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Saison 1971/72: Trainerentlassung von Branko Zebec beim VfB Stuttgart
Anfang der 1970er Jahre sollte Branko Zebec den VfB Stuttgart in erfolgreiche Gewässer führen. Doch der Kroate, der einer der bekanntesten Trainer der Bundesliga-Geschichte ist, scheiterte vorzeitig. Keine zwei Jahre konnte sich der Zebec im Sattel halten. Am 28. Spieltag der Saison 1971/72 wurde er gefeuert. Sport-90 beleuchtet die Trainerentlassung von Branko Zebec beim VfB Stuttgart.
Beim VfB Stuttgart tummelten sich in den ersten Jahren der Bundesliga so einige prominente Trainernamen. Darunter Rudi Gutendorf (von März 1965 bis Dezember 1966) oder Albert Sing (Dezember 1966 bis Juni 1967). Auch Branko Zebec gehört zweifelsohne dieser Riege an. Doch genau wie seine anderen namhaften Vorgänger, hatte er bei den Schwaben wenig Erfolg.
1970: Trainer-Coup - VfB Stuttgart holt Branko Zebec nach Bayern-Aus
Dabei schien dem VfB Stuttgart im Sommer 1970 mit der Verpflichtung von Branko Zebec ein echter Trainer-Coup geglückt zu sein. Denn der damals 41-jährige Fußballlehrer war international angesehen und konnte mit dem FC Bayern 1968/69 das erste Double des Vereins aus Meisterschaft und DFB-Pokal holen.
Nachdem Zebec in München im März 1970 entlassen wurde, schlug der VfB Stuttgart zu. Bei den Schwaben trat Zebec in die Trainer-Fußstapfen von Übergangslösung Franz Seybold, der mit den Stuttgartern immerhin Siebter wurde.
Nur Zwölfter im 1. Jahr: Trainer Zebec enttäuscht beim VfB Stuttgart
Mit dem jungen Erfolgstrainer Branko Zebec, der für seinen autoritären Führungsstil und harte Trainingsmethoden bekannt war, wollten die Brustringträger in der Bundesliga noch höher hinaus und sich endlich in der Spitzengruppe etablieren. Denn mit Ausnahme des 5. Platz in der Saison 1968/69 dümpelte der VfB Stuttgart in den ersten Jahren seiner Bundesliga-Historie hauptsächlich im Tabellen-Mittelfeld herum.
Doch die hohen Erwartungen der VfB-Verantwortlichen konnte Branko Zebec schon in der ersten Saison seiner Amtszeit nicht ansatzweise erfüllen. In der vom großen Bundesliga-Skandal überschatteten Saison 1970/71 wurde die Zebec-Truppe lediglich Zwölfter. Mit 30:38 Punkten hatte der VfB Stuttgart in der abschließenden Bundesliga Tabelle lediglich ein 3-Punkte-Polster auf die Abstiegsregion. Schlechter hatten die Stuttgarter in den ersten acht Spielzeiten der Bundesliga bis dahin nie abgeschnitten. Zugleich war es die zweitschlechteste Punkteausbeute.
1971/72: Branko Zebec erwischt Traumstart mit VfB Stuttgart
Dennoch: Nach dem enttäuschenden Debütjahr hielt der VfB an Zebec fest und der „Diktator“, wie der kompromisslose Übungsleiter genannt wurde, führte den VfB Stuttgart in die Saison 1971/72. Das Vertrauen sollte sich zunächst auszahlen. Zumindest was die Ergebnisse betrifft. Denn der VfB Stuttgart legte einen Traumstart hin und fertigte am 1. Spieltag Hertha BSC mit 3:0 ab. Dabei erwischte auch Mittelfeld-Neuzugang Hans „Buffy“ Ettmayer mit einem Doppelpack einen Einstand nach und der Fußballlegionär aus Österreich, der von Wacker Innsbruck ins Schwabenländle kam, avancierte direkt zum Publikumsliebling der VfB-Fans.
Weitere VfB-Neuzugänge im Sommer 1971 waren übrigens auch Verteidiger Egon Cordes (kam von Weder Bremen) und Stürmer Horst Köppel (Gladbach), die beide selbst später Karriere als Bundesligatrainer machten.
Höhenflug unter Zebec: Nur eine Pleite nach elf Spielen
Nach dem Traumstart sollte es für Branko Zebec und den VfB Stuttgart weiter gut laufen. Zwar gab es nach dem Auftakterfolg gegen Hertha in den nächsten vier Ligaspielen neben drei Unentschieden nur noch einen Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:1). Doch die Brustringträger grüßten nach fünf Runden von Rang drei.
Auch von der ersten Saisonpleite, die es am 6. Spieltag ausgerechnet bei Schlusslicht Arminia Bielefeld (0:1) setzte, ließ sich der VfB Stuttgart nicht aus der Bahn werfen. Im Gegenteil: In vier der nächsten fünf Partien konnte VfB-Trainer Zebec einen Sieg seiner Mannschaft bejubeln (gegen Bochum, Bremen, Hannover, Duisburg) und beim FC Bayern konnte mit einem 2:2-Remis zwischenzeitlich auch noch ein mehr als achtbares Ergebnis eingefahren werden. Nach dem 11. Spieltag war der VfB Stuttgart mit einer Bilanz von sechs Siegen, vier Remis und nur einer Pleite Dritter.
Bis zur Winterpause geht’s bergab
Doch in der restlichen Hinrunde der Saison 1971/72 konnte Stuttgart nicht mehr an die guten Leistungen anknüpfen und es ging bergab. Mit Ausnahme des 4:0-Kantersieges bei Borussia Dortmund Mitte November konnte der VfB Stuttgart in den verbleibenden sechs Partien bis zur Winterpause nicht mehr gewinnen.
Dafür hagelte es gleich vier, teils deutliche Schlappen. 0:3 gegen den HSV, 1:4 beim 1. FC Köln oder 0:4 bei Fortuna Düsseldorf. Bis zur Winterpause war Branko Zebec mit dem VfB auf Rang neun abgerutscht.
Zuschauerschwund: VfB Stuttgart entlässt Branko Zebec nach Sieg
In der Rückrunde sollte es nicht besser werden. Die Ausbeute mit nur einem Sieg aus den ersten sieben Spielen nach der Winterpause fiel sehr dürftig aus. Die Luft für VfB-Trainer Branko Zebec wurde immer dünner, zumal er auch mit seiner defensiven Spielweise mehr und mehr die Zuschauer aus dem heimischen Neckarstadion vertrieb.
Nach dem 28. Spieltag kam es dann zur Trainerentlassung von Zebec, die sich längst angedeutet hatte. Zwar konnte der VfB Stuttgart sein Heimspiel gegen den MSV Duisburg mit 1:0 gewinnen, doch gerade einmal 2.500 Zuschauer verfolgten das Heimspiel der Schwaben. Der VfB-Anhang war der Defensivstrategie des Trainers überdrüssig. Und da der VfB Stuttgart als Neunter weiterhin im Mittelfeld herumdümpelte, lieferte Branko Zebec auch keine großen sportlichen Argumente, die für eine Weiterbeschäftigung sprachen.
Branko Zebec: Alkoholsucht kostete Trainerlegende das Leben
Nachfolger des am 18. April 1972 entlassenden Zebec wurde Karl Bögelein, der als Interimstrainer die Saison mit dem VfB Stuttgart beendete und Achter wurde. Zur Saison 1972/73 wurde dann Hermann Eppenhoff als neuer VfB Stuttgart Trainer verpflichtet.
Branko Zebec kehrte indes nach dem Aus beim VfB Stuttgart zunächst in seine kroatische Heimat zurück, wo er Hajduk Split übernahm. Doch 1974 kehrte der „Schleifer“ in die Bundesliga zurück und machte zwischen 1974 bis 1983 Trainerstation bei Eintracht Braunschweig, dem Hamburger SV, Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt. Am 26. September 1988 verstarb die Bundesliga Trainerlegende im Alter von gerade einmal 59 Jahren an den Folgen seiner Alkoholsucht, die ihn auch während seiner Trainerkarriere begleitete.
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