Ausführlicher Bericht zu Glory 63 samt allen Ergebnissen aus Houston (Texas)

Ergebnisse Glory 63

Bildquelle: Vanbasten 23 [Public domain], from Wikimedia Commons CC BY-SA 0 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Glory 63 stieg gestern Nacht in Houston, Texas mit einer Show, die Action quer durch alle Kickboxen Gewichtsklassen bot. Die Veranstaltung komplett auf dem UFC Fight Pass zu sehen, sowie künftig alle Glory-Veranstaltungen aus den USA auf dem UFC Fight Pass zu sehen sein werden. Eine sinnvolle Neuerung, waren doch die Glory-Veranstaltungen bisher immer im Schrotschuss-Prinzip ausgestrahlt worden. Hoffentlich wird das in Zukunft noch konzentrierter ablaufen. Auch bei Veranstaltungen außerhalb der USA.

Viele US-amerikanische Kämpfer wurden aufgeboten. Das Ganze übrigens in einer Arena, die eigentlich in erster Linie von der UFC genutzt wird. Auch hier äußerte sich also die zukünftige Zusammenarbeit.

Die Ergebnisse der Glory 63 Vorkämpfe

Los ging es im Weltergewicht mit Justin Moss (4-2) gegen Sean Choice (7-3). Es wurde ein schmeichelhafter Punktsieg für Choice. Zwar landete er einen Niederschlag in der ersten Runde, doch ab der Zweiten war der Gastank von Justin Moss besser, wodurch er mehr Volumen brachte und mehr nach vorne ging. Ein Unentschieden wäre angemessener gewesen. Im Leichtgewicht lieferten sich Keeman Diop (2-0/Glory Debüt) und Peter Stanonik (5-0) einen engen Kampf, der bis zum Ende spannend blieb. Beide mit guten Kicks und Diop zeigte ein gutes Distanzmanagement. Doch Stanonik legt im Laufe des Kampfes zu und konnte mit den Händen mehr Volumen verbuchen. Am Ende gewann er eine repräsentative Split Decision, für die er hart arbeiten musste.

Weiter ging es im Federgewicht mit Sovenkesa Som (1-3) gegen Kou Lee (2-1). Lee konnte sich hier den Punktsieg mit rigorosem Angriffswillen sichern. Som wollte den Kampf ehe aus der Distanz gestalten, doch davon hielt Lee überhaupt nichts, der seinen Mann regelmäßig an den Seilen stellte und mit wilden Schwingern und gelegentlichen Low Kicks eindeckte. Diesem Druck konnte Som nichts entgegensetzen, gleichwohl er in der Dritten ein Knie landete. Doch der mit einem Eisenkinn gesegnete Lee ließ sich nicht beirren und landete in Runde drei einen Niederschlag.

Ihm wurde zu Recht das Punkturteil zugesprochen. Der letzte Vorkampf wurde zwischen zwei Schwergewichten abgehalten. James Chapman (9-1) traf auf Demoreo Dennis (11-8). Dennis der technisch diszipliniertere und vielseitigere Kämpfer der Beiden, der gut zwischen Händen und Low Kicks alternierte und stets die Deckung wahrte. Chapman versuchte den Kampf wild zu machen, doch Dennis ließ sich nicht darauf ein und machte in der zweiten Runde nach drei Niederschlägen via TKO den Sack zu. Eine dominante Vorstellung des Journeyman, der sich somit seinen ersten Sieg bei Glory sichern konnte.

Vidales unterstreicht Ausnahmestatus

Danach ging es mit der Glory Super Fight Series weiter. Während in den Prelims nur Amerikaner aufeinandergetroffen waren, wurde es nun international. Den Start machten Joe Taylor (5-2/USA) und Ivan Galaz (58-8/Chile) im Mittelgewicht. Hier konnten Taylors Hände den Unterschied machen. Der ehemalige Golden Gloves Amateur und Sohn eines Boxers war im Nahbereich mit den besseren Händen der Taktgeber in diesem Kampf. Dazu bestach Taylor mit großartiger Kondition, wodurch er sich mehr und mehr Anteile sicherte, je länger der Kampf ging. Nach drei Runden hatte er auch bei den Punktrichtern die Nase vorne. Ein großartiger Sieg gegen einen erfahrenen Gegner!

Im Anschluss waren im Federgewicht mit Mexikos Abraham Vidales (12-0) gegen Dimitre Ivy (1-1/Glory-Debüt) dran. Hier war Vidales, der als großes, aufsteigendes Talent gehandelt wird, klar der überlegene Mann. Ivy, der ansonsten im MMA unterwegs ist, hatte hier nichts anzumelden. Vidales hielt sich quasi schadlos und konnte mit seinen dynamischen Kicks immer wieder seine Ziele auswählen. In der Zweiten ging Ivy mehrfach zu Boden und gab schließlich auf. Anschließend trafen im Super-Bantamgewicht der Frauen Stephanie Skinner (Debüt) auf Rehbeka Irwin (4-2/Glory-Debüt). Irwin ist mit gerade einmal 18 Jahren bereits dreifach Goldmedaillen-Gewinnerin im Muay Thai. Eine Leistung, die noch keinem anderen Amerikaner, ob männlich oder weiblich, gelungen ist! Auch hier konnte sie vor heimischer Kulisse glänzen und ein erfolgreiches Glory-Debüt feiern. Ihren überdeutlichen Reichweitenvorteil verwaltete sie vor allem mit Kicks und Knien. Skinner war zwar gelegentlich mit den Händen an den Seilen erfolgreich, doch insgesamt ohne Mittel gegen das junge Ausnahmetalent. Irwin gewann nach Punkten jede Runde.

Danach ging es wieder zurück ins Federgewicht. Dort konnte Bailey Sugden (11-3/UK) gegen Neuseelands Quade Taranaki (8-6) einen Punktsieg erzielen. Sugden, der agilere und aktivere Kickboxer, konnte mit Kombinationen das Volumen an sich reißen, was hier den Ausschlag gab. Es folgte Ryot Waller (2-0) gegen Matt Baker (22-6) im Mittelgewicht. Baker siegte in der Zweiten via KO. Schon die erste Runde wirkte enger, als sie es letztlich war. Baker lauerte einfach nur und fand das Kinn seines Gegners in der Zweiten. Ein weiterer dominanter Sieg des “Butchers“! Die Vorkämpfe endeten mit Jacob Rodriguez (3-2/USA) gegen Jason Wilnis (30-9-1/Niederlande).

Wilnis startet wie so oft langsam, kam aber über seine Power und sein Timing in den Kampf. Letztlich machten seine Low Kicks den unterschied gegen das Volumen von Rodriguez. Wilnis startet wieder mal langsam, doch seine rasiermesserscharfen Low Kicks fällten seinen Gegner zum Ende der Zweiten. Als er mit seinem schwer lädierten Bein in die Ecke zurückhumpelte, stand das Ende bereits so gut wie fest. Früh in der Dritten brauchte es dann auch nur einen weiteren Treffer, um ihn endgültig einknicken zu lassen. TKO Sieg für Wilnis!

Ten Pow abermals siegreich

Die Main Card startete im Federgewicht. Nate Richardson (12-4) gegen Asa Ten Pow (8-1). Hier bestätigte Asa Ten Pow die in ihn gesteckten Erwartungen gegen einen durchaus unbequemen, standhaften Gegner. Die erste Runde dominierte Ten Pow, der mit überlegener Technik und guten Alternieren zwischen Kicks und Händen enormen Druck ausüben konnte. Doch in Runde zwei kam Richardson über seine Jab und guten Druck im Nahbereich zurück. Gerade als es schien, dass Richardson dabei war, die zweite Runde zu nehmen, landete Ten Pow einen rechten Haken, der Richardson zu Boden schickte. In der Dritten blieb Richardson jedoch ein bissiger Gegner, der bis zuletzt gefährlich blieb und nach vorne ging. Doch Ten Pow war auch im Nahbereich effizienter. Er gewann den Kampf einhellig mit 30 zu 26. Berechtigt – jedoch auf dem Papier deutlicher als im Ring. Das war kein leichter Kampf für Ten Pow.

Im Leichtgewicht stellte sich Wensheng Zhang (45-6/China) gegen Lorawnt-T Nelson (7-0/Südafrika). Nelson der sichtbar Größere der beiden Kontrahenten. Diesen Vorteil konnte er jedoch nicht wirksam einsetzen. Zhang winkelte gut ab und fand so immer wieder offensive Wege in den In-Fight. Auch in den Clinchs war er mit den Knien zuerst. Spät in der Ersten und früh in der zweiten Nelson mit allen Sorten von Problemen! Niederschlag früh in der Zweiten für Zhang! Er gewann diesen Kampf hier soweit über den In-Fight und im Faustkampf. Klasse Vorstellung des Chinesen bei seinem ersten Trip in die USA! Am Ende der Zweiten war Nelson schon sichtbar unkoordiniert und wirkte konditionell nicht über alle Zweifel erhaben. Doch in der Dritten strafte Nelson diesen Eindruck Lügen! Nelson machte aus der Not eine Tugend und ging konsequent nach vorne. Plötzlich war es Zhang, der müde und unterlegen wirkte. Doch Nelson nach den ersten beiden Runden klar hinten. Die dritte Runde gehörte jedoch ganz eindeutig ihm. Zhang nur noch im Überlebensmodus. Bitter für Nelson! Wäre dieser Kampf länger gegangen, wäre es seiner gewesen.

Abraham und Rodriguez mit Kampf des Abends, souveräne Titelverteidigung

Und wieder ging es eine Gewichtsklasse rauf. Im Weltergewicht trafen die beiden US-Amerikaner Charles Rodriguez (9-0) und Richard Abraham aufeinander (13-7). Die erste Runde sehr eng. Abraham immer bestrebt, in der mittleren Boxdistanz zu bleiben. Rodriguez jedoch immer wieder mit effektivem Clinches, knien und einem guten rechten Cross. Schwer zu sagen, wem man die erste Runde geben sollte. Die Zweite jedoch eindeutig zugunsten von Abraham. Er fand seinen Groove in der Box-Reichweite und landete mehr Kombinationen. Rodriguez jedoch mit Low Kicks immer noch im Kampf. Diese Zweite musste man jedoch Abraham geben. Die dritte Runde wohl entscheidend. Die Gesamtzahl der Treffer nahezu identisch zu diesem Zeitpunkt! In der Dritten gaben beide noch mal alles und machten diesen Kampf zum Kampf des Abends! Großartige Action im Ring. Rodriguez kam über das Volumen und traf mehr mit seinen Kicks und Knien. Doch Abraham weiterhin der druckvollere Puncher mit den klareren Treffern. Das gab letztlich auch den Ausschlag zu einer hochverdienten Punktentscheidung zu Abrahams Gunsten, der Rodriguez hier die erste professionelle Niederlage zufügte.

Ebenfalls im Weltergewicht trafen die beiden Amerikaner Troy Jones (11-1) und Omari Boyd (13-1) aufeinander. Dies der Co-Main Event des Abends. Beide in Glory bis dahin ungeschlagen. Boyd früh mit Problemen, als er schon zu Beginn der Ersten auf wackeligen Beinen war. Jedoch konnte er sich berappeln und beendete die Runde stark, als er in seinen Kombinationen gut Treffer setzte. Dennoch die erste Runde knapp bei Jones. In der Zweiten eroberte Jones sich weiterhin langsam aber sicher diesen Kampf. Er landete klarer und konnte die Ringmitte behaupten. Jones auch der sichtbar größere, massigere der Beiden. Unglücklicherweise gab es dann noch einen unbeabsichtigten Zusammenstoß der Köpfe, der Boyd mit dem schlechteren Ende zurückließ. Troy Jones nahm von Runde drei an das Zepter klar an sich. Boyd schwand im Verlauf der Runde. Insbesondere die Knie von Jones konnte dieser immer wieder wirkungsvoll nutzen, um Boyd im Nahbereich zu strafen und seine Kombinationen mit den Händen vorzubereiten. Jones überdies auch ein Kämpfer, der scheinbar nicht vor Taktiken am Rande der Illegalität zurückschreckt. So nutzte er gerne den Break des Referees, um noch mal Treffer unterzubringen. Jones gewann letztlich eine absolut vertretbare Punktentscheidung.

Zeit für den Main Event: Thailands Petchpanomrung Kiatmookao (161-36-2) verteidigte seinen Titel im Federgewicht gegen Serhii Adamchuk (38-9) aus der Ukraine. Petchpanomrung konnte hie den Kampf über alle fünf Runden in seinem Ermessen gestalten. Wieder einmal zeigte sich, was für ein technisch großartiger Kämpfer er ist. Vor allem adaptiert er sich zunehmend ans Kickboxen und konnte abermals zeigen, dass er die Kinderkrankheiten, die manche Kämpfer aus dem Thaiboxen ins Kickboxen mitbringen, weiter entschärfen konnte.

Er bestimmte, wo der Kampf stattfand und konnte sowohl von der Ringmitte aus als auch von außen mehr Treffer verbuchen. Seine blitzschnellen Low Kicks und gut getimten Push Kicks erwiesen sich dabei abermals als seine wichtigsten Werkzeuge in der Distanzkontrolle. Und das gegen einen keinesfalls schwachen Gegner in Serhii Adamchuk!


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