Chris Masters – Ein überholtes Erfolgsrezept

Chris Masters im Porträt bei Sport-90.de

Bildquelle: John Jewell [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Wer an den WWE Wrestler Chris Masters zurückdenkt, der wird sich an zwei Dinge erinnern: An die Master-Lock-Challenge sowie an einen ewigen WWE-Undercarder, der trotz (oder vielleicht sogar wegen) einer Bodybuilder-Physik niemals besonders weit in der WWE kam. Gleichwohl er dort auf zwei Runs verteilt auf rund sechs Jahre kam. Doch seine Rolle als Undercard-Bösewicht schien recht früh besiegelt. Einzig und allein seine Aufgabegriff, der Master Lock (ein Full Nelson), wurde von der WWE sehr lange als gefährliches Aufgabemanöver beschützt.

Heute ist Chris Masters (oder Chris Adonis, wie er bei TNA hieß) noch in den Indies aktiv und als ehemaliger WWE-Wrestler Träger diverser Titel kleiner Promotions geworden. Mit 38 Lenzen ist durchaus nicht auszuschließen, dass er auch zukünftig noch einmal bei der WWE aufschlagen könnte. (Stand Feburar 2021) Doch eingedenk früherer Drogenprobleme, seines in der WWE scheinbar zementierten Undercard-Status und weil sein letzter WWE-Run mittlerweile immerhin zehn Jahre zurückliegt, sollte man nicht zu sehr darauf spekulieren.

Ein Meisterstück eines Konzept-Wrestlers

Christopher Todd Mordetzky fasste schon früh den Entschluss, Wrestler werden zu wollen. Laut eigener Aussage zählten die WWE-Legenden Ultimate Warrior sowie Shawn Michaels zu seinen Idolen. Mit Letzterem sollte er dann auch tatsächlich den WWE-Ring teilen – laut Mordetzky eine seiner besten Erfahrungen als professioneller Wrestler.

Mit 16 Jahren durchlief Mordetzky eine Ausbildung zum Wrestler bei der recht kurzlebigen Indy-Promotion Ultimate Pro Wrestling. Als er erfuhr, dass Scouts der WWE regelmäßig bei der UWP vorbeischauten, intensivierte er für die kommenden drei Jahre sein körperliches Training, um sich jene Physik anzueignen, die es in den Augen von WWE-Chef Vince McMahon einfach brauchte. Mit unübersehbaren Resultaten, die sich in einem gemeißelten Muskelpaket sowie in einem WWE Development Vertrag niederschlugen.

Vorschusslorbeeren waren da

Mordetzky kam zunächst bei der damaligen WWE-Satelliten-Liga Ohio Valley Wrestling unter, wo die WWE oft neue Talente hinschickte, um ihnen dort den letzten Schliff für den WWE-Stil zu verpassen. Dort konnte Mordetzky sogleich als Tag Team Wrestler einige Erfolge feiern. Als er in den Hauptkader der WWE berufen wurde, sah Vince McMahon in Mordetzky wohl so eine Art Re-Inkarnation des ehemaligen WWF-Bösewichts Paul Orndorff. Entsprechend wurde ihm das Gimmick als Masterpiece (Meisterstück) verpasst. Die Idee dazu hatte wohl Co-Wrestler Matt Morgan.

In entsprechenden Einspielern wurde das Debüt des „Meisterstücks“ beworben. Chris Masters debütierte als arroganter, selbstverliebter Bösewicht sogleich bei RAW, wo er auf den erfahrenen Steve Richards traf, den er sogleich besiegen konnte. Dabei leistete sich Masters allerdings einen Schnitzer, als er Richards versehentlich die Nase mit einem Polish Hammer brach. Doch wie dem auch sei, war von Anfang an klar, dass die WWE ambitionierte Pläne für Chris Masters hatte, der schon recht früh als möglicher Herausforderer für die WWE Championship aufgebaut wurde.

 

 

Die Master-Lock-Challenge

Die Absichten der WWE, Chris Masters einen Main Event Push zu verpassen, wurden auch anhand seines Finishers klar. So wurde die Master-Lock -Challenge ins Leben gerufen. Der muskulös hochgezüchtete Chris Masters würde Woche für Woche in den WWE-Ring steigen und Freiwillige aufrufen, sich seinem Finisher zu stellen. Auf dass diese beweisen sollten, dass sie seinen eisernen Full Nelson Griff brechen könnten.

Zunächst wurden dazu vermeintliche „Zuschauer“ geopfert, die sich für die Aussicht auf einen Geldbetrag der Challenge stellten und natürlich chancenlos dem Master Lock erlagen. Doch mit der Zeit stellten sich auch immer mehr Wrestler der Master-Lock-Challenge. Diese diente nicht nur dazu, den Finisher von Masters als besonders gefährlich darzustellen, er wurde auch weiter als Bösewicht profiliert. So hielt er den Griff oftmals aufrecht, nachdem er die Challenge bereits gewonnen hatte oder bediente sich unfairer Mittel, sobald jemand drohte, dem Griff zu entgehen.

Einfach falsches Timing?

Die WWE setzte beim Push von Chris Masters durchaus auf ein probates Mittel. Man nehme einen Wrestler mit großartigem Look, kündige ihn mit Pauken und Trompeten an und gebe ihm ein eindeutiges und klares Gimmick. Im Fall von Chris Masters war das die Rolle des arroganten Adonis. Nicht besonders innovativ, aber durchaus passend. Doch allen Bemühungen zum Trotz, blieben die Reaktionen des Publikums für Masters immer recht lauwarm bis kalt.

Die Zeiten, in denen Muskelmänner allein aufgrund ihrer Physis und mit etwas Charisma over kommen konnten, waren weitgehend vorbei. Diese Rezeptur wollte nicht so recht funktionieren und war zu diesem Zeitpunkt (speziell in der WWE) abgegriffen. Was erschwerend hinzukommen sollte: Die WWE geriet ab Mitte der Nullerjahre wieder vermehrt wegen des überbordenden Steroidmissbrauchs in die Kritik, woran auch die Todesfälle von Eddie Guerrero und etwas später Chris Benoit Anteil haben sollten. Und dass Masters kein Naturbursche war, war kaum zu übersehen.

 

 

Der Traumkörper wird zum Verhängnis

Folglich schwand auch rasch der Wille der WWE, Chris Masters zu pushen, sodass er zu einem austauschbaren Undercard Bösewicht degradiert wurde. Lediglich die Master-Lock-Challenge hielt ihn noch eine Weile über Wasser, doch bei PPVs verlor er quasi immer und sollte letztlich nicht einen Titel in der WWE holen. Zwischenzeitig baute Chris Masters auch deutlich an Masse ab, wodurch sein Gimmick jedoch im Grunde genommen erledigt war. Als er später wieder Muskeln zulegte, war der Schaden bereits angerichtet.

Es sollte jedoch mehr als zwei Jahre dauern, bis sich ein WWE-Wrestler (ironischerweise in Gestalt des ebenfalls muskelbepackten Bobby Lashley) aus der Master-Lock-Challenge befreien konnte. Tatsächlich hält Chris Masters kurioserweise bis heute den (wohl ewigen) Rekord, John Cena dreimal zur Aufgabe durch Bewusstlosigkeit gezwungen zu haben. Diesen historischen Schnitt im Kerbholz wird Chris Masters wohl niemand mehr nehmen.

Heißer Nachbarschaftsstreit

Seit 2011 hat Chris Masters der WWE den Rücken gekehrt. Jedoch kam er 2013 noch einmal in die Schlagzeilen, als er TMZ-Berichten zufolge seine eigene Mutter vor einem brandstiftenden Nachbarn rettete. Der hatte sich Zugang zum Haus der Mutter verschafft, woraufhin diese sich im Schlafzimmer verbarrikadierte. Mordetzky versuchte von außerhalb zu schlichten, sah sich aber schließlich gezwungen, die Polizei einzuschalten.

Als der Nachbar daraufhin das Haus anzündete, riss Mordetzky wohl einen drei Meter langen Baum aus, mit dem er das Fenster zum Schlafzimmer einschlug und seiner Mutter so zur sicheren Flucht verhalf. Scheint so, als ob sich all die Muskelkraft am Ende doch gelohnt hat.


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