Dean Malenko – Der Mann mit den 1000 Griffen

Bildquelle: Paul Billets [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Dean Malenko mag zwar nirgends das große Gold geholt haben. Dennoch konnte er sich ab Mitte bis Ende der 1990er, in einer der kommerziell erfolgreichsten Phasen des Wrestlings, in die Gedächtnisse der Fans von damals ringen. Denn als überragender Techniker gelang es ihm, Midcard-Titel in der ECW der WCW und der WWF zu holen.

Weder mit dem Look noch mit überragendem Charisma oder rednerischen Fähigkeiten ausgestattet, konnte Dean Malenko dennoch bemerkenswert erfolgreich werden. Und das allein aufgrund seiner starken Technik im Ring. So ging er als „Man of a 1.000 holds“ in die Wrestling Geschichte ein und war insbesondere in der WCW Cruiserweight Division, einem der ersten wirklich ambitionierten Versuche, auch leichtgewichtigere, technisch starke Wrestler im US-Mainstream zu präsentieren, eine prägende Figur. Viermal konnte er sich das Cruiserweight Gold in der WCW holen!

Anspruchsvolle Ausbildung

Dean Simon, wie Malenko mit bürgerlichen Namen heißt, ist ein Spross der „Malenko“ Wrestling-Familie. Sein Vater, Boris Malenko, konnte bereits einige Bekanntheit als vermeintlich russischer Heel erlangen und tat sich auch als Trainer hervor. Dean Malenko debütierte 1979 in der Tampa Region in Florida, wo er sich zunächst als Ringrichter einige Einsichten sichern konnte. Damals war es nicht ungewöhnlich, dass angehende Wrestler auch bisweilen als Ringrichter aktiv waren, um den erfahreneren Wrestlern aus nächster Nähe bei der Arbeit zusehen zu können. Bis in die 1980er hinein ging Dean Malenko immer wieder mal als Ringrichter in den Ring. Hier und da auch bei der WWF!

Doch es dauerte nicht lange, ehe sich der technisch begabte Dean Malenko auch als Wrestler im Ring die Hörner abstieß. Dabei bereiste er sowohl Japan als auch Mexiko, was ihm stilistisch neue Perspektiven eröffnete und damals quasi zum Werdegang so vieler technisch starker Wrestler gehörte. Von 1988 bis 1992 formte er ein Tag Team mit seinem Bruder, Joe Malenko, der zu diesem Zeitpunkt auch bereits ein erfahrener Wrestler und auf dem Weg in Richtung Karriereende war. 1992 markierte das Jahr, in dem Dean Malenko einige Singles-Titel in Florida erobern konnte.

Durchbruch in der ECW

Einem zunehmend größeren Publikum sollte Dean Malenko jedoch erst ab 1994 bekannt werden. Bei Eastern Championship Wrestling (die ECW, ehe sie sich in Extreme Championship Wrestling umtaufte) nahm Malenko an einem Turnier um den Haupttitel der Promotion teil, scheiterte aber im Halbfinale am späteren Gewinner Shane Douglas. Im November 1994 gelang es ihm jedoch, die ECW Television Championship gegen 2 Cold Scorpio zu gewinnen. 1995 formte Dean Malenko mit Chris Benoit und Shane Douglas dann die ECW Gruppierung „Triple Threat“. Gemeinsam mit Benoit eroberte Malenko die Tag Team Gürtel der ECW, sodass er als amtierender TV-Champ zum simultanen Titelträger zweier Gürtel wurde.

Doch die prägendste Fehde für Dean Malenko sollte in der ECW gegen Eddie Guerrero zustande kommen. In einer klassischen und technisch enorm sehenswerten Match-Serie fochten die beiden mehrfach um die TV-Championship der ECW. Die technisch erstklassigen Matches brachten beiden Wrestlern große Anerkennung unter Fans, was sich auch in einem ersten Platz für Dean Malenko in den PWI 500 des Jahres 1995 niederschlug, wo er explizit für seine technische Klasse gefeiert wurde. Dies rief dann schließlich auch die Aufmerksamkeit der WCW auf den Plan, die sowohl Malenko als auch Guerrero vom Fleck weg rekrutierte. Dean Malenko und Eddie Guerrero hatten ein letztes Match gegeneinander in der ECW, das kurios in einem Doppel-Pin und somit unentschieden endete. Mit versöhnlichen Gesten verabschiedeten sie sich von den begeisterten ECW-Fans.

Starker Run in der WCW-Midcard

In der WCW wurden Malenko und Guerrero sogleich in der Cruiserweight Division etabliert. Diese zeigte gezielt leichtere, agilere und oftmals technisch starke Wrestler und High-Flyer. Neben dem NWO Angle galt die Cruiserweight Division als echtes Pfund in der Undercard und Midcard, da das dort gebotene, explosive Wrestling ein echtes Novum im amerikanischen Mainstream war. Auch viele bekannte Wrestler aus Mexiko und Japan gaben sich regelmäßig die Ehre in der Cruiserweight Division der WCW. Dort passten natürlich auch Dean Malenko und Eddie Guerrero bestens hinein. Dean Malenko sollte während seines WCW-Runs ab 1995 schließlich der erste Wrestler werden, der die WCW Cruiserweight Championship viermal erobern konnte. Unter anderem trug dazu auch eine Neuauflage seiner Fehde gegen Eddie Guerrero bei, der ebenfalls in der Cruiserweight Division erfolgreich sein konnte.

Auch ein kurzer Run als US-Champion war für Dean Malenko drin. Und als er sich im Rahmen einer letzten Inkarnation der 4 Horsemen unter Ric Flair mit Chris Benoit zusammentat, konnten die beiden abermals Tag Team Gold holen. Und zwar gegen die West Texas Rednecks (Curt Hennig und Barry Windham). Doch von 1999 bis 2000 wurde es für Dean Malenko und einige seiner Wegbegleiter immer deutlicher, dass in der WCW keine Luft mehr nach oben war. Zu sehr war der Main Event von den üblichen Verdächtigen okkupiert, während die WWF demgegenüber mit „Stone Cold“ Steve Austin, Dwayne "The Rock" Johnson und Mankind neue Stars produzierte. Und so schloss sich Dean Malenko einem Exodus von WCW-Midcardern an, die zur WWF übersattelten (ein entscheidender Wendepunkt im Monday Night War – dem Quotenkrieg zwischen WCW und WWF).

WWE-Karriere vor allem hinter den Kulissen

Gemeinsam mit Eddie Guerrero, Chris Benoit und Perry Saturn, allesamt alte Wegbegleiter aus ECW- und WCW-Zeiten, schlug Malenko in der WWF auf. Gemeinsam formten sie das Stable der Radicalz. Allerdings war diesem Team niemals ein Tag Team Titel in irgendeiner Konstellation vergönnt. Jedoch konnten alle vier Mitglieder jeweils mindestens einen Singles-Titel erringen. So fühlte sich Dean Malenko umgehend wieder in der Lightweight Division (dem WWF-Gegenstück zur WCW Cruiserweight Division) heimisch, wo er zweimal den Titel erobern konnte, wofür er es vor allem mit Scotty 2 Hotty zu tun bekam. Es folgte schließlich noch eine Fehde mit den Hardy Boyz, ehe Dean Malenkos Karriere still und heimlich endete.

Von da an blieb er der WWE aber noch für ganze 18 Jahre als Road-Agent hinter den Kulissen erhalten. Als Road-Agent werden meist altgediente, erfahrene Wrestler bezeichnet, die selbst nicht mehr oder nur noch sporadisch aktiv sind und als kommunikatives Bindeglied zwischen der Promotion und den Wrestlern dienen. Road-Agents unterstützen die Wrestler oft auch mit Ideen für Storylines oder Match-Manöver. Ferner können sie als wichtiges Sprachrohr für die Wrestler dienen, wenn diese den Austausch mit dem Management suchen. Von 2001 bis 2019 spielte Dean Malenko diese Rolle und war nur noch sehr sporadisch im WWE-TV zu sehen (meist als Statist in Backstage-Segmenten).

Was macht Dean Malenko heute?

Nach 18 Jahren als Road-Agent trennten sich die Wege der WWE und Dean Malenkos. Allerdings ist Dean Malenko dem Wrestling auch heute noch verbunden. Denn es dauerte nicht lange, ehe er nach seinem Abgang bei der WWE bei AEW (All Elite Wrestling) als Produzent unterkam.

Dean Malenko wird also nun andernorts Backstage das Wrestling mitgestalten. In der Hoffnung, dies noch lange tun zu können, sollten ihm alle Fans die Daumen drücken. Denn mittlerweile hat Dean Malenko mit dem Parkinson Syndrom zu kämpfen.