Gael Monfils siegt über Stan Wawrinka beim ATP-500 Turnier in Rotterdam

Monfils siegt bei ATP-500 gegen Wawrinka

Bildquelle: Tatiana from Moscow, Russia CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Die zweite Hälfte der abgelaufenen Tenniswoche gehörte weitgehend den Außenseitern. Bei den Herren standen sich in beiden ATP-Hallenturnieren jeweils zwei nicht gesetzte Akteure im Endspiel gegenüber. Gael Monfils siegte beim wichtigsten Turnier – in Rotterdam, Reilly Opelka gewann in New York. Bei den Damen sorgte Elise Mertens (Belgien) nach ihrem Halbfinalsieg gegen die Deutsche Angelique Kerber mit einem weiteren Dreisatzerfolg gegen die topgesetzte Simona Halep für die größte Finalüberraschung.

In Buenos Aires beim ATP-Sandplatzturnier bestach der an Drei gesetzte Italienier Marco Cecchinato gegen den Lokalmatadoren Diego Schwartzman nicht nur mit nahezu fehlerfreiem, druck- und anspruchsvollem Tennis, sondern auch mit Coolness vor einem Publikum, das so eigentlich eher bei einem Fußballspiel zu erwarten wäre. Von Pfiffen, Gesängen und Unmutsbekundungen ließ er sich zu keiner Sekunde beeindrucken und siegte im Eiltempo 6:1, 6:2.

Die beiden Protagonisten, die ihre Verletzungen besiegten

Nachdem Gael Monfils zu Beginn der Woche in seiner Erstrundenpartie gegen den Belgier David Goffin aufs Handgelenk gekracht war und zeitweise eine einhändige Rückhand hatte spielen müssen, dachte er wohl kaum daran, das ATP-500 in Rotterdam gewinnen zu können. Ob er seine Turnierwoche würde überhaupt fortsetzen können, stand wohl eher im Mittelpunkt seiner Gedanken. Der 32-jährige Franzose konnte, spielte sich als ungesetzter Underdog von Runde zu Runde bis ins Finale – und dort wartete sein Pendant aus der Schweiz, der ein Jahr ältere Stan Wawrinka, der erstmals nach seiner schweren Knieverletzung 2017 wieder ein ATP-Endspiel erreichte.

Die Fans erwartete zugleich ein Duell von zwei der besten Freunde auf der Tour, die miteinander trainierten, ihr erstes Match bereits vor zwölf Jahren gegeneinander bestritten und sich kennen wie ihre eigene Westentasche.

Monfils holt Satz 1 dank unwiderstehlicher Athletik

Da sich die Stile des angriffslustigen Wawrinka (Sieger in Rotterdam 2015) und des wieselflinken Monfils (Finalist 2016) wunderbar ergänzen und beide einen guten Finaltag erwischten, gab es zudem wunderbares, interessantes und in den grundverschiedenen Sätzen ebenso abwechslungsreiches Tennis zu bestaunen. Zunächst schien die unwiderstehliche Fitness von Gael Monfils den Ausschlag zu geben. Was auch immer der von der Grundlinie ballernde „Stan the man“ versuchte: Der Franzose erreichte quasi jeden Ball. Sicher profitierte er dabei auch vom eher langsamen Belag in Rotterdam, ganz gewiss von seiner Reichweite bei 1,93 m; in aller erster Linie jedoch von einer Athletik, die im gesamten Spielerkreis kaum zu schlagen sein dürfte. Mit 6:3 holte sich Monfils Satz 1.

Spektakuläre Ballwechsel mit besserem Ende für den Franzosen

Doch schlagartig mit dem Beginn des zweiten Durchgangs wendete sich das Blatt komplett. Nun gelang Wawrinka alles, während Monfils anscheinend mit Problemen im Adduktorenbereich zu kämpfen hatte und somit seine größte Waffen – die Laufarbeit – stark beeinträchtigt schien. Der Schweizer gewann 6:1 und alles sprach für ihn. Bis auf den Kampfeswillen seines Freundes, dessen Körper im dritten Abschnitt anscheinend wieder rund lief. Bereits nach einem der vielen spektakulären Ballwechsel hatten sich beide augenzwinkernd am Netz umarmt.

Wenige Minuten später taten sie es nach dem erfolgreich genutzten Matchball zum 6:3, 1:6, 6:2 von Gael Monfils noch einmal final. Für beide ist klar: In dieser Verfassung bleiben sie nicht lange ungesetzt, auch nicht bei derart großen Turnieren. Weltranglistenpunkte heimsten die beiden ehemaligen Top-Ten-Spieler in jedem Fall satt ein.

Eiskalter Cecchinato lässt die Rückhand sprechen

Wesentlich einseitiger gestaltete sich überraschenderweise das Finale des Sandplatzturniers in Buenos Aires zwischen den an Drei und Vier gesetzten Marco Cecchinato (Italien) und Diego Schwartzman. Der Argentinier hatte in seiner Heimatstadt das für Tennisveranstaltungen regelrecht frenetische Publikum vollauf hinter sich. Mehr aber an diesem Tag nicht. Im Grunde chancenlos musste er sich Cecchinato 1:6, 2:6 ergeben, nachdem Schwartzman noch im Halbfinale den topgesetzten Dominic Thiem (Österreich) in drei Sätzen besiegt hatte.

Cecchinato jedoch traf nahezu alles so, wie er es wollte. Sein eigener Aufschlag war zu keiner Zeit in Gefahr, Diego Schwartzman erzielte bei Rückschlag weniger als zehn Punkte im Gesamten – für ein Sandplatzmatch-Finale enorm ungewöhnlich. Vor allem mit der Rückhand konnte Cecchinato machen, was er wollte: Longline, Kurzcross, Diagonal, Stopps: Alles passte wie angegossen. Zudem brachte er das Kunststück fertig, die fanchorartige Kulisse anscheinend bis zum Schluss zu ignorieren.

Ausschließlich Premierensieger in New York, darunter zwei Deutsche

Im ATP-Finale auf dem schnellen Hartplatz in New York fanden sich nach einer jeweils herausragenden Karrierewoche mit Reilly Opelka (USA, vorher 89. der Weltrangliste) und Brayden Schnur (Kanada, 154.) zwei massive Underdogs ein. Für beide waren schon die Finalteilnahmen eine Premiere, was man zwar hin und wieder an der Nervosität beider in entscheidenden Momenten merkte, nicht jedoch an ihrer beeindruckenden Gesamtperformance über zwei Stunden. 6:1, 6:7 und 7:6 siegte letztlich der 2,11 m große Opelka, der mit seinen 43 Assen dabei nur knapp am Allzeitrekord für die Anzahl der Asse in Dreisatzmatches vorbeischrammte (Ivo Karlovic, 45). Auf dem Weg ins Finale hatte Opelka zuvor den Weltranglisten-Neunten John Isner (USA) aus dem Turnier geworfen.

Ebenfalls ihren ersten Turniersieg feierten anderthalb Jahre nach ihrem Zusammenschluss die Deutschen Kevin Krawietz und Andreas Mies. Im Endspiel der Doppelkonkurrenz besiegten sie das routinierte Gespann Santiago Gonzales/Aisam-ul-Haq Qureshi (Mexiko/Pakistan) mit 6:4, 7:5.

Für Kerber und Görges geht es von Doha nach Dubai

Bei den Damen unterlag bereits am Samstag Simona Halep als topgesetzte Favoritin das WTA-Premium-Turnierfinale in Doha gegen die Belgierin Elise Mertens. Mertens gewann in drei Sätzen, nachdem sie dies schon im Halbfinale gegen Angelique Kerber geschafft hatte. Für sie alle ging die Golfstaatenreise derweil weiter. Beim WTA-Premiere-5-Turnier in Dubai, noch eine Kategorie größer, wird auch die Weltranglistenerste Naomi Osaka erstmals nach ihrem Sieg bei den Australien Open wieder starten.

Dort geht es für Julia Görges in der ersten Runde gegen die Amerikanerin Alison Riske, gegen die sie fünf Tage zuvor im Doha-Achtelfinale noch gewonnen hatte, ehe für die Deutsche das Viertelfinale Endstation war.


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