AEW vs. WWE – Kann All Elite Wrestling mit der WWE konkurrieren? - Aktueller Ausblick

Kann die AEW mit der WWE konkurrieren?

Bildquelle: Miguel Discart from Bruxelles, Belgique CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Erleben wir gegenwärtig die ersten kleinen Vorbeben in der US-amerikanischen Wrestling-Landschaft, die von turbulenten Entwicklungen künden könnten? Bekanntermaßen liegt einiges im Argen beim Marktführer WWE. Die Einschaltquoten sinken und Vince McMahon wird immer mehr dafür kritisiert, mit halb garen bis schlechten Ideen die kreativen Prozesse innerhalb der WWE an die Wand zu fahren. In letzter Zeit scheint immer nur im Rahmen von Kritik und Negativentwicklungen die Rede von der WWE zu sein. Just in dieser Situation tritt All Elite Wrestling (AEW) auf den Plan. Gegründet von Ex-WWE Wrestler Cody Rhodes, dem aufsehenerregenden Indy Tag Team “Young Bucks“ (Nick und Matt Jackson) sowie dem Wrestler Kenny Omega und unterstützt von potenten Geldgebern (denen bereits ein NFL Team und ein englischer Fußball-Klub gehören), scheint die AEW der ärgste Konkurrent seit der WCW zu werden. Und das nicht mehr nur hypothetisch.

Die ersten beiden Veranstaltungen der AEW waren ein voller Erfolg! Sowohl der erste PPV (All-In) als auch der zweite PPV (Double or Nothing) fanden jeweils vor Tausenden von Fans statt. In einer Größenordnung also, in der sonst nur die WWE operiert. Dabei waren im Fall von Double or Nothing 12.000 Tickets für das MGM Grand in Las Vegas in vier Minuten verkauft! Überdies erzielte der PPV eine Kaufrate von rund 98.000 Käufen – trotz eines Preises von rund 50 Dollar! Weit mehr als TNA (die phasenweise als möglicher Konkurrent zur WWE gehandelt wurden) je erreichen konnte.

Bei Double or Nothing hatten sowohl Chris Jericho als auch Dean Ambrose ihre Auftritte! Ersterer lehnte einen WWE-Vertrag ab, um stattdessen zur AEW zu gehen und Ambrose sattelte von der WWE zur AEW um. Und nun ist auch noch gewiss, dass die AEW einen Fernsehdeal mit TNT gelandet hat. Pikanterweise eben jene Sendestation, die in den 90ern die WCW beherbergte.

Das Timing könnte kaum besser sein

Tatsächlich scheint die Zeit extrem günstig für einen Markteinstieg zu sein. Der Überdruss, welcher der WWE entgegenschlägt, schafft mittlerweile Tatsachen. So liegen die Einschaltquoten der WWE-Flaggschiff-Show RAW in 2019 bis zu 30% niedriger im Vergleich zum Vorjahr. Dies stellt einen alles Andere als unbedenklichen Einbruch dar, da die Quoten seit der Jahrtausendwende (als sie noch ungleich höher waren) ohnehin stetig nach unten gingen. Zwischen WrestleMania 34 und 35 hat das WWE Network rund 120.000 Abonnenten verloren. Und die RAW-Ausgabe vom 10. Juni erzielte gar die schlechtesten Einschaltquoten, die je einer RAW-Ausgabe abseits von Feiertagen zuteilwurden.

Damit entwickelt sich die WWE nahezu diametral entgegen dem Rest der Wrestling-Szene. Zwar gibt es immer noch kaum Indy Wrestling Shows, die regelmäßig mehr als einige hundert bis eintausend Fans ziehen. Doch eingedenk der Streaming-Angebote und der mittlerweile gewachsenen Userbase (da die Technik etablierter ist) können viele Indy Promotions ihr Produkt nun besser monetarisieren. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung der NWA. Diese war seit dem Ende der 80er eigentlich nur noch ein wandelnder Leichnam. Doch seit der Smashing Pumpkins Sänger Billy Corgan die NWA aufgekauft hat, präsentiert sie sich auf einmal wie neu geboren. Erst jüngst zog sie ein großes Publikum in Norfolk England und besticht auf YouTube mit großartiger Produktpräsentation. Und dann fährt da noch die AEW wie der Teufel ins Gebet und zieht auf einmal Zuschauer in bedeutende Arenen, wie es sonst nur die WWE tut.

AEW will Wrestling "revolutionieren" – aber was heißt das?

Die AEW startet also mit Volldampf. Dass sie die Mittel dazu hat, steht außer Frage. Shahid Khan und sein Sohn Tony Khan sind die Investoren und Eigner. Ihnen gehören bereits die Jacksonville Jaguars aus der NFL sowie der FC Fulham aus der englischen Championship (entspricht Liga zwei). Shadid Khan ist Milliardär und laut dem Forbes Magazine einer der reichsten 100 Amerikaner. Diese Mittel schlagen sich im besten Vertrag nieder, den Chris Jericho, laut eigener Aussage, je bekommen hat. Wenn man bedenkt, wo der mittlerweile 48-Jährige schon überall aufgetreten ist und was er bei der WWE erreicht hat, dann spricht das Bände. Oftmals redet Cody Rhodes, der auch als kreativer Ratgeber und Vizepräsident auftritt, davon, dass die AEW das Wrestling revolutionieren will. Das klingt nett aber auch nach beflissenem Marketing-Sprech. Was könnte es also bedeuten?

 

 

Sehr wahrscheinlich werden die kreativen Prozesse bei der AEW kürzere Dienstwege gehen als bei der WWE. Die WWE setzt bekanntermaßen auf eine Armee von Schreibern, die den Wrestlern jedes Wort, abgesegnet und ggf. abgeändert von Vince McMahon, in den Mund legt. Eben dies kritisierte Dean Ambrose scharf, der sich von solchen Skripten geknebelt fühlte und sie inhaltlich oft als unsinnig empfand. Damit sprach er scheinbar nicht nur vielen der Fans, die diesen Unsinn schon lange kritisieren, sondern auch einem Teil seiner ehemaligen Kollegen aus der Seele. Denn die Backstage Moral in der WWE soll so schlecht sein wie schon lange nicht mehr. Was künftige Wechsel zur AEW, wie jenen von Ambrose, wahrscheinlich erscheinen lässt.

Wrestler als Angestellte – leider wohl immer noch utopisch

Eher unwahrscheinlich ist hingegen, dass die AEW ihre Wrestler als Angestellte anstatt als selbstständige Mitarbeiter behandelt. Zwar wurde diese Hoffnung im Vorfeld von außen befeuert. Jedoch hat die AEW solche Absichten nie eindeutig bekundet. All das Gerede darüber, dass AEW-Wrestler als Angestellte behandeln wird, ist also ein bisschen zu optimistisch. Als Chris Jericho kürzlich bei Jesse Ventura im Interview war, wich er dessen konkreter Frage danach sichtbar aus. Ventura ist ein ehemaliger Wrestler, der sich schon zu Zeiten von WrestleMania 2 für eine Gewerkschaft der Wrestler und dafür, dass sie eingedenk ihrer exklusiven Verträge als Angestellte zu behandeln seien, starkgemacht hatte. Allerdings ist kaum davon auszugehen, dass die AEW mit dieser doppelzüngigen Geschäftspraxis brechen wird. Sie ist aus Sicht der Promoter einfach zu vorteilhaft, da diese ein Haufen an Versicherungen und sozialen Verbindlichkeiten sparen. Ganz zu schweigen davon, dass es ein keineswegs zufälliges Machtinstrument in der Geschäftsbeziehung zwischen Wrestlern und Promotern darstellt. Denn Erstere werden nur nach Auftritten bezahlt – nicht nach Gehalt – und können jederzeit gefeuert werden.

Überdies ist dieser Missstand ein Standard, der über das Wrestling hinausgeht. Im Preiskampf (sei es MMA, Boxen oder Kickboxen) ist es nicht anders. Auch dort werden alle Kämpfer als unabhängige Vertragspartner behandelt. Ob die AEW es sich leisten will, der Heilige unter den Sündern zu sein, erscheint doch sehr zweifelhaft. Warum sonst sollten sämtliche Äußerungen, sobald es unmissverständliche Fragestellungen in diese Richtung gibt, derart Wischiwaschi sein? Was die AEW jedoch bereits durchblicken ließ: Ihr Tour-Plan wird wohl entspannter sein als jener der WWE, da man nicht so absurd viel Material auf Wochenbasis produzieren wird, wie es die WWE gegenwärtig tut und da man auf House Shows weitgehend verzichten wird.

Teufels Advokat: Woran AEW scheitern könnte

Der Tisch scheint gedeckt zu sein für die AEW, nun da die WWE von Entwicklungen eingeholt wird, die hartgesottene Fans schon seit Jahren nerven. Jedoch sollte die AEW nicht auf Gedeih und Verderb mit der WWE konkurrieren. Denn selbst eine gegenwärtig von schlechten Einschaltquoten und schlechter PR geplagte WWE ist immer noch eine immens profitable WWE. Die WWE hat sich in puncto Vertrieb und Merchandising so stark aufgestellt, dass sie auch im Lichte der gegenwärtigen Entwicklungen immer noch immens profitabel ist. Und das WWE Network umfasst immer noch rund 2 Millionen Abonnenten weltweit. Nicht zu vergessen, dass die WWE die Sendeplätze für Smackdown und RAW erst dieses Jahr neu ausgehandelt und dabei richtig abgesahnt hat. Bis 2024 sind diese weitgehend unter Dach und Fach. Kurzum: Die WWE ist immer noch ein Titan!

Der große Quotenkrieg wird fürs Erste ohnehin ausbleiben. Denn die AEW wird aller Voraussicht nach ihre ab dem Herbst beginnende, wöchentliche TV-Show am Dienstag oder Mittwoch ausstrahlen. Abseits der Sendezeiten von RAW und Smackdown. Wichtig wird sein, dass die AEW ein belastbares Tagesgeschäft etabliert, das auch ohne die anfängliche Euphorie weiterläuft. Vor allem muss sie den richtigen Ton treffen. Die Wrestler im Wesentlichen für sich sprechen zu lassen und so mit weitgehender kreativer Freiheit ihre Charaktere entwickeln zu lassen, ist ein guter Ansatz. Etwas schwieriger könnte der Drahtseilakt werden, ein Produkt zu liefern, das eingefleischte Fans sowie ein breites Mainstream Publikum gleichermaßen anzusprechen weiß. Erst wenn das gelingt – und das ist nicht wenig – lohnt sich der Seitenblick zur WWE. Und wer weiß, was sich bis dahin bei der WWE geändert hat. Immerhin schart dort ein gewisser Triple H schon mit den Hufen, um Vince McMahon zu beerben.


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