Bildquelle: CNN World Sports via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Naomi Osaka im Interview: „Konnte nicht damit umgehen, die Nummer eins zu sein“
Naomi Osaka blickt auf ein sehr bewegtes Tennis-Jahr mit Höhen und Tiefen zurück. Nach glanzvollem Start und den Sieg bei den Australian Open übernahm die Japanerin sogar die Spitze der Weltrangliste. Doch dann ging es bergab. „Ich konnte damit nicht umgehen“, bestätigt Osaka im Gespräch mit CNN. Zudem gewährt sie Eindrücke über die hohe Erwartungshaltung und den Druck auf ihren Schultern und verrät, wie sie wieder die Kurve gekriegt und zur alter Form gefunden hat.
Für Naomi Osaka ist das Tennis-Jahr 2019 vorzeitig beendet. Zwar erwischte die 22-Jährige beim WTA-Finale im chinesischen Shenzhen mit dem 7:6 (7:1), 4:6. 6:4-Sieg gegen Petra Kvitova aus Tschechien einen Start nach Maß, doch eine Schulterverletzung macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin kann das Turnier nicht fortsetzen und wird in der Roten Gruppe durch Kiki Bertens aus den Niederlanden ersetzt.
Nummer eins der Welt als Last für Osaka
Noch vor ihrem verletzungsbedingten Ausscheiden stand Naomi Osaka dem Nachrichtensender CNN Rede und Antwort und sprach offen über zwischenzeitliches Tief. Denn nachdem sie im Januar noch die Australian Open gewinnen konnte (Finalsieg über Kvitova), übernahm sie als erste asiatische Tennisspielerin der Geschichte den 1. Platz der Weltrangliste. Es war in ihrer jungen Karriere bereits der zweite Grand-Slam-Sieg, nachdem sie zuvor bei den US Open 2018 triumphierte.
Doch der Status als weltbeste Tennisspielerin konnte sie nicht beflügeln - im Gegenteil. „Ich hatte dieses Zwischentief, nachdem ich die Nummer eins geworden war, da ich nicht wirklich damit umgehen konnte [...]. Ich bin es jedoch mittlerweile gewohnt und sehe es als Privileg an, dass von mir erwartet wird, in die Fußstapfen von jemandem zu treten“, sagte Osaka, die ihre Erfolgsserie nach ihrem Siegeszug in Melbourne nicht fortsetzen konnte.
„Plötzlich hatte keiner mehr mit mir gerechnet“
Bei den French Open in Paris, wo sie an Nummer 1 gesetzt war, ereilte die Rechtshänderin in der 3. Runde gegen die Tschechin Katerina Siniakova (4:6, 2:6) das frühzeitige Aus. Danach büßte sie auch Platz 1 der Weltrangliste ein. Aber es sollte noch schlimmer kommen. In Wimbledon verlor Osaka gar ihr Auftaktmatch gegen die krasse Außenseiterin Julija Putzinzewa (6:7, 2:6) - eine Blamage! Auch bei den folgenden US Open lief es nicht viel besser. Als Titelverteidigerin und große Favoriten gestartet, musste Osaka nach ihrer Pleite im Achtelfinale gegen Belinda Bencic aus der Schweiz (5:7, 4:6) vorzeitig die Koffer packen.
„Ich gewann die beiden Grand Slams (US Open 2018, Australian Open 2019, Anm.d.Red.), dann kam das Zwischentief und plötzlich hatte keiner mehr so richtig mit mir gerechnet. Und dann sagte ich mir, dass ich nicht die Person sein wollte, die aus dem Gedächtnis verschwindet“, blickt Osaka zurück und ergänzt: „Und was auch immer passiert, ich möchte eine Art Vermächtnis hinterlassen. Ich bin ein ziemlich guter Wettkampfspieler - so habe ich mir einen Namen gemacht. Also spiele ich definitiv besser gegen härtere Gegner.“
Osakas Weg aus der Krise durch „weniger Selbstzweifel“
Aus ihrem Tief konnte sich Naomi Osaka befreien. Bei der Hartplatzveranstaltung China Open konnte sie im Oktober den Titel abräumen und bezwang im Endspiel die favorisierte Ashleigh Barty aus Australien mit 3:6, 6:3, 6:2. Doch wie fand sie zu ihrer alten Form? „Ich denke, es ist meine Einstellung. Ich glaube mehr an mich als zuvor. Früher hatte ich ein paar Selbstzweifel, die ich zwar immer noch habe, aber nicht mehr so viele.“
Trotz verbleibender Restzweifel ist die Liebe zum Tennis bei Naomi Osaka, die aktuell Nummer 3 der Weltrangliste ist, wieder neu entfacht: „Genieße, was du tust - egal was es ist“, lautet ihr Motto. „Nachdem ich dieses Jahr bei den US Open früher als geplant verloren hatte, ging ich in mich und dachte: ‚Es gibt nichts, was ich lieber tun würde, als Tennis zu spielen.‘„Nun gilt es aber erstmal, die Schulterverletzung auszukurieren und sich auf die Mission Titelverteidigung bei den Australian Open vorzubereiten.
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