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Bericht und ausführliche Ergebnisse zu ONE Championship - Heart of Lion
Heute stand ab gediegener Mittagszeit ONE Championship - Heart of the Lion auf dem Speiseplan für den geneigten Kampfsportfan. Bei ONE Championship handelt es sich um eine der führenden Kampfsport-Promotions Asiens. Der Schwerpunkt liegt dabei nach wie vor bei MMA. Doch werden auch Muay Thai Kämpfe und Kickbox-Matches abgehalten. Etwas, was auch bei dieser Match Card der Fall sein sollte.
Nach den Vorkämpfen stand zunächst ein 3x3 Minuten Muay Thai Wettkampf im Bantamgewicht an. Alvari Ramazanov (RUS / 58-3) gegen Andrew Miller (SCO / 33-15-2). Der Schotte hier der klare Außenseiter. Und das sollte sich schnell zeigen. Denn beim Schotten waren schnell die Schotten dicht. Nach einem Niederschlag und einem Leg Trip (Fußfeger im Clinch) war bei der dritten Salve Feierabend.
Eine Kombination endete in einem Aufwärtshaken ans Kinn und resultierte im KO des Abends für den Russen. Andrew Miller ohne Chance! Ganz großartig übrigens: Dome Lau – ONEs Ringansager mit Howard Finkel Gedächtnis-Stimme und Intonation. Da fühlt man sich doch glatt an WWF-Glanzzeiten erinnert und wartet darauf, dass der Ultimate Warrior zum Käfig gerannt kommt!
Mighty Mouse und Eddie Alvarez schauen vorbei
Es folgte ein weiterer Kampf á 3x3 Minuten im Muay Thai. Jo Nattawut (Thai) 67-7 gegen George Mann (SCO) 31-5. Der Schotte der wesentlich Größere der beiden. Er war rund 16 cm größer. 1,94m groß. Eine gewaltige Größe für diese Gewichtsklasse! Und tatsächlich hatte Nattawut zunächst Probleme mit ihm. Der Schotte war kaum wirkungsvoll im Clinch zu treffen und verstand es gut, mit Front Kicks zu stochern. Nattawut verbrachte die erste Runde damit, sich erst einmal gegen einen so ungewöhnlich gebauten Gegner zu akklimatisieren. Vor allem seien Hände konnte er nicht so wirkungsvoll ins Ziel bringen, wie er es sonst zu tun pflegt.
Doch dann fand er zu dem gängigen Allheilmittel gegen Kämpfer mit großem Reichweitenvorteil: Leg Kicks! Kicks gegen das exponierte Vorderbein sind fast immer aussichtsreich bei wesentlich größeren Gegnern. Denn wer als Hüne in einer Gewichtsklasse unterwegs ist, der ist sich seines Reichweitenvorteils oftmals sehr bewusst und verwaltet diesen. Dafür stehen solche Fernkämpfer aber gerne schwer auf ihrem Vorderbein, was das Parieren von Leg Kicks fast unmöglich macht. Dessen besann sich Nattawut und ging ans Werk. Alsbald wurde sein Gegner langsamer und machte sich zunehmend Sorgen um die eigenen Beine, was wiederum das Oberstübchen angreifbarer machte. Und das zahlte sich aus. Nattawut nun mit immer mehr Treffern an den Kopf. Zum Ende hatte George Mann ein dickes Hämatom am Schädel, das eine sichtbare Schwellung hervorbrachte. Doch heldenhaft biss er die Zähne zusammen und hielt bis zum Schluss durch. Auch wenn dieser Kampf klar verloren ging, wie auch die Kampfrichter befanden. Diese bewerteten übrigens den ganzen Kampf. Eine Wertung nach Runden ist in Asien nicht üblich!
Danach gaben “Mighty Mouse“ Demetrious Johnson und Eddie Alvarez im Käfig zum Interview die Ehre. Beide kamen frisch von der UFC. Alvarez wollte auf zu neuen Ufern und träumt nun davon, nach Gold in Bellator und der UFC nun auch bei ONE zum Champion aufzusteigen. Er wäre der Erste, der bei allen drei Promotions einen Titel erstreiten würde, wenn ihm das gelingen sollte. Es sei denn, Ben Askren kommt ihm bei der UFC zuvor. Der ehemalige olympische Ringer und Bellator sowie ONE Champion hat kürzlich zur UFC gewechselt. Im direkten Austausch gegen Demetrious Johnson, den langjährigen Fliegengewicht Champion der UFC und das wohl beste Fliegengewicht, welches man in den MMA bislang bestaunen konnte. ONE wird sich in dieser Hinsicht noch zweifelsohne weiter eindecken, denn die UFC ist drauf und dran ihre Flyweight Division ganz und gar einzustampfen.
Danach kam es zum ersten MMA-Kampf der Main Card. Kota Shimoishi (Jap / 21-6) gegen Adrian Pang (AUS / (22-12) im Leichtgewicht. Der Australier Pang, ein Veteran von über 40 Lenzen, wollte es hier noch einmal wissen. Shimoishi war früh bestrebt, den Kampf auf den Boden zu bringen, was ihm auch gelang. Allerdings wendete Pang die Angelegenheit und kam alsbald selber in gute Position, um ein paar Schläge am Boden anzubringen. Der Kampf endete vorzeitig. Nach Runde eins musste Shimoishis Ecke das Handtuch werden, da sich der Japaner einen Cut knapp neben dem Auge zugezogen hatte. Dadurch war er ständig behindert, weil sich nicht verhindern ließ, das Blut in das Auge lief. TKO.
Petrosyan zeigt seine Klasse
Zunächst kämpften im Strohgewicht der Frauen Michelle Nicolini (BRA / 5-1) und Tiffany Teo (Singapur / 7-1). Nicolini eine unfassbare achtfache BJJ-Weltmeisterin! Es war also klar, wo sie sich das Meiste ausrechnen konnte: im Bodenkampf! Nicolini war dementsprechend bestrebt, den Kampf zum Boden zu bringen. Doch Teo wehrte die Takedowns gut ab und wurde erst zu Boden gebracht, als Nicolini sie in ihre Guard ziehen konnte, kam jedoch wieder frei. Ab der letzten Minute der ersten Runde musste Teo sich dann abermals am Boden erwehren, als Nicolini den heiß ersehnten Takedown landete. Und hier zeigte sich ihre ganze Klasse, als sie den Arm nach und nach isolierte und die Armbar anbringen konnte.
Teo war wahrscheinlich nur noch Sekunden von einer Aufgabe entfernt, konnte aber noch die letzten paar Sekunden überdauern, ehe sie von der Glocke gerettet wurde. Teo blieb in der Zweiten auf Abstand, sodass Nicolini keinen offensichtlichen Takedown angeboten bekam. Dadurch jedoch auch ihre Schläge inkonsequent. Gelbe Karte an beide Kämpferinnen durch den Ringrichter nach zwei Minuten wegen Inaktivität! Ein Takedown Versuch danach wurde zunächst abgewehrt. Doch der anschließende Versuch gelang. Wieder die dominanten Positionen für Nicolini. Doch Teo konnte dem Teufel noch einmal von der Schippe springen. Sie schaffte es, selber Top Control zu erlangen, als sie Nicolini am Boden konterte, trotz dass diese ihren Rücken hatte. Beeindruckendes Comeback von Teo! Zurück auf den Beinen wurde die Frau aus Singapur vom eigenen Publikum voran gepeitscht! Zum Ende der Runde hin mehr Dringlichkeit von Teo. In Runde drei wendete sich das Blatt. Ein früher Takedown Versuch scheiterte. Nicolini agierte nun sichtbar schwerfälliger. Immer wieder vereinzelte klare Treffer für Teo. Von Nicolini ging zwar sämtliche Vorwärtsbewegung aus, doch war sie sichtbar langsamer. Der Kampf drehte sich nun mit jeder Minute mehr. Selbst einige High Kicks fanden nun ihr Ziel! Teo traf nach Belieben! Klarer Sieg für Teo - das sahen auch die Kampfrichter so.
Anschließend kam es zu einem Catchweight-Match (3x3 Minuten) im Kickboxen. Sorgraw Petchyindee Academy (Thai / 36-17) gegen Giorgio Petrosyan (ITA / 97-2). Ganz Recht, “The Doctor“ Giorgio Petrosyan, einer der größten Kickboxer überhaupt, gab sich (wenn auch nicht zum ersten Mal) bei ONE die Ehre! Petrosyan mit den weit besseren Händen, die er auch zum zentralen Thema des Kampfes machte. Wann immer er Sorgraw am Käfig stellte, setzte es schwere Treffer. Petrosyan landete wesentlich mehr. Sorgraw war oft in seiner Defensive gefangen, bekam zwar meist rechtzeitig die Hände hoch, verkrampfte aber sichtbar. Zum Ende der Ersten setzte es eine Serie von schweren Treffern, die Sorgraw auf Rollschuhen zurückließ. Doch er erholte sich bemerkenswert gut und feuerte schließlich mit Body Kicks dagegen.
Dennoch klare erste Runde für Petrosyan. Auch in der Zweiten war Petrosyan absolut dominant mit seinen Händen. Die linke Gerade sowie der rechte Haken waren dabei die beiden Taktgeber. Sorgraw hatte zwar ein Kinn aus Stahl, doch konnte er keine zusammenhängende Offensive zusammenschustern, um Petrosyan Respekt abzunötigen und diesen auf Abstand zu halten. In der Dritten blieb es dabei. Sorgraw, seinerseits ein Lumpinee Stadium Champion in Thailand (einer der höchsten Titel im Muay Thai), wurde hier an der Leine durch den Ring geführt. Glasklarer Sieg für Petrosyan! Einer der beeindruckendsten Kickboxer unserer Zeit!
Wachablösung an der Spitze: Belingon wird neuer Champion
Im Co-Main Event traf Christian Lee (Singapur / 9-3) auf Kazuki Tokudome (Japan / 18-9-1). Diese Nummer war relativ schnell durch. Lee machte früh Druck und deckte den Japaner mit Schlägen ein. Es war Mitte der der ersten Runde eine Kombination aus einem linken Low kick und einem anschließenden rechten Haken, die Tokudome zu Boden brachte. Lee folgte ihm sofort, nahm den Rücken und landete von dort aus Treffer, gegen die sich der Japaner nicht mehr intelligent verteidigte. TKO. Vollkommen richtig entschieden. Christian Lee, der mit seinen 20 Jahren noch viel Potenzial nach oben hat, kam nach zuletzt zwei Niederlagen so wieder zurück auf die Siegerstraße.
Im Hauptkampf traf Kevin Belingon (Philippinen / 19-5) auf Bibiano Fernandes (BRA / 22-3). Es stand die Titelvereinigung an. Belingon war der interimsmäßige Bantamweight Champion, Brasiliens Fernandes der reguläre Bantamweight Champion. Überdies handelte es sich bei Fernandes um den am längsten amtierenden ONE-Champion. Ungeschlagen seit 2011! Belingon versuchte bereits früh, wie im Vorfeld angekündigt, zum Körper zu arbeiten. Doch war er meist zu weit weg, um dies mit der angekündigten Konsequenz zu tun. Einerseits wollte er zwar zum Körper arbeiten, fürchtete aber andererseits die ringerischen Fähigkeiten von Fernandes, insbesondere im Bodenkampf. Doch machte sich Belingon selber Mut, in der er einige Takedowns abwehrte und andernfalls, wenn ihm dies nicht gelang, wieder schnell auf die Beine zurückkam. Auf den Beinen feuerte Belingon alles mit maximaler Power, sodass Fernandes auf der Hut sein musste.
In den folgenden Runden verebbte der Kampf ein wenig. Belingon musste auf die Bremse treten, wodurch aber Fernandes auf den Beinen wieder besser in den Kampf fand. So landete dieser immer wieder rechte Haken aus dem Konter heraus. Auch brachte er den Kampf noch einige Male zu Boden, wo er mit guten Positionen klar die Oberhand hatte. Auch wenn sich Belingon stellenweise noch befreien konnte. Erst zum Ende hin, in Runde fünf, wurde Belingon, der seine Kräfte ökonomisch eingeteilt hatte, wieder munter und erhöhte den Druck. Vor allem weil ihm in Runde vier ein Niederschlag gelungen war, durch den Belingon neuen Mut schöpfte. In dieser Phase zeigte er mehr Volumen. Fernandes schien zögerlich, möglicherweise müde. Vor allem aber schien es, als hätte er in seinen Augen genug gemacht. Er stellte Belingon nun nur noch sehr inkonsequent nach und ließ nahezu die gesamte letzte Runde auf den Beinen verstreichen, wo Belingon noch mal Gas gab. Allerdings auch wenig Zwingendes dabei. Abgesehen vom Volumen. Zum Ende hin, als Fernandes noch mal zum Leben erwachte, floh Belingon teilweise fast vor ihm. Wohl, weil er einen späten Takedown um jeden Preis verhindern wollte.
Die Kampfrichter waren sich uneins und es gab eine Split-Decision zugunsten von Belingon – sehr zur Begeisterung des anwesenden Publikums. Fernandes konnte es nicht fassen! Fakt war jedoch, dass er einen Kampf, in dem er recht knapp geführt hatte, noch mal ohne Not offenließ, indem er die letzte Runde nicht mit letzter Konsequenz zu Werke ging. Er versäumte es, anzuerkennen, dass er hier gegen den Mann mit Heimvorteil ein deutlicheres Statement hätte abgeben müssen. Und so verlor er seinen ersten Kampf seit mehr als sieben Jahren! Und seinen Titel.
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