Nach Hummels-Eigentor: Deutschland unterliegt Frankreich beim EM-Auftakt

Frankreich besiegt Deutschland zum Auftakt der EM 2020

Bildquelle: Steffen Prößdorf CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die deutsche Nationalmannschaft kassierte zum Auftakt der EM 2020 eine knappe, aber verdiente 0:1-Niederlage gegen Top-Favorit Frankreich. Großer Unglücksrabe war Mats Hummels, der per Eigentor den einzigen Treffer der Partie beisteuerte. Deutschland zeigte in München zwar eine couragierte und leidenschaftliche Leistung, ließ offensiv aber gegen die bärenstarke Defensive der Franzosen jegliche Durchschlagskraft vermissen. Dennoch dient der EM-Auftakt als Mutmacher.

Die spielentscheidende Szene im Duell Deutschland gegen Frankreich sollte sich bereits in der 20. Minute abspielen. Mit einem überragenden Diagonalball per Außenrist verlagerte Paul Pogba das Spiel auf die linke Seite, wo der einlaufende Bayern-Verteidiger Lucas Hernández mit voller Wucht in den Fünfer schoss und Mats Hummels das Leder unglücklich mit dem Schienbein in den eigenen Kasten beförderte.

Eigentor von Mats Hummels besiegelt erste EM-Auftaktpleite für Deutschland

Ausgerechnet Hummels, der ansonsten überzeugte und nach zweieinhalbjähriger Abstinenz sein Pflichtspiel-Comeback für die DFB-Auswahl gab. Zudem war es das erste Eigentor eines deutschen Spielers in der EM-Geschichte! Dieser sollte Frankreich reichen, um das mit Spannung erwartete Kräftemessen mit Deutschland mit 1:0 zu gewinnen.

Die DFB-Truppe stemmte sich zwar mit viel Einsatz und Leidenschaft gegen die erste Auftaktpleite bei einer Europameisterschaft, am Ende aber vergebens. Das Löw-Team verzeichnete gegen das französische Bollwerk nicht einen gefährlichen Abschluss auf das Tor, darüber hinaus war der amtierende Weltmeister das gefährlichere Team und markierte zudem noch zwei Abseitstore. Unterm Strich ein verdienter Sieg für Frankreich.

Löw: „Ein brutal intensives Spiel“

„Es war ein brutal intensives Spiel. Wir haben alles in die Waagschale geworfen, gefightet bis zum Schluss. Ein Eigentor hat das Spiel entschieden“, erklärte der scheidende Bundestrainer Jogi Löw nach der Pleite im ZDF, der Hummels aber nicht zum Sündenbock erklärte: „Man kann Mats keinen Vorwurf machen, das ist Pech. Für Mats war es schwierig, den Ball zu klären.“

Dabei legte Deutschland in der Allianz-Arena, wo auch die Adlerträger auch die restlichen beiden Gruppenspiele gegen Portugal und Ungarn bestreiten, vor 14.000 Zuschauer einen richtigen guten Start hin. Agierte im 3-4-3-System, in dem Joshua Kimmich hinten rechts zum Einsatz kam, sehr balldominant und diktierte in der Anfangsviertelstunde gegen lauernde Franzosen das Spielgeschehen. Chancen sprangen allerdings nicht heraus.

Deutschland dominiert, Frankreich gefährlicher

Dafür tauchte Les Bleus zweimal gefährlich vor dem Kasten von Manuel Neuer auf. Die erste Duftnote setzte der bärenstarke Pogba (15.), dessen Kopfball nur Zentimeter über die Latte rauschte, kurz darauf scheiterte Superstar Kylian Mbappé (17.) am stark parierenden DFB-Kapitän. Wenig später unterlief Hummels das Eigentor.

Deutschland verdaute den Schock zwar relativ schnell und blieb weiter tonangebend. Doch die ganz große Gefahr strahlte die Offensive um Thomas Müller, der auf rechts wenig Akzente setzte, dem glücklosen Kai Havertz und Serge Gnabry nicht aus. Müller (22.) und Ilkay Gündogan (38.) verbuchten die ersten Abschlüsse, während Toni Kroos zwei aussichtsreiche Freistoßmöglichkeiten nicht auf das Tor brachte.

DFB-Team ohne Durchschlagskraft gegen französische „Defensiv-Monster“

Dem deutschen Spiel fehlte es gegen den gut strukturierten, extrem zweikampfstarken und bombensicheren Defensivverbund um die „Defensiv-Monster“ N’Golo Kanté, Pogba, Raphaël Varane und Presnel Kimpembe an Kreativität und Effektivität. Ernsthaft in Bedrängnis gerieten die Franzosen in den ersten 45 Minuten nicht.

 

 

Die Auswahl von Didier Deschamps spielte indes weiter geduldig und setzte auf schnelles Umschaltspiel. Doch auch Frankreich verbuchte bis zum Pausenpfiff keine gefährliche Aktion mehr. Das sollte sich aber kurz nach dem Wiederanpfiff ändern.

Gnabry mit bester Chance für DFB-Team! Les Bleus mit zwei Abseitstoren

Adrien Rabiot, der den Vorzug vor Corentin Tolisso im defensiven Mittelfeld bekam, traf aus spitzem Winkel den Außenpfosten (52.). Doch danach übernahm Deutschland wieder das Zepter und der Rekord-Europameister verzeichnete um die Stundenmarke seine beste Phase. Das DFB-Team entwickelte mehr Zug zum Tor und hatte durch Serge Gnabry seine beste Gelegenheit. Doch der Angreifer setzte eine Hereingabe des auffälligen Robin Gosens per Direktabnahme knapp über das Tor (54.).

Lange Bestand hatte die deutsche Druckphase allerdings nicht. Vielmehr sollte Frankreich, dass sich weiter auf die Defensive fokussierte, dem zweiten Treffer näherkommen und blieb das gefährlichere Team. Deutschland hatte Glück, dass gleich zwei Tore der Franzosen knapp, aber zurecht wegen Abseits zurückgenommen wurden. Erst traf Mbappé mit einem Geniestreich (66.), ehe in der Schlussphase Karim Benzema (86.) bei einem erfolgreichen Konter mit der Fußspitze im Abseits stand.

DFB-Team wartet vergebens auf Lucky Punch

So blieb es weiter beim 0:1 aus deutscher Sicht und Löw brachte mit Leroy Sané, Timo Werner und Kevin Volland noch drei frische Offensivkräfte. Doch der Lucky Punch ließ vergebens auf sich warten. Die vielen Hereingaben aus dem Halbfeld fanden keinen Abnehmer und Frankreich hatte keine große Mühe, die aufopferungsvoll kämpfende DFB-Auswahl im Zaume zu halten.

Auch, weil im Offensivspiel der deutschen Nationalelf schnelle Doppelpässe oder Tempoveränderung fehlten. Zu keinem Zeitpunkt konnten die wieselflinken Gnabry, Sané oder Werner ihre Tempo-Vorteile gegen das bayerische Außenverteidiger-Duo der Franzosen, Hernández und Benjamin Pavard, ausspielen.

Frankreich-Pleite ist auch Mutmacher für Deutschland

Aber auch wenn es am Ende eine verdiente 0:1-Schlappe gegen Frankreich setzte, die Deutschland in der EM 2020 Gruppe F im Kampf um das Achtelfinale direkt unter Druck setzt, kann das Auftaktmatch als Mutmacher dienen. Denn es darf nicht vergessen werden, dass Weltmeister Frankreich der Top-Favorit auf den Titel ist und getrost als die derzeit beste Mannschaft auf der Welt bezeichnet werden darf.

Dieser begegnete Deutschland auf Augenhöhe und man zog nur aufgrund eines Eigentores den Kürzeren. Das DFB-Team hat zweifelsohne das Potenzial, am Samstag im vorentscheidenden Gruppenspiel gegen Portugal, die sich bei ihrem 3:0-Auftaktsieg gegen Ungarn lange Zeit schwertaten und erst in den letzten Minuten alle Treffer erzielten, den Dreier einzufahren. Denkbar, dass Löw dann auch wieder auf das gewohnte 4-4-2-System setzt und dabei Kimmich und Leon Goretzka, der gegen Frankreich noch nicht vollends fit war, im Mittelfeldzentrum aufbietet und auch Müller wieder als hängende Spitze einsetzt.


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