Jakob Fuglsang gewinnt Lüttich-Bastogne-Lüttich 2019 - Bericht und Ergebnisse

Jakob Fuglsang gewinnt Lüttich-Bastogne-Lüttich 2019

Bildquelle: Jean Housen CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Neueste Radsport Ergebnisse: Heute stieg die 105. Auflage des Eintagesklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich. 256 Kilometer mit elf kategorisierten Anstiegen und etlichen kleinen “versteckten“ Hügeln. Darunter zwar nichts, was man mit ernsthafter Miene als “Berg“ bezeichnen würde. Doch hier galt ganz klar: Die Masse macht es. Denn 256 Kilometer sind ein Haufen Holz. Vor allem wenn es ab der Mitte des Kurses zunehmend auf und ab geht. 4.500 Höhenmeter waren in Summe zu überwinden!

Lüttich-Bastogne-Lüttich 2019 ist natürlich eines der fünf Monumente des Radsports. Unter diesen hält es das Alleinstellungsmerkmal, das älteste zu sein. 1892 wurde Lüttich-Bastogne-Lüttich erstmals ausgetragen. Somit ist es das älteste noch heute stattfindende Eintagesrennen im Radsport! Das Rennen stand unter einigen interessanten Vorzeichen.

So sollte es der letzte Auftritt von Team Sky werden. Denn ab nächstem Wochenende wird Ineos dort als Sponsor übernehmen. Die Wetterverhältnisse waren klamm, nass und das Rennen entsprechend schwierig. Als Zielort diente erstmals seit 1991 auch wieder tatsächlich Lüttich. In den Auflagen danach war Ans der Zielort gewesen. Das Rennen kehrte also buchstäblich nach Hause zurück!

Zunächst langsames Tempo, zwei ehemalige Sieger fallen aus

Eingedenk der Wetterverhältnisse war das Tempo zunächst verhalten, wodurch bereits fünf Fahrer durch einige der frühesten Attacken, quasi direkt nach der neutralen Zone, eine Ausreißergruppe formen konnten. Es stießen noch drei weitere erfolgreich hinzu, sodass die Ausreißergruppe des Tages auf acht Mann anschwoll. Dabei handelte es sich um Lilian Calmejane (Direct Energie), Julien Bernard (Trek-Segafredo), Tobias Ludvigsson (Groupama-FDJ), Jeremy Maison (Team Arkea-Samsic), Andrea Pasqualon (Wanty-Gobert Cycling Team), Kevin Deltombe (Sport Vlaanderen-Baloise), Mathijs Paasschens und Kenny De Haes (beide Wallonie Bruxelles).

Eine Zweckgemeinschaft, die überwiegend aus Fahrern der Wildcard Teams bestand. Lediglich Groupama FDJ und Trek-Segafredo waren als reguläre Teams der UCI World Tour in dieser Ausreißergruppe präsent. Im Feld übernahm wenig überraschend Deceunick QuickStep die Führungsarbeit. Unterstützt von Lotto Soudal und später Team Sky. Allerdings ging es zu Beginn einige Zeit gemächlich zu. Scheinbar war der Respekt vor den Ausreißern überschaubar. Diese konnten folglich einen Vorsprung von um die zehn Minuten realisieren, ehe das Feld reagierte und die Leine etwas straffer hielt. Die Ausreißer arbeiteten jedoch gut zusammen und konnten nach rund 100 Kilometern immer noch etwas über sieben Minuten an Vorsprung behaupten.

Folglich sah sich das Feld, insbesondere durch die Antreiber vom Team Deceunick QuickStep, gezwungen, das Tempo entschieden zu erhöhen, wodurch das Feld selbst phasenweise auseinanderbrach! Derweil zogen sich mit Alejandro Valverde (Team Movistar) und Dan Martin (Team UAE Emirates) zwei ehemalige Sieger aus dem Rennen zurück. Gerade für den amtierenden Radsport-Weltmeister Valverde, der seines Zeichens ein vierfacher Gewinner dieses Rennens ist, besonders ärgerlich. Ein weiterer Erfolg hätte bedeutet, dass er den Rekord für fünf Gesamtsiege (gehalten vom großen Eddy Merckx) eingestellt hätte. Allerdings kamen diese Ausfälle nicht zu überraschend. Dan Martin hatte schon vor dem Rennen seine Chancen relativiert, da er sich nicht in Topform wähnte. Und Valverde hinkt seinen Leistungen aus dem Vorjahr bislang deutlich hinterher. Die Favoriten waren hier ohnehin andere. Und zwar Julian Alaphilippe (Deceunick QuickStep), sein Rivale Jakob Fuglsang (Astana) und auch Vincenco Nibali (Bahrain-Merida) war nicht zu ignorieren. Als aussichtsreichster Radrennfahrer, Deutschland einen Podiumsplatz zu bescheren, konnte Max Schachmann (Bora-Hansgrohe) gelten.

Die Ausreißer werden gestellt, das Taktieren geht los

Der Franzose Julien Bernard (Trek-Segafredo) attackierte in der Ausreißergruppe und konnte sich alleine absetzen. Sein Zutrauen in die eigenen Beine war scheinbar größer als in die Gruppe, als es in die Hügel ging. Dadurch das Feld umso eher gefordert, zu reagieren! Und das tat es. Bei noch 77 zu absolvierenden Kilometern war die Lücke zwischen Bernard und dem Feld auf 1:34 Minuten zusammengeschrumpft. Die restlichen Ausreißer dazwischen. Derweil fächerten an der Rückseite des Pelotons immer mehr Fahrer aus, die das Tempo nicht mehr ganz mitgehen konnten. Die zahlreichen Aufstiege und das zunehmende Tempo forderten Tribut! Weitere Fahrer schieden aus.

Darunter auch Enrico Gasparotto (Dimension Data), den einige durchaus zum erweiterten Favoritenkreis gezählt hatten. Die Ausreißergruppe hinter Bernard wurde nach und nach geschluckt. Lediglich Mathijs Paasschens (Wallonie Bruxelles) harrte noch zwischen Bernard und dem nun jagenden Peloton aus. An der Spitze des Feldes zeigten nun einige der Schwergewichte Flagge. So zum Beispiel Greg van Avermaet (CCC) und Matej Mohorič (Bahrain-Merida). Auch Max Schachmann war vorne im Feld mit dabei.

 

 

Paasschens wurde schließlich ebenfalls geschluckt. Die Favoriten krempelten die Ärmel hoch und nur noch Julien Bernard, der nach wie vor ein gutes Tempo gehen konnte, war als letzter verbliebener Ausreißer vorneweg unterwegs. Noch etwas über 70 Kilometer zu fahren! Nun setzte es ambitionierte Attacken aus dem stark reduzierten Feld. Insbesondere Greg van Avermaet attackierte mehrfach. Er wollte hier Tatsachen schaffen. Van Avermaet bislang formstark in dieser Saison, doch fehlte ihm ein World Tour Sieg, um sich auch dafür zu belohnen. Julien Bernard wurde bei einer solchen Attacke von van Avermaet ebenfalls geschluckt. Die Bühne somit frei für den Showdown!

Das eigentliche Hauptfeld (gemessen an der Anzahl der Fahrer) strauchelte, wieder Anschluss an die mit Favoriten beladene Spitzengruppe zu erlangen. Team Lotto Soudal trat dort in die Pedale und machte das Tempo. Sie wollten das Feld unbedingt wieder zusammenbringen, denn sie hatten den Anschluss total verpasst und waren in dieser Favoriten-Gruppe nicht gut vertreten! Allerdings konnte Lotto Soudal die Lücke wieder schließen und das Feld kam zusammen. Jedoch war es bei rund noch 65 zu fahrenden Kilometern sichtbar in die Länge gezogen, als es an den längsten Anstieg des Tages ging.

Alaphilippe reibt sich auf

Eben dort kam Deceunick-Quick-Step unter Druck, als sich im Zuge mehrerer Attacken eine starke Ausreißergruppe formierte. Tanel Kangert (EF Education First), Omar Fraile Matarranza (Astana Pro Team), Winner Anacona Gomez und Carlos Verona Quintanilla (beide Movistar Team), Alessandro De Marchi (CCC Team), Benoit Cosnefroy (AG2R La Mondiale), David de la Cruz (Team Sky), Damiano Caruso (Bahrain-Merida), Michael Albasini (Mitchelton-Scott) und Bjorg Lambrecht (Lotto Soudal) formten eine zehnköpfige Ausreißergruppe, die nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war! 42 Kilometer vor dem Ziel hatte diese neue Ausreißergruppe einen Vorsprung von etwas über 50 Sekunden. Es waren noch drei kategorisierte Anstiege zu bewältigen, ehe es nach einer Abfahrt in ein flaches Finish gehen würde.

Am Côte de la Redoute, dem drittletzten Anstieg, machte Julian Alaphilippe mit seinen letzten beiden verbliebenen Helfern Betrieb. Er war nun unter Zugzwang! Die Lücke zu den Ausreißern wollte nicht so wirklich kleiner werden. Tanel Kangert war am Anstieg der stärkste der Ausreißer und kam als Erster über die Kuppe. Die Ausreißergruppe schrumpfte etwas zusammen. Doch die verbliebenen Fahrer konnten nach wie vor eine Führung über 30 Sekunden behaupten. Kangert, der mehrfache Landesmeister aus Estland im Zeitfahren, setzte sich derweil alleine vorne ab! Derweil sprang Bora-Hansgrohe Team Deceunick-Quick-Stepzur Seite, um Tempo zu machen.

Denn auch das deutsche Team war nicht in der Ausreißergruppe vertreten. Sie arbeiteten hier für Max Schachmann. Auch Team Astana zeigte Präsenz. Dies zahlte sich aus und die Ausreißer wurden noch vor dem vorletzten Aufstieg erwischt. Alleine Tanel Kangert fuhr noch mutig alleine vorneweg. Kangert fuhr als Erster an den Côte des Forges. Er sah bei diesem Anstieg immer noch stark aus. Das Feld hinter ihm jedoch auch noch erstaunlich groß (gemessen am Rennverlauf). Patrick Konrad (Bora-Hansgrohe) attackierte und versuchte, zu Kangert aufzuschließen. Es schien so, als ob die Favoriten auf dem letzten, besonders steilen Anstieg des Tages lauerten, um Nägel mit Köpfen zu machen. Konrad schloss indes zu Kangert auf. Der Vorsprung zu diesem Zeitpunkt jedoch nur noch zwölf Sekunden. Im anschließenden flachen Abschnitt flogen weitere Attacken aus dem Feld! Noch 22 Kilometer zu fahren.

Perfektes Timing von Team Astana und Jakob Fuglsang

Vor dem letzten Anstieg zeigte sich, dass Team Astana im Feld noch besonders stark vertreten war. Sie hatten sich über weite Strecken geschickt zurückgelehnt. Fuglsang würde am letzten, steilen Aufstieg des Tages etliche Helfer zur Seite haben. Daryl Impey (Mitchelton-Scott) und Tim Wellens (Lotto Soudal) schlossen zu Konrad und Kangert auf. Mit zwölf Sekunden Vorsprung fuhren sie an den Côte de la Roche-aux-Faucons, den letzten Aufstieg des Tages. Wellens attackierte sogleich und setzte sich ab! Doch die Ausreißer, einschließlich Wellens wurden direkt gestellt. Fuglsang attackierte und Alaphilippe sah nicht so aus, als ob er folgen konnte. Alleine Michael Woods (Education First) und Italiens Davide Formolo (Bora-Hansgrohe) gingen mit. Doch beide konnten nicht dauerhaft mit Fuglsang mithalten. Der Däne wild entschlossen, diesmal keinen zweiten Platz hinzunehmen und den Sieg einzufahren!

Alaphilippe konnte zu diesem Zeitpunkt bereits als überwunden gelten. Er hatte keine Bindung mehr an die Spitzengruppen in diesem Rennen. Das Feld vollkommen zersplittert! Das entwickelte sich gut für Jakob Fuglsang, der mit Formolo bereits den nächsten Fahrer hinter sich auf 20 Sekunden distanzieren konnte. Das Ganze zehn Kilometer vor dem Ziel. Fuglsang hatte die Form und war hier in enorm aussichtsreicher Position! Die Verfolger waren gezwungen, gut zusammenzuarbeiten, denn Fuglsang hielt seinen Vorsprung, baute ihn gar noch aus. Allerdings musste er noch einen Schreckmoment überwinden.

Bei knapp noch fünf zu fahrenden Kilometern wäre ihm in der Abfahrt fast das Hinterrad entglitten und er konnte gerade noch die Balance wahren! Doch außer den nassen Straßen vermochte hier niemand mehr seinen Sieg anzufechten! Jakob Fuglsang fuhr solo über die Ziellinie und gewann Lüttich-Bastogne-Lüttich 2019! Wenn er diese Form mit zur Tour de France 2019 mitnehmen kann, wo er planmäßig als Team Kapitän für Astana um das gelbe Trikot fahren will, dann wird er definitiv ein Faktor sein! Davide Formolo (Bora-Hansgrohe) kam ebenfalls solo als Zweiter über die Linie. Platz drei ging ebenso an Bora-Hansgrohe. Im Sprint der anschließenden Verfolgergruppe setzte sich Max Schachmann durch.



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