Mailand-Sanremo 2019 - Bericht zum Radwettkampf - Julian Alaphilippe siegt

Bericht zu Mailand-Sanremo 2019

Bildquelle: Franco Nikonino CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Aus der Rubrik Radsport News: Der heutige Samstag brachte das erste echte Highlight des Radsportkalenders 2019: Mailand-Sanremo! Nicht nur ein Eintagesklassiker, sondern eines der fünf Monumente des Radsports. Und mit 291 Kilometern das längste klassische Eintagesrennen, das es im Radsport gibt! Ein Rennen von enormem Prestige und mit reicher Geschichte.

Entsprechend fanden sich zu diesem Anlass viele starke Fahrer und potenzielle Favoriten zusammen. Aber knapp 300 Kilometer waren eine Hausnummer, die es zu bewältigen galt. Überdies eine Distanz, über die besonders eingedenk der letzten paar Hügel vor dem Ziel von einem Massensprint bis hin zu späten Attacken alles möglich war!

Ein Who is Who am Start

In der Tat gab es nur einen aktiven, ehemaligen Gewinner von Mailand-Sanremo, der heute nicht mitgefahren ist. Und zwar Mark Cavendish, der in der letztjährigen Ausgabe heftig gestürzt ist. Er befindet sich nach einem längeren, krankheitsbedingten Ausfall der Saison 2018 immer noch auf den Weg zurück in den Sport. Stattdessen leitete Giacomo Nizzolo das Dimension Data Team ins Rennen. Auch John Degenkolb (Trek Segafredo), der 2015 Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix in derselben Saison gewann (in einem für ihn herausragenden Jahr) war wieder mit dabei. Degenkolb übrigens historisch nur der dritte Fahrer, der jemals Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix im selben Jahr gewann. Außer ihm war das lediglich Sean Kelly (1986) und Cyrille van Hauwaert (1908) gelungen. Er vertrat bei diesem Radrennen Deutschland als aussichtsreichster Kandidat.

Deceuninck-QuickStep brachte ein sehr starkes Team mit vielen Optionen auf den Sieg an den Start: Alaphilippe, Viviani, Gilbert und Stybar waren allesamt potenzielle Anwärter. Insbesondere der italienische Straßenmeister Elia Viviani war hier erpicht auf seine Chance. Immerhin gelang es schon seit 71 Jahren, seit dem großen Fausto Coppi, keinem amtierenden Landesmeister Italiens mehr, Mailand-Sanremo zu gewinnen! Ein anderes Team mit mehr als einer Option auf den Sieg war in der Tat Bora-Hansgrohe. Sie hatten Peter Sagan und den formstarken Sam Bennett in ihrer Aufstellung.

Eine lange, vergebliche Flucht

Die zehnköpfige Ausreißergruppe des Tages bestand aus: Fausto Masnada (Androni Giocattoli), Mirco Maestri, Alessandro Tonelli (beide Bardiani CSF), Guy Sagiv (Israelische Radakademie), Luca Raggio, dem Österreicher Sebastian Schönberger (beide Neri Sottoli), Joonas Henttala, Andrea Peron, Charles Planet und Umberto Poli (alle Novo Nordisk). Also ein Konsortium aus Wildcard Teams, bei dem vor allem Novo Nordisk mit vier Fahrern Flagge zeigte.

Mailand-Sanremo 2019 war und ist jedoch nicht umsonst als eines der härtesten Rennen bekannt, was die Chancen der Ausreißer anbelangt. Aufgrund der langen Distanz hatte das Feld auch dieses Jahr reichlich Gelegenheit, die Ausreißer bewusst an der langen Leine zu halten. Zeit war ja genug. Bis auf zehn und dann später acht Minuten ließ man sie entweichen. Doch sobald das Rennen in die letzten 60 Kilometer ging, wurde die Leine sukzessive wieder eingeholt. Zwar gab es noch einige Standhafte, die sich etwas länger wehrten (vor allem der Italiener Fausto Masnada). Doch letztlich waren die Ausreißer hier chancenlos. Dafür waren im Feld einfach zu viele Fahrer dabei, die sich etwas ausrechneten. Dass die Teams der UCI World Tour unter den Ausreißern überhaupt nicht vertreten waren, ließ klar erkennen, wie sehr sich diese Teams in den Dienst ihrer jeweiligen Favoriten bzw. Kapitäne stellten.

Ein volatiles Finish

Auch dieses Jahr waren die letzten rund 50 Kilometer von Mailand-Sanremo 2019 wieder eine unberechenbare Angelegenheit. Nicht nur, dass die Fahrer zu diesem Zeitpunkt schon 240 km in den Beinen hatten. Es folgten wieder fünf Auffahrten, die zwar allesamt nicht besonders steil oder lang waren, allerdings Gelegenheiten für späte Attacken boten, woran den Sprintern im Feld überhaupt nicht gelegen sein konnte. Überdies wurden die Gassen zum Ende hin schmäler und es gab viele sehr technische Abfahrten, sodass nun schon in dieser Phase Positionierungen im Feld enorm wichtig wurden. Denn Gelegenheiten zum Überholen waren nicht unbedingt reichlich gegeben. Zumal der Kampf um die besseren Positionen an der Spitze des Feldes das Tempo in die Höhe trieb.

 

 

Ausgerechnet tief in dieser Phase erlitt John Degenkolb, der nur noch wenige Kilometer zum Ziel hatte und mit der Spitze weitgehend auf Tuchfühlung geblieben war, einen technischen Defekt! Sein Ärger war unübersehbar. Am letzten Aufstieg hatte es kurz zuvor mehrere Attacken gegeben. Das Feld infolgedessen auf der folgenden schmalen Abfahrt mit vielen Haarnadel-Kurven (eben dort, wo Degenkolb Opfer des besagten Defekts wurde) völlig zersplittert. Vorne formte sich eine hochdekorierte Gruppe, die eine kleine Lücke eröffnen konnte. Mehrere Fahrer schlossen auf, sodass sich letztlich eine Elfergruppe formte, bei der immer klarer wurde, dass aus ihr der Sieger des Rennens kommen würde.

Peter Sagan, Alejandro Valverde, Julian Alaphilippe, Michal Kwiatkowski und Simon Clarke waren unter anderem mit dabei. Ebenso Mohoric, Van Aert und Trentin. Auch Vincenco Nibali (Sieger des Vorjahres) war mit von der Partie. Trentin attackierte aus dieser Gruppe heraus zwei Kilometer vor dem Ziel, wurde aber wieder eingefangen! Auf der Zielgeraden eröffnete Kwiatkowski schließlich den Sprint! Doch am Ende war es Julian Alaphilippe, der sensationell seinen ersten Monument gewann und bereits den siebten Sieg in dieser Saison feiern konnte! Unfassbar, wie vielseitig der Franzose von Deceuninck-QuickStep ist! Vereint er doch Sprinter-Qualitäten und ist ein starker Bergfahrer. Mit ihm wird bei der kommenden Tour de France zu rechnen sein, wenn er diese Form halten kann.

Hier noch einmal die ersten zehn Fahrer, die über die Ziellinie kamen:

1. Julian Alaphilippe (Fra) Deceuninck-QuickStep

2. Oliver Naesen (Bel) AG2R La Mondiale

3. Michal Kwiatkowski (Pol) Team Sky

4. Peter Sagan (Svk) Bora-Hansgrohe

5. Matej Mohoric (Slo) Bahrain-Merida

6. Wout van Aert (Bel) Jumbo-Visma

7. Alejandro Valverde (Spa) Movistar Team

8. Vincenzo Nibali (Ita) Bahrain-Merida

9. Simon Clarke (Aus) EF Education First

10. Matteo Trentin (Ita) Mitchelton-Scott



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