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Saison 1971/72: Trainerentlassung von Horst Witzler bei Borussia Dortmund
An die Saison 1971/72 hat man bei Borussia Dortmund keine guten Erinnerungen und würde diese am liebsten aus der Vereinshistorie streichen. Denn der BVB stieg zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal aus der Bundesliga ab. In der Hinrunde saß damals Horst Witzler auf der Bank, der aber in der Winterpause gefeuert wurde. Sport-90 erinnert an die Trainerentlassung von Horst Witzler beim BVB.
Am 3. Juni 1972 schrieb Borussia Dortmund eine seiner schwärzesten Bundesliga-Kapitel. Der Revierklub verlor sein Auswärtsspiel am 32. Spieltag beim VfB Stuttgart mit 0:2, wodurch der erste Abstieg frühzeitig besiegelt war. Ein schwerer Schlag für den BVB, der zuvor 36 Jahre in Folge immer in der höchsten Spielklasse im deutschen Fußball vertreten war.
Dezember 1971: BVB feuert Horst Witzler nach enttäuschender Hinrunde
Der Name Horst Witzler ist mit dem BVB-Abstieg eng verbunden. Denn er war Trainer der Westfalen, wurde aber nach einer enttäuschenden Hinrunde folgerichtig wegen Erfolglosigkeit nach dem 17. Spieltag und kurz vor Weihnachten 1971 vor die Tür gesetzt.
Der BVB überwinterte zwar als Tabellen-15. knapp über der Abstiegsregion. Jedoch konnte Dortmund unter Witzler nur drei Siege in der Hinrunde einfahren und musste zugleich neun, teils äußerst heftige Niederlagen verantworten. Negativer und historischer Höhepunkt war die 1:11-Klatsche beim FC Bayern am 27. November 1971. Als der BVB eine Woche später zum Abschluss der Hinserie nicht über ein 1:1 gegen den Vorletzten Hannover 96 hinauskam und im DFB-Pokal rausflog, kam es zur Trainerentlassung von Horst Witzler.
BVB für Trainer Witzler die erste Bundesliga-Station
Borussia Dortmund hatte Witzler zur Saison 1970/71 als neuen Trainer verpflichtet. Er trat in die Fußstapfen des scheidenden Hermann Lindemann. Der damals 37-jährige Witzler war allerdings gänzlich ligaunerfahren, hatte zuvor in seiner Trainerkarriere noch nie eine Mannschaft in der Bundesliga betreut.
Doch mit guter Arbeit bei Schwarz-Weiss Essen konnte sich Horst Witzler für höhere Aufgaben empfehlen. Beim zweitklassigen Regionalligisten SW Essen war Witzler zuvor vier Jahre erfolgreich tätig, etablierte den Klub im oberen Tabellendrittel und verpasste nur knapp den Aufstieg. Mit dem Wechsel zu Borussia Dortmund konnte der gebürtige Wuppertaler aber dann seinen persönlichen und beruflichen Aufstieg verzeichnen.
Saison 1970/71: BVB schrammt unter Witzler knapp am Abstieg vorbei
An neuer Wirkungsstätte erwischte Horst Witzler dann gleich einen Traumstart. Zum Saisonauftakt 1970/71 gewann der BVB beim Witzler-Debüt mit 3:0 gegen Arminia Bielefeld und stürmte damit gleich an die Tabellenspitze der Bundesliga Tabelle. Doch danach ging es mit Dortmund bergab.
Am Ende der Saison wurde der Revierklub 13. Die Bilanz nach 34 Spieltagen: Zehn Siege, neun Unentschieden und 17 Niederlagen, was für 29:39 Punkte reichte. Dortmund, die nur zwei der letzten 13 Ligaspiele siegreich gestalteten, schrammte schon damals knapp am Abstieg vorbei. Der Vorsprung in der Abschlusstabelle auf die Abstiegsregion betrug gerade einmal zwei Pünktchen.
Horst Witzler - Trainer-Opfer des BVB-Ausverkaufs
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in Dortmund zu jener Zeit aufgrund finanzieller Engpässe der große Ausverkauf begann und reihenweise Leistungsträger den Klub verließen - ohne das gleichwertiger Ersatz geholt wurde. BVB-Legende Lothar Emmerich machte 1969 den Anfang, ein Jahr später hing der langjährige Kapitän Wolfgang Paul die Schuhe an den Nagel. Auch Verteidiger Rudi Assauer ging von Bord.
Im Sommer 1971 brachen derweil mit Reinhold Wosab, Willi Neuberger, Werner Weist und Sigfried Held gleich vier wichtige Offensivsäulen weg, sodass Horst Witzler mit einer sehr jungen, unerfahrenen und sich im Neuaufbau befindlichen Mannschaft in die Saison 1971/72 startete. Ein Team, dass laut Witzler „regelrecht vom Lande geholt“ wurde. Insgesamt kehrten elf Spieler dem BVB den Rücken, denen zwölf Neuzugänge gegenüberstanden. Darunter übrigens ein gewisser Mittelfeldspieler Werner Lorant, der später in den 90er Jahren vor allem als Aufstiegstrainer vom TSV 1860 München für Aufsehen sorgte.
Saison 1971/72: Dortmund nach Kaderumbruch ein Abstiegskandidat
Trainer Horst Witzler bekam angesichts dieses Kaderumbruchs eine hohe Bürde vom BVB-Vorstand auferlegt. Von vornherein klar war, dass es für die Schwarz-Gelben, die 1966 noch als erste deutsche Mannschaft mit dem Triumph im Europapokal der Pokalsieger einen internationalen Titel gewannen, in der neuen Spielzeit einzig um den Klassenverbleib gehen würde.
Das zeigte sich auch prompt zum Saisonstart. Vier der ersten sechs Spiele gingen bei nur einem Sieg verloren. Dabei setzte es mit dem 1:5 bei Werder Bremen am 5. Spieltag die erste richtige Packung, der im weiteren Saisonverlauf noch einige folgen sollten. Zwar konnte sich die Witzler-Elf zwischenzeitlich stabilisieren und verlor zwischen dem 7. bis 11. Spieltag lediglich eine der fünf Partien (1 Sieg, 3 Unentschieden). Doch anschließend sollte es für Borussia Dortmund und Horst Witzler knüppeldick kommen.
BVB-Trainer Witzler erlebt viele Klatschen - 1:11-Debakel gegen Bayern
Den Auftakt machte eine 0:6-Klatsche beim 1. FC Kaiserslautern im Fritz-Walter-Stadion. Anschließend konnte der BVB zwar das Kellerduell gegen Arminia Bielefeld mit 1:0 gewinnen, es sollte aber der letzte Sieg für Witzler als BVB-Trainer sein. Am nächsten Spieltag unterlag der BVB beim Aufsteiger VfL Bochum mit 2:4. Es folgte eine 0:4-Schlappe daheim im Stadion Roten Erde gegen den VfB Stuttgart.
Danach kam es zum denkwürdigen Debakel beim FC Bayern. Am 16. Spieltag kam Borussia Dortmund mit 1:11 in München ganz böse unter die Räder. Die ersatzgeschwächte Witzler-Truppe wurde von den Fußballlegenden um Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Gerd Müller, Uli Hoeneß und Co. nach allen Regeln der Kunst vorgeführt und hätte angesichts einer Vielzahl an ungenutzten Chancen der Bayern, inklusive drei Pfostenschüsse, noch weitaus höher verlieren können. Bis heute hat es nur zwei höhere Siege in der Bundesliga-Historie gegeben. Beide Male durch Borussia Mönchengladbach, deren 12:0 aus dem Jahr 1978 gegen - natürlich - Borussia Dortmund den Rekordsieg darstellt.
Witzler-Nachfolger Burdenski kann BVB-Abstieg nicht verhindern
Das 1:11-Debakel bei Bayern München war für Witzler wenig überraschend „die katastrophalste Niederlage, die ich in meiner 13-jährigen Trainer-Laufbahn habe erdulden müssen!“ Kurz darauf ereilte Horst Witzler die Trainerentlassung in Dortmund. Nachdem der BVB am 17. Spieltag gegen Schlusslicht Hannover 96 nicht über ein 1:1 hinauskam und anschließend im DFB-Pokal in der 1. Runde gegen die unterklassigen Kickers Offenbach mit 0:3 den Kürzeren zogen, musste er am 21. Dezember 1970 seinen Hut nehmen.
In der Winterpause verpflichtete der BVB Herbert Burdenski als neuen Übungsleiter, aber auch er konnte Dortmund in der Rückrunde nicht vorm Abstieg retten und musste dabei mit 1:7 in Gladbach seinerseits eine weitere denkwürdige BVB-Pleite verdauen. Für Horst Witzler ging es indes bei Rot-Weiss Essen weiter, die er 1973 in die Bundesliga führte.
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