Michael Boogerd – Gefallener holländischer Held

Michael Boogerd Radsportler im Porträt

Bildquelle: W. V. from Belgium [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Michael Boogerd war Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre zusammen mit seinem Teamkollegen Erik Dekker einer der prägenden Hoffnungsträger einer Generation niederländischer Radrennfahrer. Boogerd begann seine sportliche Laufbahn 1994 bei WordPerfect (später bekannt als Team Rabobank). Er blieb seine gesamte Karriere diesem Team treu. Seine Spezialität waren hügelige Klassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich, La Flèche Wallonne und das Amstel-Gold Race in der Ardennenwoche, die lombardischen Rennen im Herbst sowie Bergetappen.

Michael Boogerd hat zwei Etappen bei der Tour de France (1996, 2002) sowie das Amstel Gold Race und das Etappenrennen Paris-Nizza gewonnen. Er war 1997, 1998 und 2006 dreimal niederländischer Meister im Straßenrennen (ihm wurde jedoch der Titel von 2006 später entzogen). Zusätzlich zu diesen großen Siegen erreichte Boogerd bei den Frühjahresklassikern eine große Anzahl von Podiumsplätzen, was ihm in den Niederlanden den Ruf einbrachte, häufiger 2. oder 3. zu sein als zu gewinnen.

Nicht ganz der erhoffte Klassement-Fahrer

Gerade Ende der 90er galt Michael Boogerd als große holländische Hoffnung bei der Tour de France. Ein Anspruch, den er nie ganz erfüllen konnte – auch wenn er respektable Ergebnisse einfuhr. Bei der Tour de France 1998 belegte Boogerd in der Gesamtwertung den 5. Gesamtrang, sein bestes Ergebnis bei der Tour de France. 2001 wurde er noch einmal Zehnter. Doch zu den ganz großen Favoriten konnte er sich nie zählen, sodass er sukzessive vom Kapitän zum Edelhelfer wurde.

Bei der Tour de France 2006 war es dann Boogerds Aufgabe, den Rabobank-Kapitän Denis Menchov in den Alpen und Pyrenäen zu unterstützen. Er fuhr außergewöhnlich gut und verhalf seinem Mannschaftskapitän zum 6. Gesamtrang und seinem Kollegen Michael Rasmussen zum Bergtrikot der Tour de France. Bei der Tour de France 2007 fuhr Boogerd erneut sehr gut. Diesmal war sein Teamkollege Michael Rasmussen gar im gelben Trikot, bis dieser nach der letzten Etappe in den Pyrenäen unverhofft gefeuert wurde. Es hatte sich erwiesen, dass er die WADA über seinen Aufenthaltsort im Saisonverlauf getäuscht hatte. Team Rabobank suspendierte also den eigenen Kapitän, um einer peinlichen Sperre zuvorzukommen.

Aber auch Michael Boogerd war nicht lupenrein. Am Donnerstag vor Beginn dieser Tour konsumierte Boogerd am frühen Morgen sehr viel Wasser, bevor die UCI-Offiziellen eintreffen konnten. Sein Hämatokritwert betrug nämlich 50 und er versuchte ihn so zu senken. Während der Tour verwendeten Michael Boogerd und Thomas Dekker überdies jeden Tag Cortison (Diprophos) unter Vorweisung eines gefälschten Attests und verabreichten sich achtmal 2000 Einheiten EPO.

Steckbrief zu Michael Boogerd

Nationalität: Niederlande

Spitzname: Boogey

Teams

1993-2007 Team Rabobank

Die größten Erfolge von Michael Boogerd

 

  • 2 Etappensiege bei der Tour de France (1996, 2001)
  • Paris–Nizza (1999)
  • 2x Niederländischer Landesmeister im Straßenrennen (1997, 1998)
  • Amstel Gold Race (1999)
  • 2x Brabantse Pijl (2001, 2003)
  • Giro dell'Emilia (1999)

 

 

Aberkannte Erfolge

Michael Boogerd beendete seine aktive Karriere 2007. Vorwürfe, dass Boogerd leistungssteigernde Medikamente verwendet habe, wurden seit mindestens 2008 erhoben. Denn in diesem Jahr wurde Bernhard Kohl, der bei der Tour de France 2008 Dritter geworden war, diese Auszeichnung nach einem positiven Test auf CERA aberkannt. Dieser beschuldigte seinen Manager Stefan Matschiner. Matschiner wiederum nannte eine Reihe von Athleten, die er mit Medikamenten und Bluttransfusionen versorgt hatte. Darunter Michael Boogerd (dessen Name auch in Matschiners Unterlagen erschien). Bis Anfang 2013 bestritt Boogerd die schweren Vorwürfe.

In einem Fernsehinterview am 6. März 2013 (gesehen von fast einer Millionen Zuschauern) gab er schließlich zu, von 1997 bis 2007 EPO, Bluttransfusionen und Cortison verwendet zu haben. Im Oktober 2014 wurde ihm vom belgischen Verband angeblich das Angebot unterbreitet, seine Sperre zu verkürzen, wenn er andere Doper benennen würde (Boogerd war inzwischen als Team Manager unterwegs). Doch dies verweigerte er: „Ich werde für eine lange Zeit suspendiert sein oder über andere Menschen sprechen müssen. Ich weigere mich, das zu tun. Eher würde ich mich lebenslang suspendieren lassen." Im Januar 2016 erhielt er eine zweijährige Sperre und seine Ergebnisse von 2005 bis 2007 (einschließlich seiner dritten nationalen Meisterschaft von 2006) wurden annulliert.


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