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Udo Bölts – Das Kampfschwein
Einer der wohl härtesten und konditionell stärksten deutschen Radrennfahrer der Neuzeit war Udo Bölts, der als wichtiger Helfer im Team Telekom sowohl Bjarne Riis (1996) als auch Jan Ullrich (1997) bei ihren Tour de France Siegen unterstützte. Selbst war er ein solider Berg- sowie ein anständiger Zeitfahrer, der jedoch keine Probleme hatte, diese Qualitäten bedingungslos in den Dienst seiner Teamkapitäne zu stellen, wenn es die Stunde gebot. Allerdings war er durchaus auch häufig in Ausreißergruppen zu finden.
Wie stark die Konstitution von Udo Bölts war, lässt sich an dem Fakt ablesen, dass dieser von 1992 bis 2003 an zwölf Tour de France Auflagen in Serie teilnahm und jedes Mal in Paris ankam. Ein deutscher Rekord! Zwar hat Jens Voigt ab 2010 an mehr Tour de France Wettbewerben teilgenommen und konnte letztlich auch zwölf Auflagen zu Ende fahren, doch zwölfmal hintereinander in Paris anzukommen, gelang auch ihm nicht. Die beste Tour de France Platzierung von Udo Bölts war dabei ein neunter Rang (1994). Ansonsten waren drei deutsche Meisterschaften, ein Sieg des Clásica San Sebastián Eintagesrennens, ein Etappensieg bei einer Bergetappe des Giro d‘ Italia sowie ein Gesamtsieg des Critérium du Dauphiné Libéré (einer wichtigen Vorbereitungs-Rundfahrt im Vorfeld der Tour de France) Karriere-Highlights.
Quäl dich, du Sau!
Udo Bölts war gewissermaßen von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsstory von Team Telekom. Er verbrachte nahezu seine gesamte aktive Karriere dort und war bereits seit 1989 Bestandteil des Teams, als es noch einfach nur „Team Stuttgart“ hieß. Erst 1991 stieg die Telekom als potenter Sponsor ein.
Seine Kampfstärke sicherte Udo Bölts dabei einen sicheren Platz im Team Telekom. Walter Godefroot, der belgische Teamleiter von Team Telekom, sagte einmal in akzentuiertem Deutsch über Udo Bölts: „Die Bölts ist so stärk, die geht niemals kapütt.“ Inspiriert wurde dieser Ausspruch wohl auch von dem Umstand, dass Udo Bölts mit minimaler Vorbereitung am Ironman in Hawaii teilnahm. Diese Kampfstärke machte Bölts wohl auch zu einer moralischen stütze im Team Telekom. Unvergessen, wie er seinem Mannschaftskapitän und späterem Tour de France Sieger Jan Ullrich 1997 in den Vogesen hörbar zurief: „Quäl dich, du Sau!“. Dies rief er Ullrich zu, als dieser einzubrechen drohte und sich Bölts am Berg vor ihn klemmte, um ihn hochzuziehen.
Steckbrief zu Udo Bölts
Nationalität: Deutschland
Spitzname: -
Teams
1989–2002 Team Telekom
2003 Team Gerolsteiner
Die größten Erfolge von Udo Bölts
- 12 abgeschlossene Teilnahmen bei der Tour de France in Serie (1992-2003)
- 1 Etappensieg beim Giro d'Italia (1992)
- Rund um Köln (1994)
- 3x Deutscher Meister im Straßenrennen (1990, 1995, 1999)
- Clásica de San Sebastián (1996)
- Critérium du Dauphiné Libéré (1997)
Karriere nach dem Radsport und Dopinggeständnis
Nach seinem Abgang beim Team Telekom fuhr Udo Bölts noch ein Jahr lang für Team Gerolsteiner, ehe er dort eine Rolle als sportlicher Leiter einnahm. Ein Posten, den er 2007 jedoch freiwillig wieder räumte, nachdem er ein Dopinggeständnis abgelegt hatte. Im Zuge der umfassenden Enthüllungen um Team Telekom, das systematisches Doping nahelegten, gestand auch Udo Bölts, zumindest 1996 und 1997 EPO eingenommen zu haben.
Heute ist Udo Bölts als Förster im Mountainbike Park Pfälzerwald angestellt und kann anderen dabei zusehen, wie sie sich abmühen. Nicht näher bekannt ist, ob er auch diesen Freizeit-Rambos dann ab und an zuruft: „Quäl dich, du Sau!“