Elia Viviani ist beim Prudential RideLondon & Surrey Classic 2019 der Schnellste

Elia Viviani ist der große Gewinner der Prudential RideLondon & Surrey Classic 2019

Bildquelle: Simon Dickson CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Der etwas sperrig benannte Prudential RideLondon & Surrey Classic 2019 ist ein Eintagesrennen der UCI World Tour. Und zwar noch ein sehr Junges, wurde die erste Auflage doch gerade einmal 2011 ausgetragen. Dennoch ist er bereits ein Eintagesrennen von Weltrang. Sicherlich hat die englische Dominanz und Popularität, die in den letzten Jahren den Radsport geprägt haben, entscheidend zu dieser Erweiterung des UCI-Rennkatalogs beigetragen.

Das Profil war durchaus hügelig, insbesondere weil der Box Hill gleich fünfmal angefahren wurde. Dies eine von mehreren Neuerungen im Streckenprofil, die auch starken Punchern (sprich: antrittsstarken Angreifern an Hügeln) eine Chance gab, hier mit einer Flucht nach vorne die Show zu stehlen. Jedoch war das Rennen mit nur 169 Kilometern für ein Eintagesrennen kurz und die letzten über 50 Kilometer verliefen in Abfahrt bzw. flach.

Ein schnelles Rennen also, bei dem alle Macht wahrscheinlich von den Sprintern und ihren Helfern ausgehen würde.

Pascal Ackermann leider anderweitig beschäftigt

Entsprechend seiner überschaubaren Geschichte hat das Rennen noch keine lange Historie an Gewinnern. Tatsächlich konnte noch keiner unter den Elite Herren der UCI World Tour das Rennen zweimal gewinnen. Dafür können sich die Namen durchaus sehen lassen. Zu den Gewinnern zählen Mark Cavendish, Alexander Kristoff und Tom Boonen. Womit auch die Fahrertypen genannt sind, die hier üblicherweise glänzen können: Sprinter! Letztes Jahr hatte übrigens Pascal Ackermann gesiegt. Seine Teilnahme an der Polen-Rundfahrt 2019 unterband jedoch, dass er hier antreten konnte, um möglicherweise als Erster einen zweiten Erfolg zu erlangen.

Dafür schickte Bora-Hansgrohe den frischgebackenen irischen Meister Sam Bennett, der dieses Jahr bereits exzellente Form gezeigt hatte, als starken Sprinter ins Rennen. Dies jedoch nur eine Option. Denn mit Hollands Jempy Drucker bot Bora-Hansgrohe noch einen ehemaligen Sieger des Rennens auf! Mit dabei außerdem Alexander Kristoff, Elia Viviani, Daryl Impey, Arnaud Démare und Caleb Ewan, die sowohl vom Fahrertyp als auch von den Palmares her als naheliegende Anwärter auf den ersten Rang gelten konnten. So haben auch Kristoff und Démare bereits dieses Rennen gewinnen können. Box Hill hin oder her: Ein Massensprint, wenn auch möglicherweise ein reduzierter, war hier erfahrungsgemäß das wahrscheinlichste Szenario.

Viele deutsche Teilnehmer

Zwar war mit Pascal Ackermann der deutsche Vorjahressieger nicht dabei. Dennoch war bei diesem Radrennen Deutschland überraschend zahlreich vertreten. Andreas Schillinger, Michael Schwarzmann (beide Bora-Hansgrohe), Phil Bauhaus, Marcel Sieberg (beide Bahrain Merida), Jonas Koch (CCC), Christian Knees (INEOS), Nikias Arndt, Lennard Kämna (beide Sunweb) sowie Nico Denz (AG2R La Mondiale) waren als deutsche Radrennfahrer mit dabei.

Unmittelbar zu Rennbeginn kamen die Attacken zahlreich. Viele Fahrer waren bemüht, sich in der Ausreißergruppe des Tages wiederzufinden. Das Peloton ließ jedoch nichts leichtfertig zu, sodass die ersten Lücken prompt wieder zugefahren wurden. Nach rund 15 Kilometern gelang es dem Belgier Stan Dewulf (Lotto Soudal), sich abzusetzen. Alex Dowsett (Katusha Alpecin) und Pascal Eenkhoorn (Jumbo-Visma) schlossen zu ihm auf. Auch Julien Vermote (Dimension Data) versuchte, Anschluss zu finden, fuhr sich aber als Verfolger zwischen dem Feld und dem Trio an der Spitze fest. Nach 46 Kilometern gab er die Verfolgung auf und wurde vom Feld geschluckt.

Auf und ab am Box Hill

Das Trio an der Spitze arbeitete gut zusammen und fuhr einen Vorsprung von etwas über drei Minuten heraus. Dies war jedoch augenscheinlich das Maximum dessen, was das Feld zugestehen wollte. Denn prompt wurde das Tempo im Peloton erhöht, sodass sich der Vorsprung um diese drei Minuten herum einpendelte. Dieser Vorsprung hatte auch noch Bestand, als das Trio den Box Hill erstmals herauf und wieder herunterfuhr. Kein besonders steiler Hügel, aber mit 3,2 Kilometern Länge und einer schmalen Gasse auch kein Selbstläufer. Dieser Hügel sollte in dichter Abfolge nun weitere viermal genommen werden. Im Feld zeigten Bora-Hansgrohe und Deceunick QuickStep vorne die meiste Präsenz und verwalteten das Tempo.

 

 

Beim dritten Aufstieg des Box Hills rutschte der Vorsprung der Ausreißer erstmals wieder unter zwei Minuten. Denn im Feld machte Team Mitchelton-Scott nun Betrieb, um die Beine der Gegner zu testen. Eines der ersten Opfer dieser Bemühungen war Caleb Ewan. Der kompakte super Sprinter von Lotto Soudal war wohl noch etwas zu angeschlagen von der Tour de France 2019, wo er glorreich drei Etappen gewonnen hatte. Das verschärfte Tempo sorgte dafür, dass er alsbald weit hinten im lang gezogenen Feld zu finden war.

Eine weitere Attacke

Vor dem letzten Anstieg zum Box Hill wurde es unruhig im Feld. Mehrere Teams zeigten sich an der Spitze. Plötzlich eine Attacke von Jumbo-Vismas Mike Teunissen! Caspar Pedersen (Sunweb) war zur Stelle und ging mit! Die beiden Verfolger mit dem Versuch, am letzten Anstieg entscheidend zu den Ausreißern aufzuschließen. Die waren zwei Minuten vor dem Feld unterwegs. Bei noch 55 zu fahrenden Kilometern nahm das Trio an der Spitze den Box Hill ein letztes Mal in Angriff. Doch die beiden Verfolger konnten bislang Boden gut machen. Bei einem Zusammenschluss hätte vor allem Jumbo-Visma den Vorteil gehabt, zwei Fahrer in der Ausreißergruppe zu haben.

Bei der letzten Überquerung des Box Hill musste Alex Dowsett vorne abreißen lassen und wurde auch alsbald von den Verfolgern überholt. Er war hier scheinbar in die umgangssprachliche Wand gefahren und konnte nicht mehr. Das Feld machte nun Schluss mit lustig und kam auf Betriebstemperatur. Bereits am Box Hill war der Vorsprung des Spitzentrios auf eine Minute zusammengeschmolzen gewesen. Nun holte sich das Feld die beiden Verfolger. Dewulf und Eenkhoorn verkauften ihre Skalps teuer und hielten noch einen Mini-Abstand von 10 bis 20 Sekunden bis 26 Kilometer vor dem Ziel. Doch dort musste Enkhoorn die Waffen strecken. Dewulf, der ursprüngliche Ausreißer, um den sich dieses Trio geformt hatte, versuchte es alleine weiter!

Dewulf kämpft - Viviani siegt

Tatsächlich konnte er den Vorsprung noch einmal zwischenzeitig auf eine halbe Minute ausbauen! Eine kämpferische Spitzenleistung des Belgiers! Es war bislang eins schwarzer Tag für Team Lotto Soudal gewesen, da Caleb Ewan und Jasper de Buyst am Box Hill bereits Schwäche zeigten und in einem Sprint wohl keine Rolle spielen würden. Doch Stan Dewulf besorgte hier die Werbung für das Team! 20 Kilometer vor dem Ziel fuhr er immer noch alleine vorne weg. Noch weitere sechs Kilometer würde er alleine vorne aushalten und um jede Sekunde kämpfen! Bei noch 14 zu fahrenden Kilometern wurde er geschluckt.

Nun begannen die taktischen Spiele der Teams um die Sprinter. Jeder versuchte, sich hier nahe an der Spitze zu positionieren, ohne jedoch Führungsarbeit für die Konkurrenz zu erledigen. Das Ziel war einfach noch zu weit weg, um schon jetzt den Sprinter-Zug zu starten und die Nase in den Wind zu halten. Bei noch sieben Kilometern gab Team Mitchelton Scott das Tempo an der Spitze vor. Aber auch Education First und Bora-Hansgrohe waren sehr präsent. Innerhalb der letzten drei Kilometer intensivierten sich die Stellungsgefechte. Sturz! Ein Sturz, der vor allem den Bora-Hansgrohe Zug dezimierte!

Es ging in den letzten Kilometer: eine Schleife um Londons St. James Park! Auf der Zielgeraden kam es infolge des Sturzes zum reduzierten Massensprint. Hier positionierte sich Michael Morkov als starker Anfahrer für Elia Viviani hervorragend, sodass der Italiener als Erster das Ziel überquerte. Bora-Hansgrohes Sam Bennett hatte sich zwar noch in Vivianis Windschatten gestohlen, war hier aber ohne Helfer auf sich alleine gestellt. Er kam nicht mehr um Viviani herum und wurde Zweiter. Wieder hatte ein Sprinter gewinnen. Und weiterhin warten wir auf den ersten zweifachen Sieger des Prudential RideLondon & Surrey Classic.



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