
Bildquelle: Teekkari [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
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Während es die Europameisterschaft im Fußball der Männer schon seit 1960 gibt, zogen die Frauen erst 24 Jahre später nach. Seit 1984 finden die nationalen Titelkämpfe der Frauen statt, wobei Deutschland das Maß aller Dinge ist. Das beweist der Blick auf die Liste alle Europameister der Frauen eindrucksvoll.
Das Abschneiden der DFB-Frauen bei Europameisterschaften gleicht einer reinen Erfolgsstory. Nachdem man sich für die ersten beiden Turniere nicht qualifizieren konnte, entwickelte sich die deutsche Frauennationalmannschaft auf kontinentaler Ebene zu einem wahren Titelhamster. Mit bislang acht EM-Titeln führt Deutschland die Siegerliste unangefochten an (Stand 2020).
Bemerkenswert: Die DFB-Frauen haben ihre acht Titel innerhalb der letzten zehn EM-Turniere gewonnen! Nach zwei Erfolgen 1989 und 1991 konnte Deutschland zwischen 1995 bis 2013 gleich sechsmal in Folge die Frauen-EM siegreich gestalten.
Dabei ist auch die Bilanz in den Endspielen makellos. So konnte Deutschland stets den Titel abräumen, wenn man im Finale stand. Absolut eindrucksvoll. Den höchsten Sieg in einem Finale landete Deutschland bei der EM 2009 in Finnland, als England mit 6:2 vom Platz geschossen wurde. Bis heute der höchste Finalsieg in der Geschichte der Frauen-Europameisterschaft. Auch für den zweithöchsten Triumph eines Endspiels zeichnen sich die deutschen Ladys verantwortlich. Beim ersten Titelgewinn 1989 - der ausgerechnet im eigenen Land geholt wurde - setzte sich Deutschland souverän mit 4:1 gegen Norwegen durch.
Aber längst nicht alle EM-Endspiele verliefen so deutlich für die DFB-Frauen. Beim Titelgewinn 2001, der ebenfalls auf heimischen Boden eingefahren wurde, wurde Schweden erst in der Verlängerung durch ein Golden Goal von Matchwinnerin Claudia Müller bezwungen. Auch beim Triumph bei der EM 1991 in Dänemark ging es im Finale in die Verlängerung. Gegen Gegner Norwegen hatte Deutschland dank eines Doppelpacks von Heidi Mohr und Silvia Neid binnen zwei Minuten das bessere Ende für sich.
Äußerst knapp verlief darüber hinaus das Frauen-EM-Endspiel 2013 in Schweden. Erneut hieß der Finalgegner Norwegen, der mit 1:0 niedergerungen wurde. Die kurz zuvor eingewechselte Anja Mittag erzielt den entscheidenden Treffer. Allerdings war EM-Titel Nummer acht auch ein großer Verdienst von Torfrau Nadine Angerer. Sie hielt im Endspiel gleich zwei Elfmeter der Norwegerinnen und wurde somit zur Titel-Heldin.
Jahr | Europameister | Vize-Europameister | Ergebnis | Ort |
---|---|---|---|---|
1984 | Schweden | England | 1:1 / 0:1 (4:3 i.E.) | Göteborg / Luton |
1987 | Norwegen | Schweden | 2:1 | Oslo |
1989 | Deutschland | Norwegen | 4:1 | Osnabrück |
1991 | Deutschland | Norwegen | 3:1 n.V. | Aalborg |
1993 | Norwegen | Italien | 1:0 | Cesena |
1995 | Deutschland | Schweden | 3:2 | Fritz-Walter-Stadion |
1997 | Deutschland | Italien | 2:0 | Oslo |
2001 | Deutschland | Schweden | 1:0 n. GG. | Ulm |
2005 | Deutschland | Norwegen | 3:1 | Blackburn |
2009 | Deutschland | England | 6:2 | Helsinki (Olympiastadion) |
2013 | Deutschland | Norwegen | 1:0 | Solna |
2017 | Niederlande | Dänemark | 4:2 | Enschede |
2022 | England | Deutschland | 2:1 | London (Wembley) |
Apropos Norwegen: Die Auswahl der Wikingerinnen ist in der EM-Historie der größte Rivale und Hauptkonkurrent der DFB-Auswahl. Denn mit zwei Titeln (1987, 1993) stellen die Skandinavierinnen die zweiterfolgreichste Nation in der Liste aller Europameister der Frauen. Zudem stehen noch vier weitere Endspielteilnahmen zu Buche. Der Gegner und auch der spätere Sieger hieß dabei immer Deutschland! Damit ist Deutschland gegen Norwegen auch zugleich die häufigste EM-Finalpaarung (4x), wobei man sich 1989 (4:1), 1991 (3:1 n.V.), 2005 (3:1) und 2013 (1:0) gegenüberstand.
Neben Deutschland und Norwegen befinden sich lediglich noch zwei andere Nationen in der EM-Siegerliste. Zum einen Schweden, die die allererste Frauen-EM 1984 gewinnen konnten. Im ersten Frauen-Endspiel setzte sich Schweden knapp im Elfmeterschießen gegen England durch. Vierter im Bunde als Titelträger der Frauen-EM ist die Niederlande. Diese sind zugleich amtierender Europameister nachdem das Turnier 2017 auf heimischen Boden gewonnen wurde. Durch einen 4:2-Erfolg im Endspiel gegen Dänemark konnte sich Frauen-Auswahl der Oranje erstmals zum Europameister krönen.
Das erfolgsverwöhnte DFB-Team schied bei der EM 2017 dagegen bereits im Viertelfinale aus. Das schlechteste Abschneiden in der EM-Geschichte. Ein Fingerzeig für die Zukunft? Fakt ist, dass die Konkurrenz in der Spitze im Frauenfußball deutlich stärker und breiter geworden ist. Vor allem mit England und Frankreich gibt es zwei aufstrebende Frauen-Fußballnationen, denen künftig einiges zuzutrauen ist. Zudem sind die Skandinavier traditionell stark und hoch einzuschätzen.
Daher ist nicht zu erwarten, dass die deutschen Frauen in Europa weiter so dominieren wie in der ruhmreichen Vergangenheit. Wenngleich der Titel als EM-Rekordsieger noch auf lange Sicht fest in deutschen Händen ist.
Übrigens konnte Deutschland bzw. deutsche Nationalspielerinnen im Zuge der Europameisterschaften noch einige weitere Bestmarke setzen. So sind Inka Grings, Heidi Mohr und die legendäre Birgit Prinz mit je zehn EM-Toren die erfolgreichsten Torschützen. Prinz ist zudem gemeinsam mit der Norwegerin Solveig Guldbrandsen die EM-Rekordspielerin. Beide Ausnahmespielerinnen bestritten in ihrer Karriere 20 Spiele im Rahmen einer Frauen-EM.
Abschließend noch ein kurzer Blick auf den Turniermodus der Europameisterschaft der Frauen, der im Laufe der Zeit immer wieder modifiziert wurde. Die ersten sechs EMs wurden ausschließlich im klassischen Turniermodus mit K.o.-System ausgetragen. Erst 1997 wurde eine in Form einer Gruppenphase. Dieser Modus mit Vorrunde und anschließendem K.o.-System hat bis heute Bestand, allerdings wurde die Teilnehmeranzahl von acht auf 16 Nationen verdoppelt.