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Saison 1968/69: Trainerentlassung von Dietrich Weise beim 1. FC Kaiserslautern
Kurz vor Ende der Saison 1968/69 bewies der 1. FC Kaiserslautern mit dem Trainerwechsel ein glückliches Händchen: Der bisherige Co-Trainer Dietrich Weise übernahm den Posten des entlassenden Egon Piechaczek und hatte noch vier Spieltage Zeit, den drohenden Abstieg zu verhindern. Obwohl Weise diese Aufgabe bewerkstelligte, musste er nach der Spielzeit seinen Platz als Cheftrainer räumen.
Als Dietrich Weise am 7. Mai 1969 beim 1. FC Kaiserlautern zum Bundesligatrainer der Pfälzer ernannt wurde, steckten die Roten Teufel auf Platz 15 liegend bis zum Hals im Abstiegskampf. Das betraf aber im Grunde genommen die halbe Bundesliga, da nach 30 Spieltagen der Abstand zwischen Schalke auf dem 8. Platz und Schlusslicht 1. FC Nürnberg gerade einmal vier Punkte betrug.
'Greenhorn' Dietrich Weise sollte 1. FCK retten
In dieser Situation auf einen so jungen und unerfahrenen Fußballlehrer zu setzen, zeugt von Mut! Denn Weise, der zuvor Co-Trainer von Piechaczek war, war mit gerade einmal 34 Jahren sehr jung. Zugleich war es sein erster Job als Cheftrainer. Doch es war eine kluge Entscheidung der FCK-Führungsriege auf den ruhigen, besonnen und feinfühligen Trainer zu setzen, der menschlich nahezu genau das Gegenteil von 'Major' Piechaczek war.
Jürgen Friedrich, in der Saison 1968/69 einer der Leistungsträger im Team des 1. FC Kaiserslautern, beschrieb den Trainerwechsel mit folgenden Worten: „Mein Bild von Dietrich Weises erster Trainerstation im Profifußball ist dieses: Wie kann ein so feiner und sensibler Mann mit uns Räubern zurechtkommen? Anfangs war er zögerlich, hat sich aber dann mit seiner ruhigen Art durchgesetzt.“ Das verdeutlichen auch die Ergebnisse.
FCK-Trainer Weise machte Klassenerhalt vorzeitig perfekt
Zwar setzte es im DFB-Pokal Halbfinale eine 1:3-Pleite gegen Schalke, aber in der Bundesliga lief es besser. Weise holte mit dem 1. FC Kaiserslautern in seinen ersten zwei Ligaspielen jeweils ein Unentschieden und am 33. Spieltag wurde der Klassenerhalt dank eines 4:0-Heimerfolges auf dem Betzenberg gegen Eintracht Braunschweig vorzeitig perfekt gemacht.
Da konnte Dietrich Weise die Niederlage am letzten Spieltag beim VfB Stuttgart durchaus verkraften! Am Ende der Saison 1968/68 landete der 1. FC Kaiserslautern auf dem 15. Platz.
Kaiserslautern holte Gyula Lorant als Weise-Nachfolger
Obwohl Dietrich Weise seine Aufgabe mit Bravour meisterte und Lautern vor dem Abstieg rettete, musste er seinen Posten als Cheftrainer nach nur fünf Spielen und 54 Tagen wieder räumen. Neuer Bundesligatrainer beim 1. FC Kaiserslautern wurde mit Gyula Lorant ein Altbekannter: Denn der Ungar war schon zwischen 1965 bis 1967 für zwei Jahre 1. FC Kaiserslautern-Trainer.
Doch für Dietrich Weise sollte der 1. FC Kaiserslautern der Beginn einer erfolgreichen Laufbahn als Trainer werden. Bevor seine Trainerkarriere anfing, lag dem gelernten Steuerberater ein Jobangebot aus der Industrie vor, welches er jedoch ablehnte, um als Fußballtrainer anzufangen. Und dieser Schritt sollte sich für Dietrich Weise lohnen.
Erfolge mit Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt
Im Frühjahr 1971 übernahm er abermals den Posten als Trainer beim 1. FC Kaiserslautern. Ein Jahr später folgte der Einzug ins DFB-Pokalfinale, welches mit 0:5 gegen den FC Schalke 04 verlorenging. In der darauffolgenden Spielzeit (1972/73) erreicht der Klub das Viertelfinale im UEFA-Cup, dem damaligen Vorgänger der heutigen Europa League.
Danach standen die Zeichen auf Trennung und so verließ Dietrich Weise die Roten Teufel, um sich Eintracht Frankfurt anzuschließen. Was er mit den Lauterern nicht schaffte, holte er mit den Hessen nach. Er gewann zweimal in Folge den DFB-Pokal (1974 und 1975). Ein Jahr darauf stand er mit seinem Klub im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger, welches man gegen West Ham United verlor.
U-Nationaltrainer Weise und Rückkehr zum 1. FCK
In der Bundesliga sollte es für Weise auch nach Frankfurt weitergehen und so schloss er sich zwei Jahre nach seiner Trainerentlassung bei den Frankfurtern Fortuna Düsseldorf an. Zwei Jahre blieb er dort, ehe er drei Jahre die deutsche U18-Nationalmannschaft trainieren sollte. Sein Engagement gipfelte mit der gewonnenen U18-Europameisterschaft. Es folgte im Anschluss der Trainerposten der U20-Nationalmanschaft, wo er 1981 sogar die U20-WM mit seinem Team eintüten konnte, ehe Weise 1983 überraschend erneut beim 1. FC Kaiserslautern als Trainer aufschlug.
Das Engagement sollte nicht von Dauer sein und so musste er nach 15 Spielen seinen Hut nehmen (26.10.1983). Nur vier Tage später heuerte Dietrich Weise erneut bei Eintracht Frankfurt an, wo er schlussendlich weitere 114 Partien als Trainer der Hessen an deren Seitenlinie stand.
Weise und seine exotischen Trainer-Jobs
Kurios wurde es um Weise, als er der gebürtige Gröbener den ägyptischen Klub El Ahly aus Kairo als Trainer übernahm. Kaum einer hätte angenommen, dass es den Übungsleiter nach Nordafrika verschlagen könnte. Aber auch dort hatte er schlussendlich Erfolg, wie der Meisterschafts- und Pokalerfolg von 1989 beweist. Ein Jahr zuvor konnte er zudem auch den Asien-Cup mit Al Ahly gewinnen.
Ab 1990 trainierte Dietrich Weise dann auch noch für einige Zeit die ägyptische Nationalmannschaft, ehe er 1992 in Liechtenstein für ein Novum sorgte. Er wurde der erste Nationaltrainer des Staates und führte deren Nationalmannschaft 1994 ins erste Qualifikationsspiel in der Geschichte der Liechtensteiner.
Völler, Möller, Wohlfahrt, Zorc und Co erlebten Weise als Trainer
Weise, der unter anderem die damaligen U-Nationalspieler Lothar Matthäus und Rudi Völler trainierte kam viel herum. Er erlebte so einiges, teilte sein Wissen und stand für seine Trainerkarriere ein. Heute lebt der 85-jährige allein in Heilbronn, während seine Frau in Karben wohnt und sein Sohn in Winterthur lebt.
Noch heute hält er Kontakt zu alten Weggefährten wie Bernd Hölzenbein. Zudem geht er gerne zu den Spielen der Frankfurter Eintracht, wo er als Trainer den noch unbekannten Andreas Möller förderte. Auch einen Michael Zorc, Roland Wohlfahrt oder Rüdiger Vollborn und Lothar Matthäus hatte er unter seinen Fittichen. Dietrich Weise hat dem Fußball viel zu verdanken und umgekehrt hat auch der Fußball Weise einiges zu verdanken.
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