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Saison 1969/70: Trainerentlassung von Hans Tilkowski bei Werder Bremen

Trainerentlassung von Hans Tilkowski beim SV Werder Bremen

Bildquelle: Stadtarchiv Kiel CC BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Hans Tilkowski wurde auf der Zielgeraden der Saison 1969/70 von Werder Bremen als Nachfolger von Fritz Rebell verpflichtet. Für die einstige Torwartlegende waren die Hanseaten die erste Trainerstation überhaupt. Tilkowski leistete beim SVW gute Arbeit, verbuchte ordentliche Ergebnisse und schaffte souverän das Minimalziel Klassenerhalt. Dennoch folgte im Sommer 1970 die traurige Trennung. Warum? Sport-90 blickt zurück und beleuchtet die Trainerentlassung von Hans Tilkowski bei Werder Bremen.

In den Anfangsjahren der Bundesliga erlebte Werder Bremen viele Auf und Abs. Die Norddeutschen konnten sich Ende der 1960er Jahre nicht in der Spitzengruppe der höchsten deutschen Spielklasse etablieren und erfolgreiche mit weniger erfolgreichen Spielzeiten wechselten sich in steter Regelmäßigkeit ab. So auch in der Saison 1969/70.

Hans Tilkowski: Torwart-Legende wird Übergangstrainer bei Werder Bremen

In diese war Werder Bremen mit einem neuen Trainer gestartet: Fritz Rebell, der auf Fritz Langner folgte und zuvor noch nie einen Erstligisten betreute. Doch Rebell konnte sich nicht lange auf der SVW-Bank halten. Nach nur 22 Spieltagen und einer 0:1-Pleite beim 1. FC Kaiserslautern folgte die Trainerentlassung von Fritz Rebell. Bremen bewegte sich als Tabellenzwölfter im Dunstkreis der Abstiegsregion.

Werder Bremen verpflichtete als neuen Übungsleiter Robert Gebhardt vom Ligarivalen MSV Duisburg. Doch Gebhardt stand erst zur kommenden Saison 1970/71 zur Verfügung. Es musste eine Übergangslösung her! Und diese sollte durchaus prominent werden. Denn der SV Werder schnappte sich Hans „Til“ Tilkowski!

Tilkowski mit Trainer-Kaltstart in Bremen

Für die deutsche Fußballlegende sollte Werder Bremen der Einstieg in die Trainerkarriere werden. Tilkowski feierte als Torwart während seiner 14-jährigen Spielerkarriere große Erfolge, wurde etwa mit Borussia Dortmund DFB-Pokalsieger (1965) oder holte den Europapokal der Pokalsieger (1966) oder stand 1966 beim legendären WM-Finale von Wembley gegen England im Kasten der deutschen Fußballnationalmannschaft. Außerdem wurde er 1965 als erste Torwart überhaupt zum Fußballer des Jahres gewählt!

Nun sollte ausgerechnet ein Trainer-Neuling wie Hans Tilkowski Werder Bremen noch zu einem versöhnlichen Ende der Saison 1969/70 führen und das Minimalziel Klassenerhalt meistern. Zehn Spieltage waren in der Bundesliga noch zu absolvieren. Der damals 34-Jährigen wurde regelrecht ins kalte Wasser des Trainergeschäfts geschmissen. Denn Bremens Geschäftsführer Hansi Wolff klopfte im März 1970 bei Tilkowski an und bot ihm direkt das Amt des Cheftrainers der Grün-Weißen an.

Von Eintrachts Ersatzbank auf Werders Trainerbank

Kurios: Eigentlich hatte Hans Tilkowski noch bis Ende Juni 1970 einen gültigen Spielervertrag bei Eintracht Frankfurt, doch bei der SGE spielte er sportlich keine Rolle mehr. Werder Bremen und die Eintracht fanden eine Lösung und so heuerte Tilkowski am 17. März 1970 und nur einen Tag nach der Trainerentlassung von Rebell bei den Norddeutschen an.

Die benötigte Trainerlizenz hatte Tilkowski bereits 1967 erworben - als Jahrgangsbester! Nun bekam der Vize-Weltmeister von 1966 (39 Länderspiele für Deutschland) ohne jegliche Trainererfahrung die Chance, bei Werder Bremen den Trainerposten auszuüben. Und die Grün-Weißen wurden für ihr durchaus vorhandenes Risiko belohnt.

SVW-Trainer Tilkowski startet nach missglücktem Debüt durch

Wenngleich sich die ersten Schritte als Trainer von Hans Tilkowski durchaus als steinig erwiesen. Sein Debüt auf der Trainerbank am 21. März 1970 ging direkt verloren. Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub BVB, für die er zwischen 1962 bis 1967 aktiv war. Borussia Dortmund siegte mit 3:1 im Weserstadion und die Bremer rutschten auf den 16. Platz. Die Abstiegssorgen an der Weser wurde größer.

Doch dann konnte sich Werder Bremen, dass zu Saisonbeginn einige Leistungsträger wie Diethelm Ferner, Bernd Rupp, Max Lorenz oder Gerhard Zebrowski verlor, stabilisieren. In den folgenden sechs Spielen blieb die Tilkowski-Mannschaft ungeschlagen, holte je drei Siege und Unentschieden. Vor allem die Defensive stand sicherer und ließ in diesen Begegnungen nur drei Gegentore zu.

Tilkowski bringt FC Bayern zum Stolpern & SVW sichert Klassenerhalt

Nach einer Nullnummer beim FC Schalke konnte Hans Tilkowski mit Werder Bremen gegen Eintracht Braunschweig seinem dritten Spiel als Trainer seinen ersten Sieg bejubeln. In Braunschweig behielt Werder Bremen mit 1:0 die Oberhand. Auch in den folgenden Partien lief es für den SV Werder unter Trainer-Neuling Tilkowski rund und es gab einige Highlights.

 

 

So erlebte Werder-Coach Tilkowski am 14. April 1970 ein denkwürdiges Nordderby gegen den HSV, welches nach einer dramatischen Schlussphase mit jeweils einem Tor auf beiden Seiten 2:2 endete. Nur eine Woche später besiegte Werder Bremen völlig überraschend den amtierenden Meister und großen Favoriten FC Bayern dank eines Tors von Werner Görts mit 1:0. Ein ganz besonderes Erfolgserlebnis. Schließlich wurde damit vorzeitig der Klassenerhalt festgezurrt und Tilkowski konnte frühzeitig das Minimalziel erreichen.

Hans Tilkowski wird mit Werder Bremen Elfter

So war es auch zu verschmerzen, dass Werder Bremen zwei seiner letzten drei Ligaspiele verlor (2:3 gegen RW Essen, 1:4 gegen Hertha BSC). Am vorletzten Spieltag bescherten die Hanseaten aber mit dem 4:1-Triumph über Alemannia Aachen Kurzzeittrainer Hans Tilkowski den höchsten Sieg seiner nur 105 Tage andauernden Amtszeit auf der Trainerbank von Werder Bremen.

Werder Bremen beendete die Saison 1969/70 schließlich mit 31:37 Punkten auf einem versöhnlichen 11. Platz und hatte in der Tabelle am Ende sechs Punkte Vorsprung auf die beiden Abstiegsplätze, die Alemannia Aachen und 1860 München belegten.

Tilkowski muss für Gebhardt weichen! Neuer Trainerjob bei 1860 München

Tilkowski wäre gerne Trainer in Bremen geblieben, doch er musste seinen Platz für den zuvor schon verpflichteten Robert Gebhardt räumen. Um eine klassische Trainerentlassung aufgrund sportlich enttäuschender Ergebnisse handelte es sich beim Aus von Tilkowski in Bremen 1970 also nicht.

Doch der frühere Torwart-Star musste nicht lange nach einem neuen Arbeitgeber suchen, konnte er sich doch bei seinem kurzen Engagement in Bremen für weitere Traineraufgaben empfehlen. Zur Saison 1970/71 übernahm Hans Tilkowski das Trainerzepter von Absteiger TSV 1860 München, wo er in die Fußstapfen des entlassenen Franz Binder trat. Doch Werder Bremen und Hans Tilkowski sollten später noch einmal zusammenfinden. Ab Sommer 1976 betreute er die Grün-Weißen für eineinhalb Jahre.

Letzte Station Athen

Als Trainer sollte er zum Schluss seiner Karriere auch den Weg ins Ausland finden. So wurde er im Sommer 1980 Coach in Griechenland! So übernahm der Deutsch-Pole den Klub AEK Athen, wo er bis zum Januar 1982 blieb. Es sollte auch seine letzte Trainerstation sein.

Privat machte Hans Tilkowski mit seiner sozialen Ader Schlagzeilen. Für gleich mehrere Wohltätigkeitsspiele zog er die Fußballschuhe noch einmal an. Sei es, um ein Benefiz-Spiel am 13. Juni 1989 im Westfalenstadion zu organisieren oder auch um die UNICEF mit 300.000 DM zu unterstützen – es gab so einige Hilfsprojekte, denen er half.

Soziales Engagement und Nächstenliebe

Zusammen mit seiner Frau Luise wurde er nicht müde, sich für Schwächere einzusetzen. Und so organisierte Tilkowski an seinem 70. Geburtstag eine Benefiz-Gala, deren Erlöse an internationale Hilfsprojekte gingen. Kein Wunder also, dass Hans Tilkowski nicht nur aus fußballerischer Sicht Heldenstatus genoss, denn auch abseits des Platzes war er sehr beliebt.

Der 5. Januar 2020 sollte dann die deutsche Fußballwelt in einem Schockzustand versetzen, denn Deutschlands Fußballer des Jahres von 1965 verstarb im Alter von 84 Jahren. Was bleibt sind Erinnerungen an seine sportlichen Errungenschaften und natürlich auch seine Nächstenliebe.



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