Federer mit 101. Titel auf ATP-Tour - Barty gewinnt die Miami Open bei den Damen

Federer holt 101. Titel auf der ATP-Tour

Bildquelle: Carine06 from UK CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die letzten Wochen standen im Zeichen des sonnendurchfluteten Hartplatztennis. Beim Masters 1000 in Miami hat Ashleigh Barty ihren ersten Titel in dieser zweithöchsten Turnier-Kategorie (genauer: Premier Mandatory bei den Damen) durch einen Finalsieg mit 7:6 und 6:3 gegen die neue Weltranglisten-Vierte Karolina Pliskova (Tschechien) geholt.

Damit rangiert die in diesem Monat 23 Jahre jung werdende Australierin 27 Masters-Titel hinter Roger Federer. Der 37-jährige Schweizer dominierte das erstmals im Hard Rock Stadium der Miami Dolphins ausgetragene Turnier bei den Herren wie zu besten Zeiten und entthronte im Endspiel Titelverteidiger John Isner (USA) auf beeindruckende Art. Mit Auge auf die Gesamtsiege der Karriere wird das Ungleichgewicht des Siegerpärchens noch deutlicher.

 

Für Barty war es der vierte Turniersieg auf der WTA-Tour, für Federer auf der ATP-Tour der mittlerweile 101. Damit verfolgt der ehemalige Weltranglistenerste und die Rekord-Nummer-1 in Summe aller Wochen an der Spitze des Herrentennis weiterhin den Amerikaner Jimmy Connors, der mit 109 Turniersiegen den vermeintlich letzten relevanten Rekord besitzt, den Federer noch nicht geknackt hat. Wenn dieser jedoch noch anderthalb Jahre auf dem überirdischen Niveau von Miami spielen kann, ist auch diese Marke erreichbar.

Federer als großartiger „Torhüter“

Quasi unmittelbar nach seinem souveränen Zweisatzerfolg im Halbfinale gegen den jungen Kanadier Denis Shapovalov wagte Federer einen Ausblick auf das Finale gegen die Aufschlagmacht John Isner. Er verglich das Returnieren gegen Isner mit einem Elfmeterschießen beim Fußball, wo man als Torhüter die Ecke erahnen muss, bevor der Schütze schießt. Nun: Roger Federer nahm Isner drei seiner vier Aufschlagspiele im ersten Durchgang ab – eine für andere Spieler unfassbare Quote gegen den Mann, der neun seiner zehn gewonnenen Turniersätze im Tiebreak erzielt hatte.

Der Schweizer spielt nahezu ohne Eigenfehler

Es scheinen für Federer jedoch andere physikalische Regeln zu gelten. Die Aufschläge deutlich über 200 Kilometer pro Stunde von Isner wirkten beim returnierenden Schweizer nur halb so schnell. Er hatte sich perfekt auf das Match vorbereitet, dann unglaublich antizipiert und schließlich die Punkte in der anstehenden Rallye eiskalt bis zum Ende herausgespielt.

Mit weniger als zehn nicht erzwungenen Fehlern im gesamten Match wiederholte Federer seine Bilanz vom Halbfinale gegen Shapovalov und beim Zuschauer den Eindruck, hier würde vielmehr ein Uhrwerk eben aus der Schweiz als ein mit Fehlern gesegneter Mensch auf dem Tennisplatz alles an die Wand spielen, was ihm gegenübersteht. Endstand gegen den letztlich chancenlosen Isner: 6:1, 6:4.

Barty profitiert von starkem Aufschlag und gefährlicher Vorhand

Ein etwas anderes Bild malten die beiden Finalistinnen bei den Damen: Ashleigh Barty gewann ihren ersten Premier-Mandatory-Titel gegen Karolina Pliskova verdient dank eines 7:6, 6:3 und untermauerte ihre Berechtigung der erlangten Top-10-Platzierung in der Tennis Weltrangliste Damen. Dennoch: In dauerhafter Abwesenheit dominanter Spielerpersönlichkeiten wie sie Federer, Nadal oder Djokovic bei den Herren sind, gestalten sich Damenturniere oft als Lotterie, wer gerade die wenigsten Fehler macht.

Im Finale war das zweifelsfrei die Australierin Barty. Unterstützt durch einen starken ersten Aufschlag, brachte sie ihre gefährliche Vorhand geschickt ins Spiel, wenngleich Pliskova genau das durch das dauerhafte Anspielen der Rückhand zu umgehen versuchte. Eine letztlich zu passive Taktik, die der Vierten der Welt, die mit einem Sieg auf Rang 2 gesprungen wäre, schließlich auf die Füße fiel.

 

 

Füllt Andreescu das Vakuum?

Gerade nach ihrem Sieg beim Zwillingsturnier Miamis zuvor im kalifornischen Indian Wells zählt die eben druckvoll und dominant spielende Kanadierin Bianca Andreescu zu den wenigen Kandidatinnen, der man zutraut, künftig eine Rolle in Sachen dauerhaftes Weltklasse-Tennis zu spielen, wie es einst etwa Steffi Graf, Monica Seles oder auch Serena Williams taten. Nachdem sie bereits im Finale von Indian Wells gegen Angelique Kerber mit Krämpfen zu kämpfen hatte, musste Andreescu während des Turniers in Miami verletzungsbedingt die Segel streichen.

Für eine 18-Jährige kommt ein Sunshine-Double (beide Turniere am Stück gewinnen) wohl noch zu früh. Überhaupt ist dieses Kunststück erst zehn Spielerinnen und Spielern gelungen. Doch trauen einige Tenniskenner Andreescu zu, das faktische Vakuum am oberen Leistungsende im Damentennis zu füllen, das nur statistisch durch die jeweilige Nummer 1 besetzt ist.

Top-Talent Auger-Aliassime scheitert im Halbfinale weniger an Isner als sich selbst

Dabei drängt sich den gleichen Tennisfreunden sogleich der Name Felix Auger-Aliassime auf. Auch er ist 18, auch er ist Kanadier, auch er gilt als großes Talent, dem viele Großes zutrauen. Kanada, bisweilen eher weniger als Tennis- denn als Eishockeynation bekannt, bringt nun gleich geballtes Potenzial mit dem Racket hervor. Auger-Aliassime etwa schaffte es nach erfolgreicher Qualifikation in Miami bis hinein ins Halbfinale. Und auch dort war das 6:7, 6:7 nur auf dem Papier ein Standardsieg für Gegner Isner.

Auger-Aliassime, spielerisch der bessere Mann an diesem Tag, scheiterte in beiden Sätzen mit einem Break im Vorteil jeweils erst beim Aufschlagspiel zum Satzgewinn – vor allem an sich selbst. Er produzierte allein in diesen beiden Spielen vier Doppelfehler. Der wiederkehrende Griff an den eigenen Kopf machte es deutlich: Er selbst hatte bemerkt, dass er mental der Situation des bevorstehenden großen Erfolgs noch nicht gewachsen war.

Eishockeynation Kanada mit Tennis-Teenie-Traumpaar

Ähnliche Situationen dürfte er in Zukunft souveräner lösen und sich ähnliche Erfolge sichern, wie sie Andreescu in Indian Wells bereits erreicht hatte. Es wäre das nächste sportliche Tennis-Traumpaar aus einer Nation. Prominente Vorgänger: Martina Navratilova/Ivan Lendl oder Martina Hingis/Roger Federer. Und der Boulevard hat auch aus Steffi Graf und Boris Becker in den späten Achtzigern ein solches deutsches Pärchen kreiert.

Im Gegensatz zu allen anderen genannten Spielern jedoch war Boris Becker mit seinen gesamten zwölf Karrierewochen an der Weltranglistenposition 1 und gänzlich ohne Sandplatzturniersieg auf der ATP-Tour sicher kein überragender Akteur seines Sports, sondern „nur“ ein sehr Guter.


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