Saison 1972/73: Trainerentlassung von Hans Hipp bei Hannover 96

Trainerentlassung von Hans Hipp bei Hannover 96

Bildquelle: Eric Koch for Anefo CC BY-SA 0 [CC BY-SA 0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

1972 rettete Trainer Hans Hipp Hannover 96 noch in bester Feuerwehr-Manier vor dem drohenden Abstieg aus der Bundesliga. Doch sein Erfolg bei den Roten war nicht von langer Dauer. Denn nur ein Jahr später musste auch Hipp aufgrund erneuter Abstiegssorgen der Niedersachsen seinen Hut nehmen. Sport-90 blickt auf die Trainerentlassung von Hans Hipp bei Hannover 96 in der Saison 1972/73 zurück.

Während der Spielzeit 1972/73 drehte sich das Trainer-Karussell vergleichsweise langsam. Nur zwei Übungsleiter wurden während der Saison gefeuert. Beide Trainerentlassungen basierten auf Erfolgslosigkeit. Zum einen erwischte es Anfang November 1972 Günter Brocker bei Rot-Weiß Oberhausen. Ende Februar ereilte Hans Hipp bei Hannover 96 das gleiche Trainer-Schicksal.

1973: Entlassung von H96-Trainer Hans Hipp nach Pleite beim HSV

Nach einer 0:2-Pleite im Kellerduell beim Hamburger SV am 23. Spieltag musste Hipp seinen Hut nehmen. Hannover 96 war in der Bundesliga Tabelle auf den 14. Platz abgerutscht und hatte nur zwei Zähler Vorsprung auf den HSV. Die Rothosen belegten als Tabellen-17. den ersten Abstiegsplatz.

Für Hans Hipp endete damit die erste und zugleich einzige Trainerstation seiner Karriere in der Bundesliga nach 15 Monaten. In diesen betreute der gebürtige Reutlinger die Hannoveraner in insgesamt 46 Spielen. Seine fast ausgeglichene Bilanz als H96-Trainer: 16 Siege, neun Remis und 21 Niederlagen bei 76:88 Toren.

1971/72: Feuerwehrmann Hans Hipp rettete H96 vor Abstieg

Das Zepter bei Hannover 96 übernahm Hans Hipp Mitte November 1971. Er wurde nach der Trainerentlassung von Helmuth Johannsen als Feuerwehrmann verpflichtet, mit dem Auftrag, die Niedersachsen zum Klassenerhalt zu führen. Bei Amtsantritt war Hannover 96 abgeschlagener Letzter, hatte zwölf der ersten 15 Spiele im Fußball Oberhaus verloren.

Doch Hipp konnte das Ruder tatsächlich noch einmal herumreißen. Bis zum 30. Spieltag kassierten die Niedersachsen unter ihrem neuen Trainer nur noch fünf Pleiten und konnten sogar zwei Spielrunden vor Schluss den Klassenerhalt feiern. In der Abschlusstabelle der Saison 1971/72 nisteten sich die Roten auf Rang 16 ein und hatten drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsregion. Borussia Dortmund und Arminia Bielefeld mussten anders als der Klub vom Maschsee den Gang in die 2. Liga antreten.

Hans Hipp ohne Bundesliga-Erfahrung, aber mit viel Erfahrung & Erfolgen

Bemerkenswert dabei: Hans Hipp konnte vor seiner Tätigkeit bei Hannover 96 keinerlei Trainer-Erfahrung in der Bundesliga vorweisen. Mit 59 Jahren feierte er sein Debüt in der Beletage des deutschen Fußballs. Dennoch konnte Hipp bei seinen vorherigen, unterklassigen Stationen einige Erfolge vorweisen.

Nach Engagements wie beim Karlsruher SC oder TSV 1860 München konnte Hans Hipp vor allem beim SV Arminia Hannover überzeugen. Mit der Arminia wurde Hipp 1967 und 1968 schließlich zweimal Meister der zu diesem Zeitpunkt zweitklassigen Regionalliga Nord. Doch beide Male scheiterte der Übungsleiter mit seiner Mannschaft in der Aufstiegsrund zur Bundesliga. Bevor Hans Hipp bei Hannover 96 anheuerte, war er als Chefcoach bei Tasmania Berlin tätig, mit denen er in der Regionalliga Berlin ebenfalls erfolgreich unterwegs war. Auch sein Einstand bei den Roten aus Niedersachsen verlief optimal und die Mission Klassenerhalt sollte der Bundesliga-Trainer-Novize mit Bravour meistern.

Nach Abgang vieler Leistungsträger: Hipp & Hannover als Abstiegskandidat

Allerdings stand auch schon vor der Saison 1972/73 fest, dass es für Hannover 96 einzig und allein gegen den Abstieg gehen würde. Zumal die Roten auf dem Bundesliga Transfermarkt reihenweise wichtige Akteure verloren haben. Torjäger Ferdinand Keller und Mittelfeldspieler Hans-Joachim Weller zog es nach einigen 1860 München Transfergerüchten zu den Löwen. Auch Flügelstürmer Rudolf Nafziger sowie Spielgestalter Horst Berg und Verteidiger Michael Polywka kehrten den Roten den Rücken.

 

 

Die Niedersachsen waren durchaus um gleichwertigen Ersatz bemüht und so ereigneten sich im Sommer 1972 einige Hannover 96 Transfers. Unter anderem wurden mit Karl-Heinz Mrosko vom 1. FC Nürnberg und Ludwig Denz von RW Oberhausen zwei neue Offensivkräfte geholt. Das Duo sollte sich aber nicht als adäquaten Ersatz für Weller oder Nafziger erweisen. Dafür entpuppten sich die beiden Neuzugänge Mittelfeldmann Rolf Kaemmer, der von Bremerhaven 93 zum Bundesligisten wechselte, und Linksaußen Eckard Deterding von Olympia Wilhelmshaven als Verstärkung.

Hannover 96: Mit Berg- & Talfahrt zu Saisonbeginn 71/72

Der Start in die Spielzeit 1972/73 war für Hannover 96 eine Berg- und Talfahrt. Allein an den ersten sechs Spieltagen wechselten sich Auswärtspleiten und Heimsiege in steter Regelmäßigkeit ab. Kurios: Die Hipp-Elf verlor die ersten drei Gastspiele allesamt mit 1:3 - erst beim Vizemeister FC Schalke, dann beim Vorjahresdritten Borussia M’gladbach und schließlich gegen den MSV Duisburg.

Doch da Niedersachsen daheim gegen Eintracht Frankfurt (2:1), den VfB Stuttgart (3:1) und den Hamburger SV (3:2) Siege bejubelten, saß Hans Hipp vorerst fest im Trainer-Sattel. Zwar konnte Hannover 96 in den folgenden zehn Partien bis zur Winterpause nur noch zwei Partien gewinnen und kassierte dabei fünf Pleiten (3 Remis). Doch der Abstiegskandidat aus Niedersachsen überwinterte mit 14:20 Punkte auf einem soliden 12. Platz. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, der von Oberhausen belegt wurde, betrug vier Punkte.

Nach erster Heimpleite: Bei Hannover 96 wurden Hipp-Zweifel größer

Zum Rückrunden-Auftakt konnte Hans Hipp mit Hannover noch einen 1:0-Triumph gegen Abstiegsrivalen FC Schalke feiern. Es sollte aber der letzte Sieg für Hipp als H96-Trainer gewesen sein. Die Roten verloren anschließend zu Hause gegen Gladbach mit 1:2 - die erste Heimpleite der Saison.

Auswärts brachte die Hipp-Elf weiter kein Fuß auf den Boden. In Frankfurt verlor Hannover 0:2. Danach trennte man sich vor heimischer Kulisse vom Fünften MSV Duisburg 3:3 und verspielte dabei eine 2:0-Führung, die Willi Reimann und Peter Rühmkorb herausschossen. Bei den Klubverantwortlichen wurden die Zweifel an Trainer Hans Hipp immer größer.

Unter Hans Hipp: Hannover 96 verlor 1971/72 alle Auswärtsspiele

Als Hannover 96 am 23. Spieltag dann auch beim Vorletzten aus Hamburg mit 0:2 den Kürzeren zog, kam es zur Trainerentlassung von Hans Hipp! Die Roten sahen sich nach dem Negativtrend von vier sieglosen Spielen mit drei Schlappen zum Handeln gezwungen. Allen voran die eklatante Auswärtsschwäche, die Hipp nicht abstellen konnte, wurde dem Trainer zum Verhängnis.

Bis zur Hans Hipp Trainerentlassung hatten die Niedersachsen in der Saison 1972/73 alle zehn Gastspiele verloren, bei einem Torverhältnis von 8:29! Negativer Höhepunkt war die 2:7-Klatsche im Münchner Olympiastadion gegen den FC Bayern.

Nach Hipp-Entlassung: H96 glückte Last-Minute-Klassenerhalt unter Baldauf

Nachfolger von Hans Hipp wurde Hannes Baldauf, der bis dahin dessen Co-Trainer in Hannover war. Die 96-Bosse wurden für ihr Risiko, auf einen Übungsleiter ohne Bundesliga-Erfahrungen inmitten des Abstiegskampf zu setzen, belohnt. Denn analog zu Hipp im Vorjahr konnte auch Baldauf die Roten zum Klassenerhalt führen. Dieser war allerdings denkbar knapp. Denn erst am letzten Spieltag konnte Hannover ausgerechnet mit einem 4:0-Auswärtssieg gegen Aufsteiger Wuppertaler SV, die sensationell Dritter waren, noch die Abstiegsregion verlassen und wurde - wie in der Vorsaison - Tabellen-16.

Sehr zum Leidwesen von Hannovers niedersächsischem Erzrivalen Eintracht Braunschweig, die gemeinsam mit Schlusslicht Oberhausen 1973 abstiegen. Und was machte Hans Hipp? Nach seiner Trainerentlassung in Hannover war dieser nie wieder als Bundesligatrainer tätig. Bei zu seinem Karriereende 1978 betreute Hipp noch den Freiburger FC, Grazer AK und die DJK Konstanz.



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