Ist Glory das neue K-1 in der Kickboxszene?

Glory und K-1 im Vergleich

Bildquelle: By Vanbasten 23 [Public domain], from Wikimedia Commons CC BY-SA 0 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

K-1 war in Japan die erste Promotion, die Kickboxen im großen Stil veranstaltete und eine weltweite Fanbasis ansprechen konnte. Shows vor Zehntausenden von Zuschauern waren etwas, wovon man im Kickboxen an den meisten Orten dieser Welt nur träumen konnte. Mit K-1 wurde dies jedoch Realität! Getragen durch einen zu diesem Zeitpunkt kampfsportbegeisterten japanischen Markt. Japan war ab Mitte der 90er ein wahres Kampfsport El Dorado, das zu jener Zeit auch die Geburtsstunde der Mixed Martial Arts entscheidend prägte.

Vale Tudo Turniere, die an einem Abend abgehalten wurden, “echte“ Wrestling Promotions wie RINGS oder Pancrase, bei denen die Grenzen zwischen Wrestling Match und echtem Wettstreit zunehmend in Richtung Letzterem verschoben und natürlich Pride, seinerzeit die größte MMA-Promotion überhaupt, waren ebenfalls Kinder dieser Umstände.

 

K-1 ging aus einer Promotion für Vollkontakt Karate hervor und wurde von dem japanischen Karateka Kazuyoshi Ishii mit der Intention geschaffen, eine kompetitive Plattform für alle Varianten des Kickboxens zu bieten, auf der sich große Namen unterschiedlichster Disziplinen in Turnieren gegeneinander messen konnten. Seien es Thai Boxer oder Kick Boxer unterschiedlicher Stile (Karate, Savate, holländischer Stil usw.). Diese Turniere wurden an einem einzigen Abend abgehalten. So zog K-1 seine Faszination aus derselben Quelle wie die Vale Tudo bzw. MMA Kämpfe aus jener Zeit: die Idee, unterschiedliche Kämpfer aus diversen Disziplinen gegeneinander antreten zu lassen und zu schauen, wer sich unter Mehreren an nur einem Abend durchsetzt. Ein Format, das zuvor eher in den Bereich der Fiktion gehörte – man denke an Filme wie Bloodsport oder Videospiele wie Street Fighter – war plötzlich kommerzielle Realität geworden! Und fand schnell überragenden Zuspruch.

Wo steht Glory im Vergleich zu K-1?

K-1 brachte zahlreiche Kämpfer hervor, die zu den Besten ihrer Zeit gezählt wurden. Namen wie Ernesto Hoost, Perter Aerts Jeorme LeBanner, Mike Bernardo, Andy Hug, Branko Cikatic, Musashi, Mirko Filipovic, Masaaki Satake und Sam Greco sind nur einige, die untrennbar mit der “goldenen Ära“ von K-1 (1994 bis 1999) in Verbindung gebracht werden. Doch währte der Ruhm nicht ewig. Zwar konnte K-1 auch bis Mitte der Nullerjahre große Shows zusammenstellen und Stars produzieren. Doch abseits davon sank der Stern rapide. Finanzielle Turbulenzen und wechselnde Besitzer haben den Namen K-1 schwer ramponiert, sodass die Promotion heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.

Als K-1 zuletzt zum Verkauf stand, gab auch eben jenes Konsortium ein Angebot ab, das heute hinter Glory steht: der Investor Pierre Andurand, Scott Rudmann und Total Sports Asia. Als diese den Zuschlag nicht erhielten, gründeten sie kurzerhand Glory. Und zwar indem sie drei andere Promotions aufkauften (United Glory, Golden Glory und It's Showtime) und unter ihrem neuen Banner vereinten. Mit massiven Rücklagen in der Hinterhand (insbesondere durch Pierre Andurand, Kickbox Enthusiast und einer der reichsten Hedgefonds Manager der Welt) konnte Glory die Stars der Szene anziehen, wie es sonst nur K-1 zu seinen besseren Zeiten gelang. Bedingt durch diese Umstände ist der Vergleich zwischen K-1 und Glory natürlich naheliegend.

Warum es niemals ein “neues“ K-1 geben wird

So nachvollziehbar die Vergleiche zwischen K-1 und Glory sein mögen, so fehlgeleitet sind sie auch. Doch Kampfsportfans sind ein sentimentaler Haufen, der einfach weiß, dass früher alles besser war. Vergleiche mit K-1 sind jedoch zwangsläufig unfair, weil K-1 damals aus den eingangs genannten Gründen und Begleitumständen heraus ein historisches Novum war. Das gilt insbesondere mit Blick auf das Turnierformat. Dieses wird zwar bisweilen auch heute noch (durchaus auch von Glory) aufgegriffen. Es ist jedoch weit seltener, weil durch Sanktionen nicht überall machbar. Überdies ist das Turnierformat mit dem Problem behaftet, dass das Verletzungsrisiko sehr hoch ist und Sieger dadurch, ohne zu verlieren, ausscheiden können oder ihre Gesundheit über Gebühr riskieren, wenn sie Verletzungen verschleiern und weiterkämpfen.

Dementsprechend sind diese Turniere für Promoter heute wenig attraktiv. Und überdies haben sie ihre Faszination ein Stück weit eingebüßt. Mitte der 90er waren solche Turniere noch eine fleischgewordene Hollywoodfantasie und haben die UFC zum Untergrund-Phänomen und K-1 zum ersten echten Powerhouse im Kickboxen gemacht. Heute hat es das alles schon gegeben. Insofern war ein ganz integraler Bestandteil des Erfolgs von K-1 Umständen geschuldet, die man nicht einfach durch Geschäftsentscheidungen kopieren könnte. Solche Gelegenheiten schafft nur der Zeitgeist. Und den kann man bekanntlich nicht kaufen.

Glory ist würdiger Nachfolger von K-1

Doch ist Glory, abseits aller Sentimentalität, ohne jeden Zweifel der würdige Nachfolger von K-1. Die Shows sind großartig produziert und müssen sich sicherlich vor nichts verstecken, was K-1 in der Hinsicht bewirkt hat. Was K-1 natürlich hatte, waren Stadien voller kampfsportbegeisterter Japaner. Bei Glory ist die Bühne hingegen stark abhängig vom Austragungsort. Europäische Shows, insbesondere in den Niederlanden, liefern aufgrund des dort sehr viel größeren Zuspruchs (als beispielsweise in den USA) einfach eine ganz andere Kulisse. Das hat man zuletzt in der ausverkauften Johan Cruyff Arena in Amsterdam gesehen.

Glory ist überdies profitabel, hat massive Geldgeber im Rücken und hält die Mehrzahl der Top Kick Boxer unserer Zeit unter Vertrag. Und der kommerzielle Brückenschlag, insbesondere die MMA-Fans auf Glory aufmerksam zu machen (vor allem über die Vorkämpfe auf dem UFC-Fight Pass), ist ein kluger Zug. Dank eines Deals mit ESPN (der amerikanischen Version von Eurosport) hat Glory auch eine gewisse Präsenz auf dem US-Markt erreichen können. Was fehlt, sind die amerikanischen Stars (etwas, was das Kickboxen im Westen immer ein Stück weit zurückgehalten hat). Welche Strahlkraft Glory haben kann, sahen wir erst jüngst in den Niederlanden. Dort konnte Glory 59 sich ein sensationelles Viertel der Einschaltquoten auf dem holländischen Markt sichern!


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