Bildquelle: CNN (Bild bearbeitet)
Zverev: Über US Open in Corona-Zeiten und wie ihn das Virus erwachsener machte
Alexander Zverev schlägt dieser Tage bei den kürzlich gestarteten US Open auf. Natürlich befindet sich auch das größte Grand Slam Turnier in New York im Corona-Würgegriff. Zverev gewährt im CNN-Interview Einblicke in das Leben in einer „Blase“ und berichtet über seine Erfahrungen. Zudem erklärt er, wie er durch Corona „erwachsener“ wurde.
Alexander Zverev ist bei den US Open ein gelungener Turnier-Auftakt geglückt. Deutschlands bester Tennisspieler nahm die Auftakthürde Kevin Anderson zwar mit etwas Mühe, doch der erste Sieg nach der langen Corona-Pause ist Balsam für die Seele. Mit 7:6, 5:7, 6:3 und 7:5 setzte sich Zverev gegen den Außenseiter aus Südafrika durch und bekommt es in der 2. Runde mit dem US-Amerikaner Brandon Nakashima zu tun.
US Open ohne Zuschauer: Zverev vermisst die Menge und Emotionen
Auch dieses Match wird wie das gesamte Turnier ohne Zuschauer stattfinden. „Natürlich vermissen wir die Menge“, erklärte Zverev im Interview mit CNN Sports stellvertretend für seine Kollegen. „Wir vermissen die Menschen, denn die Emotionen, die das Spielen vor 20.000 Fans hervorruft, werden wir dieses Jahr nicht erleben.“
Ohnehin ist bei den US Open 2020 alles anders als sonst. Aufgrund der Corona-Pandemie befinden sich die Spieler in einer Art Blase, so wie beispielsweise auch bei den Playoffs in der NBA gehandhabt wird. Die Turnierveranstalter haben die Spieler in offiziellen Hotels untergebracht, wobei jeder Spieler maximal zwei ständige Begleitpersonen in seinem Team haben darf. Für Familienmensch Zverev alles andere als leicht.
Alexander Zverev vermisst Familie
„Ich bin jemand, der die ganze Zeit mit der Familie reist, ich bin immer in der Nähe meines Vaters, meiner Mutter und auch meines Bruders, und sie sind alle nicht hier, was für mich etwas seltsam ist, so dass ich nur mit meinem Trainer und meinem Physiotherapeuten hierher gereist bin“, sagte der 23-Jährige im Interview welches er via Videostream aus seiner Privatsuite im Arthur-Ashe-Stadion gab.
„Keiner meiner Trainerstabs- oder Teammitglieder wollte hierherkommen, sie fühlten sich nicht sicher. Ich respektiere das, also habe ich sie nicht dazu gedrängt.“
Alex Zverev fühlt sich in New York sicher
Apropos Sicherheit. Alex Zverev fühlt sich in New York, dass eines der Corona-Hotspots in den USA war, gut aufgehoben und erklärte, wie bei den US Open die Sicherheit der Spieler und allen Anwesenden gewährleistet werden soll. „Wir werden getestet. Wir wurden in den ersten Tagen jeden zweiten Tag getestet, und jetzt jeden vierten Tag, und ich habe das Gefühl, dass sie einen großartigen Job machen, jeden zu testen und versuchen, es so sicher wie möglich zu machen.“
Doch nachdem der Franzose Benoit Paire positiv auf Corona getestet wurde, monierte Zverev an anderer Stelle, die fehlende Kommunikation der Organisatoren der US Open. Schließlich haben er und alle anderen Spieler zuerst über die Medien von dem Corona-Fall erfahren statt von den Veranstaltern.
Minigolf und Basketball als Zeitvertreib
Trotzdem: Alex Zverev scheint sich mit der ungewöhnlichen Situation auf der fast menschenleeren Anlage in Flushing Meadows gut zu arrangieren. Zumal es genügend Möglichkeiten für den Zeitvertreib zwischen den Matches und Trainingseinheiten gibt. „Auf dem Platz, wo normalerweise Millionen von Menschen sitzen, haben sie einen Minigolfplatz gebaut. Es gibt auch einige Basketballkörbe und viele Dinge nur für uns Spieler, was für uns eine einmalige Erfahrung ist.“
Für Zverev, der bei den US Open an Platz fünf gesetzt ist, könnte es bei diesem Grand Slam Turnier durchaus sehr weitgehen. Zumal mit Titelverteidiger Rafael Nadal und Roger Federer zwei absolute Welt-Stars im Tennis auf eine Teilnahme verzichtet haben. Bei den Damen sagten gar sechs der Top-Ten-Spielerinnen der Weltrangliste ab. Somit könnte für Zverev trotz Corona dieses Jahr ein äußerst erfolgreiches werden.
Erster Grand-Slam-Titel für Zverev?
Schließlich stand der 23-Jährige im Januar bei den Australian Open erstmals in einem Halbfinale eines Grand Slams. In New York könnte sich für den Weltranglistensiebten nun der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel erfüllen, wenngleich noch ein langer Weg auf den Hamburger wartet.
Und von seiner Topform ist Zverev, der in der Vorwoche bei den Western & Southern Open sein Auftaktmatch gegen Andy Murray verlor, noch weit entfernt. Was angesichts der aktuellen Corona-Umstände aber nicht weiter verwundert. Ohnehin hat Zverev durch die anhaltende Pandemie auch einiges gelernt.
Wegen Corona: „Bin disziplinierter und erwachsener geworden“
„Man lernt, dass Tennis am Ende des Tages nicht alles ist. Es gibt wichtigere Dinge und dass man sich wirklich um die Menschen kümmern muss, die um einen herum sind, die man liebt“, betonte Zverev und ergänzte: „Ich bin sozusagen allein nach Europa gereist, und ich war etwa eineinhalb, zwei Monate lang allein, ohne meine Eltern, ohne meinen Bruder, ohne irgendjemand anderen, und man lernt einfach die kleinen Dinge mehr zu schätzen.“
Und weiter: „Ich glaube, ich bin disziplinierter geworden ... Ich musste wirklich in gewisser Weise erwachsen werden, denn ich musste mich selbst trainieren, ich musste mein tägliches Leben selbst durchlaufen, einkaufen gehen, Lebensmittel, alles, ich musste selbst tun, was ich früher nie getan habe.“
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