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Josef Fischer - Der Erste
Josef Fischer war der erste deutsche Radrennfahrer im Straßenrennen, der internationale Bekanntheit erlangen konnte und zeitweise während der Anfangsphase des Sports als einer der besten Radsportler der Welt galt. Er war vor allem ein Spezialist für Eintagesrennen, was damals (Ende des 19. Jahrhunderts) aber noch kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal war, da die meisten Radrennen Eintagesrennen waren. Auch im Bahnradfahren war er später aktiv, aber nicht allzu erfolgreich. Ferner erlangte er in öffentlichen Wettrennen gegen Reiter, Kutschen und dergleichen Erfolge und Bekanntheit.
Josef Fischers Platz in den sporthistorischen Geschichtsbüchern wird ihm wohl auf ewig sicher sein, denn er zeigte sich für mehrere bedeutende erste Male verantwortlich. So war er nicht nur der erste deutsche Star im Straßenrennen. Er war 1903 der erste deutsche Teilnehmer bei der Tour de France. Vor allem war er der erste Gewinner des großen Radsport Monuments Paris-Roubaix. Und darüber hinaus war er für sehr lange Zeit der einzige deutsche Gewinner dieses heute enorm renommierten Rennens. Es sollte bis 2015 dauern, ehe mit John Degenkolb ein weiterer deutscher Radsportler das Rennen gewinnen konnte – 119 Jahre nach Fischer!
Josef Fischer - Der große Unbekannte
Über den Werdegang von Josef Fischer ist, aufgrund des zeitlichen Abstands und der relativen Obskurität des Straßenradsports in der damaligen Zeit, nicht allzu viel bekannt. Sicher ist, dass Fischer gelernter Schmied war. Ferner ist bekannt, dass Josef Fischer zumindest phasenweise von einer Fahrradfabrik gesponsert wurde. So beispielsweise bei der Distanzfahrt Wien-Berlin, die Fischer einmal gewinnen konnte.
Während man zu den Wurzeln Fischers also nicht allzu viel weiß, ist seine Wirkung weit besser belegt. Denn er war der erste deutsche Radsportler, der Straßenrennen in Deutschland popularisieren konnte (der Bahnradsport war damals weit populärer). Insbesondere aufgrund seiner Erfolge bei deutschen Straßenrennen. Die meisten seiner Siege erstritt Fischer bei deutschen Distanzrennen. Aber auch in der Schweiz und in Österreich war er erfolgreich. Dabei zeichnete er sich laut Zeitzeugen durch außerordentliche Rennhärte, eine gute Bergfestigkeit und großen Wagemut in der Abfahrt aus.
Steckbrief zu Josef Fischer
Nationalität: Deutschland
Spitzname: -
Teams
Unbekannt
Die größten Erfolge von Josef Fischer
- München–Pilsting (1892)
- München–Coburg (1892)
- Wien–Berlin (1893)
- Moskau–St. Petersburg (1893)
- Freiburg–Colmar–Basel (1893)
- Mailand–München (1894)
- 2x Triest–Graz–Wien (1894, 1895)
- Paris–Roubaix (1896)
- Deutsche Meisterschaft der Steher (Bahnradsport) (1896)
- 2x Vier Tage von Hamburg (1897, 1899)
- Bordeaux–Paris (1900)
Mit Sekt zum historischen Sieg
Als allererstem Sieger überhaupt von Paris-Roubaix gelang Josef Fischer eine beeindruckende Leistung. Sein Vorsprung war zum Ende hin so groß, dass er die sechs letzten Runden im Velodrom (noch heute wird Paris-Roubaix mit einer Runde im Velodrom beendet) bei einem Gläschen Sekt hinter sich bringen konnte.
1904 beendete Josef Fischer seine Karriere und wurde anschließend Chauffeur für Adelige in Paris. Der Erste Weltkrieg zwang ihn anschließend, nach Deutschland zurückzukehren. Danach ist nicht mehr viel über seine Biografie bekannt. Sicher ist jedoch, dass Josef Fischer beide Weltkriege überlebte und im Jahr 1953 im rüstigen Alter von 88 Jahren in München verstarb. Ein Pflasterstein in Roubaix erinnert bis heute an Josef Fischer, den Gewinner der aller ersten Auflage von Paris-Roubaix – dem zweitältesten Radrennen, das heute noch auf Weltniveau ausgetragen wird (nur Lüttich-Bastogne-Lüttich ist noch älter).