Jörg Jaksche – Der Doping-Kronzeuge

Jörg Jaksche im Porträt

Bildquelle: Eric HOUDAS [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Der ehemalige deutsche Radrennfahrer Jörg Jaksche ist heute wohl am bekanntesten für die Umstände, die nicht nur zu seinem Ausscheiden aus dem Radsport führten, sondern auch dafür sorgten, dass er dort nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen würde. 2007 gab er ein viel beachtetes Interview im „Spiegel“. Darin offenbarte er, dass er in jedem großen Team, für das er je gefahren war, strukturelles Doping beobachten konnte – und auch selbst daran teilgenommen hatte.

Dadurch wurde Jörg Jaksche über Nacht zur Persona Non Grata, da er sich gegen eine Omerta wand, die das Peloton wohl auch heute noch fest im Griff hat. Bjarne Riis, mittlerweile zum Team-Manager geworden, soll gar damit gedroht haben, dass Jaksche „niemals in den Radsport zurückkommen würde.“ So kam es dann im Wesentlichen auch.

Helfer in diversen Top-Teams

Jörg Jaksche begann 1989 mit dem Radsport, nachdem sein Vater ihm ein Rennfahrrad geschenkt hatte. Ab Mitte der 1990er konnte er sich dabei unter anderem als Juniorenmeister Deutschlands hervortun. Seine Profikarriere begann 1997 beim italienischen Rennstall Polti. Jaksche entwickelte sich zu einem soliden Kletterer und Zeitfahrer. Zwar nicht insoweit, dass er zum großen Klassement-Fahrer wurde, doch gut genug, um als vielseitiger und starker Helfer in mehreren großen Teams zu dienen. Insgesamt fuhr und beendete er die Tour de France sechsmal, wobei er dreimal unter die Top 20 kam.

Doch 2006 kam dann der große Paukenschlag in Gestalt der Operation Puerto. Spanische Polizeikräfte nahmen nach viermonatiger Observation den Dopingring um den spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes hoch. Unter seinen Klienten auch 38 Radrennfahrer. Darunter große Namen, wie Ivan Basso, Jan Ullrich, Roberto Heras, Tyler Hamilton, Joseba Beloki und Alberto Contador. Ein Riesenskandal – ausgerechnet im Vorfeld der Tour de France 2006. Neben dem späteren Fall von Lance Armstrong war es wohl dieser Skandal, der den Radsport für mehrere Jahre in die PR-Hölle schleuderte.

Steckbrief zu Jörg Jaksche

Nationalität: Deutschland

Spitzname: -

Teams

1997–1998 Polti

1999–2000 T-Mobile-Team

2001–2003 ONCE

2004 CSC

2005–2006 Team Liberty Seguros

2007 Tinkoff Credit Systems

2009 Cinelli-OPD

 

 

Die größten Erfolge von Jörg Jaksche

 

  • Deutscher Juniorenmeister (1994)
  • Militär Weltmeister im Straßenrennen (1997)
  • Paris-Nizza (2004)
  • Mittelmeer Rundfahrt (2004)

 

Eine Rückkehr war ihm nicht vergönnt

Unter den identifizierten Radrennfahrehren, die im Rahmen der Operation Puerto als Kunden von Fuentes ausgemacht wurden, war auch Jörg Jaksche. Dieser hüllte sich zunächst in Schweigen bzw. bestritt jede Beteiligung. Jedoch brach er im Juni 2007 mit seinem Schweigen und sprach schonungslos offen im „Spiegel“, wobei er den Sport insgesamt schwer belastete. So gab Jaksche an, von Anbeginn seiner Profikarriere an EPO eingenommen zu haben und ab 2005 Eigenblut-Doping, organisiert durch Dr. Fuentes, betrieben zu haben. Ferner beschrieb er das Doping als systematisches Problem im gesamten Radsport, da eigentlich ein unausgesprochener Zwang bestünde zu dopen, wenn man die Leistungen abrufen muss, auf dass man bei den Team-Aufstellungen zu den großen Rennen und Rundfahrten berücksichtigt wird. Ferner gab Jaksche an, dass Team-Betreuer und Ärzte in aller Regel im Bilde wären und bei der Abwicklung oftmals sogar helfen würden. Oder zumindest in die andere Richtung schauen, wenn es darauf ankommt.

Dabei hatte Jaksche keineswegs mit dem UCI Radsport abgeschlossen. Er erhoffte sich, durch seine Kooperation wieder schneller in den Sport zurückkehren zu können. Tatsächlich sperrte ihn der österreichische Radsportverband, bei dem er seine Lizenz innehatte, nur für ein Jahr statt für zwei (das höchstmögliche Strafmaß). Doch sollte es nie zu einer wirklichen Rückkehr kommen. Nachdem ihm Team Milram 2008 absagte, trat er zurück. Etwas später wollte Jörg Jaksche beim Team Cinelli-OPD anheuern, das jedoch keine Lizenz bekam. Vom Vorhaben eines Comebacks 2011 nahm Jaksche dann Abstand, nachdem beim Team Christina Watches-Onfone (wo er sein Comeback vollzogen hätte) zwei Fahrer des Dopings überführt wurden.

Was macht Jörg Jaksche heute?

Heute ist Jörg Jaksche Sport-Manager in München, nachdem er in Australien ein Studium absolviert hat. Bisweilen äußert er sich noch zu aktuellen Radsportgeschehnissen, wobei er seine Überzeugung nicht verhehlt, dass sich in puncto Doping so gut wie nichts geändert hat.

Und warum auch? Denn so eindeutig wie die Ergebnisse der Operation Puerto auch waren – nur für wenige Fahrer hatten sie so weitreichende Folgen wie für Jörg Jaksche. Die Omerta, sie hat abermals gesiegt.


Werbung