968/69 nach einem guten Start sportlich kontinuierlich bergab und genau wie in der Vorsaison stand Abstiegskampf auf dem Programm. Zum anderen fiel die Mannschaft von Trainer Egon Piechaczek, der auch als „Major“ bezeichnet wurde, in den Spielen immer öfter durch Disziplinlosigkeit auf, sodass es überdurchschnittlich viele Platzverweise für die Kicker vom Betze gab.
Kaiserslautern rutschte immer tiefer in den Keller
Der Saisonverlauf unter Piechaczek in der Spielzeit 1968/69 lässt sich kurz zusammenfassen. Die Pfälzer erwischten einen hervorragenden Start und grüßten am 10. Spieltag als Fünfter. Damit war nicht wirklich zu rechnen. Doch danach ging es stetig abwärts.
Nach dem Ende der Hinrunde lag der 1. FC Kaiserslautern dann nur noch auf dem 11. Rang. Nach der Winterpause fehlte es der Piechaczek an Konstanz und Lautern rutschte immer weiter in den Abstiegsstrudel.
Abstiegsangst: FCK-Trainer Piechaczek wurde entlassen
Nach 30 absolvierten Spielen der Saison 1968/68 zogen die Klub-Verantwortlich die Reißleine. Die Roten Teufel wurden nunmehr bis auf den 15. Platz durchgereicht und befanden sich angesichts von nur noch einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze erneut in akuter Abstiegsnot. Das war aber auch der äußerst ausgeglichenen Stärke der Bundesliga in dieser Saison geschuldet, lagen doch nach 30 Spieltagen zwischen dem 8. bis 18. Platz gerade einmal vier Punkte.
Dennoch wurde Egon Piechaczek als Trainer des 1. FC Kaiserslautern am 6. Mai 1969 entlassen und der bisherige Assistent Dietrich Weise trat dessen Erbe an und übernahm das Traineramt bis zum Saisonende interimsmäßig. Mit Weise konnte Kaiserslautern den Klassenerhalt dann am vorletzten Spieltag perfekt machen und somit die Trainerentlassung seines Vorgängers begründen.
Der Bundesliga-Skandal um Bielefeld 1971
Nach seiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern ging es für ihn als Trainer in Deutschland weiter. So übernahm er fast acht Wochen später Arminia Bielefeld als Cheftrainer und sollte an neuer Wirkungsstätte Erfolge feiern. Zunächst in der 2. Liga gestartet, folgte der Aufstieg in die Bundesliga.
In der Beletage angekommen, ging es um den Klassenerhalt. Den packte man auch, allerdings wusste die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass man demnächst Zeuge des größten Manipulationsskandals der Bundesligageschichte sein wird. Die Bombe ließ der damalige Präsident von Kickers Offenbach Horst-Gregorio Canellas platzen. Er lieferte dem DFB aufgezeichnete Telefonate, die den Skandal belegen konnten. Arminia Bielefeld, steckte tief im Skandal und zahlte im Kampf gegen den Abstieg mehr als eine halbe Million D-Mark Bestechungsgelder, die an Spieler von Hertha BSC, dem 1. FC Köln, Schalke 04 und an einige andere Spieler bzw. Klubs gingen.
Egon Piechaczek und die Folgen des Skandals
Kurz bevor der Schwindel aufflog, machte man sich bei Arminia Bielefeld sorgen, dass Egon Piechaczek die ganze Sache auffliegen lassen könnte. Der polnische Trainer galt als redselig und wenn er getrunken hat, dann konnte man sich darauf verlassen, dass er Dinge ausplaudert, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen.
Der „Spiegel“ berichtete bereits in der Ausgabe 19 von 1972 über Egon Piechaczek, der bei der Saisonabschlussfeier des Klubs die Korken knallen lies, dass der damalige Klubvorsitzende Wilhelm Stute und Franz Greif (Vorstandsmitglied und ehemaliger Generalstabsoffizier) zu diesem Zeitpunkt schon den Betrugsvorwurf aufgedeckt werden könnte.
Piechaczek redet zu viel – Sorge um Aufdeckung
Wilhelm Stute war das Treiben seines Trainers zu viel und so sagte er laut Spiegel-Bericht: „Der Mann ist voll. Wir müssen ihn in sein Zimmer schaffen, bevor er wieder zu viel schwatzt. Das können wir uns nicht leisten.“
Später kam durch die Hilfe von OFC-Präsident Canellas alles heraus. Der Rest ist Geschichte und Egon Piechaczek wurde zunächst auf Lebenszeit gesperrt. 1975, also drei Jahre später, wurde er allerdings begnadigt und so konnte er als Trainer weiterarbeiten.
Aus der Bundesliga nach Griechenland
Egon Piechaczek war nach seiner Zeit in Bielefeld fast 7 Jahre ohne Trainerjob. Und so kam das Angebot von PAOK Saloniki gerade recht. Er siedelte nach Griechenland um und blieb fast zwei Jahre beim besagten Verein. 1981 ging er für ein Jahr zu Panserraikos.
Lange war er dort auch nicht zugegen und so kam der Wechsel im Sommer 1983 zu Panionios Athen. Fast 7 Monate war er dort Cheftrainer, ehe er seine Trainerentlassung annehmen musste. Danach war Piechaczek fast zwei Jahre ohne Anstellung im Profifußball. Es sollte aber nicht seine letzte Station sein, denn dies blieb 1986 Apollon Limassol, wo er fast ein Jahr für die Geschicke an der Seitenlinie verantwortlich war. Danach wurde es recht still um ihn. Am 23.10.2006 verstarb Piechaczek im Alter von 74 Jahren in Kaiserslautern!
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