Kerber springt auf Weltranglistenplatz 4 - muss sich jedoch einer 18-Jährigen beugen

Angelique Kerber nun auf Platz 4 der Weltrangliste

Bildquelle: Tatiana from Moscow, Russia CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Zwar hat Angelique Kerber das Finale beim WTA Premier Mandatory in Indian Wells gegen die erst 18-jährige Bianca Andreescu (Kanada) in drei Sätzen eines teils dramatischen Match verloren. Doch der gesamte Turnierverlauf war ein Typischer für Deutschlands beste Tennisspielerin. Bis auf das Halbfinale gegen die Schweizerin Belinda Bencic wollte es bei der Kielerin nie wirklich rund laufen. Was aber an anderer Stelle fehlte, machte sie durch viel Kopfarbeit und taktische Finesse wett. Läuferisch war sie wie immer über jeden Zweifel erhaben. Selbst im Finale schien sie ein verloren geglaubtes Duell noch gedreht zu haben.

Im dritten und entscheidenden Satz hatte sich Kerber gegen Publikumsliebling Andreescu das erste Break gesichert und ihre äußerst dominant ins Match gestartete Kontrahentin moralisch und auch körperlich an den Rand des Machbaren gebracht.

 

Doch die vielen Rumänien- und Kanadaflaggen im Publikum schienen Andreescu die zweite Luft zu verleihen. Der Shootingstar holte neun Punkte in Serie, breakte Kerber zweimal hintereinander, vergab beim eigenen Aufschlag drei Matchbälle, nur um Kerber zum Finale noch einmal den Aufschlag abzunehmen. Endstand: 6:4, 3:6, 6:4.

Ein Shootingstar, der die Dominanz-freie Zeit im Damentennis beenden könnte

Am Verdienst des Titels für die junge Kanadierin rumänischer Abstammung konnte es kaum zwei Meinungen geben. Mit einer Wildcard und auf Platz 60 der Weltrangliste der Damen ins Turnier gestartet, hatten nur die absoluten Experten einen Sieg für Bianca Andreescu in Indian Wells ernsthaft voraussagen können. Und von denen war niemand zu hören. Auch nach einem ewigen Turnierverlauf bei großer Hitze in Kalifornien, bei Krämpfen im finalen Satz gegen Kerber, bei etlichen moralischen Nackenschlägen, die die Deutsche der Kanadierin mit ihrer defensiven Gummiwand-artigen Spielweise verpasste: Stets blieb Andreescu diejenige, die das Tempo vorgab. Schließlich schlug sie 44 Winner – gegen die wohl beste Verteidigerin auf den Tennisplätzen der Welt eine Rarität.

Den Vorwurf, den sich Kerber unter anderem von Tennislegende und Indian-Wells-Analystin Martina Navratilova gefallen lassen musste, traf nur zum Teil. Zu häufig habe die Deutsche den Ball nur im Spiel gehalten, sei zu inaktiv gewesen, habe nur auf Fehler der Gegnerin gewartet. Auf den ersten Satz mochte das noch zugetroffen haben. Doch dann wurde Kerber im Grundlinienspiel länger, riskierte mehr. Doch gewann sie den zweiten Satz dank des Nutzens ihrer einzigen eigenen Breakchance in den ersten beiden Durchgängen vor allem durch Routine.

Angelique Kerbers Verteidigungstennis stößt an seine Grenzen

Zwei Argumente gegen Navratilova: Gegen ein derart entfesselt aufspielendes Energiebündel Bianca Andreescu wäre eine Angelique Kerber bei mutigem Offensivspiel aufgrund der fehlenden Power schlicht untergegangen. Zudem hat sich in der Karriere Kerbers das laufintensive Spiel, mit dem die dauerhaft schießende jeweilige Gegnerin mürbegemacht wird, mehr als einmal bezahlt gemacht. Etwa Venus Williams zog sie im Viertelfinale mit dieser Spielweise den Zahn.

Das Problem gegen Andreescu, die mit den 1000 zusätzlichen Weltranglistenpunkten einen Satz auf Rang 24 der Welt schaffte: Die Kanadierin bringt mit ihren erst 18 Lenzen eine enorme technische Ausbildung mit, schlägt mit Kraft und Präzision. Die meisten ihrer vermeidbaren Fehler waren Hast und Ungeduld zuzuschreiben, weniger fehlenden technischen Könnens. In Betracht des riesigen Erfahrungsgewinns, der Andreescu in den nächsten Jahren zugutekommen wird, braucht man kein Prophet zu sein, um zu erkennen: Nach scheinbar ewigen Jahren ohne eine echte Dominatorin auf der Tour – allein in den aktuellen Top 100 findet man zehn aktuelle oder ehemalige Weltranglisten-Erste – wächst hier ein absoluter Star der Szene heran.

 

 

Dieses Mal wäre er für Angelique Kerber bei einem etwas günstigeren Verlauf und einem ihr etwas euphorischer begegneten Publikum in einem knappen Match noch drin gewesen. In fernerer Zukunft wird die Waage jedoch sehr wahrscheinlich immer deutlicher auf der Seite Andreescus ausschlagen – wenn sie am Ball bleibt. Bis auf diese bittere Erkenntnis war die Woche für Kerber insgesamt dennoch eine erfolgreiche: Immerhin sprang sie durch ihren Finaleinzug in Indians Wells bis auf Rang 4 der Weltrangliste Damen.

Herrenturnier von Nichtantritten verfälscht – Thiem profitiert und siegt

Bei den Herren sicherte sich der Österreicher Dominic Thiem den Masters-Titel von Indian Wells. Nach Satzrückstand sicherte er sich gegen Roger Federer (Schweiz) den Sieg. Wermutstropfen für das Turnier gab es aber gerade in den letzten Runden einige. So durfte Thiem durch das Viertelfinale spazieren, weil Gegner Gael Monfils (Frankreich) sich mit Achillessehnenproblemen abgemeldet hatte. Monfils hatte zuvor Philipp Kohlschreiber (Deutschland) regelrecht aus dem Turnier geschossen, gab in diesem Match nur zwei Spiele ab. Kohlschreiber wiederum hatte zuvor beim Zweisatzsieg gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic für die Überraschung im Herrenturnier schlechthin gesorgt. Auf der anderen Seite des Tableaus fiel gar ein Halbfinale aus: Im Duell der spielenden Legenden war nur Federer bereit, Rafael Nadal musste absagen.

Für den Weltranglisten-Dritten und Deutschlands Nummer 1 Alexander Zverev war beizeiten Schluss. Er unterlag seinem Landsmann Jan-Lennard Struff. Der wiederum war Milos Raonic im Achtelfinale nicht gewachsen. Dabei hatte er ihn jüngst in Dubai noch besiegt. Im Rahmen der Wertigkeit der Turniere hat Struff das verkehrte der beiden Matches gegen den Kanadier gewonnen.


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